Ausgabe 03/2005
März 2005

Interview mit Suzette Preiswerk da Mota Veiga,

Präsidentin des portugisischen Estrela Clubs 

 

Vorwort

Wenn man in Deutschland etwas über Hirtenhunde in ihren Ursprungsländern erfahren will, sind die Informationen sehr dünn gesät. Oder aber man bekommt die meist abgeschriebenen Meinungen von "Lieschen Müller" und wie die sich das Leben dieser Hunde vorstellt. Zum Beispiel rund um die Uhr, jeden Tag, jede Woche und jeden Monat, 365 Tage im Jahr lieben und beschützen die aufopferungsvollen "Herdenschutzhunde" ihre Schafe und Ziegen. Das dies nicht ganz so ist und daß das Zusammenleben von Mensch und Tier weniger von Liebe und Opfermut, sondern von praktischer Arbeit bestimmt wird, soll dieses Interview aufzeigen.

Frage: Woher kommt es, daß Du so gut deutsch sprichst?

Suzette: "Ich bin Schweizerin (Doppelbürgerin), wohne schon seit 30 Jahren in der Serra da Estrela /Portugal und züchte seit 18 Jahren Serra da Estrela-Hunde."

Frage: Du sagst, daß Du in der Serra da Estrela wohnst, wo bitte genau?

Suzette: "6260 Manteigas (Serra da Estrela)."

Frage: Ist es denn nicht ein bißchen einsam, soweit weg von der sogenannten "Zivilisation" und wenn man dann auch noch viele Tiere hält?

Suzette: "Ich weiss wie das ist, wenn man viele Tiere hat. Das ist auch ein Problem, ich kann fast nie weg von hier. Zum Glück war ich früher (vor vielen Jahren) Airhostess bei der Swissair und habe damals ein wenig die Welt gesehen. Deshalb vertrage ich nun diese Abgeschiedenheit gut."

Frage: Kommen wir mal zu Deinen Tieren, denn Du hast sicher nicht nur Hunde, sondern auch andere Haustiere? Die alleine zu lassen, ist ja eigentlich nicht möglich.

Suzette: "Also ich züchte seit 18 Jahren Serra da Estrela-Hunde. Zur Zeit habe ich 10 dieser Hunde (nebst anderen Tieren) und meine Zeit ist natürlich gut ausgefüllt.

 

Vorletztes Jahr war ich Anfang Juni in Dortmund (Welthundeausstellung) und habe ein paar Listenmitglieder kennen gelernt. Das hat mich sehr gefreut.

Leider kann ich wegen all meinen Hunden kaum fort und habe es immer sehr eilig, wieder zurück zu sein. Auch meine Katzen vertragen es schlecht, wenn ich nicht da bin. Dann bekommen sie untereinander Krach und manche kommen nicht mehr nach Hause. In meiner Abwesenheit kommt meine Hausangestellte (Frau eines Hirten) zweimal am Tag, die Hunde und restl. Tiere zu versorgen."

Frage: Und wie sieht es mit wilden Tieren aus und welche gibt es, wenn man so abgelegen wohnt?

Suzette: "Ja, wir haben wilde Kaninchen und auch sehr viele Füchse. Diese kommen nachts ganz nah zu den Hunden und lassen dort ihren Kot, deshalb weiss ich es, denn der Fuchskot ist anders. Wenn ich nachts die Hunde wie wild bellen höre, dann weiss ich, dass der Fuchs vorbei geht.

Letzten Winter gingen zwei Füchse in den Pferdestall schlafen, besonders als es sehr stark regnete. Der Stall roch sehr stark nach Fuchs und die Katzen gingen nicht mehr in den Stall. Als ich am Morgen hinging, rannten die Füchse weg, sie sind sehr sehr scheu. (Ich rede mit ihnen schweizerdeutsch, nenne sie Fuchsli, aber es nützt nichts)."

Frage: In Ländern wie Deutschland spielt die sogenannte Prägung oder Sozialisierung eine große Rolle. Wie hält und erzieht man Estrela in Portugal?

Suzette: "Heute war ein Holländer hier und interessierte sich sehr für die Hunde und die Hirten. Er stellte mir auch diese Frage: wie machen es die Hirten, um die Hunde an Ihre Arbeit zu gewöhnen? Ich sagte ihm, das ist dasselbe, wenn sie einen Hirten fragen würden, wie trinken sie ein Glas Wasser? Das ist so selbstverständlich, dass die Hirten keine Sekunde ihres Lebens darüber nachdenken.

