(1) Hamburger Abendblatt, 3.6.2000: "Nach Charaktertest: Kampfhunde sollen sterben". Dem Bericht zufolge waren zu diesem Zeitpunkt schon die ersten zwei Hunde "durchgefallen" und sollten - vorbehaltlich der Zustimmung des Amtstierarztes - in den nächsten Tagen getötet werden. Mit zwei weiteren "durchgefallenen" Hunden sollte der Test wiederholt werden. - Im HA vom 5. Juni wurde einer der Tests beschrieben: "Ein fremder Pfleger führt den Hund mehrmals über eine Wiese, auf der ihm ein anderer Hund entgegenkommt. Greift der zu testende Hund den anderen nicht an, hat er bestanden. Anderenfalls bekommt er eine zweite Chance. Reagiert er wieder aggressiv, wird er als nicht resozialisierbar eingestuft." - Aufgrund eines solchen Tests müssten wahrscheinlich allein in einer Stadt wie Hamburg einige Tausend privat gehaltene Rüden mit hohem Konkurrenzverhalten gegen andere Rüden sofort getötet werden! Entweder hat das HA - freilich wieder einmal unwidersprochen - den Ablauf des Tests ganz falsch verstanden und dargestellt, oder dieser Test ist in der Praxis des Tierheims Süderstraße wirklich zu einer makabren Persiflage und zum schieren Humbug entartet.
(2) Hamburger Morgenpost, 22.1.2000. Laut Poggendorf: "Ohnehin könne nur die Hälfte der Kampfhunde vermittelt werden. Der Rest sei im 'Wesen so gestört', daß Tierärzte und Amtsveterinäre bei einigen Hunden über die Einschläferung nachdenken."
Hamburger Abendblatt, 27.12.1999. Laut Poggendorf: Gut die Hälfte der im Tierheim untergebrachten 50 Pitbull-Terrier sei "nicht mehr resozialisierbar".
(3) BILD, 25.4.2000. Poggendorf: "Ich nehme mal das Beispiel Pitbull. Bei den meisten klappt es nicht, sie wieder hinzukriegen. Es gelingt bei höchstens einem Drittel."
(4) BILD, 16.5.2000. Poggendorf: "Wir haben 90 Kampfhunde, 80 davon sind nicht zu vermitteln. Sie nehmen uns den Platz für andere Hunde weg."
(5) Hamburger Abendblatt, 16.5.2000. "Von den 270 im Tierheim untergebrachten Hunden müssen bis zu den Sommerferien mindestens 50 vermittelt werden. Anderenfalls besteht der Aufnahmestopp für Hunde im Tierheim weiter. Poggendorf: 'Wir wollen nicht gezwungen sein, einige dieser Hunde einschläfern zu müssen.'"
(6) Poggendorf gegenüber dem Hamburger Abendblatt vom 20.4.2000: "Von den 2500 Hunden, die wir jährlich aufnehmen, sind 400 Pitbulls." - Ebenso dpa vom 9.5.2000 auf Grundlage eines Hintergrundgesprächs mit Poggendorf: "400 Pitbulls werden jährlich im Tierheim Hamburg aufgenommen."
(7) Gegenüber der Hamburger Morgenpost, 22.1.1999. Zur weiteren Entwicklung: Im September 1999 nannte Poggendorf die Zahl 50 - das seien doppelt soviel wie ein Jahr zuvor. (Hamburger Morgenpost, 29.9.1999). Im Januar 2000 gab er die Zahl der "Kamphunde" mit 60 an (WELT, 5.1.2000) und ebenso einen Monat später, im Februar (WELT, 14.2.2000). Anfang Mai 2000 brachte er erstmals die Zahl 90 ins Spiel. (z.B. Hamburger Abendblatt, 6.5.2000)
(8) Hamburger Abendblatt, 10.5.2000.
(9) Hamburger Morgenpost, 22.1.1999.
(10) Hamburger Abendblatt, 5.6.2000
(11) Hamburger Morgenpost, 5.6.2000.
(12) Dpa, 5.6.2000, 14.59 Uhr.
(13) Die Berliner Morgenpost gab am 20.4.2000 die Angabe von Frau Ruff wieder, im Lankwitzer Tierheim gebe es zur Zeit 50 "Kampfhunde"; vor einem Jahr seien es 80 gewesen. Am 6.6.2000 sprach die BM unter Berufung auf Frau Ruff sogar nur noch von 30 bis 40 "Kampfhunden" in Lankwitz.
(14) BILD, 6.5.2000 und 17.4.2000. Dort wurde Poggendorf unwidersprochen mit folgenden Sätzen zitiert: ""Die Hamburger Hundeverordnung ist Augenwischerei, die Amtstierärzte sind doch jetzt schon völlig überfordert. Ich fordere Maulkorb- und Leinenzwang für alle Pitbulls, außerdem die Zwangskastration und eine Zwangs-Haftpflichtversicherung. Verstößt der Pitbull-Halter gegen die Gesetze, muss er gleich zu 5000 Mark Strafe verdonnert werden."
