Ausgabe 02/2007
März + April 2007

Terriermischling Nipper ...

... oder die Geschichte des bekanntesten Markenzeichens der Welt

Quelle: Wikipedia

Der kleine weiße Terrier-Mischling Nipper mit den dunkelbraunen Ohren, der weder einen guten Schuss Foxl- noch eine tüchtige Portion Bullterrier-Blut verleugnen kann, lebte von 1881-1895 in England. Sein Konterfei - der Hund, der vor dem Grammophon mit leicht schief gehaltenem Kopf "der Stimme seines Herrn" lauscht, avancierte, unter der Bezeichnung "His Masters Voice" zum bekanntesten Markenzeichen der Welt.

Kurze Geschichte der Tonaufzeichnung

"His Masters Voice" ist aufs engste verbunden mit der Geschichte der mechanischen Tonaufzeichnung, die im Jahr 1877 mit der Erfindung des sogenannten Phonographen durch Thomas Alva Edison begann. Der deutschstämmige Emil Berliner verbesserte das System, indem er im Jahr 1888 das Grammophon und gleichzeitig die Schallplatte erfand. Seine geniale Idee, mittels einer Nadel Schallschwingungen in eine geätzte Zinkplatte zu ritzen und auf diese Weise Töne aufzuzeichnen, wurde fabrikreif, nachdem die Schellackplatte geboren war. Diese wurde über Nacht ein Hit, und bereits um das Jahr 1910 herum verkauften deutsche Plattenhändler circa drei Millionen dieser schwarzen Scheiben jährlich.

Nippers (wahre) Biographie

Nipper wurde im Jahr 1884 in Bristol in England geboren und dort als Streuner aufgegriffen. Er erhielt seinen Namen auf Grund seines Hangs, Besucher in die Beine zu zwicken (englisch: to nip). Nach dem Tod seines ersten Besitzers, des Bühnenbildners Mark Barraud, im Jahr 1887, nahm ihn dessen jüngerer Bruder, Francis Barraud, zu sich nach Liverpool.

Seine letzte Zeit bis zu seinem Tod im September 1895 verbrachte er bei der Witwe seines ersten Herrns in Kingston-upon-Thames in Surrey. Ein echter Terrier, frönte er mit Leidenschaft der Rattenjagd und besaß auch eine Vorliebe für die Fasanen in Richmond Park. Seine Kämpfernatur zeigte sich auch darin, dass er keinem Kampf mit anderen Rüden aus dem Weg ging. An seinem Begräbnisort, in einen Garten in Kingston-upon-Thames, erinnert eine Gedenktafel an den berühmtesten Terrier Englands.

Eine erfundene kleine Geschichte

Eines Abends im Jahr 1887 machten es sich der englische Bühnenbildner Mark Barraud und sein kleiner Terriermischling Nipper in Bristol in England, wie jeden Abend, vor dem Grammophon bequem. Wie jeden Abend legte Barraud die Schellack-Platte mit dem sentimentalen Song "After the Ball", gesungen von Dan Donovan, auf. Als das Lied zu Ende war, war auch das Leben von Mark Barraud vorbei. Plötzlich, früh und schnell hatte ihn der Tod ereilt.

Der kleine Nipper ging in den Besitz von Barrauds Bruder, dem Maler Francis Barraud, aus Liverpool über. Ein typischer Einmann-Hund, saß Nipper verstört in einer Ecke von dessen Atelier und trauerte. Als dieser aber auf seinem Grammophon "After the Ball" auflegte, kam plötzlich Leben in den kleinen Trauerkloß: Nipper setzte sich vor den Schalltrichter, drehte Köpfchen und Öhrchen und lauschte andächtig in die Öffnung auf die Stimme, die er so oft bei seinem ersten Herrn gehört hatte und die er – angeblich – für die Stimme seines verstorbenen Herrn hielt.

Diese Geschichte ist zwar frei erfunden, diente aber als sehr werbewirksame Rührstory, welche das Markenzeichen "His Masters Voice" und den Terriermischling Nipper weltberühmt machte.

