Ausgabe 07/2005
Juli 2005

Interview mit Suzette Preiswerk da Mota Veiga,

Präsidentin des portugisischen Estrela Clubs 

5. Teil

Rüde Kazan

Frage: In Deutschland ist man der Meinung, in anderen Ländern gäbe es keinen oder nur einen schlechten Tierschutz. Mal davon abgesehen, daß wir nicht mit Fingern auf andere zeigen sollten, denn hier gibt es genug Elend, wie ist das denn in Portugal?

Suzette: "Hundevermittlung in Portugal: Hier haben wir längst nicht so schöne Tierheime wie in Deutschland. Tierheime sind sogar Mangelware, werden zum Teil von privaten Hundeliebhabern geführt mit viel persöhnlichem Engagement, aber die Menge Hunde, die aufgenommen sind, können gar nicht eine individuelle Pflege bekommen. Das neue Gesetz verpflichtet die Gemeinden, Tierheime zu haben und diese unterstützen deshalb diese Privaten, da dies so billiger ist. Gerade vorhin kamen Jugendliche mit einem kl. Welpen auf dem Arm, den sie gefunden haben. Es war ein Estrela, aber nicht einer von den Reinrassigen, er sah etwas mickrig aus. Ich gab dem Hund ein Entwurmungsmittel und Frontline gegen Flöhe (sah zwar keine) und sagte, sie sollen sich erkundigen, wem er gehören könnte und eventuell jemand für ihn finden. Ich kann unmöglich jeden fremden Hund aufnehmen, denn bin schon ganz ausgelastet. Finde aber oft jemand, der einen aufnimmt. Die Hunde, die niemand aufnimmt, sammeln sich meistens bei der Tankstelle, wo ihnen manche Leute (ich auch) Futter bringen, manchmal wird ein hübscher Hund von einem vorbeifahrenden Auto mitgenommen, die Erbarmen haben. Die anderen leben bei der Tankstelle und drehen zwischendurch eine Runde. Es stört hier niemand, dass ein Hund frei herum geht. Wenn ein Hund sich sympathisch machen kann und so lieb guckt, findet er jemand, der sich seiner annimmt. Es hatte letztes Jahr eine verwilderte Hündin, die extrem scheu war. Ich entdeckte im Dezember, dass sie auf meinem Grundstück (das 7 ha gross ist) Junge bekommen hat, unter einem Dornbusch unter freiem Himmel, man kam kaum heran. Ich fragte umher, wer einen kleinen rassenlosen  Hund wolle, niemand meldete sich.

Dann kam die Karnevalszeit und ich hatte einen Stand an einer lokalen Messe in Manteigas. Ich nahm die 3 kl. Welpen kurzerhand auf den Stand und in einer Stunde hatte ich Besitzer für sie gefunden. Z. B. kam ein Pfadfinder und fragte: "Darf ich diesen Hund meinen Eltern zeigen?", ich sagte, ja und er kam nicht mehr damit zurück. Natürlich kann ich nicht garantieren, dass diese 3 kl. Welpen in allerbeste Plätze kamen, aber die Leute interessierten sich doch sehr und ich hoffe das Beste. Einen andereren kleinen Welpen nahm ein alter Mann, der ihn den ganzen Tag auf dem Arm in der Messe herumtrug. Am anderen Tag zeigte er mir einen blutigen Finger, der Hund hätte ihn gebissen, als er ihn während dem Fressen streicheln wollte. Ich erklärte ihm, diese Hunde hätten schon so stark Hunger gehabt, dass man sie während dem Essen lieber nicht anrühren soll. Er war aber ganz stolz darauf."

Frage: Du kannst also Tierschutz und Zucht vereinbaren? Bei uns heißt es oft von Tierschützern, solange die Tierheime so voll sind, brauchen wir keine Züchter.

