Ausgabe 05/2007 |
November + Dezember 2007 |
Meine
Ferien im Kosovo
Mein
Name ist Annina Prenner, bin Schweizerin, komme aus Scuol und bin 17 Jahre alt.
Ich will aus meinen Ferien aus dem Kosovo und Albanien berichten, um den
Leserinnen und Lesern das Land und die Leute näher zu bringen.
Am 14. Mai 2007 startete ich von Flughafen Zürich – Kloten,
flog mit der Fluggesellschaft der Malev (Ungarn) bis nach Budapest und weiter
nach Prishtina.
Am
Flughafen endlich angekommen, kam mich mein Freund Arber Mulliqi, zusammen mit
seinem Vater Nuri und seine Schwester Gentiana abholen und wir fuhren auf der
holprigen Hauptstrasse nach Gjakova.
Die
Gegend fand ich sehr interessant, denn man konnte mal ruhig 10 Minuten fahren
ohne ein Haus zu sehen, nicht so wie in der Schweiz. Überall wuchsen
hauptsächlich Blätterbäume, die satte grüne Blätter trugen. Die Erde war
ungewöhnlich rot. Ich nannte sie „Golderde“, da es im Kosovo grosse
Goldvorkommen und andere Bodenschätze gibt und daher ist die Erde rot. Auf der
Fahrt sahen wir ausserdem viele Dörfer und viele noch nicht fertige Häuser, was
nicht ungewöhnlich ist.
In Gjakova
endlich angekommen, fehlten mir die Worte. Ich fand die Stadt
wunderschön. Gjakova war zu Kriegszeiten am schwersten getroffen worden.
Nicht weit entfernt von der Stadt ist ein Feld, auf dem der schlimmste Kampf
von Gjakova stattfand. Jetzt liegen da
ca. 400 Verstorbene. Am 17. Mai ist dort Gedenkstag und noch heute kann sich
wer will, ebenfalls dort bestatten lassen.
Wenn
man durchs Center geht, sieht man viele kleine Läden. Verkauft werden meistens
Kleider, Schuhe, Schmuck, Gemüse, Zigaretten, Haushaltswaren, Parfüms und Fast
Food. Es gibt aber auch viele Bars und kleine Restaurants. Durch die Stadt muss
man aber mit offenen Augen gehen. Nicht nur zum Schutz von Dieben, sondern auch
wegen der Löcher, offenen Schächte oder den zu tief angebrachten
Strassenschildern.
Die
Leute sind sehr ehrlich und respektvoll, auch die Jungen. Zum Beispiel sah ich
Leute, die ihr Zeug nur so, ohne Laden auf der Strasse verkauften und dort auch
schliefen. Doch ich hatte nie jemand gesehen, der etwas klaute.
Die
Sachen, die da verkauft wurden, sind für uns wahnsinnig billig. Man kriegt
T-Shirts für 1 € oder Schuhe für 10 €. Ist ja auch kein Wunder bei so einer
Wirtschaft, wofür sie überhaupt nichts können.
Immer,
wenn wir durch die Stadt liefen, waren viele Blicke auf mich gerichtet. Man
sieht es mir auch schnell an, dass ich nicht aus der Gegend bin und manch einer
fragte meinen Freund auf der Strasse über mich aus. Ich fühlte mich
geschmeichelt, weil so ein grosses Interesse um mich war. Doch ich empfehle,
wenn man das erste Mal reist, ohne Sprachkenntnisse, sollte man einen
„Reiseführer“ oder Begleiter mitnehmen.
Diese
Lädenreihen nennt man „Pazar“ und so sieht die ’Altstadt’ von Gjakova aus.
Hier ist Laden an Laden und in denen findet man einfach alles was man zum Leben
braucht. Die Strasse ist hier Einbahn und führt ins Center. Der Pazar ist ein
reines Paradies für Billigshopper, denn man findet fast alles von Diesel bis
Energie, aber es sind oft nur Fälschung.
Das
einzig schlechte an der Stadt ist, das es keine Müllabfuhr gibt, und ich hatte
auch keine Müllcontainer gesehen. Weil die Leute nicht wissen, wohin mit dem
ganzen Müll, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als den Müll raus in die Natur
zu werfen. Dieser Müll verfolgt einen durch die ganze Stadt.
Das
Hotel Pashtriku ist das grösste in Gjakova. Es hat rund 164 Zimmer, ein
Restaurant, einen grossen Saal für Hochzeiten oder andere Feste, einen
separaten Hochzeitsspeisesaal, eine Bank und ein Reisebüro.
Nicht
weit entfernt vom Hotel Pashtriku steht das neue Rote Kreuz. Es wurde nach dem
Krieg neu aufgebaut und auch die Schweiz war beteiligt. Das alte Rote Kreuz
steht daneben und dient jetzt nur noch als Lager. Beim Roten Kreuz arbeiten 7
Mitarbeiter und es gibt insgesamt 95 Volontäre, zu denen auch Arber zählt.
Hier
sind ein paar der Mitarbeiter, die Kleider einpacken. Jeden Donnerstag von
11.00 Uhr bis 12.30 Uhr können arme Leute zum Roten Kreuz kommen um Kleider
und, wenn vorhanden, Lebensmittel zu erhalten. Als wir da waren, warteten
draussen viele Leute.
