Ausgabe 05/2007
November + Dezember 2007

 Meine Ferien im Kosovo

 

Mein Name ist Annina Prenner, bin Schweizerin, komme aus Scuol und bin 17 Jahre alt. Ich will aus meinen Ferien aus dem Kosovo und Albanien berichten, um den Leserinnen und Lesern das Land und die Leute näher zu bringen.

 

Am 14. Mai 2007 startete ich von Flughafen Zürich – Kloten, flog mit der Fluggesellschaft der Malev (Ungarn) bis nach Budapest und weiter nach Prishtina. 

 

Am Flughafen endlich angekommen, kam mich mein Freund Arber Mulliqi, zusammen mit seinem Vater Nuri und seine Schwester Gentiana abholen und wir fuhren auf der holprigen Hauptstrasse nach Gjakova.

 

Die Gegend fand ich sehr interessant, denn man konnte mal ruhig 10 Minuten fahren ohne ein Haus zu sehen, nicht so wie in der Schweiz. Überall wuchsen hauptsächlich Blätterbäume, die satte grüne Blätter trugen. Die Erde war ungewöhnlich rot. Ich nannte sie „Golderde“, da es im Kosovo grosse Goldvorkommen und andere Bodenschätze gibt und daher ist die Erde rot. Auf der Fahrt sahen wir ausserdem viele Dörfer und viele noch nicht fertige Häuser, was nicht ungewöhnlich ist. 

 

 

 

 

 

In Gjakova endlich angekommen, fehlten mir die Worte. Ich fand die Stadt wunderschön. Gjakova war zu Kriegszeiten am schwersten getroffen worden. Nicht weit entfernt von der Stadt ist ein Feld, auf dem der schlimmste Kampf von  Gjakova stattfand. Jetzt liegen da ca. 400 Verstorbene. Am 17. Mai ist dort Gedenkstag und noch heute kann sich wer will, ebenfalls dort bestatten lassen.

 

Wenn man durchs Center geht, sieht man viele kleine Läden. Verkauft werden meistens Kleider, Schuhe, Schmuck, Gemüse, Zigaretten, Haushaltswaren, Parfüms und Fast Food. Es gibt aber auch viele Bars und kleine Restaurants. Durch die Stadt muss man aber mit offenen Augen gehen. Nicht nur zum Schutz von Dieben, sondern auch wegen der Löcher, offenen Schächte oder den zu tief angebrachten Strassenschildern.

 

Die Leute sind sehr ehrlich und respektvoll, auch die Jungen. Zum Beispiel sah ich Leute, die ihr Zeug nur so, ohne Laden auf der Strasse verkauften und dort auch schliefen. Doch ich hatte nie jemand gesehen, der  etwas klaute.

 

Die Sachen, die da verkauft wurden, sind für uns wahnsinnig billig. Man kriegt T-Shirts für 1 € oder Schuhe für 10 €. Ist ja auch kein Wunder bei so einer Wirtschaft, wofür sie überhaupt nichts können.

 

Immer, wenn wir durch die Stadt liefen, waren viele Blicke auf mich gerichtet. Man sieht es mir auch schnell an, dass ich nicht aus der Gegend bin und manch einer fragte meinen Freund auf der Strasse über mich aus. Ich fühlte mich geschmeichelt, weil so ein grosses Interesse um mich war. Doch ich empfehle, wenn man das erste Mal reist, ohne Sprachkenntnisse, sollte man einen „Reiseführer“ oder Begleiter mitnehmen.

 

 

 

Diese Lädenreihen nennt man „Pazar“ und so sieht die ’Altstadt’ von Gjakova aus. Hier ist Laden an Laden und in denen findet man einfach alles was man zum Leben braucht. Die Strasse ist hier Einbahn und führt ins Center. Der Pazar ist ein reines Paradies für Billigshopper, denn man findet fast alles von Diesel bis Energie, aber es sind oft nur Fälschung.

 

 

 

Das einzig schlechte an der Stadt ist, das es keine Müllabfuhr gibt, und ich hatte auch keine Müllcontainer gesehen. Weil die Leute nicht wissen, wohin mit dem ganzen Müll, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als den Müll raus in die Natur zu werfen. Dieser Müll verfolgt einen durch die ganze Stadt.

 

 

Das Hotel Pashtriku ist das grösste in Gjakova. Es hat rund 164 Zimmer, ein Restaurant, einen grossen Saal für Hochzeiten oder andere Feste, einen separaten Hochzeitsspeisesaal, eine Bank und ein Reisebüro.


Als ich es besichtigen durfte, konnte ich leider nicht in die Küche, denn an diesem Tag hatten sie ein Bankett von 400 Personen. Dafür hatte mir ein Mann die schönsten Zimmer gezeigt. Interessant war, dass nicht alle gleich waren. Das hat mir sehr gut gefallen. Das Restaurant ist bei den Jungen sehr beliebt. Bei schönem Wetter kann man auch auf die Terrasse, wo man einen schönen Blick aufs Center hat.

 

 

Nicht weit entfernt vom Hotel Pashtriku steht das neue Rote Kreuz. Es wurde nach dem Krieg neu aufgebaut und auch die Schweiz war beteiligt. Das alte Rote Kreuz steht daneben und dient jetzt nur noch als Lager. Beim Roten Kreuz arbeiten 7 Mitarbeiter und es gibt insgesamt 95 Volontäre, zu denen auch Arber zählt.