Ein Beispiel: Der Hirt hat die Schafe gesammelt und mit einem Netz aus Seil (das verlegt werden kann) eingezäunt, während er ins Dorf geht oder zur Familie. Er will, dass die Hunde bei der Herde bleiben. Es gibt manchmal Hunde, die versuchen dem Hirt nachzulaufen. Was macht der Hirt, um dem Hund zu zeigen, dass er dort bleiben soll? Ganz einfach, er wirft Steine nach dem Hund, bis der Hund begreift, dass er dem Hirt nicht folgen soll.

Anderes Beispiel: Der Hirt wirft das Fressen in einen Trog für alle Hunde. Es kann vorkommen, dass die Hunde um das Futter balgen. Der Hirt löst das Problem ganz einfach: ein Fusstritt dem Hund, der die anderen nicht ranlässt und der Hund hat dies auch sofort begriffen. Das ist natürlich nicht zu vereinbaren mit unserer modernen Auffassung von Hundeerziehung. Der Hirt erzieht den Hund nicht, … wenn der Hund dem Hirt nicht passt, dann gibt er ihn fort oder tötet ihn. Somit selektiert der Hirt ungewollt die Hunde, die sich diesem Leben anpassen und gute Hirtenhunde sind. Die Welpen kommen im Schafstall zur Welt und der Geruch der Schafe ist ihnen seit ganz klein vertraut. Sehr oft saugen die Welpen die Milch der Ziegen (wie Zicklein) und die Herde gehört ihnen, die sie verteidigen. Da kein grosser Kontakt zum Hirt besteht, fühlen sich die Welpen in der Herde sicher und verlassen diese kaum."

Frage: Aber irgendwie lernen doch die Hunde, wie es mit ihnen und den Hirten funkrioniert, oder ist das so eine Art "Selbstlernen"?

Suzette: "Komisch, die portugiesischen Hirten kümmern sich praktisch nicht um die Hunde, ich würde sogar behaupten, dass sie keine Ahnung haben, wie man einen Hund dressiert. Wenn der Hund etwas  stiehlt, dann schlägt er ihn. Benimmt sich der Hund richtig, dann mag er ihn. Entfernt sich der Hund zu weit, ist das sein Problem, wie er die Herde wieder findet. Wenn ein Hund sich zu oft und zu sehr entfernt (um manchmal Futter zu suchen, denn sie haben Hunger), dann mag das der Hirt nicht und gibt ihn weg. Der Hirt behält nur die Hunde, die er gut findet und sich so benehmen, wie er will. Die Hunde sind praktisch nie angebunden."

Frage: Eigentlich beißt es sich ja ein wenig, wenn man Hirtenhunde noch für ihre ursprünglichen Aufgabe züchtet und auf der anderen Seite aber auch versucht, Familienhunde aus ihnen zu machen.

Suzette: "Ich mache mir auch Gedanken, ob arbeitende Hirtenhunde, oder Arbeitslinien, auch gute Familienhunde geben. Denn die Voraussetzungen und Erwartungen sind sehr verschieden.

Der Hirt mag, wenn die Hunde sehr wachsam sind und viel bellen, wenn sie etwas sehen. Als Familienhund ist das Bellen bei allem was der Hund hört nicht allzu erwünscht. Der Hirt mag misstrauische Hunde, die Familie mag sympatische Hunde, die sich leicht anfassen lassen. Alles Gegensätze. Durch die Sozialisation kann man den Hund in die gewünschte Richtung "erziehen".

Frage: Kann es denn vorkommen, daß ein Hund nicht geeignet ist als Familienhund und kann man ihn dann evtl. wieder in eine Herde integrieren? Wenn ja, gibt es dafür Beispiele?