Auf
diesem Gang stehend, sah ich all diese Leute mit ihren Kindern und fühlte mich
ein wenig schlecht, weil ich nichts mitgebracht hatte. Eine alte Frau kam auf mich zu, nahm meine Hand und machte mir
ein Kreuz auf die Stirn und bei sich ebenso. Dabei zeigte sie auf mein Kreuz,
das an einer Kette um meinen Hals hängt. Das hatte mich sehr berührt. Die Leute
vor der Tür schauten mich mit grossen Augen an und warteten geduldig.
Hier
ist gerade ein Erste Hilfe – Lehrer beim Unterricht. Die Schüler hatten den
ganzen Tag Theorie und am nächsten Tag nur Praxis. Zum Schluss werden sie
geprüft, um die Bestätigung zu erhalten. In der Schweiz verlangen sie keine
Prüfung, was ich, ehrlich gesagt sehr schlecht finde.
Am
1. Juni ist „Tag des Kindes“. Auf diesem Laken stehen die wichtigsten
Kinderrechte. Es wurde auf dem „Nënë Terez“ Park aufgestellt, wo sich später am
Tag Kinder der ganzen Stadt versammelten. Alle Kinder machten dann zusammen
einen Ausflug, unter der Leitung des Roten Kreuzes. Sie wurden mit dem Bus nach
Prizren gebracht, wo sie einen Tierpark besichtigten. Die Reise und die
Verpflegung wurde vom Roten Kreuz, von der Regierung und von Spendengeldern
gestiftet.
Hier
bin ich und Arber mit der Leiterin Frau Dushe Lama. Sie arbeitete schon immer
beim Roten Kreuz, berichtete sie uns, doch hier arbeitet sie nun schon seit 16
Jahren.
Bei
Interesse oder Fragen kann man sie unter folgenden Nummern Kontaktieren:
Office Tel.: 0390/324
015
Mobil: 0037 44 129
414
Privat Tel.: 0390/320 554
Adresse:
Kryqi i Kuq
Rr. « Fan S. Noli » nr.3
Gjakova
Kosova
Info:
Verständigung durch albanisch und englisch
Das
ist die Kirche, in der wir an einem Sonntag einen Gottesdienst besucht hatten.
Arber und ich kamen in eine stockvolle Kirche hinein. Viele Leute standen
hinten und in den Gängen. Es war interessant zu sehen, dass die Männer auf der
linken Seite und die Frauen auf der rechten Seite der Kirche sassen. Aber es
gab auch zwischendurch ein paar „schwarze Schafe“.
Diese
katholische Kirche ist in der Nähe von Arbers Haus. Gleich darunter ist die
alte katholische Kirche. Die Kirche wurde im Jahr 2006 aufgebaut doch sie ist
noch nicht ganz fertig. Dafür ist sie die 2. schönste Kirche auf dem ganzen Balkan.
Der
Gottesdienst begann um 11.00 Uhr. Während des Gottesdienstes war ich
überrascht, wie aufmerksam die Leute zuhörten und als ein Lied angestimmt
wurde, sangen viele mehrstimmig mit. Der Gesang war berauschend und so
wunderbar harmonisch. Es waren auch sehr viel junge Leute dabei. Dem
Gottesdienst konnte ich teilweise folgen, doch sie hatten eine ganz andere
Reihenfolge, als wir es kennen. Das einzige, bei dem ich auch was zu sagen
hatte, war das Gebet, das ganz am Anfang gesagt wurde.
Gjakova hat
nach meinen Informationen etwa 20 Moscheen über die ganze Stadt verteilt.
Gebetet wird hier 5 mal am Tag. Die Gebete, die man von der Strasse aus hört,
dauern etwa 3 Minuten. Sie erklingen durch Lautsprecher, die oben an der
Kuppel angebracht sich und sie ähneln einem Gesang.
Das war mal ein Bauernhof nicht weit von Arbers Haus. Jetzt
ist nicht mehr viel davon übrig. Wenn man da über die Erde geht, findet man
viele Knochen. Überreste der Tiere, die einst mal da gelebt haben. Es liegt
auch massenweise Müll herum. Hier kann man gut sehen, was die Serben alles
angerichtet hatten. So wie dieser Bauernhof, nehme ich mal an, hat fast
ganz Gjakova ausgesehen. Doch
innert 8 Jahren haben sie sehr viel wieder aufgebaut und aus gar nichts wieder
etwas gemacht.
Hier
steht das Haus von Arber. Am rechten unteren Bildrand liegt die völlig
zerstörte Kaserne. Das einzige was man da noch finden kann, sind alte Patronen
von Waffen, ein Gebäude ohne Dach, Türen, Fenster und haufenweise Schutt. Hier
spielen kleine Kinder, die in dieser Strasse wohnen. Sie spielen mit einfach
allem was dort herum liegt. Ein bedrückender Anblick, doch niemand kann was
ändern. Die Nachbarn hatten sich einmal zusammen getan um die Kaserne
aufzuräumen, doch es ging nicht lange, da sah sie wieder aus wie vorher. In dieser
Gegend gibt es auch sehr viele streunende Hunde, die an den Überresten der
ehemaligen Hoftiere nagen.
Diese
Fotos wurden von dieser Antenne gemacht. Sie liegt gleich neben der Kaserne.
Sie hat auch was vom Krieg abgekriegt. Man sieht es in der unteren Hälfte, der
Antenne ist ein Stück des Stahlgerüsts abgetrennt worden. Arbers älterer Bruder
Erenik (20) war auf die Antenne geklettert und schoss wunderschöne Fotos.
Zuoberst auf der Antenne weht der Stolz aller Albaner nämlich die albanische Flagge.