Suzette: "Ich finde es immer gut, wenn jemand ein Tier vom Tierheim nimmt und ermuntere immer dazu, wenn man mich fragt. Trotzdem braucht es auch die Züchter, nicht um überheblich auf die anderen runterzuschauen, aber die Rassen müssen erhalten werden. Ich züchte gern (würde fast sagen leidenschaftlich) und freue mich riesig bei jedem Wurf. Es sind für mich kleine Babies und ich freue mich über deren Entwicklung. Es ist vielleicht ein Muttertrieb, den ich so auslebe, wer weiss (obschon ich zwei Kinder in die Welt gestellt habe). Würde ich keine Rassenhunde züchten, wüsste ich nicht was machen mit so vielen Hunden, denn es gäbe keine Nachfrage.. So kann ich sie doch gut platzieren, denn ich habe eine Warteliste und kann es mir erlauben die Leute auszusuchen. Es freut mich immer riesig, Nachrichten zu erhalten, wie es den Hunden geht und verbringe eine  Zeit des Tages mit Telephonieren etc. Es kommt auch oft Besuch vorbei, um die Hunde zu zeigen oder sonst etwas. Deshalb finde ich es keinen Missbrauch von Tieren. Leider gibt es auch viele schlechte Züchter, deshalb der oft schlechte Ruf. Ich tue mein Möglichstes, den Ruf zu korrigieren. Von meinen Hunden ist noch nie einer in ein Tierheim gekommen! Ich finde immer jemand, der einen Hund übernimmt, falls jemand sich aus irgend einem Grund von seinem Hund trennen muss. Würde ich Mischlinge züchten, sähe die Situation anders aus."

Hündin Tuka

Frage: Was wird denn gesetzlich verändert, um den Tierschutz zu verbessern?

Suzette: "Es wurde jetzt ein Gesetz verabschiedet, dass bis 2006 alle Hunde ( auch Mischlinge) Microchip haben müssen. Dann wird es schwieriger, seine Hunde auszusetzen, denn man kann anhand vom Microchip den Besitzer finden und strafen und Leute werden sich besser überlegen, ob sie sich einen Hund zutun. Ich denke, das wird ein ganz grosser Fortschritt sein. Deshalb denke ich, es tun sich viele Dinge. Nur mit diesen Hunde-Ostimporten, sagen wir so Kraftfahrzeuge voller Welpen, die dann durch Hundehändler gehandelt werden, das ist ein Riesenproblem (das Portugal nicht betrifft), über dieses soll man sich den Kopf zerbrechen und Lösungen finden."

Frage: Kommen wir zu einem Lieblingsthema eines unserer Listenmitglieder, nämlich HD. Gibt es in Portugal die Möglichkeit zu röntgen und wie wird das gehandhabt?

Suzette: "In Portugal ist man dran, ähnliche HD-Richtlinien aufzustellen wie in den anderen Ländern. Mogeln kann man dabei unmöglich, weil die X-ray Bilder von 3 Vet. Spezialisten unhabhängig beurteilt werden. Manche TA sind gar nicht genug spezialisiert, um genaue HD-Röngten-Aufnahmen zu machen.  Zur Zeit ist es noch freiwillig , aber die meisten Züchter haben die Hunde schon geröngt und können sich nun darauf einstellen. Diese grossen
Änderungen kann man nicht von einem Tag auf den anderen einführen. Die Züchter müssen genug Zeit haben, ihre Zucht darauf einzustellen (man kann doch nicht plötzlich 50 % der Hunde aussortieren, und was tun mit ihnen?) "Züchter" ohne Papiere können natürlich machen was sie wollen und unterliegen keiner Kontrolle. Deshalb hat man viel mehr Garantien bei einem Hund mit Papieren. Bei den Estrela ist herausgekommen, dass viele HD haben aber merkwürdigerweise haben die allerwenigsten irgendwelche Beschwerden. Ich kenne Hunde mit HD D (oder E), die rennen und springen wie Windhunde mit unglaublicher Geschicklichkeit und Ausdauer, ohne langsames Aufstehen oder so. Es hat auch manchen Champion mit HD E, der absolut wunderbar geht. Man fragt sich manchmal, ob die HD etwa so in der Rasse drin ist, dass die Anpassung total wurde? Es wird nur bedenklich, wenn man den Welpen und Junghund überfüttert, sie sollen lieber etwas schlank sein als zu sehr einem Bär gleichen. Schlimm für die Hüften ist es auch, wenn die Hunde im Haus gehalten werden auf glatten Böden, wo sie öfters ausrutschen. Dieses seitliche Ausrutschen ist extrem schlecht für die Hüften während der Wachstumphase und kann tatsächlich eine Hüfte kaputt machen.   Man soll im Haus und glatten Terassenböden  unbedingt Teppiche oder Antirutsch-Material auslegen, damit der Hund nie ausrutscht."