 

 

Hier sind ein paar der Mitarbeiter, die Kleider einpacken. Jeden Donnerstag von 11.00 Uhr bis 12.30 Uhr können arme Leute zum Roten Kreuz kommen um Kleider und, wenn vorhanden, Lebensmittel zu erhalten. Als wir da waren, warteten draussen viele Leute.

 

 

Auf diesem Gang stehend, sah ich all diese Leute mit ihren Kindern und fühlte mich ein wenig schlecht, weil ich nichts mitgebracht hatte. Eine alte Frau kam  auf mich zu, nahm meine Hand und machte mir ein Kreuz auf die Stirn und bei sich ebenso. Dabei zeigte sie auf mein Kreuz, das an einer Kette um meinen Hals hängt. Das hatte mich sehr berührt. Die Leute vor der Tür schauten mich mit grossen Augen an und warteten geduldig.

 

 

Hier ist gerade ein Erste Hilfe – Lehrer beim Unterricht. Die Schüler hatten den ganzen Tag Theorie und am nächsten Tag nur Praxis. Zum Schluss werden sie geprüft, um die Bestätigung zu erhalten. In der Schweiz verlangen sie keine Prüfung, was ich, ehrlich gesagt sehr schlecht finde.

 

 

Am 1. Juni ist „Tag des Kindes“. Auf diesem Laken stehen die  wichtigsten Kinderrechte. Es wurde auf dem „Nënë Terez“ Park aufgestellt, wo sich später am Tag Kinder der ganzen Stadt versammelten. Alle Kinder machten dann zusammen einen Ausflug, unter der Leitung des Roten Kreuzes. Sie wurden mit dem Bus nach Prizren gebracht, wo sie einen Tierpark besichtigten. Die Reise und die Verpflegung wurde vom Roten Kreuz, von der Regierung und von Spendengeldern gestiftet.

 

 

Hier bin ich und Arber mit der Leiterin Frau Dushe Lama. Sie arbeitete schon immer beim Roten Kreuz, berichtete sie uns, doch hier arbeitet sie nun schon seit 16 Jahren.

 

Bei Interesse oder Fragen kann man sie unter folgenden Nummern Kontaktieren:

Office Tel.: 0390/324 015           

Mobil: 0037 44 129 414      

Privat Tel.: 0390/320 554

 

Adresse:

Kryqi i Kuq

Rr. « Fan S. Noli » nr.3

Gjakova             

Kosova 

Info: Verständigung durch albanisch und englisch

 

 

Das ist die Kirche, in der wir an einem Sonntag einen Gottesdienst besucht hatten. Arber und ich kamen in eine stockvolle Kirche hinein. Viele Leute standen hinten und in den Gängen. Es war interessant zu sehen, dass die Männer auf der linken Seite und die Frauen auf der rechten Seite der Kirche sassen. Aber es gab auch zwischendurch ein paar „schwarze Schafe“.

 

 

Diese katholische Kirche ist in der Nähe von Arbers Haus. Gleich darunter ist die alte katholische Kirche. Die Kirche wurde im Jahr 2006 aufgebaut doch sie ist noch nicht ganz fertig. Dafür ist sie die 2. schönste Kirche auf dem ganzen Balkan.

 

 

Der Gottesdienst begann um 11.00 Uhr. Während des Gottesdienstes war ich überrascht, wie aufmerksam die Leute zuhörten und als ein Lied angestimmt wurde, sangen viele mehrstimmig mit. Der Gesang war berauschend und so wunderbar harmonisch. Es waren auch sehr viel junge Leute dabei. Dem Gottesdienst konnte ich teilweise folgen, doch sie hatten eine ganz andere Reihenfolge, als wir es kennen. Das einzige, bei dem ich auch was zu sagen hatte, war das Gebet, das ganz am Anfang gesagt wurde.

 

 

Gjakova hat nach meinen Informationen etwa 20 Moscheen über die ganze Stadt verteilt. Gebetet wird hier 5 mal am Tag. Die Gebete, die man von der Strasse aus hört, dauern etwa 3 Minuten. Sie  erklingen durch Lautsprecher, die oben an der Kuppel angebracht sich und sie ähneln einem Gesang.

 

 

Das war mal ein Bauernhof nicht weit von Arbers Haus. Jetzt ist nicht mehr viel davon übrig. Wenn man da über die Erde geht, findet man viele Knochen. Überreste der Tiere, die einst mal da gelebt haben. Es liegt auch massenweise Müll herum. Hier kann man gut sehen, was die Serben alles angerichtet hatten. So wie dieser Bauernhof, nehme ich mal an, hat fast ganz Gjakova  ausgesehen. Doch innert 8 Jahren haben sie sehr viel wieder aufgebaut und aus gar nichts wieder etwas gemacht.

 

 

Hier steht das Haus von Arber. Am rechten unteren Bildrand liegt die völlig zerstörte Kaserne. Das einzige was man da noch finden kann, sind alte Patronen von Waffen, ein Gebäude ohne Dach, Türen, Fenster und haufenweise Schutt. Hier spielen kleine Kinder, die in dieser Strasse wohnen. Sie spielen mit einfach allem was dort herum liegt. Ein bedrückender Anblick, doch niemand kann was ändern. Die Nachbarn hatten sich einmal zusammen getan um die Kaserne aufzuräumen, doch es ging nicht lange, da sah sie wieder aus wie vorher. In dieser Gegend gibt es auch sehr viele streunende Hunde, die an den Überresten der ehemaligen Hoftiere nagen.