Suzette mit einem Beispiel: "Einmal hatte ich eine junge Hündin für mich behalten. Aber beim Heranwachsen wurde sie sehr misstrauisch, bellte unfreundlich die Besucher an und wollte sie gar beissen. Ich war verzweifelt, denn die Leute besuchen meine Hunde und mögen, dass die Hunde sich freundlich benehmen. (Die Hunde wissen genau wer die üblichen Besucher sind und ob jemand andere Absichten hat.) Da beschloss ich, die Hündin, sie heisst Gentiana, einem Hirten zu geben, der die Hunde einigermassen gut hält und regelmässig füttert (aber längst nicht wie wir es tun).Schweren Herzens übergab ich die Hündin. Die Anpassung war nicht einfach. Zweimal ging die Gentiana verloren. Ich suchte sie in den ganzen Bergen und fragte alle Touristen, voller Sorge. Aber  nach ein paar Tagen ging sie zum Hirten zurück. Heute ist sie total als Hirtenhund integriert und der Hirt ist sehr zufrieden. Sie verlässt die Herde nie. Einmal begegnete sie mir, als die Herde den Weg hinter meinem Haus benutzte. Die Gentiana kam auf mich zu um mich zu begrüssen, ich war voller Sorge, dass sie nun bei mir bleiben wollte und dachte schon nach, was ich dem Hirt offerieren sollte, um die Gentiana wieder zu behalten. Aber kaum war die Herde wieder weiter, rannte die Gentiana der Herde nach, die Herde war wichtiger geworden als ich. Das zeigt, dass bei sogenannten Familienhunden die Gene immer noch vorhanden sind, die einen guten Arbeitshund machen. Besonders gut funktionniert dies, wenn die Welpen sich früh in die Herde integrieren."

Frage: Welche Anforderungen stellen denn die Hirten an Ihre Hunde? Du sagst, es gäbe ja auch Touristen in der Estrela, mit denen soll es doch bestimmt keine "Probleme" geben?

Suzette: "Auch hier in Portugal mögen die Hirten Hunde, die eher misstrauisch sind und sich nicht gut anfassen lassen. Allzu bissig dürfen sie zwar nicht sein, denn wenn ein Estrela einen Menschen beisst, dann bedeutet das für den Hirten Scherereien und er behält den Hund nicht. Da die Hunde immmer draussen leben und meistens im Rudel, das der Herde folgt, muss der Charakter dieser Hunde nicht unbedingt sehr sozial sein.

Anders ist es, wenn Leute Hunde beim Züchter kaufen, dann wird verlangt, dass der Hund gut sozialisiert ist und ein Hund, der gar ins Ausland verkauft wird, muss ganz anderen Kriterien folgen. Wenn jemand dem Hirt einen für den Hirten akzeptablen Preis zahlt, wird der Hirt den Hund in den meisten Fällen verkaufen. Viele Touristen wissen wenig über diese Rasse und denken, man kann ihn wie jede andere Rasse erziehen. Dann erst kommen die Probleme und deshalb sind die Tierheime voller abegebenen Hirtenhunde. Da nun Europa östlich erweitert ist, wird der Transport nach Deutschland solcher Hunde sehr zunehmen."

Frage: Und wie ist das Verhältnis zwischen Hirten und ihren Hunden?

Suzette: "Der Hirt hat nur einen sehr losen Kontakt zu den Hunden. Er streichelt sie sehr selten (praktisch nie), wirft ihnen nur etwas zu fressen. So fixieren sich die Hunde mehr auf die Herde, betrachten den Hirt aber als Respektperson. Da die Hunde sehr selbstständig sind, kann es vorkommen, dass sie gerne ihre eigenen Wege gehen. Wenn es mit dem Hirt ist, holen sie die Herde immer wieder ein, auch weil die anderen Hunde auch dort sind. Wenn die Herde zur Mittagszeit ausruht, suchen die Hunde einen Schattenplatz auf und manchmal sieht man sie gar nicht."

Frage: Hier in Deutschland wäre es undenkbar, daß sich Hunde so frei bewegen und auch noch sehr selbstständig entscheiden, wie weit weg sie sich von der Herde oder den Besitzern aufhalten. Erlebst Du auch, daß Deine Hunde "mal eben kurz verschwinden"?

Suzette: "Da ich 10 Hunde habe, habe ich auch manchmal solche, die bei einem Spaziergang sich zu weit entfernen. Ich nehme aber nur 2 oder 3 aufs Mal mit. Es kommt vor, dass einer plötzlich verschwindet und manchmal die anderen mitgehen. Alles rufen nützt nichts. Im Gegenteil, solange sie von weit weg das Rufen hören, fühlen sie sich sicher und machen ihre Gegendauskundung weiter. Dann gehe ich ins Auto zurück und warte. Nach einer halben Stunde kommen dann alle. Ich denke auch, was kann man machen, damit sie immer bei mir bleiben? Dann habe ich welche, die automatisch immer in meiner Nähe bleiben und nie davon laufen. Mein Bolero ging immer weit weg und mit dem Alter bleibt er nun immer in meiner Nähe, ohne dass ich etwas spezielles gemacht hätte."