Die (wahre) Geburt von "His Masters Voice"

Quelle: Wikipedia

In Wirklichkeit hatte Francis Barraud im Jahr 1899 einen Entwurf für ein Werbeplakat gemalt. Es zeigte ursprünglich einen Hund, der in einen Phonographen lauschte. (Später wurde der Phonograph durch ein Grammophon ersetzt.) Da Francis Barraud des öfteren amüsiert Nipper dabei beobachtet hatte, wie er, vor dem Schalltrichter sitzend, den Kopf leicht schräg und die Öhrchen angehoben, konzentriert in das große Loch lauschte, aus dem die Töne kamen, inspirierte ihn dies zu der Idee mit dem lauschenden Hund vor dem Phonographen, wobei ihm Nipper als lebendes Modell diente.

Die Reklamemenschen der Grammophone Company Ltd. erfanden dann später die Mär vom treuen Terrier, der der Stimme seines verstorbenen Herrn lauscht und tauften das Logo "His Masters Voice". Unter dieser Bezeichnung avancierte das Signet in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum bekanntesten Markenzeichen der Welt.

Das Originalgemälde von Francis Barraud hängt heute in der Firmenzentrale der Grammophone Company-Rechtsnachfolgerin Electric and Musical Industries Ltd. (EMI) im englischen Hayes.

Die Geschichte des Nipper-Logos

Barraud nannte seine Originalzeichnung, die er am 11. Februar 1899 vollendete, "Hund, der in einen Phonographen schaut und lauscht". Er bot es zuerst der Edison and Bell Phonographe Company zum Kauf an, die jedoch keinerlei Interesse zeigte. Ihr gerade erst gegründeter Konkurrent, die Gramophone Company Ltd., dagegen war begeistert und verlangte lediglich, dass der Phonograph durch ein Grammophon mit Messingtrichter ersetzt wurde. Man orderte bei Barraud sogar gleich noch zwei weitere Kopien des gleichen Motivs und erwarb schließlich die Copyright-Rechte für den Titel "His Masters Voice", der im Jahr 1910 als eingetragenes Warenzeichen registriert wurde. Emil Berliner (1851-1928) erwarb im Jahr 1900 die Copyright-Rechte für "His Masters Voice" und nahm das Logo mit nach Amerika. Er gründete in den USA die Gramophone Company und später, als deutsche Niederlassung, die Deutsche Grammophon-Gesellschaft sowie die British Gramophone Company, aus der später die EMI hervorging.

Quelle: Wikipedia

Als Werbefigur trat Nipper seinen, bis heute ungebrochenen, Werbezug durch die ganze Welt an – oft kopiert und nie erreicht. Sein Konterfei prangt nicht nur auf Plattenlabeln und Werbevignetten, sondern auch auf Postern, Postkarten, Blechschildern, Wanduhren, Schlüsselanhängern, Aschenbechern, Briefbeschwerern, Magneten, Spiegeln, Trinkbechern, Bleistiftspitzern, Anstecknadeln, Serviertabletts und dergleichen mehr.

Sein unsterbliches Konterfei begegnet uns in Figuren aus Gips, Keramik, Metall, Plastik, Gummi und Pappmaché, ja, sogar in Salz- und Pfefferstreuern im Nipper - Look. Ein wahrer Markt an "Nipperabilia" ist, vor allem in Amerika, entstanden, der jedes Sammlerherz höher schlagen lässt. Obwohl die Glanzzeit des Logos in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lag und ihm in der Zwischenzeit andere Signets versuchten, den Rang streitig zu machen, ist die Bekanntheit des kleinen Hundes vor dem Schalltrichter bis heute unerreicht. Nach wie vor gehört das Signet zu den "Top Ten"-Markenzeichen der Welt. Und auch im Zeitalter der CD ziert "His Masters Voice" noch immer Labels wie zum Beispiel die CD-Klassik-Serie mit dem Namen "Nipper Collection" der Firma EMI.

Valeria Slembrouk

Nachsatz: Dieses Label hat sich gelohnt, denn die neu gegründete Gramophone Company kaufte Francis Barraud das Bild, inklusive Copyright, 1899 für insgesamt 100 Pfund ab, um es in ihren Zeitungsannoncen zu verwenden. Bedingung war allerdings, dass der ursprünglich dargestellte Edison-Phonograph durch ein Berliner-Grammophon übermalt wurde.