Ausgabe 02/2006
Februar 2006

Georgien,

Land zwischen dem Großen und dem Kleinen Kaukasus

2. Teil

Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Die Wirtschaft Georgiens

Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. wurden in Georgien Waffen geschmiedet und in andere Länder exportiert. Im Kaukasus wurde nämlich Gold und Silber, sowie Eisen und Kupfer abgebaut. So stellten georgische Handwerker Waffen her, mit denen Griechen und Trojaner kämpften.

Im vergangenen Jahrhundert konzentrierte sich die georgische Wirtschaft auf den Tourismus am Schwarzen Meer und auf die Landwirtschaft. Hier besonders auf den Anbau von Zitrusfrüchten und Weinbau.

Es gibt einen relativ kleinen industriellen Sektor, der Metalle, Maschinen, Chemikalien und Textilien produziert. Landwirtschaftliche Produkte sind die berühmten Weine.

Restauration eines Teppichs
Foto: Hans-Heiner Buhr
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Wikipedia schreibt über die Wirtschaft:

"Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlitt Georgien von allen Sowjetrepubliken den schwersten Wirtschaftskollaps. Im Dezember 1990 verhängte Russland eine Wirtschaftsblockade über Georgien. Bürgerkriege und Unabhängigkeitskämpfe verschärften die Krise. Das Produktionsvolumen rutschte bis 1994 auf ein Viertel des Niveaus von 1989. Die Arbeitslosigkeit in Tiflis stieg auf 40 %.

Hilfe vom Westen kam erst 1995, als der Internationale Währungsfonds (IWF) und Deutschland Georgien Kredite gewährten. Zwischen 1995 und 1997 stieg das Produktionsvolumen auf etwa 30 % des Niveaus zu Sowjetzeiten; bis 2001 erreichte es etwa 35 %. Georgiens größter Außenhandelspartner ist die Türkei, dahinter folgen Russland, Aserbaidschan und die Bundesrepublik Deutschland (Stand 2002).

Im Oktober 1995 wurde der Lari (GEL) mit Unterstützung des IWF und der Weltbank als neue Währung Georgiens eingeführt. Bis zur Abwertung 1998 war die Währung stabil zum USD (1:1). Der Lari ist frei konvertierbar.

Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Georgien setzt seine Hoffnungen für eine wirtschaftliche Erholung auf die Entwicklung eines internationalen Transport-Korridors durch die Schwarzmeerhäfen Poti und Batumi sowie eine große Ölpipeline vom aserbaidschanischen Baku über Tiflis nach Ceyhan in der Türkei, die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC)."

Die BTC ist 1.760 km lang und sorgt dafür, daß Erdöl auf dem Kaspischen Meer ans Mittelmeer gepumpt werden kann. Der Bau geht auf eine Initiative westlicher Ölkonzerne zurück, die sich den Zugang zum kaspischen Öl ohne die Einflussnahme Russlands und des Iran sichern wollte. Die Pipeline ist nicht unumstritten, weil sie durch Naturschutzgebiete führt und es in der Region Erdbeben sowie die Gefahr von Anschlägen gibt. Sie wird Ende 2005 in Betrieb gehen. Die Baukosten lagen bei rund 4 Milliarden Dollar, federführend beim Bau war die BP.

Religion

Das Land ist seit dem Jahre 337 christlich orientiert. Auch zur Religion finden sich bei Wikipedia Hinweise:

"Georgien ist ein christlich orientiertes Land. 75 % der Bevölkerung gehören der autokephalen Georgischen Orthodoxen Apostelkirche an. Sie genießt Verfassungsrang und muss keine Steuern zahlen.

Zugleich leben in Adscharien rund 376.000 Georgier, die unter osmanischer Herrschaft zum muslimischen Glauben konvertiert sind. 11 % der Einwohner Georgiens sind Muslime. 14 % verteilen sich auf die Religionsgemeinschaften der Armenier, Katholiken, Protestanten und Juden." 

Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Klöster und Kirchen

In Georgien mit nur insgesamt rund 70.000 Quadratkilometern Fläche gibt es mehr als 4.000 Baudenkmäler, die zwischen dem 5. Jahrhundert v. Ch. und der Mitte des vorigen Jahrhunderts entstanden. Das mit Abstand größte Kontingent stellen die christlichen Bauten, obwohl im Laufe der Eroberungen und Kriege gerade diese immer wieder zerstört wurden.