Dieser
Hügel liegt ein wenig ausserhalb der Stadt in Richtung Deqan. Von diesem Hügel
aus bombardierten die Serben die Stadt. Auf der anderen Seite des Hügels liegt
eine Gedenkstädte für die Helden, die in dieser Schlacht gefallen sind.
(mehr findest du unter Bilder).
Das ist ein Denkmal im Park in Gjakova. Mit diesem Stein wird die „UÇK“ (Ushtria Çlirimtare e Kosovës/ dtsch.:
Befreiungsarmee des Kosovo) geehrt.
Heute steht ebenfalls im Park in der Nähe
des Steines, die Statue der Mutter Teresa, da die
Mutter von ihr aus Gjakova stammte.* am 27. August 1910 in Skopje, Mazedonien,†
am 5. September 1997 in Kalkutta, Indien.
Das
ist Arber zusammen mit seiner Familie. (von rechts) Erenik, die beiden Cousinen
Majlinda und Ujeza, Arber, seine Mutter Mimoza und dann sein bester Freund
Granit (Giga). Das war am Abend meiner Ankunft. Zur Feier tanzten sie Tallava,
den traditionellen Volkstanz zur Musik, vor ihrem Haus.
Die
Leute sind sehr gastfreundlich. Immer wenn neuer Besuch kam, stehen alle auf,
geben sich die Hand und manchmal begrüssten sie sich mit 2 oder 4 Küssen. Es
wurde meist türkischer Kaffee getrunken oder Saft. Nur wenige servierten Gebäck
dazu. Serviert wird meistens auf einem Tablett, weil so, denke ich, wollen sie,
dass alle gleichzeitig zu trinken bekommen. Es gibt auch eine gewisse
Reihenfolge, wem zuerst serviert wird. Doch mir ist die richtige Reihenfolge
nicht bekannt.
Mir
ist aufgefallen, das sie immer als erstes fragen, wie es einem selber geht und
dann, wie es der Familie geht. Da hört man die ganze Zeit nur „mirë, mirë“, was
auf Deutsch so viel heisst wie ‚gut’. Dem Gespräch danach konnte ich nur schwer
folgen, da Arber nie alles übersetzte. Meistens schaute ich mich dann nur um.
Was mir besonders auffiel, es hängen wenig bis keine Bilder an den Wänden und wenn, dann nur von heiligen Leuten oder
von der Familie.
Die meisten neuen Häuser haben aussen zwar keine verputzte
Fassade, doch innen habe ich wunderschöne Wohnzimmer, Schlafzimmer und mit Holz
verkleidete Treppen gesehen. Fast in jedem Haus, indem ich war, gab es ein
grosses Wohnzimmer, indem immer mehrere Sofas standen. Da sie ja so gut wie
jeden Tag Besuch haben, brauchen die das.
Was mir an den Häusern besonders gefiel, dass sie meistens
dreistöckig sind und einen ganz eigenen Baustiel haben. Um das Haus ist
meistens eine Mauer und auf die Strasse führt ein grosses Tor. So schützen sie
sich vor Einbrecher.
An
den Leuten gefiel mir am meisten, dass sie sehr offen sind und dass alle uns
beiden viel Glück wünschten. Manche haben auch mit mir geredet obwohl ich sie
nicht immer verstand doch Arber hatte mir dann alles übersetzt und dann
verstand ich mich sehr gut mit den Leuten. Alle waren sehr begeistert von mir
und sie hätten an mir sehr grosses Gefallen, sagte Arber. Allgemein gefiel mir
sehr, das Besuch kam und ging ohne gross zu sagen: „Ja ich komme dann und
dann…“. Die können das gut machen, denn sie verstehen sich unter den Nachbarn
gut und es ist immer jemand zu Hause, da nur wenige Arbeit haben. Meist ist
immer die Frau zu Hause und der Mann ist zur Arbeit.
Ich
hatte an meinem vorletzten Tag eine sehr interessante Begegnung…
Ich
lief mit Arber in Richtung Center. Wir redeten und machten ein wenig Unsinn. Er
sagte: „ Aha, wenn du also so über mich denkst, gehe ich nach Hause.“ Er drehte
sich um und lief ein Stück zurück. Natürlich meinte er das nur als Scherz, doch
ich lief einfach weiter. Es verging keine Minute, da kamen drei Typen auf mich
zu. Der Eine sagte: „Hi. Hello,
How are you? Good?“ und lief an mir vorbei. Die Anderen
lachten nur. Dann schoss mir ein Gedanke in den Kopf. O oo. Arber… Ich drehte mich schnell um. Arber stand vor den
Idioten und schaute sie mit einem herausfordernden Blick an. Doch er
sagte nichts und blieb ruhig. Ich wusste, das ich schnell handeln musste sonst
passierte noch etwas. Ich ging auf ihn zu und nahm ihn an den Arm. Ich zerrte ihn
weg und fing an zu lachen. Er sagte: „Ah siehst du die Idioten? Machen nur
Stress weil die sehen, das du Schweizerin oder Deutsche bist!“ Ich fand es sehr
amüsant und er kochte fast vor Wut…
Am
21. Mai mussten Erenik, Arber und ich um 4.00 Uhr aufstehen, da wir heute eine
8-Stunden Reise vor uns hatten. Es ging von Gjakova nach Durrës - Albanien, zu Verwandten. Der Start war um 5.00
Uhr Morgens auf dem Platz im Stadtviertel „Konferenza e Bunjait“ wo uns ein
Kleinbus abholte. In dem Bus sassen noch andere Leute. Bezahlen mussten wir
erst nach der Fahrt.