 

 

Diese Fotos wurden von dieser Antenne gemacht. Sie liegt gleich neben der Kaserne. Sie hat auch was vom Krieg abgekriegt. Man sieht es in der unteren Hälfte, der Antenne ist ein Stück des Stahlgerüsts abgetrennt worden. Arbers älterer Bruder Erenik (20) war auf die Antenne geklettert und schoss wunderschöne Fotos. Zuoberst auf der Antenne weht der Stolz aller Albaner nämlich die albanische Flagge.

 

 

Dieser Hügel liegt ein wenig ausserhalb der Stadt in Richtung Deqan. Von diesem Hügel aus bombardierten die Serben die Stadt. Auf der anderen Seite des Hügels liegt eine Gedenkstädte für die Helden, die in dieser Schlacht gefallen sind.

 

 

 

 

(mehr findest du unter Bilder).

 

 

Das ist ein Denkmal im Park in Gjakova. Mit diesem Stein wird die „UÇK“ (Ushtria Çlirimtare e Kosovës/ dtsch.: Befreiungsarmee des Kosovo) geehrt.

 

 

Heute steht ebenfalls im Park in der Nähe des Steines, die Statue der Mutter Teresa, da die Mutter von ihr aus Gjakova stammte.* am 27. August 1910 in Skopje, Mazedonien,† am 5. September 1997 in Kalkutta, Indien.

 

 

Das ist Arber zusammen mit seiner Familie. (von rechts) Erenik, die beiden Cousinen Majlinda und Ujeza, Arber, seine Mutter Mimoza und dann sein bester Freund Granit (Giga). Das war am Abend meiner Ankunft. Zur Feier tanzten sie Tallava, den traditionellen Volkstanz zur Musik, vor ihrem Haus.

 

Die Leute sind sehr gastfreundlich. Immer wenn neuer Besuch kam, stehen alle auf, geben sich die Hand und manchmal begrüssten sie sich mit 2 oder 4 Küssen. Es wurde meist türkischer Kaffee getrunken oder Saft. Nur wenige servierten Gebäck dazu. Serviert wird meistens auf einem Tablett, weil so, denke ich, wollen sie, dass alle gleichzeitig zu trinken bekommen. Es gibt auch eine gewisse Reihenfolge, wem zuerst serviert wird. Doch mir ist die richtige Reihenfolge nicht bekannt.

 

Mir ist aufgefallen, das sie immer als erstes fragen, wie es einem selber geht und dann, wie es der Familie geht. Da hört man die ganze Zeit nur „mirë, mirë“, was auf Deutsch so viel heisst wie ‚gut’. Dem Gespräch danach konnte ich nur schwer folgen, da Arber nie alles übersetzte. Meistens schaute ich mich dann nur um. Was mir besonders auffiel, es hängen wenig bis keine Bilder an den Wänden  und wenn, dann nur von heiligen Leuten oder von der Familie.

 

Die meisten neuen Häuser haben aussen zwar keine verputzte Fassade, doch innen habe ich wunderschöne Wohnzimmer, Schlafzimmer und mit Holz verkleidete Treppen gesehen. Fast in jedem Haus, indem ich war, gab es ein grosses Wohnzimmer, indem immer mehrere Sofas standen. Da sie ja so gut wie jeden Tag Besuch haben, brauchen die das. 

 

Was mir an den Häusern besonders gefiel, dass sie meistens dreistöckig sind und einen ganz eigenen Baustiel haben. Um das Haus ist meistens eine Mauer und auf die Strasse führt ein grosses Tor. So schützen sie sich vor Einbrecher.

 

An den Leuten gefiel mir am meisten, dass sie sehr offen sind und dass alle uns beiden viel Glück wünschten. Manche haben auch mit mir geredet obwohl ich sie nicht immer verstand doch Arber hatte mir dann alles übersetzt und dann verstand ich mich sehr gut mit den Leuten. Alle waren sehr begeistert von mir und sie hätten an mir sehr grosses Gefallen, sagte Arber. Allgemein gefiel mir sehr, das Besuch kam und ging ohne gross zu sagen: „Ja ich komme dann und dann…“. Die können das gut machen, denn sie verstehen sich unter den Nachbarn gut und es ist immer jemand zu Hause, da nur wenige Arbeit haben. Meist ist immer die Frau zu Hause und der Mann ist zur Arbeit.

 

Ich hatte an meinem vorletzten Tag eine sehr interessante Begegnung…       

 

Ich lief mit Arber in Richtung Center. Wir redeten und machten ein wenig Unsinn. Er sagte: „ Aha, wenn du also so über mich denkst, gehe ich nach Hause.“ Er drehte sich um und lief ein Stück zurück. Natürlich meinte er das nur als Scherz, doch ich lief einfach weiter. Es verging keine Minute, da kamen drei Typen auf mich zu. Der Eine sagte: „Hi. Hello, How are you? Good?“ und lief an mir vorbei. Die Anderen lachten nur. Dann schoss mir ein Gedanke in den Kopf. O oo. Arber Ich drehte mich schnell um. Arber stand vor den Idioten und schaute sie mit einem herausfordernden Blick an.  Doch er sagte nichts und blieb ruhig. Ich wusste, das ich schnell handeln musste sonst passierte noch etwas. Ich ging auf ihn zu und nahm ihn an den Arm. Ich zerrte ihn weg und fing an zu lachen. Er sagte: „Ah siehst du die Idioten? Machen nur Stress weil die sehen, das du Schweizerin oder Deutsche bist!“ Ich fand es sehr amüsant und er kochte fast vor Wut…

 

 

 

Am 21. Mai mussten Erenik, Arber und ich um 4.00 Uhr aufstehen, da wir heute eine 8-Stunden Reise vor uns hatten. Es ging von Gjakova nach Durrës - Albanien, zu Verwandten. Der Start war um 5.00 Uhr Morgens auf dem Platz im Stadtviertel „Konferenza e Bunjait“ wo uns ein Kleinbus abholte. In dem Bus sassen noch andere Leute. Bezahlen mussten wir erst nach der Fahrt.