Einige dieser sakralen Bauten sind:

Swetizchoweli
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Swetizchoweli Wie auch andere zahlreiche Klöster wurde Swetizchoweli mehrmalig zerstört. Die erste, im 4. Jahrhundert, erbaute Kirche der Anlage in Mzcheta wurde im 11. Jahrhundert durch einen Kreuzkuppelbau ersetzt. Dieses Bauwerk ist bis heute ein Schmuckstück georgischer Baukunst und eines der wichtigsten Gotteshäuser Georgiens.

Dshwari - Kirche
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Die Dshwari-Kirche steht auf einer über Hunderte von Metern abfallenden Felswand wenige Kilometer südlich von Tiflis. Die Kirche ist eines der am besten erhaltenen Denkmäler frühgeorgischer Baukunst.

Wenige Kilometer entfernt von Swetizchoweli befindet sich auf einem Hügel die Klosteranlage von Schiomgwime. Ihre Grundsteinlegung war im 6. Jahrhundert, angeblich von einem der 13 syrischen Prediger, nämlich Schio.

Schiomgwime
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten zählt das Höhlenkloster Uplisziche. Eigentlich ist es eine ganze unterirdische Stadt, mit einem Handwerks- und Handelsviertel, Kirchen und einem Palast. Uplisziche liegt 12 km von Gori entfernt am Nordufer der Mtkwari. Das Alter dieser Höhlenstadt wird auf 3.000 Jahre geschätzt. Die letzten Bewohner verließen sie im 18. Jahrhundert.

Höhlenkloster Uplisziche
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Wardsia befindet sich im Süden, in der Provinz Meßcheti und ist ebenfalls ein Höhlenkloster, zu dessen Blütezeit lebten hier bis zu 800 Mönche. Wasser erhielten sie aus einem riesigen Reservoir, das aus Mineralquellen im Innern des Berges gespeist wurde.

Wardsia
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Ikalto "Die Geschichte des Klosters reicht bis ins 6. Jahrhundert zurück. Der Grundstein zur Kirche wurde auf dem Gelände des Klosters im 8. Jahrhundert gelegt. Im 10. und 11. Jh. entstand auf den Grundmauern der ersten Kirche der heutige Kreuzkuppelbau. Von Ikalto blieben nur die malerischen Ruinen übrig, die man auch heute besichtigen kann."

Ikalto
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Alawerdi

Alawerdi
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Die Kirche des heiligen Georg wurde im 11./12. Jahrhundert während des Goldenen Zeitalters der georgischen Geschichte und Kultur erbaut. Es ist ein Kreuzkuppelbau, der einst berühmt für seine Wandmalereien war. Übrig geblieben sind nur Reste der Fresken in der östlichen Apside; die anderen litten nicht nur unter den Eroberungen, sondern auch unter dem Erdbeben von 1742.

Dawit-Garedsha kann man als den Vorposten des historischen Christentums in Georgien bezeichnen. Über diese Anlage ist zu lesen: " Hinter dem Namen verbergen sich 13 in den Hügeln verborgene Klöster."

Dawit-Garedsha
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Klima

Das Klima Georgiens ist durch den Kaukasus bedingt, der das Land vor Kaltluftwellen schützt. Im Westen ist es eher subtropisch-feucht und im Osten herrscht ein trockenes und gemäßigtes Kontinentalklima. Durch diesen Schutz erwärmt das schwarze Meer das Land. Die durchschnittliche Lufttemperatur schwankt zwischen 15° C im West- und 11 bis 13° C im Ostteil. Der durchschnittliche Niederschlag im Westen beträgt 3.000 mm, im Osten 400 mm. Der Frühling in Georgien ist kurz mit abrupten Klimaschwankungen, der Sommer oft sengend heiß. Der Herbst ist sonnig-warm, der Winter schneearm. Tiflis liegt übrigens auf dem Breitengrad von Rom. Grob gesehen lässt sich Georgien in ein mediterranes Klima einordnen.