Frage: Du sagst, wenn man einen Hund mit HD richtig aufzieht, bzw. ihn richtig hält, kann er ein fast normales Leben führen. Hast Du dafür mal ein Beispiel?

Suzette: "Ja hatte eine Hündin, die ich von einem anderen Züechter übernahm (sie hatte ein wunderbares hellgraues Fell), Name Pomba. Beim Penn Hip Test (mit 6 Monaten) war es katastrophal, eine Hüfte war total luxiert. Tieftraurig beschloss ich, für sie einen Platz zu finden, oder schlimmstenfalls, wenn sie Schmerzen hätte, einzuschläfern. Es war aber nicht leicht einen guten Platz zu finden, denn ich sagte den Interessenten, was die Hündin hatte. Sie war über ein Jahr noch bei mir.

Hündin Sambah

Der TA machte nochmals eine R.-Aufnahme mit einem Jahr, er hatte noch nie einen so schlimmen Fall gesehen (die andere Hüfte war etwas weniger schlimm) Glaubst Du, die Pomba hätte gelitten oder hätte sich geschont? Wie verrückt und unermüdlich spielte sie mit den anderen Hunden (mein Gehege steht an einem Hang, also immer rauf und runter). Ich machte mit ihr einen 3 Stunden Spaziergang, um ihre Resistenz zu prüfen. Wurde überhaupt nie müde, war ohne Leine und ging immer hin und her, zum Fluss runter und wieder rauf. Jemand der nicht gut schaute, merkte ihr nichts an, doch wenn man den Gang genau beobachtete merkte man es. Ich war unglaublich erstaunt, wie das möglich sein konnte (Habe ihr nie ein Medikament gegeben). Dann habe ich für sie doch noch einen guten Platz gefunden, in Italien, zu Freunden. An Weihnachten kamen sie sie holen. Sie hat sich nun dort, nach einer Anpassungszeit,  gut eingelebt und auf Spaziergängen fragen alle, was das für eine Rasse ist."

Frage: Auch Estrelas können wie die anderen Hirtenhunderassen sehr alt werden. Aber wenn sie HD haben, ist doch bestimmt eine kürzere Lebenszeit zu erwarten. Wie wird es denn in Portugal gehandhabt mit röntgen und was kostet das? Und interssant wäre noch die Frage, ob man überhaupt zu Tierärzten geht, wie das hier üblich ist?

Suzette: "Als langjährige Züchterin und Rasse-Klub-Präsidentin kenne ich viele Estrelas. Die können im Durchschnitt gut 12 Jahre alt werden, wenn kein Unglücksfall den Tod verursacht. Man kann sie als sehr robuste Rasse definieren, wahrscheinlich wie die anderen Hirtenhunde auch, denke ich. Hingegen weiss ich, dass manche Rassen wie Leonberger oder S. Bernardiner viel früher sterben.

Heute weiss man, seit die meisten Züchter in Portugal den HD Test machen (der zur Zeit gratis ist), dass 50 % der Estrelas HD haben. Merkwürdigerweise sind die wenigsten in ihren Bewegungen eingeschränkt. Das hätte ich früher nie vermutet. Irgendwie hat sich die Rasse mit dieser Infirmität arrangiert. Trotzdem empfehlen wir, nicht mit Hunden, die eine schwere HD haben zu züchten, was auch in den meisten Faellen beachtet wird. Man kann im Moment keine strenge Verboten machen, denn es wäre nicht möglich und für die Rasse schlecht, in kurzer Zeit ca. 50 % der Zuchthunde auszuschliessen. Wie gesagt, den allermeisten HD-Hunden ist absolut nichts anzumerken. Sonst sind keine typischen Rasse-Erkrankungen bekannt. Wenn ich vom Tod eines Hundes höre, frage ich immer, an was er gestorben ist, vielfach sagen die Leute, dass er plötzlich starb oder ein paar Tage krank war, oder vergiftet wurde (!), was aber alles mögliche bedeuten kann, wenn keine Autopsie gemacht wurde. Es ist anzunehmen, dass in Portugal viele Hundebesitzer nicht wegen alles und allem den TA aufsuchen. Natürlich achten die Leute besser auf ihren Hund, wenn er "teuer" war, auch weil es sozial meistens höher stehende Personen sind, die sich den öfteren TA. Besuch besser leisten können. In Portugal werden aber auch sehr viele Estrelas ohne Papiere verschenkt (weil es nicht einfach ist, einen Hund zu verkaufen, wenn jemand nicht schon ein wenig bekannt ist als Züchter).

