Ausgabe 03/2004
Mai + Juni 2004

Das Schneeleoparden-Projekt des NABU in Kirgistan!

Wer dieses Projekt unterstützen möchte, hat mehrere Möglichkeiten. Neben steuerlich abzugsfähigen Spenden (NABU) kann für die Tiere eine Patenschaft übernommen werden. Nähere Auskünfte erteilt auch hier der NABU. Aber auch eine Mitarbeit im Projekt ist im Zusammenhang mit einem Urlaub möglich. Dies ist sicher eine interessante Möglichkeit, die Arbeit in dieser abgelegenen Station direkt zu beobachten und zu sehen, was mit Spendengeldern passiert.

Alcu und Elsa
Foto: Thorsten Harder

Hintergrund

Der in entlegenen Bergregionen lebende Schneeleopard ist eine der drei weltweit am meisten bedrohten Großkatzen. Sein Areal reicht von der Mongolei über Russland, China bis nach Pakistan. In Kirgistan fand sich einst die zweitgrößte Population der Welt. Regelmäßiges Fangen zur Sowjetzeit und unkontrollierte Wilderei nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führten zu einem dramatischen Rückgang des Bestandes von schätzungsweise 2.000 auf heute etwa 250 Tiere!

Dies war einer der Gründe, warum der NABU Deutschland 1999 gemeinsam mit dem kirgisischen Umweltministerium ein Projekt zum Schutz der letzten Schneeleoparden ins Leben gerufen hat. Hauptanliegen war zunächst die Unterbindung der ungeregelten Wilderei sowie des illegalen Handels mit Fellen und Knochen. Zu diesem Zweck wurde eine Anti-Wilderer-Einheit aufgebaut, in der je 2 Mitarbeiter des Umwelt- und des Innenministeriums arbeiten. Sie sind mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet und arbeiten seit 4 Jahren sehr erfolgreich, was folgende Ergebnisse untermauern :

  • Konfiszierung von 5 lebenden Schneeleoparden beim Versuch des illegalen Verkaufes;

  • Konfiszierung von 25 Greifvögeln (Sakerfalken, Steinadler, Bussarde);

  • Konfiszierung von 16 Fellen;

  • Beschlagnahme bzw. Vernichtung von über 300 Fallen;

  • Konfiszierung von ca. 150 illegalen Jagdwaffen;

  • Verurteilung von bisher 14 Personen zu Gefängnisstrafen.

Doch Abschreckung und Vollzug reichen nicht aus, oftmals fehlt den Menschen in weit entlegenen Dörfern das Grundverständnis dafür, das sie etwas schlechtes tun. Deshalb begann das Projekt im Winter 2000 mit einem eigens zu diesem Zweck angefertigten Film eine Rundreise durch alle Dörfer Nordostkirgistans, um Kinder und Erwachsene, in getrennten Veranstaltungen, für die Naturschutzproblematik zu sensibilisieren. Das Umweltbildungsprogramm wird seitdem regelmäßig im Winter, wenn die Menschen beschäftigungslos in den Dörfern verweilen, wiederholt. Bisher wurden auf direktem Wege mehr als 20.000 Menschen erreicht.

Obwohl Kirgistan das Land mit der weltweit zweitgrößten Schneeleopardenpopulation war, sind weder zu Sowjetzeiten noch seit der Unabhängigkeit Kirgistans vor 10 Jahren umfassende wissenschaftliche Bestandsaufnahmen und Untersuchungen zur Populationsdynamik von Schneeleoparden durchgeführt worden. Deshalb sammelten die Mitarbeiter des Projektes von Beginn an Daten über das Vorkommen von Schneeleoparden, Spuren und Sichtbeobachtungen. Eine einzigartige Datenbank soll in den nächsten Monaten dazu aufgebaut werden.

Um ein dauerhaftes wissenschaftliches Monitoring durchzuführen, wurde der Aufbau einer permanenten Wissenschaftsstation im Grenzgebiet zwischen Kirgistan und Kasachstan begonnen. Ein wesentlicher Grund für die Auswahl dieses Gebietes ist die Tatsache, daß sowohl Sailisk i- Alatoo als auch Kungei-Alatoo aus Sicht des Schneeleoparden völlig isoliert sind, das heißt, die Schneeleoparden-Population der beiden Gebirgszüge kann sich nur untereinander austauschen, ein Austausch mit anderen Gebirgszügen ist aufgrund der isolierten geografischen Lage auszuschließen. Die Schneeleopardenpopulation in diesen Gebieten wird nach unseren ersten Untersuchungen im Jahr 2001 auf noch 25 Tiere geschätzt, eine Hochrechnung der Ergebnisse des letzten Jahres lassen auf ca. 50 Tiere schließen.