Der Große Kaukasus trennt Georgien klimatisch nach Norden hin von den anderen Staaten der GUS ab. Er schützt Georgien vor den klimatischen Einflüssen der trockenen Steppen an Wolga und Don ebenso, wie vor den winterlichen Kälteeinbrüchen aus dem mittelasiatischen Raum. Ebenso schützt der kleine Kaukasus das Land vor der sommerlichen Hitze aus dem Raum des Iran und Irak. Schließlich wirken sich noch das Schwarze und das Kaspische Meer als klimatische Puffer aus. Durch ihre Wassermassen sind sie in der Lage, heiße und eiskalte Stürme in gewissem Rahmen zu neutralisieren und ausgleichend zu wirken.

Das Sioni-Becken ist von subtropischem Klima geprägt. Die Niederschläge liegen zwischen 1.200 mm und 2.500 mm im Jahr, wobei sie von Norden nach Süden hin zunehmen. Durch den Einfluss des Föns im Rückstau der umgebenden Gebirge sind die Winter in der Regel frostfrei, das Januarmittel liegt bei 4° C. Die Sommer sind feucht und warm, der August ist mit 28° C Mittel der wärmste Monat. Hier gedeiht eine üppige subtropische Vegetation mit Palmen und Zitrusfrüchten.

Von Westen nach Osten hin nimmt die Niederschlagsneigung stetig ab. Im Surami-Gebirge und dem Hügelland der oberen Mtkwari ist der Niederschlag mit 400 - 600 mm bereits erheblich niedriger als in der Sioni-Niederung. Die Landschaft ist hier von kontinentalen Klimaeinflüssen geprägt. Heißen Sommern stehen kalte Winter gegenüber. Die natürliche Vegetation ist entsprechend von Grassteppen und Trockenwäldern geprägt.

Weiter zum Kaspischen Meer hin dehnt sich das Tiefland der Mtkwari-Niederung aus. Hier fällt der Niederschlag mit 200 - 300 mm im Jahr noch spärlicher. Als Folge hat die Landschaft den Charakter eines Steppenlandes, das nach Osten hin stetig trockener wird.

Das Klima im Großen Kaukasus schließlich kann man als alpin bezeichnen. Hier wirkt sich die Breitenlage - etwas südlicher als die Alpen - und die Höhenlage - etwas höher als die Alpen - aus.

Flora und Fauna

Bedingt durch das Klima und die Vielgestaltigkeit der Landschaft mit Bergen, Hügelländern und Tiefländern gibt es eine sehr abwechslungsreiche Pflanzenwelt. In den abgekapselten Gebirgstälern entwickelten sich auf kleinem Raum einzigartige Biotope. Aber auch die mediterrane Lage des Landes hat einen Einfluss auf die Pflanzenwelt.

Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Georgien ist ein waldreiches Land. Rund 43 % der Oberfläche sind von Wald bedeckt. Dabei hat die Höhenlage einen wichtigen Einfluss auf die Art der Waldformation. Ab einer Höhenlage von 1.000 Metern beginnt der Wald und reicht hinauf bis in die alpine Region. Bei den Arten dominiert die Eiche vor der Buche bei den Laubhölzern, bei den Nadelhölzern die Fichte vor der Tanne.

Georgien beherbergt rund 13.000 Pflanzenarten, davon rund 4.000 endemisch, d. h. nur hier wachsend. Anders als in den Ebenen dominiert in den Bergen Weideland und zwar hauptsächlich in der Höhenzone zwischen 1.800 und 2.200 Metern. Auch hier gibt es eine ganze Menge endemischer Pflanzen, unter anderem sehr viele Heilkräuter und Berggräser. Sie alle profitieren von der hohen Luft- und Bodenfeuchtigkeit und sind eine ausgezeichnete Grundlage für die Viehhaltung.

Von den landschaftlichen Gliederungen profitieren natürlich auch die zahlreichen Tierarten, die in Georgien und dem gesamten Kaukasus heimisch sind. Besonders zu nennen wären der dagestanische und kaukasische Auerochse. Bei den Vögeln seien genannt der kaspische Bergfasan im kleinen Kaukasus, der kaukasische Bergfasan im großen Kaukasus, weißköpfige Gänsegeier und der bärtige Lämmergeier.