Trotzdem schiessen in Portugal die TA-Praxen wie Pilze aus dem Boden. Irgendwie gehen die Leute doch vermehrt mit ihren Hunden zum TA. Ich kann mich an die 70er Jahre erinnern, da gab es kaum TÄ, die etwas von Kleintieren wussten. Ich kenne auch viele Hirten mit Estrelas. Diese arbeitende Hirtenhunde kommen relativ oft durch Unfälle ums Leben und auch weil der Hirt ganz selten den TA ruft, oder dann, wenn es schon zu spät ist. Diese Hunde führen ein freies natürliches Leben, aber können oft wegen einfachen Wunden oder Entzündungen, die nicht behandelt werden, schwer erkranken, obwohl man ihre Resistenz bewundern muss."

Hündin Tuka

Frage: Soll man denn solche Hunde, die HD haben, operieren? Wir sind der Meinung, daß Züchter mit HD- Hunden erst gar nicht züchten sollen. Aber Du sagst, bei richtiger Aufzucht können diese Hunde durchaus ein ziemlich normales Leben führen. Dann wäre es aber trotzdem ratsam, im Laufe der Zeit HD befallenen Hunde von der Zucht auszuschließen und einen Welpen nur bei dem Züchter zu kaufen, der röngt und seriös ist.

Suzette: "In Sachen HD-Operation würde ich auf jeden Fall nicht sofort operieren. Ich kenne sehr viele Fälle, in welchen Hunde in der starken Wachstumphase HD-Beschwerden haben und dann, eventuell zeitweise  mit Medikamente etc. wieder ein ganz normales Leben führen. Ich kenne sogar viele Hunde, die HD D oder E haben und absolut nie Beschwerden zeigen und besser springen als andere Hunde ohne HD. Ich hätte dies nie geglaubt. Auch im Alter manifestiert sich die HD nicht.

Natürlich will ich damit nicht sagen, dass man beim Züchten nicht auf HD schauen muss. Im Gegenteil: in den meisten Ländern dürfen eingegliederte Züchter gar nicht züchten mit Hunden, die mehr als HD C haben (je nach Rasse unterschiedlich). Doch auch mit HD- freien Elterntieren kann HD vorkommen, da dies vererbt wird. Deshalb denke ich, dass es sicherer ist, wenn man sich an einen seriösen Züchter wendet, auch wenn die Welpen etwas teurer sind, denn seriös züchten kann sehr viel Geld kosten. Man muss sich überlegen, was dies bedeutet, einen Hund sorgfälltig ein Jahr lang (oder länger) grosszuziehen und dann hat er HD (das man meistens nur auf dem Röngtenbild feststellt) und man kann ihn für die Zucht nicht verwenden, obschon er sonst die besten Qualitäten aufweist! Ein seriöser Züchter gibt auch Garantien etc.

Übrigens können Mischlinge ebenso oft HD haben wie Rassenhunde und gemäss einigen Spezialisten ist HD nur  zu 30% vererbbar. Ich könnte darüber noch viel sagen, aber ich denke, die Frage ist, wie findet man einen seriösen Züchter? Leider weiss ich auch, dass es manche schwarzen Schafe gibt, aber im Allgemeinen müssen sich eingegliederte Züchter an die Regeln halten und werden kontrolliert. Gelegenheitszüchter können es sicher gut meinen, aber da kann alles vorkommen.