Der
Weg führte uns aus der Stadt in Richtung Tropoja. Als wir die Grenze des Kosovo hinter uns
liessen, erstreckte sich uns eine
Tallandschaft, die im satten Grün der Bäume und Sträucher lag. Die Strasse
führte den Hang entlang bis zu unserem nächsten Anhaltspunkt. Die Strasse war
sehr holperig und schmal, also nichts für empfindliche Mägen. Unter uns floss
ein glasklarer Fluss namens Valbona. Die Strasse führe
uns durch viele verschiedene Bergdörfchen.
Der
nächste Anhaltspunkt war Bajram Curri, benannt nach einem Freiheitskämpfer
von 1912. Dann ging es weiter bis zum Anlegepunkt der Transitfähre in Fierzë.
Der uralte Kahn führte Personen sowie Fahrzeuge den 40 km langen Koman-Stausee hinunter. Die
Fähre fuhr gerade mal mit 20 km/h. Im 1. Stock können sich die Passagiere
verpflegen. Man kann Brot mit Wurst, Fisch oder Frischkäse, Chips und diverse
Getränke kaufen. Auf dem Dach kann man herumlaufen und rauchen.
Diesen
Blick hat man die ganze Fahrt lang. Links und Rechts nur Fels. Während der
Fahrt entdeckt man viele Höhlen, hie und da sieht man einen Haushund, manchmal
erblick man Adler, die ihre Kreise ziehen. Dieses Gebiet eignet sicher sehr gut
für Stillwasser – Kanufahrer, für Wanderer und ich denke klettern könnte man in
diesem Gebiet sicher auch. Hinfahren würde sich sicher lohnen. Aber Vorsicht!
Diese Gegend ist die ärmste in ganz Albanien und daher auch sehr verlassen.
Ausserdem besteht immer noch grosse Gefahr auf Minen zu tappen. Ohne Reiseführer spielt man mit
dem eigenen Leben...
Nach
2 ½ Stunden Fahr sind wir endlich am Damm von Koman angekommen.
Beim Damm gab es ein kleines Restaurant, welches auch ein Hotel war. Gleich
daneben steht in einer Grotte eine schneeweisse Marmorstatue der Jungfrau
Maria.
Wir
sind dann wieder auf den Kleinbus umgestiegen und es ging es weiter über eine
tot langweilige Strecke auf einer katastrophalen Strasse. Sie schlängelte sich
ums Tal. Unter uns lag in völliger Ruhe der Grosse Drin.
3
Stunden dauerte die Fahrt bis nach Shkodra (Shkodër). Auf der Fahrt sah man kleine
Dörfer und eine katholische Kirche in der Nähe der Strasse. Daneben eine kleine
Schule für die Kinder der ganzen Region.
Wir
fuhren in Shkodra ein, der wichtigsten
Stadt Nordalbaniens und Hauptstadt der Präfektur (Vergleichbar mit einem
Kanton). Endlich wurden die Strassen wieder normal und gerade. Wir fuhren noch
etwa 1 Stunde weiter bis nach Lezhë. Da hatten wir in einem Restaurant, bei dem
der Bus immer hielt, etwas gegessen. Dann ging es weiter bis nach Durrës.
Endlich
waren wir angekommen. Durrës, die wichtigste Hafenstadt Albaniens mit knapp
130,566 registrierter Einwohner, mit vielen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel
die Sommerresidenz vom späteren König Zogu, die auf der Spitze eines Hügels
über Durrës liegt. Auch schön zu besichtigen sind die Mosaike in der Kapelle
des Amphitheaters und man kann auch ein archäologisches Museum besuchen. In
Durrës befindet sich der zentrale Bahnhof, Sitz und Werkstätten der albanischen
Eisenbahn „Hekurudha e Shqipërisë“, mit der man 2 Stunden bist Tirana hat.
Im
Center von Durrës kamen wir auf einen Platz auf dem viele Leute Handys,
Zigaretten, Sonnenblumenkerne, Strassenkarten und allerlei anderes Zeugs
verkauften. Es gab auch solche, die mit einem dicken Bündel Banknoten
herumwedelten, da man in Albanien mit „Lek“ (pl.: Lekë) bezahlt und man bei diesen Männern Euros
tauschen konnte.
Wir
mussten auf die orangenen Busse umsteigen, um zu den Tanten der beiden zu
gelangen. Der Bus war voller Menschen und drinnen war es sehr stickig. Als wir
abfuhren, zwängte sich eine dicke kleine Frau durch die Menge um einzukassieren.
Für eine Fahrt, egal wohin, bezahlt man 20 Lekë, das sind etwa 3 Cent. Die
Fahrt in diesem furchtbaren Bus war sehr unangenehm und komisch, denn er hielt
einfach mal, machte kurz die Türen auf und fuhr dann ein Stück mit offenen
Türen weiter. Mir ist natürlich sofort aufgefallen, dass die Leute mich die
ganze Zeit anstarrten, doch mit der Zeit fiel es nicht weiter auf.
Endlich
bei den Verwandten von Erenik und Arber angekommen, war ich sehr erleichtert.
Es waren sehr nette Menschen. Ich hatte viel Spass und versuchte mit den Leuten
auch zu reden, doch leider konnte ich ihnen nicht immer folgen, da sie einen
anderen Dialekt sprachen als die Kosovo-Albaner.
Was
mir ein wenig Sorgen bereitete, ist die Trinkwasserknappheit in der Stadt.