 

Der Weg führte uns aus der Stadt in Richtung Tropoja. Als wir die Grenze des Kosovo hinter uns liessen, erstreckte sich  uns eine Tallandschaft, die im satten Grün der Bäume und Sträucher lag. Die Strasse führte den Hang entlang bis zu unserem nächsten Anhaltspunkt. Die Strasse war sehr holperig und schmal, also nichts für empfindliche Mägen. Unter uns floss ein glasklarer Fluss namens Valbona. Die Strasse führe uns durch viele verschiedene Bergdörfchen.

 

 

 

Der nächste Anhaltspunkt war Bajram Curri, benannt nach einem Freiheitskämpfer von 1912. Dann ging es weiter bis zum Anlegepunkt der Transitfähre in Fierzë. Der uralte Kahn führte Personen sowie Fahrzeuge den 40 km langen Koman-Stausee hinunter. Die Fähre fuhr gerade mal mit 20 km/h. Im 1. Stock können sich die Passagiere verpflegen. Man kann Brot mit Wurst, Fisch oder Frischkäse, Chips und diverse Getränke kaufen. Auf dem Dach kann man herumlaufen und rauchen.

 

 

 

 

Diesen Blick hat man die ganze Fahrt lang. Links und Rechts nur Fels. Während der Fahrt entdeckt man viele Höhlen, hie und da sieht man einen Haushund, manchmal erblick man Adler, die ihre Kreise ziehen. Dieses Gebiet eignet sicher sehr gut für Stillwasser – Kanufahrer, für Wanderer und ich denke klettern könnte man in diesem Gebiet sicher auch. Hinfahren würde sich sicher lohnen. Aber Vorsicht! Diese Gegend ist die ärmste in ganz Albanien und daher auch sehr verlassen. Ausserdem besteht immer noch grosse Gefahr auf Minen zu tappen. Ohne Reiseführer spielt man mit dem eigenen Leben...

 

 

 

Nach 2 ½  Stunden Fahr sind wir endlich am Damm von Koman angekommen. Beim Damm gab es ein kleines Restaurant, welches auch ein Hotel war. Gleich daneben steht in einer Grotte eine schneeweisse Marmorstatue der Jungfrau Maria.

 

 

Wir sind dann wieder auf den Kleinbus umgestiegen und es ging es weiter über eine tot langweilige Strecke auf einer katastrophalen Strasse. Sie schlängelte sich ums Tal. Unter uns lag in völliger Ruhe der Grosse Drin.

 

3 Stunden dauerte die Fahrt bis nach Shkodra (Shkodër). Auf der Fahrt sah man kleine Dörfer und eine katholische Kirche in der Nähe der Strasse. Daneben eine kleine Schule für die Kinder der ganzen Region.

 

Wir fuhren in Shkodra ein, der  wichtigsten Stadt Nordalbaniens und Hauptstadt der Präfektur (Vergleichbar mit einem Kanton). Endlich wurden die Strassen wieder normal und gerade. Wir fuhren noch etwa 1 Stunde weiter bis nach Lezhë. Da hatten wir in einem Restaurant, bei dem der Bus immer hielt, etwas gegessen. Dann ging es weiter bis nach Durrës.

 

 

Endlich waren wir angekommen. Durrës, die wichtigste Hafenstadt Albaniens mit knapp 130,566 registrierter Einwohner, mit vielen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die Sommerresidenz vom späteren König Zogu, die auf der Spitze eines Hügels über Durrës liegt. Auch schön zu besichtigen sind die Mosaike in der Kapelle des Amphitheaters und man kann auch ein archäologisches Museum besuchen. In Durrës befindet sich der zentrale Bahnhof, Sitz und Werkstätten der albanischen Eisenbahn „Hekurudha e Shqipërisë“, mit der man 2 Stunden bist Tirana hat.

 

Im Center von Durrës kamen wir auf einen Platz auf dem viele Leute Handys, Zigaretten, Sonnenblumenkerne, Strassenkarten und allerlei anderes Zeugs verkauften. Es gab auch solche, die mit einem dicken Bündel Banknoten herumwedelten, da man in Albanien mit „Lek“ (pl.: Lekë) bezahlt und man bei diesen Männern Euros tauschen konnte.

 

Wir mussten auf die orangenen Busse umsteigen, um zu den Tanten der beiden zu gelangen. Der Bus war voller Menschen und drinnen war es sehr stickig. Als wir abfuhren, zwängte sich eine dicke kleine Frau durch die Menge um einzukassieren. Für eine Fahrt, egal wohin, bezahlt man 20 Lekë, das sind etwa 3 Cent. Die Fahrt in diesem furchtbaren Bus war sehr unangenehm und komisch, denn er hielt einfach mal, machte kurz die Türen auf und fuhr dann ein Stück mit offenen Türen weiter. Mir ist natürlich sofort aufgefallen, dass die Leute mich die ganze Zeit anstarrten, doch mit der Zeit fiel es nicht weiter auf.

 

Endlich bei den Verwandten von Erenik und Arber angekommen, war ich sehr erleichtert. Es waren sehr nette Menschen. Ich hatte viel Spass und versuchte mit den Leuten auch zu reden, doch leider konnte ich ihnen nicht immer folgen, da sie einen anderen Dialekt sprachen als die Kosovo-Albaner.