Frage: Sicher versuchst Du aber, den Hunden beizubringen, näher bei Dir zu bleiben. Wie machst Du das?

Suzette: " Man kann im Welpenalter Kontaktspiele machen, damit der Hund lernt, immer wieder zu uns zu kommen. Das geht so: den Welpen rufen, er kommt und eine Belohnung geben. Immer wieder wiederholen. Wenn der Welpe zu weit ist und uns nicht beachtet, nicht rufen, sonst gewöhnt er sich, dass man ruft und er kommt nicht, weil es interessante Dinge gibt. Nur rufen, wenn er schon von selbst in unsere Richtung kommt und immer sofort belohnen. Mit der Zeit entsteht ein konditionnierter Reflex (Pavlov), er hört den Ruf und kommt, weil eine angenehme Situation eintritt (Belohnung). Allerdings kann es vorkommen, dass Hirtenhunde so selbstständig und eigenwillig sind, dass es nicht immer klappt. In diesem Fall ist man ruhiger mit einer Langleine."

Frage: Also gibt es schon sehr große Unterschiede in der Haltung zwischen sogenannten Hundeliebhabern und den Hirten. Die einen sehen es als ihre Aufgabe an, den Hund zu erziehen und zu sozialisieren und die Hirten wollen einen perfekt arbeitenden Hund. Klappt das nicht, probieren sie es mit einem anderen. Kann man das so sagen?

Suzette: "Du hast es auf den Punkt gebracht! Ich sehe jeden Tag, wie die Hirten mit den Hunden umgehen. Es ist total anders als wir Hundeliebhaber! Verliert der Hirt einen Hund, weint er keine Träne, sondern holt sich einen anderen oder wartet, bis welche zur Welt kommen. Geld für einen Hund auszugeben kommt dem Hirten nicht in den Sinn. Der Hirt mag auch  etwas misstrauische Hunde, die sich nicht von Fremden streicheln lassen.  Meistens mögen wir Hunde, die sympathisch wirken, das Gegenteil was Hirten mögen."

Frage: Sprechen wir mal über Zucht. Bei einer ganzen Menge von Rassen werden immer wieder Welpen angeboten, die ohne Ahnentafeln verkauft werden, oder nicht von Züchtern stammen. Wie ist denn die Situation in Portugal?

Suzette: "Es werden in Portugal unglaublich viele Estrela-Hunde ohne Papiere "gehandelt". (Viele tausende jährlich). In den Bergen werden massenweise Welpen auf der Strasse den Touristen angeboten, natürlich alle ohne Papiere und nicht geimpft. Es ist ein Handel und es geht nur ums Geldverdienen.Von solchen Hunden ist alles zu erwarten, es hat ein paar gute (selten),  mittelmässige und schlechte Exemplare, oder solche die gar keine Estrelas sind. Wir von der LICRASE (Rasseklub) warnen sehr vor einem solch unüberlegten Kauf und es wird in der Presse oft genug gesagt. Trotzdem floriert dieser Handel, denn die Preise für solche Welpen sind natürlich sehr billig. Impfzeugnisse dieser "Strassenwelpen" entsprechen oft nicht der Wahrheit, oder sind von einem anderen Hund."

Frage: Kann man denn dann irgendwann überhaupt Abhilfe erwarten und wenn in welcher Form? Oder unternimmt der Gesetzgeber etwas?

Suzette: "Heute müssen Rassehunde alle einen Microchip haben, somit kann nicht mehr geschummelt werden. Es gibt zwar ein neues Gesetz, das den Tierhandel vorschreibt. Danach müssen diese Hundeverkäufer genug Platz für die Welpen haben. Nimmt mich wunder, ob sich was ändern wird. Bei einem Züchter, der mit Papieren züchtet, kann man immerhin reklamieren und meistens kommt der Züchter einem entgegen. In manchen Fällen kann ich schlichtend eingreifen. Es ist ein sehr grosses Risiko, Welpen ab der Strasse zu kaufen, ich muss leider sehr davor warnen. Ich helfe aber mit nützlichen Auskünften an alle, die Fragen haben zu diesem Thema."