Foto: Hans-Heiner Buhr
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Lange glaubte man übrigens, der Leopard des Kaukasus sei ausgestorben. Aber Wissenschaftler haben Spuren dieser Großkatze gefunden und unterdessen wurde sie auch wieder gesehen. Und auch nicht mehr so häufig sind die Wölfe. Aber sie haben im Land durchaus eine Überlebenschance. Vergessen darf man auch nicht die Schlangen, z. B. die Kaukasische oder gehörnte Viper. Sie lebt in der heißen und trockenen Schirak-Halbwüste.

Mit insgesamt rund 55.000 km Länge bilden die Flüsse Georgiens einen reichen Lebensraum für Fische und Amphibien. Je näher man dem Schwarzen Meer kommt, desto mehr bildet der Fischfang auch die Lebensgrundlage für Menschen.

Georgien zählt insgesamt rund 1.000 verschiedene Tierarten. Darunter sind etwa 330 Vogelarten, 160 Fischarten, 48 Reptilienarten und 11 Amphibienarten.

Überleben können diese vielen Tier- und Pflanzenarten auch deswegen nur, weil es im Land insgesamt elf staatliche Naturschutzgebiete gibt. Das größte ist der Nationalpark Bordschomi-Charagauli im Kleinen Kaukasus mit einer Fläche von rund 76.000 Hektar. Er wurde mit ausländischer Hilfe 2001 eröffnet und ist eines der größten zusammenhängenden Naturschutzgebiete Europas. Der Nationalpark Tuscheti umfasst 83.007 Hektar, der Nationalpark Waschlowani 25.112 Hektar und das Schutzgebiet Tuscheti 27.903 Hektar.

Ungelöst sind Probleme mit der Luftverschmutzung besonders um Rustawi, die starke Verschmutzung des Flusses Mtkwari und des Schwarzen Meeres bei Poti und Batumi. Auch die Trinkwasserversorgung ist unzureichend und viele Böden sind durch giftige Chemikalien verseucht. Außerhalb der Naturschutzgebiete werden auch heute noch Waldgebiete abgeholzt und das Holz wird illegal in die Türkei exportiert.

Landwirtschaft

Bedingt durch die geographische Lage des Landes gibt es eine sehr unterschiedliche Landwirtschaft. In den Höhenlagen und in den Bergen spielt auch heute noch die Viehwirtschaft eine Rolle. Die Hirten und Schäfer ziehen wie seit Hunderten von Jahren im Frühjahr auf die höher gelegenen Almen und Weiden und im Herbst beginnt der Abtrieb. Für diese Art der Viehwirtschaft benötigt man auch heute noch Hirtenhunde, daher ist Georgien eines der Ursprungsländer des Kaukasischen Owtscharkas. Von diesen später mehr.

Tusche
Foto: Hans-Heiner Buhr
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Ackerbau

Die Nutzung der Anbauflächen ist sehr vielfältig und richtet sich nach der Urbarmachung der letzten Jahrhunderte. So hat die kolchische Tiefebene bis vor rund 100 Jahren kaum der Landwirtschaft gedient, da in den Sümpfen zu beiden Seiten des Sioni und seiner Nebenflüsse die Gefahr der Ansteckung mit Malaria groß war. Der Fluss wurde begradigt und in den trockengelegten Sümpfen pflanzte man Eukalyptusbäume. Die Ebene wurde zu einer idealen Plantagenlandschaft für den Anbau von Zitrusfrüchten und Tee. So erstrecken sich die Teeplantagen über eine Fläche von 40.000 Hektar.

Teeanbau
Foto: Hans-Heiner Buhr
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In Georgien gibt es das ganze Jahr über frisches Obst und Gemüse. Denn im Osten des Landes reifen die ersten Früchte im März und im Westen endet die Ernte im Oktober. Anschließend beginnt im Westen die Ernte der Zitrusfrüchte. Je näher man ans schwarze Meer kommt, umso häufiger findet man Obstplantagen, auf denen Aprikosen, Äpfel und Pfirsiche gedeihen.

Weinbau

Auf einer Anbaufläche von 95.000 Hektar werden rund 500 verschiedene Rebsorten angebaut, weltweit gibt es 4.000 verschiedene. Das größte Anbaugebiet liegt im Osten. Kacheti gilt als Zentrum des traditionellen Weinanbaues. Es ist traditionell untersagt, Weine zu verschneiden, daher tragen diese die Namen ihrer Anbaugebiete. Sie sind also sortenrein.