 

Was mir ein wenig Sorgen bereitete, ist die Trinkwasserknappheit in der Stadt. Jedes Haus besitzt auf dem Dach einen Wassertank der vielleicht ca. 500 Liter fasst. Auch mit dem Strom gibt es mehr Schwierigkeiten als im Kosovo. In diesen 4 Tagen hatten wir jeden Tag einen Stromausfall. Auch eine richtige Dusche oder ein WC war hier etwas ganz besonderes und ich schätzte es jedes Mal, wenn ich auf einem normalem WC mein „Geschäft“ machen konnte.

 

Anstelle unserer WC’s gibt es nur ein Loch, links und rechts ein Stehsockel und daneben einen Eimer mit Wasser oder einen Schlauch. Das Duschen ging etwa ähnlich. Man hatte einen Eimer mit warmem Wasser und ein Becher zur Verfügung.

 

Dafür assen wir umso besser. Wir assen meist kalt, darunter versteht man Tomatensalat mit Zwiebeln und Gurken, Würstchen, viel Brot und kaltes Wasser. Manchmal assen wir am Abend auch warmes Essen wie zum Beispiel etwas mit Eier, Joghurt, Milch und Peperoni. Ich weiss nicht genau wie man das nennt doch ich mochte es sehr.

 

 

 

 

Am nächsten Tag besichtigten wir ein wenig die Stadt, sie ist wunderschön finde ich. Es herrschte viel Hektik auf den Strassen. Man kann die Innenstadt etwa mit dem Center von Gjakova vergleichen. Doch am Tag sind nicht einmal die Hälfte der Leute auf den Strassen. Am Abend dagegen wimmelt es nur so von Menschen, da diese Tagsüber arbeiten. Am Abend spazieren sie durch die Strassen oder am Strand entlang. Die Leute sind friedlich und benehmen sich ruhig. Es wir viel gelacht und es herrscht eine angenehm beruhigende Atmosphäre. Doch auch am Abend herrschten noch Temperaturen bis zu 25 °C.

 

Den folgenden Tag verbrachten wir am Strand. Wir hatten Glück, dass die Hochsaison noch nicht begonnen hatte. Denn da ist der Strand sehr voll. Die ganzen Promenade entlang reihen sich Hotels an Hotels und Appartements an Appartements. Die Luft und das Wasser waren angenehm lauwarm. Wir hatten uns in der Nähe ein Tretboot gemietet und sind ein wenig auf der Adria hinaus gepaddelt. Neben uns war das Pier „Pista“ auf dem viele Stars schon viele Auftritte hatten. Doch es war geschlossen als wir da waren, weil sie es renovieren mussten.

 

Als Zwischenverpflegung assen wir einen albanischen Kebap. Darunter versteht man zähes Rinderfleisch mit Salat, Tomate und Zwiebeln in einem Brot und darauf gab es Pommes mit Ketchup oder Mayonnaise. Mir hatte es jedenfalls geschmeckt obwohl das Fleisch einem Kaugummi ähnelte…

 

Am dritten Tag waren wir früh aufgestanden. Heute wollten wir nach Tirana, in die Hauptstadt von Albanien. Wir standen etwa um 11.00 Uhr am Bahnhof von Durrës. Wir kamen in eine grosse leere Halle, in der in der Mitte ein paar Bänke standen und am anderen Ende eine Frau hinter dem Billetschalter sass. Erenik diskutierte etwa 15 Minuten mit der Frau bis sie endlich mal begriff, was er wollte. Als wir die Billete endlich hatten, mussten wir nur noch auf den Zug warten.

 

Nach etwa 20 Minuten kam er angedampft. Ein alter Zug fuhr langsam in den Bahnhof ein. Als wir die Wagons bestiegen hatten, suchten wir uns eine gemütliche Kabine. Wir waren direkt hinter der Lokomotive, was sich später als ein Fehler herausstellte. Dann fuhren wir langsam ab und kurz darauf kam auch schon die Billetkontrolleurin und schnitt mit einer Schere in die Billete.

 

Der Zug fuhr nur langsam durchs Land und der Lokomotivführer liess die Lokomotive die ganze Stecke immer wieder aufheulen in einem grauenhaft nervigen Ton und da wir das Fenster nicht schliessen konnten war es doppelt so nervig.

 

Die Kabinen waren ausgestattet mit gefederten Polsterbänken die einen lederähnlichen Überzug hatten. Unter dem Fenster gab es eine kleine Ablage und über unseren Köpfen konnte man das Gepäck verstauen. In der Mitte des Waggons war eine Kabine ausschliesslich für die Bahnpolizei. Das finde ich sehr gut, denn ich kann mir gut vorstellen, dass in diesen Zügen so einiges passieren kann…

 

 

 

 

 

Nach etwa 2 Stunden Fahrt hatten wir endlich unser Ziel Tirana erreicht. Vom Bahnhof ist es nicht weit bis zum wunderschönen „Skanderbeg-Platz“. Der Kulturpalast, in dem sich das staatliche Opern- und Balletttheater, sowie die National Bibliothek befindet, steht ebenfalls an diesem Platz.

 

 

 

Wenn man die Strasse herunter geht, kommt man am Historischen National Museum von Albanien vorbei.