Übrigens wegen HD, mein Bruder in der CH hat eine sehr alte Deutsche Wachtelhündin, die im Alter HD- Beschwerden hat, vorher rannte sie ihr Leben lang viel. Der TA verschrieb Megacam und die 14-jährige Hündin kann wieder gehen. Es gibt auch verschiedene Operationen (natürlich nur für jüngere HD-Hunde), manche  sind relativ einfach und kosten weniger. Andere sind viel teurer. Im allgemeinen würde ich nur im allerletzten Fall operieren und zuerst abwarten und andere Mittel versuchen, sehr sehr oft erübrigt sich eine Operation. Natürlich operieren TA gern, wenn sie die nötige Installation haben,  kennt jemand einen Chirurgen, der nicht gern operiert?"

Frage: Du sagst, HD sei laut einigen Tiermedizinern nur zum Teil vererblich, ein anderer Teil entsteht durch die Aufzucht. Dann kann man diesen Teil aber doch auch durch Futter und Medikamente beeinflussen? Oder anders ausgedrückt, wer langsam wächst, ist weniger gefährdet. Dieses Argument kennen wir ja auch von Windhundezüchtern.

Suzette: "Ja, man sagt ganz allgemein, Hunde sollen besser langsam wachsen! Schnellwuchs kann eine HD auslösen. (Ausnahmen gibt es immer: mein Bolero wuchs schnell und hat A-Hüften). Damit ein Hund nicht zu schnell wächst, soll man kein zu reichhaltiges Futter geben, nicht zuviele Proteine, kein Extra-Kalzium und Vorsicht mit gutgemeinten Zusätzen. Trotzdem ausgewogenes Futter, ev. mit Glocosamin und Condrotein (gut für die Gelenke).

Aber es kann auch so zu Displasie kommen, die zu circa 30 - 40 % genetisch bedingt ist. Bei einem humpelnden Junghund würde ich ArthoDual oder ArthiCan (oder etwas ähnliches geben), das bei der Hüftbildung (Knorpel etc.) hilft. Ein guter TA kann beraten und kennt wahrscheinlich noch andere Mittel. Auf keinen Fall zu früh an eine Operation denken. Sehr oft geht es ohne und es gibt Hunde, die nach anfänglichen Wachstums-Schwierigkeiten wieder ganz normal gehen. Aber kein Fall ist gleich. Züchten soll man HD-Hunden auf keinen Fall."

Frage: Wenn wir Dich richtig verstanden haben, wird HD immer ein Problem sein, aber man kann es bekämpfen oder verkleinern. Das ginge aber doch nur, wenn man die zur Zucht eingesetzten Hunde röngt.

Suzette: "Natürlich müssen die Vorfahren der Zuchthunde alle eine robuste Gesundheit haben. Displasie kann vorkommen, wir machen nun durchgehende Kontrollen, aber man kann die Displasie kaum ausrotten. Sehr oft hat ein Hund Displasie und man merkt absolut nichts, manchmals ist er sogar besonders gut beweglich! Ich bin sicher, dass auch die Hunde bei den Hirten (auch früher) Displasie hatten. Ich schreibe gerade darüber einen Artikel."

Cão de Gado Transmontana

Frage: Es gibt in Portugal eine neue Hirtenhunderasse. Kannst Du uns über den etwas sagen?

Suzette: "In Sachen Rassen: Gerade werden in Portugal (vom CPC, nachher auch FCI) zwei neue Rassen provisorisch offiziell anerkannt, es ist der Cão de Gado Transmontana und der Cao Barbados da Terceira. Der Erste ist ein Hirtenhund, dem Rafeiro Alentejano sehr sehr ähnlich. Deshalb war es für den CPC schwierig zur Anerkennung einer neuen Rasse, das sich die beiden zum verwechseln ähnlich sehen, nur der Cão de Gado Transmontana ist im Norden Portugal beheimatete und der Rafeiro Alentejo im Süden.

Es wurden DNA-Analysen gemacht etc. etc. und man muss eben kleine Unterschiede finden, es kann doch nicht derselbe Standard für zwei Rassen gelten, oder? Der Cão de Gado Transmontano soll nun etwas leichter sein als der andere. Deshalb ist es schwierig, jeden einzelnen Rasseschlag als eigene Rasse zu definieren. Es gibt jetzt schon Rassen, die einander aufs Haar ähnlich sehen. Der andere , Cao Barbados da Terceira, ist ein Hütehund von den Azoren Inseln. Der Cão de Gado Transmonana begleitet noch heute die Herden, wo es noch Wölfe (im Norden Portugals) hat und ist bis jetzt fast ausschliesslich ein Arbeitshund."

