Ausgabe 03/2009
Juni + Juli 2009

 

Boerboel, ....

Wach – und Schutzhund aus Südafrika

 

Vieles wurde über die Entstehung der Rasse geschrieben. Fest steht, dass der Boerboel seinen Ursprung in Südafrika hat

 

Wenn man vom „Kap der guten Hoffnung“ redet, müsste man als erstes die Portugiesen nennen, da sie als alte Seefahrernation das Kap als erstes entdeckten  jedoch diesen strategisch wichtigen Punkt nicht weiter ausbauten oder  nutzten.

 

Der „Fila – Typ“

Dies taten schließlich die Holländer. Namentlich erwähnen muss man hier den ersten Kap-Verwalter Jan van Riebeck aus Holland, der als Kaufmann bei der Ostindischen-Company den Auftrag bekam, eine Festung, eine Vegsstation und ein Krankenhaus am Kap der Guten Hoffnung aufzubauen. 

Am 06. April 1652 erreichten die ersten zwei von insgesamt fünf Schiffen die Tafelbergbucht. Sein Vorschlag, Bauern in der Umgebung von Kapstadt anzusiedeln, fand regen Zuspruch. In erster Linie kamen die Siedler (Freibürger, Bauern) aus Holland, Belgien, Frankreich (Hugenotten) und Deutschland.

 

 

Später aber auch aus Spanien und Portugal teilweise auch aus Brasilien. All jene, die ans Kap kamen, brachten ihre besten Hunde mit.  Hunde die die lange und strapaziöse Überfahrt nicht überlebten, wurden  bei Landgängen gegen einheimische Hunde ersetzt. Diese mittelgroßen bis großen kräftigen Hunde, hatten in erster Linie die Aufgabe, die Herden, Farmen und Familien zu schützen.

Teilweise wurden sie auch für die Jagd eingesetzt. Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Kreuzungen der einzelnen „Hunderassen“, auch mit den einheimischen Hunden der Hottentotten, die sich bereits schon sehr gut an das Leben in Afrika angepasst hatten. Durch diese Kreuzungen bekamen die Hunde immer wieder neue frische Gene, was auch mit Sicherheit dazu beigetragen hat, dass diese Hunde durch diesen breit gefächerten Genpool kaum krank waren.

 

Leider ist dies heute bei vielen Rassehunden durch die praktizierende Linienzucht (Inzucht und Inzestzucht) nicht mehr der Fall. Mittlerweile gibt es bereits nachweislich 450 Erbkrankheiten.

Im Jahre 1938 wurden die ersten Bull Mastiffs zur Bewachung der Diamantminen nach Südafrika importiert. Auch diese verpaarten sich wieder mit den bereits vorhandenen Hunden. Seit 1955 sind diese Kreuzungen in Südafrika als Boerboel bekannt. Von denen einige bei Herrn Dirk van Niekerk zu finden waren.

Ebenso wie bei den bereits verstorbenen Herrn Kotie Truter bei Witkoppe und Jaap van Niekerk aus Dwarsspruit, die diese „Rasse“ ebenfalls schon züchteten.

 

Eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Boerboelzucht spielte auch Herr Johan de Jager aus Utrecht (Natal), der im Jahre 1960 mit der Boerboelzucht begonnen hat. Er war auch derjenige, der die Initiative ergriff und sich für die Gründung der SABT (South African Boerboel Telersvereniging) einsetzte. Das erste Mal wurde der Boerboel im Jahre 1995 in Europa, auf der Welthundeausstellung in Brüssel (Belgien) der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

 

Am 18. Juni 1995 fand die erste Bewertungsschau in Venlo (Holland) statt. Im Herbst 2002 wurde der Boerboel das erste Mal in Deutschland  präsentiert. Ein Jahr später fand in der Nähe von Ludwigshafen die erste Bewertungsschau statt.

Zusammengefasst kann man sagen, dass der Boerboel aus den Kreuzungen verschiedenartiger Bauernhunde, Metzgerhunde, Hirtenhunde und Jagdhunden hervorgegangen ist.

Seine Aufgaben bestanden damals wie heute darin, die Grundstücke, Herden, Farmen und Familien zu schützen. Leider wird diese in erster Linie als reine Wach- und Schutzhund gezüchtete Hunderasse auf sehr vielen südafrikanischen und europäischen Internetseiten als „lieber Familienhund“ angepriesen, die dafür gezüchtet wurden, um auf Kinder aufzupassen oder, dass sie sich mutig und furchtlos dem Eindringling ohne Aggression entgegenstellen sollen usw. Diese angedichteten Eigenschaften sind kynologisch gesehen nicht haltbar und dienen letztendlich nur dem einen Zweck möglichst viele Welpen an den Mann bzw. die Frau zu bringen.

Bedenkt man, dass sich diese Hunde in Südafrika Löwen, Hyänen oder Leoparden ebenso  entgegenstellen mussten, wie den Dieben, die versucht haben, in die Farmen und Häuser einzudringen, so können die beschriebenen Charaktereigenschaften nicht zutreffen. In den meisten Fällen hätten diese Hunde und auch ihre Besitzer ihr Leben verloren, wenn sich die Hunde mutig und furchtlos, noch dazu ohne Aggression einem Rudel Löwen oder Hyänen, oder den Dieben, die in die Farmen einbrechen wollten gegenüber gestellt hätten. Viel mehr so glauben wir, und dies hat uns auch Herr Gerd Leder, einer der besten Rassespezialisten bestätigt, wurde der Boerboel danach ausselektiert allen Fremden gegenüber misstrauisch, vorsichtig und wachsam zu sein. Bei dem geringsten Anzeichen einer potentiellen „Gefahr“ sollte er sofort anschlagen. Was man auch in seiner niedrigen Reizschwelle wieder findet. Durch dieses Misstrauen und die niedrige Reizschwelle würde der Boerboel in Europa als charakterschwach bezeichnet werden. In Südafrika war und ist dieses Verhalten überlebenswichtig.

 

 

Unsere Charakterbeschreibung:

Die Südafrikaner besitzen einen starken Eigensinn mit einem ausgeprägten Wach und Schutzinstinkt. Sie haben eine niedrige bis max. mittlere Reizschwelle. Teilweise ist auch ihr Jagdverhalten (Jagdtrieb) mehr oder weniger stark ausgeprägt. Sie bauen eine enge bis sehr enge Bindung zu ihrer Familie auf. Fremden gegenüber sind sie sehr misstrauisch, wachsam, teilweise auch aggressiv.

Haltungsvoraussetzungen:

Gut geeignet wären unserer Meinung nach Menschen, die schon über mehrjährige Hundeerfahrung mit Gebrauchs - (Rottweiler, Riesenschnauzer, Dobermann…usw.) Listen - ( Dogo oder Presa Canario, Alano,..usw) oder Hirtenhunden (Mastin Espanol, Rafeiro do Alentejo, Kaukasen,  usw.) sammeln konnten.

 

 

 

Haltungsbedingungen:

Gut geeignet wären unserer Meinung nach Einfamilienhäuser mit gut  gesichertem Grundstück, Einsiedlerbauernhöfe, gut abgesicherte Firmengelände, usw., die es zu bewachen und zu beschützen gilt. Bedingt geeignet sind Doppelhaushälften mit kleinem Grundstück in dicht besiedelten Gebieten.

Bilder und Text:

Rudi Kainer

www.bavarian-boerboel.com