 

 

 

Als wir weiter gingen, überlegten wir nicht lange und liefen geradewegs ins Historische Nationalmuseum, das direkt gegenüber der Oper ist. Beim Empfang saß eine Frau, bei der wir unseren Eintritt bezahlen mussten. Hmm nicht mal im Ausland kommt man als Schweizer billig davon. Ich musste 300 Lekë bezahlen während die anderen zwei nur 50 Lekë bezahlen mussten. Irgendwie auch verständlich. Für das, was wir zu sehen bekamen, war es mir diesen Preis wert. Das Museum war wunderschön gestaltet mit großen hohen Hallen. Als erstes sah man altes Werkzeug, Töpfe, Schmuck und noch andere Sachen von den alten Illyriern. Wenn man weiter ging, kam man zu alten Skulpturen und Mosaike. Im Museum konnte man außerdem noch alte originale albanische Kleider, Schätze, Kriegswaffen, Skanderbeg’s Statue, Schwerter, Bilder, eine nachgemachte Todeszelle und noch viel mehr, vor allem aus Kriegszeiten sehen. Wir hatten nicht so viel Zeit und wollten weiter, daher konnten wir nicht alles besichtigen.

 

 

 

Erenik vor der Statue von Skanderbeg. (alb. Skënderbeu, seit dem November 1443 Staatsheld von Albanien und daher ist am 28. November Nationalfeiertag)

 

Wir gingen weiter und machten noch einen Abstecher zur großen Statue von Skanderbeg, der auf seinem hohen Pferd sitzt. Hinter dem Denkmal befand sich ein kleiner grüner Park.

 

 Wenn man weiter die Strasse hinunter geht, kommt man ins Center hinein. Es ist eigentlich fast gleich wie in Durrës. Überall viele Menschen, viele, die ihr Zeug auf der Strasse verkauften, viele Läden, doch es war eine ganz andere Atmosphäre. Irgendwann kamen wir zum Pazar. Erenik versuchte sein Glück, da er die ganze Reise lang einen DVD – Player mitschleppte um ihn hier zu verkaufen. Er versuchte es bei einem Haufen von Männern, die alle nur Handys verkauften. Er hatte ein paar Interessenten, doch da die Tonqualität miserabel war, wurde er ihn leider nicht los. Wir gingen weiter und ließen ihn seinen Geschäften nachgehen. Wir liefen weiter die Strasse hinunter, bis wir zu einem Park kamen.

 

Im Park machten wir ein kleines Nickerchen und warteten bis Erenik von seiner Tour zurück kam. Nach einer Weile kam er mit seinem DVD - Player in der Hand wieder zurück.

 

 

Wir gingen weiter auf die Pyramide zu. Dann erblickte ich etwas sehr unschönes. Über dem Eingang der Pyramide hing ein riesiges Plakat wo rechts die albanische Flagge, in der Mitte G. W. Bush’s Kopf und auf der linken Seite die U.S Flagge abgebildet war. Ich fragte mich was zum Teufel hat Bush mit der Pyramide und Albanien zu tun? Arber wunderte sich ebenfalls und regte sich auf. Mittlerweile habe ich herausgefunden, was er damit zu tun hatte...

 

Die Pyramide ist eigentlich nichts Weiteres als eine riesige Galerie. Als wir herein gegangen waren, standen nur leere Leinwände herum. Wir schauten uns noch ein wenig um und gingen wieder.

 

 

 

 

 

Wir gingen den ‚Boulevard’, so heißt die Strasse, weiter hinunter. Wenig später kamen wir zur Ersten Staatlichen Universität von Tirana, die 1957 gegründet wurde. Gleich daneben liegt das Fußballstadion. Wir sahen, dass der Himmel immer dunkler wurde und Arber drängelte zu gehen. Doch ich wollte unbedingt noch das Fußballstadion sehen.

 

Am Ende der Besichtigung fing es an zu tröpfeln. Wir mussten jetzt schnell machen, denn bis zum Bahnhof ist es nicht gerade kurz. Wir gingen zuerst ganz gemütlich die Baumallee hinauf und genossen den leicht stärker werdenden Regen, der uns ein wenig abkühlte. Doch mit der Zeit wurde der Regen immer heftiger und auf einmal leerte es wie aus Eimer vom Himmel. Die Leute standen unter Bäumen, in Telefonzellen, unter Sonnenblenden von Geschäften und Sonnenschirmen. Ein Schirmhändler kam auf uns zu und bot uns einen an, da wir keine Jacken dabei hatten. Wir rannten an ihn vorbei, da es bis zum Bahnhof noch ein rechtes Stück war. Wir rannten noch schneller und auf einmal begann es leicht zu hageln und das Ziel war immer noch fern. Es regnete in Strömen. Wir hatten ein paar Stopps gemacht unter Sonnenblenden von Boutiquen. Doch wir mussten weiter. Die Leute, die in Restaurants saßen, schauten uns amüsiert zu und zeigten mit dem Finger auf uns. Endlich, der Bahnhof ist nicht mehr weit. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen. Die letzte Hürde, vor dem Bahnhof sammelten sich tiefe breite Pfützen. Endlich geschafft! Wir waren jedoch von oben bis unten klitschnass angekommen. So einen Regen hatte ich noch nie erlebt. Bis auf die Füße war ich  total durchnässt und den anderen beiden ging es nicht besser.

 

Zum Glück mussten wir nicht all zu lange auf den Zug warten. Als er ankam, hatte der Regen bereits aufgehört. Leider hatte dieser Zug keine Kabinen sondern offene Wagons. Wir suchten uns den hintersten aus, bloß weit genug entfernt von der Lokomotive. Die Rückfahrt wieder nach Durrës war nicht gerade angenehm. Alles war feucht und da unser Fenster nicht schließbar war, froren wir die ganze Fahrt. Wir waren alle drei froh als wir in Durrës ankamen.