Jedes Haus besitzt auf dem Dach einen Wassertank der vielleicht ca. 500 Liter
fasst. Auch mit dem Strom gibt es mehr Schwierigkeiten als im Kosovo. In diesen
4 Tagen hatten wir jeden Tag einen Stromausfall. Auch eine richtige Dusche oder
ein WC war hier etwas ganz besonderes und ich schätzte es jedes Mal, wenn ich
auf einem normalem WC mein „Geschäft“ machen konnte.
Anstelle
unserer WC’s gibt es nur ein Loch, links und rechts ein Stehsockel und daneben
einen Eimer mit Wasser oder einen Schlauch. Das Duschen ging etwa ähnlich. Man
hatte einen Eimer mit warmem Wasser und ein Becher zur Verfügung.
Dafür
assen wir umso besser. Wir assen meist kalt, darunter versteht man Tomatensalat
mit Zwiebeln und Gurken, Würstchen, viel Brot und kaltes Wasser. Manchmal assen
wir am Abend auch warmes Essen wie zum Beispiel etwas mit Eier, Joghurt, Milch
und Peperoni. Ich weiss nicht genau wie man das nennt doch ich mochte es sehr.
Am
nächsten Tag besichtigten wir ein wenig die Stadt, sie ist wunderschön finde
ich. Es herrschte viel Hektik auf den Strassen. Man kann die Innenstadt etwa
mit dem Center von Gjakova vergleichen. Doch am Tag sind nicht einmal die
Hälfte der Leute auf den Strassen. Am Abend dagegen wimmelt es nur so von
Menschen, da diese Tagsüber arbeiten. Am Abend spazieren sie durch die Strassen
oder am Strand entlang. Die Leute sind friedlich und benehmen sich ruhig. Es
wir viel gelacht und es herrscht eine angenehm beruhigende Atmosphäre. Doch
auch am Abend herrschten noch Temperaturen bis zu 25 °C.
Den
folgenden Tag verbrachten wir am Strand. Wir hatten Glück, dass die Hochsaison
noch nicht begonnen hatte. Denn da ist der Strand sehr voll. Die ganzen
Promenade entlang reihen sich Hotels an Hotels und Appartements an
Appartements. Die Luft und das Wasser waren angenehm lauwarm. Wir hatten uns in
der Nähe ein Tretboot gemietet und sind ein wenig auf der Adria hinaus
gepaddelt. Neben uns war das Pier „Pista“ auf dem viele Stars schon viele
Auftritte hatten. Doch es war geschlossen als wir da waren, weil sie es
renovieren mussten.
Als
Zwischenverpflegung assen wir einen albanischen Kebap. Darunter versteht man
zähes Rinderfleisch mit Salat, Tomate und Zwiebeln in einem Brot und darauf gab
es Pommes mit Ketchup oder Mayonnaise. Mir hatte es jedenfalls geschmeckt
obwohl das Fleisch einem Kaugummi ähnelte…
Am
dritten Tag waren wir früh aufgestanden. Heute wollten wir nach Tirana, in die Hauptstadt von Albanien. Wir
standen etwa um 11.00 Uhr am Bahnhof von Durrës. Wir kamen in eine grosse leere
Halle, in der in der Mitte ein paar Bänke standen und am anderen Ende eine Frau
hinter dem Billetschalter sass. Erenik diskutierte etwa 15 Minuten mit der Frau
bis sie endlich mal begriff, was er wollte. Als wir die Billete endlich hatten,
mussten wir nur noch auf den Zug warten.
Nach
etwa 20 Minuten kam er angedampft. Ein alter Zug fuhr langsam in den Bahnhof
ein. Als wir die Wagons bestiegen hatten, suchten wir uns eine gemütliche
Kabine. Wir waren direkt hinter der Lokomotive, was sich später als ein Fehler
herausstellte. Dann fuhren wir langsam ab und kurz darauf kam auch schon die
Billetkontrolleurin und schnitt mit einer Schere in die Billete.
Der
Zug fuhr nur langsam durchs Land und der Lokomotivführer liess die
Lokomotive die ganze Stecke immer wieder aufheulen in einem grauenhaft
nervigen Ton und da wir das Fenster nicht schliessen konnten war es doppelt so
nervig.
Die
Kabinen waren ausgestattet mit gefederten Polsterbänken die einen
lederähnlichen Überzug hatten. Unter dem Fenster gab es eine kleine Ablage und
über unseren Köpfen konnte man das Gepäck verstauen. In der Mitte des Waggons
war eine Kabine ausschliesslich für die Bahnpolizei. Das finde ich sehr gut,
denn ich kann mir gut vorstellen, dass in diesen Zügen so einiges passieren
kann…
Nach
etwa 2 Stunden Fahrt hatten wir endlich unser Ziel Tirana erreicht. Vom Bahnhof
ist es nicht weit bis zum wunderschönen „Skanderbeg-Platz“. Der Kulturpalast, in dem sich das staatliche Opern- und
Balletttheater, sowie die National Bibliothek befindet, steht ebenfalls an
diesem Platz.
Wenn
man die Strasse herunter geht, kommt man am Historischen National Museum von
Albanien vorbei.
Als wir weiter gingen, überlegten wir nicht lange und
liefen geradewegs ins Historische Nationalmuseum, das direkt gegenüber der Oper
ist. Beim Empfang saß eine Frau, bei der wir unseren Eintritt bezahlen mussten.
