Ausgabe 02/2011
April - Juni 2011


Ein kleiner Video ...

Oder Alles halb so schlimm!

Eigentlich habe ich mir diesen Artikel ganz einfach vorgestellt. Wir bekommen einen Film und ich „mache“ einen Text dazu. Immer schön drauf gehauen auf die Verantwortlichen, denn was dieser Film zeigt, ist erstens „starker Tobak“ und zweitens sollten gerade in Deutschland einige endlich mal darüber nachdenken, was sie den Hunden und deren Besitzern antun, denen sie Welpen verkaufen, die Erbträger von Epilepsie sind.

Im Jahre 2002 schrieb ein Do-khyi Besitzer:

„ ... Der Umstand, dass es seit wenigen Wochen Erkenntnisse darüber gibt, dass in den vergangenen Jahren in unverantwortlicher Weise und durch offenbar bewusste ( zumindest wissentliche ) Verpaarung von Epilepsie tragenden Hunden die gesamte in Europa vorhandene Population erheblich gefährdet ist …( hat) uns sehr betroffen gemacht.

Derzeit sind uns weltweit insgesamt 36 Fälle definitiv an Epilepsie erkrankter Hunde bekannt. Teilweise wurden die Tiere zwischenzeitig eingeschläfert. In den vergangenen Jahren wurden allein von einem uns bekannten  „augenscheinlich sehr schönen" Rüden ca. 80 Nachkommen gezeugt, welche Träger des Gens sind, teilweise bereits in dritter Generation. Besagter Rüde hat weltweit gedeckt - bis in die USA. Auch die holländischen, englischen , deutschen u. viele andere Linien sind stark frequentiert. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein und stellt offenbar nur die Spitze des Eisberges dar!“

Eigentlich eine deutliche Warnung und ein Grund, schnell zu handeln. Sinngemäß schreibt aber dieser Do-khyi Besitzer, im deutschen Club sei man offensichtlich der Meinung, es würden Käufer nur verunsichert und man schade der Rasse und den Züchtern, wenn man dieses Problem zu sehr aufbausche. Und weiter sei man der Meinung, die Population der Nachbarländer gehe uns in Deutschland nichts an, bzw. man müsse wegen ein paar kranker Hunde nicht so einen Wirbel machen. Im Übrigen sei schon jahrelang bekannt, dass bestimmte Hunde Epilepsie vererben. 

Logisch dann auch die Handlungsweise, denn diese Hunde zur Zucht zu sperren, konnte man sich in Deutschland nicht entschließen.

Beim Schreiben meines Portraits über den Do-khyi habe ich mich damals lange und ausführlich mit dem ehemaligen Vorsitzenden des Schweizer Clubs Thomas Wechsler unterhalten und an ihn habe ich mich  erinnert. Thomas lebt leider nicht mehr, aber der Club hat einen Zuchtverantwortlichen, den ich anrief in der Hoffnung, seriös beraten und informiert zu werden.

Benjamin Furter ist seit 2004 als Veterinärmediziner Verantwortlicher des Zuchtwesens. Er hat sich sehr bemüht, mir zu helfen und mir zu erklären, warum in der Schweiz seit 2003 kein Wurf mehr gefallen ist, dafür danke ich ihm sehr.

Und dann kommt eigentlich schon das Ende dieses Artikels mit der folgenden Mail, nachdem ich auch noch einige Links zum Thema aus der Schweiz bekam:

„ ... Hallo Herr Furter,

quergelesen komme ich zu dem Ergebnis, dass mir die Kenntnisse fehlen, um einen sinnvollen Artikel zu schreiben. Aber Sie haben mir sehr geholfen, indem Sie das übliche schwarz/weiß Denken auch von mir in Frage stellen mit diesen Texten. Es wäre sehr nett, wenn Sie mir immer mal wieder mitteilen würden, wieweit der Aufbau neuer Linien in Ihrem Club vorankommt.

Noch mal herzlichen Dank und herzliche Grüße

Hartmut Deckert“

Die Antwort veröffentliche ich, weil sich daran ein Appell richten soll:

„ ... Hallo Herr Deckert,

... Zu viele schreiben leider von Dingen, die sie nicht genügend verstehen - manchmal auch mit einem extrem überzeugten Auftreten.

Es ist sicher wichtig, dass auf die Probleme (wie "vererbte" Epilepsie)  aufmerksam gemacht wird. Hier leisten Sie auf ihrer Homepage einen wertvollen Beitrag.

Es ist mir sehr wichtig, dass man sich von dem schwarz/weiss Denken löst. Alles "biologische" ist viel zu komplex als das man es mit diesem so vereinfachten Denken beschreiben könnte. Man muss in der Hundezucht wohlüberlegte Kompromisse (und Risiken) eingehen - davon bin ich überzeugt...

Den Züchtern die etwas anderes behaupten unterstelle ich, dass sie entweder zu wenig von Genetik verstehen oder nicht ehrlich sind ;-)

Ich werde gerne Informationen an Sie weiterleiten, wenn ich welche zur Verfügung habe.

Freundliche Grüsse,

Beni Furter

Und dazu meine Bitte an unsere Leserschaft, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Vielleicht hilft das nicht nur mir, sondern auch Betroffenen, egal auf welcher Seite sie stehen.

Ob wir Leserbriefe bekommen, Links oder Artikel, wir werden alles veröffentlichen.

Bleibt mir zu guter Letzt, mich bei Bruno Horn für die Genehmigung zur Veröffentlichung des Filmes zu bedanken. Es gehört sicher auch eine Portion Mut und Überwindung dazu, seinen eigenen Hund – einen großen Schweizer Sennehund -  so anderen Menschen zu zeigen. Bruno sagt, das müsse so sein, denn Epilepsie ist kein kleiner Schnupfen, oder ein „Kavaliersdelikt“. Epilepsie ist eine fast immer tödliche Krankheit, wenn sie einmal ausbricht.

Vor seinen Ansichten habe ich sehr viel Respekt und daher wünsche ich mir ein reges Echo auf diesen Film.

Hartmut DeckertCounter