Ganz anders ist die Situation des Weinbaues in Westgeorgien, das von Berg- und Hügelländern dominiert wird. Hier wird auf sehr traditionelle Weise und überwiegend in Handarbeit der Wein angebaut, so dass nie große Mengen erzielt werden und jeder Weinberg seinen eigenen Charakter hat. Nicht umsonst sagt ein altes georgisches Sprichwort: "Die Rebe verlangt soviel Zuwendung wie ein Neugeborenes".

Die Sprache

Über die Sprachen der Kaukasus-Region fand ich die folgende, sehr schöner Erklärung: "Silberne Stirn der Erde", aber auch "Berg der Sprache" wurde der Kaukasus im Altertum genannt. In Kaukasien sind allein fast vierzig Sprachen beheimatet. Diese Sprachen verteilen sich auf drei große Sprachfamilien, die kartwelische, die abchasisch-adygeische und dagestanische.

Die erste georgische Schrift
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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In georgischer Sprache liegt eine reiche Literatur vor. Die Geschichte der georgischen Literatursprache lässt sich anderthalb Jahrtausende zurückverfolgen. Aus zwei verschiedenen Schriftarten entwickelte sich die heute gebräuchliche Mchedruli-Schrift, die keine Unterschiede zwischen Groß- und Kleinbuchstaben kennt. Die Schrift genügt den Anforderungen der Moderne weit besser, als viele anderen Schriften. In ihrem Alter übertrifft die georgische Literatur die meisten europäischen Literaturen.

Tausendfünfhundert Jahre beträgt das Alter des frühesten georgischen Literaturdenkmals, das erhalten geblieben ist. Wie alt ist aber die georgische Literatur wirklich? Die Überlieferung berichtet, dass die georgische Schrift im 3. Jh. v. Chr. eingeführt wurde. Vieles deutet darauf hin, dass es lange vor der Annahme des Christentums in Georgien eine vorchristliche Literatur gegeben hat, die älter als zweitausend Jahre alt ist."

Kunst und Kultur

Literatur

Als das erste überlieferte literarische Werk gilt in Georgien die von Jakob Zurtaweli niedergeschriebene Legende vom "Martyrium der heiligen Schuschanik" aus der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts.

Eines der wichtigsten Werke der georgischen Literatur ist das Meisterwerk "Der Recke im Tigerfell" von Schota Rustaweli, dessen Herkunft und Leben ebenso wie sein genaues Geburts- und Sterbedatum im Dunkeln liegen.

Schota Rustaweli
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Unter den Dichtern des 18. Jahrhunderts ragen zwei Poeten hervor: Dawit Guramischwili (1705 - 1792) und Bessarion Gabaschwili (1750 - 1791).

Einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20 Jahrhunderts war Konstantine Gamsachurdia, der von 1912 bis 1919 in Deutschland studierte, und an der Berliner Humboldt-Universität zum Doktor promovierte. Seine Romane "Dawit der Erbauer" und "Die rechte Hand des Meisters" wurden auch ins Deutsche übersetzt.

Unter den Schriftstellern der sowjetischen Periode verdient vor allem Nodar Dumbadse Beachtung, dessen Romane sich wie Chroniken aus dem Leben "des kleinen Menschen" lesen. 1972 erschien der Roman von Tschabua Amiredshibi "Data Tutaschchia", der erst in Georgien und dann in der ganzen Sowjetunion zu einem Bestseller avancierte. Zur modernen Literatur gehören auch Otar Tschiladse, Rewas Inanishcwili, Guram Pandshikidse.

Ikonenmalerei

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Obwohl eine ganze Reihe von Ikonen durch die zahlreichen Kriege und Raubzüge in Georgien verloren gingen, gibt es heute doch noch eine Sammlung im Kunstmuseum in Tiflis und im Museum von Mestia, in Oberswaneti. Allerdings kann man wenig sagen über die Entwicklung dieser Kunst. Aber sicher richtig ist die Vermutung, dass es in der georgischen Tradition nie eine solche Blüte gegeben hat, wie z. B. in der byzantinischen oder russisch-orthodoxen Tradition.

In der Malerei haben sich seit dem 19. Jh. einige Künstler einen Namen gemacht. Der berühmteste von ihnen ist Niko Pirosmani.