Hmm nicht mal im Ausland kommt man als Schweizer billig davon. Ich musste 300
Lekë bezahlen während die anderen zwei nur 50 Lekë bezahlen mussten. Irgendwie
auch verständlich. Für das, was wir zu sehen bekamen, war es mir diesen Preis
wert. Das Museum war wunderschön gestaltet mit großen hohen Hallen. Als erstes
sah man altes Werkzeug, Töpfe, Schmuck und noch andere Sachen von den alten
Illyriern. Wenn man weiter ging, kam man zu alten Skulpturen und Mosaike. Im
Museum konnte man außerdem noch alte originale albanische Kleider, Schätze,
Kriegswaffen, Skanderbeg’s Statue, Schwerter, Bilder, eine nachgemachte
Todeszelle und noch viel mehr, vor allem aus Kriegszeiten sehen. Wir hatten
nicht so viel Zeit und wollten weiter, daher konnten wir nicht alles
besichtigen.
Erenik vor der Statue von Skanderbeg. (alb. Skënderbeu,
seit dem November 1443 Staatsheld von Albanien und daher ist am 28. November
Nationalfeiertag)
Wir gingen weiter und machten noch einen Abstecher zur
großen Statue von Skanderbeg, der auf seinem
hohen Pferd sitzt. Hinter dem Denkmal befand sich ein kleiner grüner Park.
Wenn man weiter
die Strasse hinunter geht, kommt man ins Center hinein. Es ist eigentlich fast
gleich wie in Durrës. Überall viele Menschen, viele, die ihr Zeug auf der
Strasse verkauften, viele Läden, doch es war eine ganz andere Atmosphäre.
Irgendwann kamen wir zum Pazar. Erenik versuchte sein Glück, da er die ganze
Reise lang einen DVD – Player mitschleppte um ihn hier zu verkaufen. Er versuchte
es bei einem Haufen von Männern, die alle nur Handys verkauften. Er hatte ein
paar Interessenten, doch da die Tonqualität miserabel war, wurde er ihn leider
nicht los. Wir gingen weiter und ließen ihn seinen Geschäften nachgehen. Wir
liefen weiter die Strasse hinunter, bis wir zu einem Park kamen.
Im Park machten wir ein kleines Nickerchen und warteten
bis Erenik von seiner Tour zurück kam. Nach einer Weile kam er mit seinem DVD -
Player in der Hand wieder zurück.
Wir gingen weiter auf die Pyramide zu. Dann
erblickte ich etwas sehr unschönes. Über dem Eingang der Pyramide hing ein
riesiges Plakat wo rechts die albanische Flagge, in der Mitte G. W. Bush’s Kopf
und auf der linken Seite die U.S Flagge abgebildet war. Ich fragte mich was zum
Teufel hat Bush mit der Pyramide und
Albanien zu tun? Arber wunderte sich ebenfalls und regte sich auf. Mittlerweile
habe ich herausgefunden, was er damit zu tun hatte...
Die Pyramide ist eigentlich nichts Weiteres als eine
riesige Galerie. Als wir herein gegangen waren, standen nur leere Leinwände
herum. Wir schauten uns noch ein wenig um und gingen wieder.
Wir gingen den ‚Boulevard’, so heißt die Strasse, weiter
hinunter. Wenig später kamen wir zur Ersten Staatlichen Universität von Tirana,
die 1957 gegründet wurde. Gleich daneben liegt das Fußballstadion. Wir sahen,
dass der Himmel immer dunkler wurde und Arber drängelte zu gehen. Doch ich
wollte unbedingt noch das Fußballstadion sehen.
Am Ende der Besichtigung fing es an zu tröpfeln. Wir
mussten jetzt schnell machen, denn bis zum Bahnhof ist es nicht gerade kurz.
Wir gingen zuerst ganz gemütlich die Baumallee hinauf und genossen den leicht
stärker werdenden Regen, der uns ein wenig abkühlte. Doch mit der Zeit wurde
der Regen immer heftiger und auf einmal leerte es wie aus Eimer vom Himmel. Die
Leute standen unter Bäumen, in Telefonzellen, unter Sonnenblenden von
Geschäften und Sonnenschirmen. Ein Schirmhändler kam auf uns zu und bot uns
einen an, da wir keine Jacken dabei hatten. Wir rannten an ihn vorbei, da es
bis zum Bahnhof noch ein rechtes Stück war. Wir rannten noch schneller und auf
einmal begann es leicht zu hageln und das Ziel war immer noch fern. Es regnete
in Strömen. Wir hatten ein paar Stopps gemacht unter Sonnenblenden von
Boutiquen. Doch wir mussten weiter. Die Leute, die in Restaurants saßen,
schauten uns amüsiert zu und zeigten mit dem Finger auf uns. Endlich, der
Bahnhof ist nicht mehr weit. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen. Die letzte
Hürde, vor dem Bahnhof sammelten sich tiefe breite Pfützen. Endlich geschafft!
Wir waren jedoch von oben bis unten klitschnass angekommen. So einen Regen
hatte ich noch nie erlebt. Bis auf die Füße war ich total durchnässt und den anderen beiden ging es nicht besser.
Zum Glück mussten wir nicht all zu lange auf den Zug
warten. Als er ankam, hatte der Regen bereits aufgehört. Leider hatte dieser
Zug keine Kabinen sondern offene Wagons. Wir suchten uns den hintersten aus,
bloß weit genug entfernt von der Lokomotive. Die Rückfahrt wieder nach Durrës
war nicht gerade angenehm. Alles war feucht und da unser Fenster nicht
schließbar war, froren wir die ganze Fahrt. Wir waren alle drei froh als wir in
Durrës ankamen.