Frage: Also bist Du der Meinung, es ist in Portugal empfehlenswerter, einen Hund bei einem Züchter zu kaufen? Wir fragen deshalb, weil es z. B. bei Centralasiaten durchaus sehr gute Hunde gibt, die keine "Papiere" haben.

Suzette: "In Portugal würde ich sagen, lieber ein Estrela mit Papieren, als ohne. Denn es gibt viele, die so billig wie möglich züchten, ohne Papiere, die Welpen an Touristen verkaufen. Hauptsache ist, das Geschäft läuft. Wie der Hund herauskommt ist Glücksache, aber viele werden reingelegt. Bei einem ordentlichen Züchter kann man wenigstens reklamieren, wenn etwas nicht gut ist. Ein Züchter muss auch auf seinen Ruf achten. Jemand kann beim CPC (portugisischer Dachverband)  reklamieren und ein Züchter wird alles tun, damit dies nicht geschieht.

Hunde von Hirten ist so eine Sache. Oft wissen die Hirten nicht, mit wem sich die Hündin gedeckt hat. Es können also Überraschungen da sein. Zudem, Hirtenhunde können aus sehr enger Inzucht kommen. Der Hirt behält sehr oft einen Welpen, der dann die Mutter und Schwester deckt.Das war schon immer so. Vielleicht gerade weil eine gewisse Inzucht bei den Hirtenhunden vorkommt, wird auf gute Leistung selektiert, denn der Hirt behält nur, was für ihn brauchbar ist. Der Hirt macht sich keine grossen Gedanken darüber, mit welchem Rüden er wohl die Hündin kreuzen will. Das ist für ihn verlorene Müh und total abstrakt."

Frage: Wenn wir das richtig verstehen, züchtet der Hirte auf Gebrauchsfähigkeit, während die Züchter auch darauf achten, gut sozialisierte und familienfreundliche Welpen anzubieten. Außerdem unterscheiden sich diese von "Hirtenzucht" dadurch, daß sie auch selektieren auf den Charakter.

Suzette: "Die Estrela-Hunde sind eigentlich etwas sanfter als östliche HSH, glaube ich. Die Leute sagen es auch, wenn sie beide Rassen kennen. Weil ich züchte, lege ich auf den Charakter grossen Wert, hauptsächlich bei den Hunden, die ins Ausland gehen. Wenn sie noch so klein sind, ist es schwierig zu wissen, wie sie werden, aber ich achte sehr, dass sie nicht ängstlich reagieren. Denn ängstliche Hunde sind manchmal schwieriger, man braucht mehr Geduld. Zwar ist kein Fall gleich wie der andere. Es gibt auch ängstliche, die sich sehr gut anpassen.  Aber meine jetzigen Hunde sind sehr gut im Charakter und dieser vererbt sich ja. Aber wie alle Hirtenhunde haben sie einen eigenwilligen Charakter und sie gehorchen nicht aufs Wort. Man kann sie nicht überall frei lassen. Wenn sie lange Zeit allein im Garten sind und unterbeschäftigt, können sie bellen, wenn sie was hören, was für die Nachbarn nicht gut ist. Rüden wollen bei anderen Rüden dominieren, wo viele Hunde sind, kann das ein Problem sein in Deutschland und der Schweiz."

Frage: Über HD wollen wir noch extra reden, aber wie sieht es denn mit anderen Krankheiten beim Estrela aus?

Suzette: "Rasse-Krankheiten gibt es praktisch nicht, ausser gelegentlich HD. Doch konnte ich beobachten, dass viele Estrela beim Röngten HD zeigen, aber man merkt sonst absolut rein nichts. Sie führen bis ins hohe Alter ein normales Leben. Ich habe schon von Hunden gehört, die HD E (!) haben und sie sind Champion und gewinnen stets. Das erstaunt mich sehr. Ich hatte bei meinen Hunden noch nie Fälle mit Epilepsie, Allergien, Luxation, Herzprobleme oder so etwas. Magenverdrehung kann selten vorkommen."

Wird fortgesetzt ...

Alle Bilder sind von Suzette Preiswerk da Mota Veiga