Juwelierkunst

Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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"Die georgische Gold- und Silberschmiedekunst ist fast so alt wie das Land selbst. Die wenigen erhaltenen Exponate sind von unschätzbarem Wert und lassen einen Blick auf die Kunstfertigkeit der berühmtesten Juweliere aus mehr als vier Jahrtausenden zu. Von den meisten kennt man nicht einmal den Namen. So weiß man nichts vom Schöpfer eines mehr als 2000 Jahre alten goldenen Kelches, der bei Ausgrabungen im Trialetischen Gebirge gefunden wurde."

Theater und Musik

"Das georgische Theater geht auf das 3. Jahrhundert v. Chr. zurück. Das Georgische Nationaltheater wurde 1791 in Tiflis gegründet, 1851 das Staatliche Theater für Oper und Ballett."

Das moderne dramatische Theater geht auf die Schauspieler und Regisseure Kote Mardshanischwili und Sandro Achmeteli zurück.

Als musikalisches Großereignis findet jedes Jahr in Tbilissi der "Herbst von Tbilissi" statt, ein Festival klassischer Musik."

Film

Auch Georgiens Filmkunst und Filmindustrie ist sehr alt und sehr berühmt. So wurde am 16. November 1896 das erste Kino in Tiflis eröffnet. Und der erste georgische Film wurde 1912 gedreht.

Leider ist mit dem wirtschaftlichen Niedergang auch die Filmindustrie eingebrochen. Viele georgische Regisseure arbeiten heute im Ausland.

Die Georgische Küche ist bekannt und gerühmt für ihre Vielfalt und ihre Qualität. Aber zu einer gerühmten Küche gehört natürlich immer der richtige Gast. Und daher kommt sicher die berühmte Gastfreundschaft.

Die georgische Küche kennt eine Unmenge von Gerichten und ist, gemessen an der Vielfalt der Auswahl, die abwechslungsreichste im ganzen Kaukasus. Dieser Ruhm, den sich die Georgier zuschreiben, fußt nicht auf nationaler Eitelkeit auf dem Gebiet kulinarischer Kreativität. Vielmehr erlaubt es das Klima, neun Monate im Jahr verschiedenes Sorten am frischem Obst, Gemüse, Kräutern und Gewürzen bereit zu halten.

Saziwi mit allen Zutaten
Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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In der georgischen Küche spielt das Fleisch eine große Rolle. Dazu kommt Fisch aus dem Schwarzen Meer oder den Flüssen und Seen der kaukasischen Berge.

Georgische Gerichte unterscheiden sich in jeder Provinz geschmacklich voneinander. Auch manche Fische gibt es nur in einem einzigen Fluss.

Ein weltweit berühmtes Fleischgericht ist unter seinem russischen Namen "Schaschlik" bekannt geworden. In Georgien heißt der Spieß mit richtigem Namen Mzwadi, seine Heimat ist Kacheti.

Wasser

Foto: Irma Berscheid-Kimeridze
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Im Kaukasus und anderen georgischen Gebirgszügen entspringen einige Quellen, die für den Geschmack ihres Wasser, ihre Gesundheit und ihre Heilkraft berühmt sind. Zu den auch im Ausland bekannten Quellen zählen die von Bordjomi. Auf ihnen gründet sich auch der Ruf der Stadt als Kurort.

Die Quellen wurde im Jahr 1829 von Soldaten eines Grenadierregimentes entdeckt, die in der Region stationiert waren. Heute ist Bordjomi ein Kurort, in dem das Wasser eine wichtige Rolle für den Heilprozess spielt. Es wird bei Krankheiten des Magen-Darm-Traktes, bei Stoffwechselstörungen und Herz-/ Kreislauferkrankungen.

Hirtenhunde

Foto: Hans-Heiner Buhr
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In den Halbhöhenlagen, und in den Steppengebieten des Landes gibt es auch heute noch Viehwirtschaft. Um die Herden zu schützen gegen zwei - und vierbeinige "Räuber", benutzen die Hirten immer noch Hirtenhunde. Daher zählt Georgien wie der gesamte Kaukasus zu den Ursprungsländern des Kaukasischen Owtscharkas.

Eine Rassebeschreibung dieser Hunde findet sich in der Hirtenhundewelt. Die Zucht der Hunde ist sehr unterschiedlich. So gibt es eine ganze Reihe von Züchtern, die Kaukasen als Wach- oder Haushunde züchten. Diese Hunde sind im Zuchtbuch registriert und besitzen Ahnentafeln.