Am Abend übernachteten wir bei einem anderen Onkel der
beiden, da wir am Morgen wieder um 4.00 Uhr aufstehen mussten und da dieser
gerade oberhalb des Centers wohnten war das sehr günstig.
Wir streiften am Abend noch ein wenig durch die Stadt. Auf
dem Weg zum Onkel kamen wir bei der größten Moschee von Durrës vorbei. In der
Nacht ist sie noch beeindruckender als am Tage. Als wir ankamen, war mir ganz
unwohl zumute. Die Familie, die wir schon mal besucht hatten, ist sehr streng
muslimisch. Die Frau verhüllte sich unter langen Kleidern und Tüchern. Genauso
die ältere Tochter. Die mittlere Tochter hatte sich geweigert so zu leben,
daher lief sie wie ein ganz normales Mädchen herum. Sie hatten noch 2 weitere
kleinere Kinder. Mich störte es nicht, dass die Leute so herumliefen, doch
Arber und Erenik regten sich ständig auf und lästerten auf Deutsch
untereinander, damit sie es nicht verstehen konnten.
Später am Abend kam die Schwester von der Frau des Onkels
zu Besuch, die wir ebenfalls mal besucht hatten. Arber und Erenik redeten
nichts, ich auch nicht, denn die anderen machten genug Lärm und wir waren sehr
müde und wollten nur noch schlafen gehen.
Arber hatte ihnen schon gesagt, dass wir am Morgen früh
aufstehen müssen, doch das war denen egal und sie laberten weiter. Mit der Zeit
bekam ich die Krise und entschied mich, eine rauchen zu gehen!!! Als ich wieder
zurück kam, waren sie endlich am sich verabschieden gewesen. Als sie weg waren,
machte uns die Mutter der Kinder unser Schlafplatz bereit. Darunter versteht
man das Aufklappen der Sofas. Endlich war das Bett bereit und ich ließ mich nur
hineinfallen und schlief sofort ein.
Der Wecker klingelte um 4.00 Uhr. Arber und Erenik
mussten mich förmlich aus dem Bett zerren, denn wir hatten nur 2 ½ Stunden
geschlafen. Ich riss mich ein wenig zusammen und machte mit fertig um zu gehen.
Der Onkel und seine Frau waren extra wegen uns aufgestanden um sich von uns zu
verabschieden. Dann liefen wir den zum Glück nicht so langen Weg ins Center
hinunter. Wir waren vie zu früh da, also entschlossen wir uns, in einem kleinen Cafe in der Nähe ein
Brötchen zu essen. Dann gingen wir langsam in Richtung Bushaltestelle.
Arber nervte mich die ganze Zeit mit seinem blöden
Gelaber. Er wollte mich doch nur ein wenig motivieren. Lieber Junge, aber doch
nicht um 4.30 Uhr in der Früh...!!! Dann kam endlich der Bus. Wir stiegen ein
und es ging nicht lange, so schlief ich wieder tief und fest, bis wir einen
kurzen Verpflegungszwischenhalt machten. Um etwa 07.00 Uhr aßen wir Gulasch im
gleichen Restaurant indem wir waren, als wir gekommen sind. Dann ging es auf
der gleichen Strecke wieder zurück.
Beim Damm von Koman angekommen, war der alte Kahn noch nicht da. Wir mussten über 2 Stunden
warten. Arber und Erenik gönnten sich ein kühles Bad im See und unterhielten
zudem die anderen Leute.
Wir guckten uns später noch die wunderschöne Grotte der
Jungfrau Maria an. Sie segnet und beschützt den See und die Besucher, sagt man.
Dann endlich kam das Schiff. Die Entladung der Passagiere
und der Fahrzeuge erfolgte eigentlich recht rasch. Wir hasteten auf die Fähre
und suchten uns einen gemütlichen Platz im Passagierraum. Es ging recht lange
bis wir ablegten.
Während der Reise unterhielten wir uns ein wenig mit den
anderen Leuten. Sie waren alle sehr offen und freundlich. Wir lernten ein paar
Motorradfahren aus Österreich kennen, die auf der Durchreise bis nach
Österreich waren. Ihnen gefiel das Land und die Leute sehr, berichteten sie und
sie würden jedem so eine Reise sicher empfehlen. Es freute mich natürlich sehr,
so was zu hören. Arber und Erenik interessierten sich eher für die Motorräder,
mit denen sie unterwegs waren. Der Österreicher laberte nur und ließ die beiden
kaum zu Wort kommen.
Später während der Fahrt lernten wir noch ein Ehepaar
kennen, das zu einer Reisegruppe gehörte und aus Israel war. Wir redeten ein
wenig über die wirtschaftliche Lage, weil es denen auch nicht besser geht.
Dann waren wir endlich am Anlegeplatz von Fierzë
angekommen. Wir stiegen wieder in unseren Bus nach Gjakova. Die Grenze von
Kosovo rückte immer näher und wir sehnten uns eigentlich nur nach einer
Dusche...
An der Grenze von Albanien – Kosovo meinte der Busfahrer,
das ich meinen Pass nicht zu zeigen brauche. Ein Zollbeamter lief in aller Ruhe
um den Bus und zählte die Leute oder was weiß ich, was der machte. Als er mich
erblickte, blieb er kurz stehen und betrachtete mich ein wenig genauer. Dann
ging er weiter und kontrollierte anschließend die Pässe. Prompt musste ich
meinen Pass vorweisen, was mir eigentlich auch egal war. Dann ging es endlich
wieder weiter. Gjakova kam immer näher.