 

 

 

 

 

Am Abend übernachteten wir bei einem anderen Onkel der beiden, da wir am Morgen wieder um 4.00 Uhr aufstehen mussten und da dieser gerade oberhalb des Centers wohnten war das sehr günstig.

 

Wir streiften am Abend noch ein wenig durch die Stadt. Auf dem Weg zum Onkel kamen wir bei der größten Moschee von Durrës vorbei. In der Nacht ist sie noch beeindruckender als am Tage. Als wir ankamen, war mir ganz unwohl zumute. Die Familie, die wir schon mal besucht hatten, ist sehr streng muslimisch. Die Frau verhüllte sich unter langen Kleidern und Tüchern. Genauso die ältere Tochter. Die mittlere Tochter hatte sich geweigert so zu leben, daher lief sie wie ein ganz normales Mädchen herum. Sie hatten noch 2 weitere kleinere Kinder. Mich störte es nicht, dass die Leute so herumliefen, doch Arber und Erenik regten sich ständig auf und lästerten auf Deutsch untereinander, damit sie es nicht verstehen konnten.

 

Später am Abend kam die Schwester von der Frau des Onkels zu Besuch, die wir ebenfalls mal besucht hatten. Arber und Erenik redeten nichts, ich auch nicht, denn die anderen machten genug Lärm und wir waren sehr müde und wollten nur noch schlafen gehen.

 

Arber hatte ihnen schon gesagt, dass wir am Morgen früh aufstehen müssen, doch das war denen egal und sie laberten weiter. Mit der Zeit bekam ich die Krise und entschied mich, eine rauchen zu gehen!!! Als ich wieder zurück kam, waren sie endlich am sich verabschieden gewesen. Als sie weg waren, machte uns die Mutter der Kinder unser Schlafplatz bereit. Darunter versteht man das Aufklappen der Sofas. Endlich war das Bett bereit und ich ließ mich nur hineinfallen und schlief sofort ein. 

 

Der Wecker klingelte um 4.00 Uhr. Arber und Erenik mussten mich förmlich aus dem Bett zerren, denn wir hatten nur 2 ½ Stunden geschlafen. Ich riss mich ein wenig zusammen und machte mit fertig um zu gehen. Der Onkel und seine Frau waren extra wegen uns aufgestanden um sich von uns zu verabschieden. Dann liefen wir den zum Glück nicht so langen Weg ins Center hinunter. Wir waren vie zu früh da, also entschlossen wir uns,  in einem kleinen Cafe in der Nähe ein Brötchen zu essen. Dann gingen wir langsam in Richtung Bushaltestelle.

 

Arber nervte mich die ganze Zeit mit seinem blöden Gelaber. Er wollte mich doch nur ein wenig motivieren. Lieber Junge, aber doch nicht um 4.30 Uhr in der Früh...!!! Dann kam endlich der Bus. Wir stiegen ein und es ging nicht lange, so schlief ich wieder tief und fest, bis wir einen kurzen Verpflegungszwischenhalt machten. Um etwa 07.00 Uhr aßen wir Gulasch im gleichen Restaurant indem wir waren, als wir gekommen sind. Dann ging es auf der gleichen Strecke wieder zurück.

 

Beim Damm von Koman angekommen,  war der alte Kahn noch nicht da. Wir mussten über 2 Stunden warten. Arber und Erenik gönnten sich ein kühles Bad im See und unterhielten zudem die anderen Leute.

 

 

 

Wir guckten uns später noch die wunderschöne Grotte der Jungfrau Maria an. Sie segnet und beschützt den See und die Besucher, sagt man.

 

Dann endlich kam das Schiff. Die Entladung der Passagiere und der Fahrzeuge erfolgte eigentlich recht rasch. Wir hasteten auf die Fähre und suchten uns einen gemütlichen Platz im Passagierraum. Es ging recht lange bis wir ablegten.

 

Während der Reise unterhielten wir uns ein wenig mit den anderen Leuten. Sie waren alle sehr offen und freundlich. Wir lernten ein paar Motorradfahren aus Österreich kennen, die auf der Durchreise bis nach Österreich waren. Ihnen gefiel das Land und die Leute sehr, berichteten sie und sie würden jedem so eine Reise sicher empfehlen. Es freute mich natürlich sehr, so was zu hören. Arber und Erenik interessierten sich eher für die Motorräder, mit denen sie unterwegs waren. Der Österreicher laberte nur und ließ die beiden kaum zu Wort kommen.

 

Später während der Fahrt lernten wir noch ein Ehepaar kennen, das zu einer Reisegruppe gehörte und aus Israel war. Wir redeten ein wenig über die wirtschaftliche Lage, weil es denen auch nicht besser geht.

 

Dann waren wir endlich am Anlegeplatz von Fierzë angekommen. Wir stiegen wieder in unseren Bus nach Gjakova. Die Grenze von Kosovo rückte immer näher und wir sehnten uns eigentlich nur nach einer Dusche...

 

An der Grenze von Albanien – Kosovo meinte der Busfahrer, das ich meinen Pass nicht zu zeigen brauche. Ein Zollbeamter lief in aller Ruhe um den Bus und zählte die Leute oder was weiß ich, was der machte. Als er mich erblickte, blieb er kurz stehen und betrachtete mich ein wenig genauer. Dann ging er weiter und kontrollierte anschließend die Pässe. Prompt musste ich meinen Pass vorweisen, was mir eigentlich auch egal war. Dann ging es endlich wieder weiter. Gjakova kam immer näher.