(15) Hamburger Morgenpost, 6.6.2000.
(16) "1999 seien etwa 100 Hunde getötet worden. In diesem Jahr bislang annähernd die Hälfte. Einen neuen Charaktertest, der Auskunft über das Aggressionspotential des einzelnen Vierbeiners gebe, wende das Berliner Tierheim im Gegensatz zu den Hamburger Kollegen jedoch nicht an. Wenn der Hund seinen Pfleger anfalle, selbst bei der Fressnapfgabe zuschnappe und sich nicht anleinen lasse, könne er nicht vermittelt werden. 'Wir können uns eine Schlagzeile "Tierheim-Hund beißt Kleinkind" einfach nicht leisten, argumentiert die Sprecherin." (Berliner Morgenpost, 6.6.2000)
(17) Gegenüber der Nachrichtenagentur ddp erging sich Poggendorf am 8. Oktober 2000 (anlässlich des Tags der Offenen Tür im Tierheim) in folgender Klischee-beladenen Tirade gegen die Besitzer sogenannter Kampfhunde: "Diese Hunde hätten keine Berechtigung in der Gesellschaft. Dazu komme, dass viele Halter diese Macht noch demonstrativ zur Schau stellten. Sie verhinderten nicht, dass ihre Hunde Passanten belästigten oder gefährdeten. Die Haltung der Tiere sei größtenteils sehr schlecht. Tierquälerei bis hin zum sexuellen Missbrauch sei an der Tagesordnung." (Hervorhebungen vom Autor)
(18) Schon damals versicherten Tierheim-Insider hinter vorgehaltener Hand, dass die von Poggendorf öffentlich genannten Zahlen über 40 bis 50 Beißvorfälle mit "Kampfhunden" im Tierheim viel zu hoch seien. Das bestätigte der HTV -Vorstand am 12. Februar 2001 in einem Brief an den Autor. Dort wurden lediglich fünf schwere Beißvorfälle einzeln angesprochen, von denen aber nur zwei ausdrücklich Pitbulls zugeordnet wurden. Zumindest bei einem der in dem Vorstandsschreiben erwähnten Vorfälle - ein Mann, dem ein Finger abgebissen wurde - war das beteiligte Tier kein "Kampfhund" im Sinne der Hamburger Hundeverordnung, sondern ein Rottweiler. (Schilderung des Vorfalls in BILD vom 17.4.2000). Der Gebissene war kein Tierpfleger, sondern ein Vermittlungs-Interessent, der den Hund probeweise im Tierheim-Gelände ausführte und der den Hund - nach damaliger Schilderung Poggendorfs - durch unsachgemäß harte Behandlung gereizt hatte. Eine bei den im Vorstandsbrief erwähnten schweren Vorfällen verletzte Frau war gleichfalls keine Tierpflegerin, sondern die Gattin oder Freundin des Hundebesitzers, die - nach Poggendorfs damaliger Schilderung - trotz Abraten der Pflegerin auf eigene Verantwortung in den Zwinger gegangen war, weil sie den Hund, einen Pitbull, im Auftrag des inhaftierten Besitzers aus dem Tierheim abholen wollte. Damit verringert sich die Zahl der schweren Zwischenfälle, von denen Tierheim-Angestellte betroffen waren, auf höchstens drei; nur an einem war ein Pitbull beteiligt.
Darüber hinaus gab der Vorstand in seinem Schreiben an den Autor die Zahl sämtlicher "leichten bis mittelschweren Körperverletzungen durch Hundebisse" (unabhängig von der Rasse) im Tierheim für den Zeitraum 1999 und erste Jahreshälfte 2000, also für anderthalb Jahre, mit ca. 40 an. Das ergibt umgerechnet auf ein Jahr ungefähr 27. Wieweit die beteiligten Hunde den in Hamburg so genannten Kategorien I oder II angehörten, also "gefährliche Hunde" ("Kampfhunde") im Sinne des Gesetzes waren, teilte der HTV - Vorstand nicht mit. Anscheinend gibt es über die "leichten bis mittelschweren" Vorfälle im Tierheim keine nach Rassen spezifizierte Statistik.
(19) Die meisten Tiere müssen eingeschläfert werden. - 400 Pitbulls werden jährlich im Tierheim Hamburg aufgenommen."
Tierheim-Insider wussten schon damals, dass die von Poggendorf genannte Zahl 400 bei weitem zu hoch war. Ich habe in mehreren Veröffentlichungen unwidersprochen diese Zahl ins Reich der Fabeln verwiesen. Im Rechenschaftsbericht des HTV -Vorstands zur Mitgliederversammlung im November 2000 wurde dann die Zahl der 1999 aufgenommenen "Kampfhunde" plötzlich nur noch, scheinbar sehr exakt, mit 196 angegeben. Die Differenz zu der früher von Poggendorf allein für die Pitbulls genannten Zahl beträgt also 204.