Endlich da, waren wir sehr erleichtert. Als wir aus dem
Bus stiegen, hatte ich nochmals Schwein gehabt, denn gerade in diesem Moment,
als ich bei einem Jungen, der im Bus saß, vorbei ging, kotzte er den Boden
voll. Puh zum Glück mussten wir aussteigen. Endlich wieder zu Hause angekommen,
packten wir unsere Sachen aus, erzählten wie es gewesen war und dann ging es ab
unter die lang ersehnte DUSCHE.
In
den nächsten Tagen waren wir nur in Gjakova.
Wir hatten die Grundschule (auch ökonomische Schule
genannt) besucht. Sie liegt auf dem Weg ins Center durch den Pazar. Die haben
ein anderes Schulsystem als wir, aber doch ähnlich. Sie belegen die gleichen
Fächer, manchmal auch mehrere. Die Schüler zeigten sehr viel Respekt als wir
mal in ein Klassenzimmer von Arber ehemaliger Schullehrer traten.
Die Schule besitzt eine eigene Bibliothek und einen
eigenen Werkraum. Ein Zahnarzt für individuelle Patienten ist ebenfalls in
dieser Schule.
Die Schüler haben, so wie ich es verstand, nur einen
halben Tag Schule. Die andere Hälfte kommen wiederum andere Schüler zur Schule,
die in der gleichen Klasse sind, man aber nicht genug Platz und Zeit zu
Verfügung hat um beide Klassen gleichzeitig zu unterrichten. Noten gehen hier
von 1 bis 5. 1 Schlecht, 5 sehr gut.
Gjakova hat ein paar Hochschulen. Eine davon war die
technische Hochschule, die wir ebenfalls besucht hatten. Wir besuchten die
Klasse von einem Freund, der in der selben Strasse wohnt wie Arber. Kushtrim
ist sein Name und er lernte Schneider. Seine Lehrerin war eine ältere, sehr
sympathische Frau. Sie erzählte, dass sie schon mal in der Schweiz gearbeitet
hatte, doch nicht für lange Zeit. Sie hat einen Sohn, der jetzt in England
seine eigene Modefirma hat. Wie erfolgreich er ist, weiß ich nicht. Sie
erzählte außerdem noch, dass alle Nähmaschinen und sonstige Gerätschaften aus
der Schweiz gekommen waren. Darum nähen die Schüler mit original alten BERNINA
- Nähmaschinen. Alle Hochschulen, die in Gjakova jetzt stehen, wurden durch
schweizerische Hilfe aufgebaut und finanziert. Die Schüler müssen für die
Ausbildung nichts bezahlen, auch für das Material nicht. Ob das der Staat
bezahlt oder jemand anders, weiß ich nicht. Da es der letzte Schultag war,
machten sie nur Spaß in der Klasse und diskutierten ein wenig. Die Klasse ging
nach meiner Meinung sehr friedlich miteinander um. So was kannten meine
Exklassen nicht.
Nach den Schulbesuchen machten wir uns auf den Weg zu *
der in einem kleinen Vordorf von Gjakova namens *wohnte. Er wohnt zusammen
mit seiner Mutter, seinem älterer Bruder *, seinem jüngerer Bruder * und
der Schwester auf einem kleinen Bauernhof. Sie haben in der Nähe des Hofes ein
großes Maisfeld angelegt. Alles Handarbeit. Nur ein alter Traktor hilft ihm das
Land zu kultivieren.
Veli besitzt 3 Kühe, 2 Kälber, 1 Schaf, 1 Ziege, 1 Pferd,
3 Hunde, Enten und Hühner. Er erzählte, dass vor kurzem das zweite Schaf von
ihm von Wölfen gerissen wurde. Da er direkt unterhalb des Waldes wohnt, konnte
das gut möglich sein. Für ihn war es ein gro0er Verlust, denn er wollte es für
gutes Geld verkaufen.
Das Haus, das jetzt der Stall ist, war vor dem Krieg das
eigentliche Wohnhaus. Als sie vor 8 Jahren von Deutschland wieder zurück kamen,
fand er sein Haus total zerstört wieder. Es stand die ganze Zeit leer ohne
Dach, Türen und Fenster, im Winter sowie im Sommer, bei Regen, Sonne, und
Schnee. Sie mussten von Null anfangen. Er sagte, das seien furchtbar schwere
Zeiten gewesen doch sie hatten sich wieder hoch gearbeitet und haben jetzt all
das mit eigenen Kräften aufgebaut. Doch so ging es nicht nur ihnen. Das Haus
von Arbers Familie sah nach dem Krieg nicht viel anders aus.
Da * nicht nur vom Verkauf der Tieren leben kann,
wird er vom Staat ein wenig unterstützt.
Und hier bin ich nun am Ende meines Berichtes. Wenn du
noch mehr wissen willst, kannst du mich persönlich kontaktieren. Im Oktober
werde ich meine nächste Reise machen und werde ebenfalls darüber berichten. Was
wir dann so alles unternehmen werden, wissen wir noch nicht. Ich lasse mich
überraschen. Vielleicht erstelle ich noch einen Film, sofern ich Zeit und das
nötige Material habe.
Ich hoffe sehr, dass dir mein Bericht gefallen hat und
dass ich dir Kosovo von einer ganz anderen Seite näher zeigen und nützliche
Informationen liefern konnte.
Alles Gute wünschen dir:
Arber Mulliqi und Annina Prenner
Wer
sich weiter informieren möchte, Annina hat eine HP und die findet man hier:
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