 

Endlich da, waren wir sehr erleichtert. Als wir aus dem Bus stiegen, hatte ich nochmals Schwein gehabt, denn gerade in diesem Moment, als ich bei einem Jungen, der im Bus saß, vorbei ging, kotzte er den Boden voll. Puh zum Glück mussten wir aussteigen. Endlich wieder zu Hause angekommen, packten wir unsere Sachen aus, erzählten wie es gewesen war und dann ging es ab unter die lang ersehnte DUSCHE.

 

 

In den nächsten Tagen waren wir nur in Gjakova.

 

Wir hatten die Grundschule (auch ökonomische Schule genannt) besucht. Sie liegt auf dem Weg ins Center durch den Pazar. Die haben ein anderes Schulsystem als wir, aber doch ähnlich. Sie belegen die gleichen Fächer, manchmal auch mehrere. Die Schüler zeigten sehr viel Respekt als wir mal in ein Klassenzimmer von Arber ehemaliger Schullehrer traten.

 

Die Schule besitzt eine eigene Bibliothek und einen eigenen Werkraum. Ein Zahnarzt für individuelle Patienten ist ebenfalls in dieser Schule.

 

 

 

 

Die Schüler haben, so wie ich es verstand, nur einen halben Tag Schule. Die andere Hälfte kommen wiederum andere Schüler zur Schule, die in der gleichen Klasse sind, man aber nicht genug Platz und Zeit zu Verfügung hat um beide Klassen gleichzeitig zu unterrichten. Noten gehen hier von 1  bis 5. 1 Schlecht, 5 sehr gut.

 

Gjakova hat ein paar Hochschulen. Eine davon war die technische Hochschule, die wir ebenfalls besucht hatten. Wir besuchten die Klasse von einem Freund, der in der selben Strasse wohnt wie Arber. Kushtrim ist sein Name und er lernte Schneider. Seine Lehrerin war eine ältere, sehr sympathische Frau. Sie erzählte, dass sie schon mal in der Schweiz gearbeitet hatte, doch nicht für lange Zeit. Sie hat einen Sohn, der jetzt in England seine eigene Modefirma hat. Wie erfolgreich er ist, weiß ich nicht. Sie erzählte außerdem noch, dass alle Nähmaschinen und sonstige Gerätschaften aus der Schweiz gekommen waren. Darum nähen die Schüler mit original alten BERNINA - Nähmaschinen. Alle Hochschulen, die in Gjakova jetzt stehen, wurden durch schweizerische Hilfe aufgebaut und finanziert. Die Schüler müssen für die Ausbildung nichts bezahlen, auch für das Material nicht. Ob das der Staat bezahlt oder jemand anders, weiß ich nicht. Da es der letzte Schultag war, machten sie nur Spaß in der Klasse und diskutierten ein wenig. Die Klasse ging nach meiner Meinung sehr friedlich miteinander um. So was kannten meine Exklassen nicht.

 

Nach den Schulbesuchen machten wir uns auf den Weg zu * der in einem kleinen Vordorf von Gjakova namens *wohnte. Er wohnt zusammen mit seiner Mutter, seinem älterer Bruder *, seinem  jüngerer Bruder * und der Schwester auf einem kleinen Bauernhof. Sie haben in der Nähe des Hofes ein großes Maisfeld angelegt. Alles Handarbeit. Nur ein alter Traktor hilft ihm das Land zu kultivieren.

Veli besitzt 3 Kühe, 2 Kälber, 1 Schaf, 1 Ziege, 1 Pferd, 3 Hunde, Enten und Hühner. Er erzählte, dass vor kurzem das zweite Schaf von ihm von Wölfen gerissen wurde. Da er direkt unterhalb des Waldes wohnt, konnte das gut möglich sein. Für ihn war es ein gro0er Verlust, denn er wollte es für gutes Geld verkaufen.

 

Das Haus, das jetzt der Stall ist, war vor dem Krieg das eigentliche Wohnhaus. Als sie vor 8 Jahren von Deutschland wieder zurück kamen, fand er sein Haus total zerstört wieder. Es stand die ganze Zeit leer ohne Dach, Türen und Fenster, im Winter sowie im Sommer, bei Regen, Sonne, und Schnee. Sie mussten von Null anfangen. Er sagte, das seien furchtbar schwere Zeiten gewesen doch sie hatten sich wieder hoch gearbeitet und haben jetzt all das mit eigenen Kräften aufgebaut. Doch so ging es nicht nur ihnen. Das Haus von Arbers Familie sah nach dem Krieg nicht viel anders aus.

 

Da * nicht nur vom Verkauf der Tieren leben kann, wird er vom Staat ein wenig unterstützt.

 

 

Und hier bin ich nun am Ende meines Berichtes. Wenn du noch mehr wissen willst, kannst du mich persönlich kontaktieren. Im Oktober werde ich meine nächste Reise machen und werde ebenfalls darüber berichten. Was wir dann so alles unternehmen werden, wissen wir noch nicht. Ich lasse mich überraschen. Vielleicht erstelle ich noch einen Film, sofern ich Zeit und das nötige Material habe.

 

Ich hoffe sehr, dass dir mein Bericht gefallen hat und dass ich dir Kosovo von einer ganz anderen Seite näher zeigen und nützliche Informationen liefern konnte.

 

Alles Gute wünschen dir:

 

 

Arber Mulliqi und Annina Prenner

 

Wer sich weiter informieren möchte, Annina hat eine HP und die findet man hier:

 

http://realitetikosoves.oyla13.de