In den Bergen bekommt man mit etwas Glück auch Hunde direkt bei den Hirten. Dies sind reine Arbeitshunde. Entgegen der allgemeinen Meinung, Arbeitshunde seien "halbe oder ganze Bestien", kann man auch diese mit einer entsprechenden Sozialisierung als Haus- und Hofhund halten.

Der kynologische Verband des Landes ist international anerkannt, so dass Hunde aus Georgien innerhalb der FCI gehalten und in der Zucht eingesetzt werden können. Dies schreibe ich deswegen, weil die Zucht in Deutschland dringend einer Auffrischung bedürfte.

Eine aus Georgien stammende Hündin wurde von mir an eine Züchterin vermittelt. Auf die Entwicklung ihrer Nachzucht bin ich sehr gespannt.

Georgische Kaukasen sind sehr unterschiedlich, man findet im Land den langhaarigeren Bergtypen und den sehr kurzhaarigen Steppenkaukasen. Letzterer wird sehr häufig mit Centralasiaten verwechselt. Denn auch den findet man in Georgien. Bei manchen Hunden habe ich den Eindruck, Kaukase und Asiat werden vermischt.

Anreise

Flugzeit von Deutschland nach Georgien ca. 4 Stunden. Direktflüge gibt es von Köln-Bonn, Frankfurt und München aus.

Reisezeit per PKW über Italien, Fähre (zum Beispiel ab Venedig oder Ancona nach Igoumenitsa in Griechenland), Griechenland, Türkei nach Georgien bis Tbilissi: Entfernung ca. 3.900 km Berlin-Tbilissi, Reisedauer ca. 5 - 7 Tage, abhängig vom Reisetempo.

Die Russisch-Georgische Landgrenze kann derzeit von Nichtgeorgiern und Nichtrussen nicht überquert werden. Ebenso ist die Durchquerung Abchasiens auf dem Landweg nicht möglich.

Sicherheit

Dazu schreibt Hans-Heiner Buhr:

"Georgien, Armenien und Aserbaidschan sind relativ sichere Reiseländer. Wir und unsere Gäste haben zum Glück bisher noch keine negative Erfahrungen gemacht. Aus Streitereien zwischen Georgiern sollte man sich heraushalten. Wie überall sollte man allgemeine Sicherheitsvorkehrungen treffen."

Visum

Georgien kann seit Juni 2005 visafrei bereist werden. Sie benötigen bei einer Aufenthaltsdauer von bis zu 3 Monaten kein Visum mehr, nur einen gültigen Reisepass.

Nachsatz

Wer auf Land und Leute neugierig geworden ist, aber auch Bezugsquellen für Produkte aus Georgien sucht, ist bei der Internetagentur Irma Berscheid-Kimeridze, Köln, Merkenicher Str. 88 in 50735 Köln, bestens aufgehoben.

Die Betreiber der Georgien-Seite

Herr Thomas Berscheid und Frau Berscheid-Kimeridze betreiben eine sehr informative Internetseite, nämlich:

www.georgien.net.

Was in Georgien passiert, können Sie auf der Webseite www.georgien-nachrichten.de lesen, die von der gleichen Agentur betrieben wird.

Als Urlaubsanbieter möchte ich den in Georgien lebenden Deutschen Hans-Heiner Buhr empfehlen. Seine Seite:

www.kaukasus-reisen.de

Unser Dank geht für die vielen Informationen und Bilder an Irma Berscheid-Kimeridze und an Hans-Heiner Buhr.

Und der Ausgewogenheit wegen einen weiteren Anbieter von Reisen nach Georgien, der für die etwas im Programm hat, die nicht so gut zu Pferd und Fuß unterwegs sind und daher lieber z. B. mit dem Geländewagen reisen. Die Firma heißt: Georeisen

http://www.georgien-touren.de/index.php

Agentur Deutschland, in der Gärtnerstr. 27 in 80992 München, Tel 089/14323974, und die Inhaber: Angela Schwarz Shubitidze, Kontakt: geo_reisen@web.de

"Auf nach Georgien, die Pferde gesattelt und los ..."
Foto: Hans-Heiner Buhr
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Hartmut Deckert