Frage: Wie sieht er denn aus?

Suzette: "Aussehen: gross, aber nicht zu gross, Keine langen Haaren, eher wie der kurzhaarige Estrela,  kann alle Farben haben, auch viel mit weissen Flecken. (Der Estrela soll praktisch keine weisse Flecken haben, nur an der Brust ist es erlaubt.) Wenn man den Cão Laboreiro (auch aus dem Norden, aber meistens dunkel gestromt), Cão de Gado Transmontana und kurzhaarigen Estrela zusammen tut (der auch oft gestromt ist), hat Hartmut ein Rätsel, das sehr schwierig zu lösen ist."

Anmerkung: Auf der Mailingliste Liptak gibt es jeden Sonntag ein Rätsel. Ein Hund wird vorgestellt und muß bestimmt oder erraten werden.

Cão de Gado Transmontana

Frage: Kannst Du etwas über den Standard sagen?

Suzette: "Der Cão de Gado Transmontano hat zur Zeit einen provisorischen Rasse-Standard erhalten (2003), den ich hier auf portugiesisch vor mir habe. Hat somit noch keine Nummer. Die Einteilung wird wie der Rafeiro Alenteijano sein.

Als Höhe wird angegeben:

Rüden: 74 - 84 cm, 55 - 65 kg
Hündinnen: 66 - 76 cm, 45 - 60 kg

Die Rasse ist wirklich sehr ähnlich dem Rafeiro de Alentejo, Der CGT sollte höher sein, weniger massig. Aber in Wirklichkeit sind die Unterschiede minimal. Ein etwas hochbeiniger Rafeiro Alentejo ist von einem Cão de Gado Transmontana nicht zu unterscheiden.

Bis zur Zeit ist die Rasse praktisch nur in der Nord-Region Transmontana anzutreffen und praktisch immer ein Arbeitshund, der Viehherden begleitet. (Dort hat es noch vereinzelt Wölfe). Der Charakter wird im prov. Standard ungefähr wie der Serra da Estrela angegeben, ruhig, defensiv, etwas misstrauisch gegenüber Fremde. Wenn er die Leute kennen lernt, reagiert er zutraulich und lässt sich streicheln. Der Standard wurde von der Präsidentin des CPC, Carla Molinari, ausgearbeitet.

Um den Cao Gado Tansmontana in Eure Seite aufzunehmen, schreibt einfach, dass der Standard noch nicht übersetzt ist, er ist sehr ähnlich dem Rafeiro de Alentejo, etwas höher gebaut, aber eventuell etwas weniger massig, mit viel weiss im Fell. In der Praxis wird es unheimlich schwierig, die beiden Rassen auseinander zu halten."

Frage: Hast Du diese Hunde schon mal gesehen und wie ist ihr Charakter?

Suzette: "Ich war auf einer Hundeausstellung über portugiesische Rassen. Es hatte etliche Cão de Gado Transmontana. Es sind sehr schöne Hunde, sehr gross, nicht allzu wuchtig. Sie machen einen sehr ruhigen Eindruck. Ich werde die Bilder morgen senden, denn mein Fotoapparat hat keine Batterie mehr, um die Bilder durchzugeben ."

Liebe Suzette, wir danken Dir für die Beantwortung all unserer Fragen. Wir haben von Dir eine ganze Menge gelernt über das Leben der Hirtenhunde in Portugal.

 

Die Fragen stellten die Mitglieder der Mailingliste Liptak.

Redaktionelle Bearbeitung Dorette Knobbe und Hartmut Deckert

Unser Dank geht an Suzette Preiswerk da Mota Veiga, die uns eine Welt gezeigt hat, die man in Deutschland nicht kennt, oder gar nicht kennen lernen will. Würde man dies aber tun, würden sich viele Probleme, die Hirtenhunde verursachen, von allein lösen, bzw, gar nicht auftreten.

Alle Bilder sind von Suzette Preiswerk da Mota Veiga