Die Station dient nicht nur wissenschaftlichen Zwecken, sondern stellt eine einzigartige Synthese dar zwischen dem Schutz der Schneeleoparden vor Wilderei und wissenschaftlicher Arbeit. Die ständige Anwesenheit von lokalen Wissenschaftlern, die durch Wissenschaftstouristen unterstützt werden, erhöhen das Risiko für Wilderer, entdeckt zu werden, um ein vielfaches.

Aufgrund der Konfiszierung von 2 lebenden Schneeleoparden im letzten Jahr war es nötig, schnell ein Freigehege für die Tiere aufzubauen. Es war der Beginn eines Rehabilitationszentrums nicht nur für Schneeleoparden, sondern auch verletzte Greifvögel.

Getragen werden soll die wissenschaftliche und Rehabilitationsarbeit langfristig vor allem durch Wissenschaftstouristen, die neben ihrer Arbeitskraft auch monetäre Mittel zur Verfügung stellen, um die Existenz der Station und des Rehabilitationszentrums langfristig abzusichern.

Es bestehen folgende 3 grundsätzliche Möglichkeiten der Mitarbeit, die Programme können u. U. auch wochenweise kombiniert werden :

  • Populationsuntersuchungen zum Schneeleoparden, seinen Beutetieren (Steinbock, Marco-Polo-Schaf, Murmeltiere) und Nahrungskonkurrenten (Wolf, Luchs) in Verbindung mit Umweltbildungsarbeit;

  • Betreuung und Beobachtung von verletzten Tieren im Rehabilitationszentrum (z. Zt. 4 Schneeleoparden, 2 Falken) in Verbindung mit botanischer Arbeit am Seeufer des Issyk-Kulund Umweltbildungsarbeit;

  • Mitarbeit und Pflege von Tieren im einzigen Tierpark Kirgistans, in Karakol.

Detaillierte Informationen :

Populationsuntersuchungen

Ein Basislager (Jurten) im Tschon-Aksuu-Tal (2.600 m, an der Waldobergrenze) dienst als Ausgangspunkt für Exkursionen in die umliegenden Täler zu Erkundung und Sammlung von Hinweisen auf Wildtiere (Spuren, Kot) sowie das Aufsuchen von Steinbockherden und Zählen der Herdenstärken. Das Monitoring wird nach einheitlicher Methode (SLIMS) mit speziellen Formularen durchgeführt, 1 x monatlich werden die gleichen Transsekte bearbeitet, um Migrationsbewegungen zu registrieren und Tendenzen in der Populationsdynamik festzustellen.

Die wichtigsten Arten sind : Schneeleopard, Isabell-Braunbär, Wolf, Luchs, Steinbock, Rehe, Wildschweine, Murmeltier, Pfeiffhasen. Einige der genannten Arten werden auch von der heimischen Bevölkerung gejagt (illegal), weshalb mit dem Aufsuchen der Sommerunterkünfte (Jurten) und in Gesprächen mit der lokal ansässigen Bevölkerung aufgeklärt und für den Schutz der seltenen Tiere geworben werden soll.

Wer sich für dieses Programm entscheidet, sollte in sehr guter gesundheitlicher Verfassung sein, bergtauglich, abgehärtet und vor allem keine Probleme mit großen Höhen haben (Arbeit bis zu 4.000 m). Die Unterkunft ist einfach in Jurten, die beheizt werden können. Im Basislager sorgen englisch- und deutschsprechende Dolmetscher für die Verständigung.

Rehabilitationszentrum

Das Rehabilitationszentrum wurde im letzten Jahr eröffnet. Es beherbergt z. Zt. 4 Schneeleoparden, die alle in freier Wildbahn geboren und von Wilderern eingefangen worden sind. Ihre Haltung erfolgt unter maximal naturnahen Bedingungen, jeder überflüssige Kontakt mit Menschen soll vermieden werden, um die Option einer Auswilderung offen zu halten.

Neben den Schneeleoparden wurden im letzten Jahr provisorisch zwei Vogelvolieren für Bussarde und Falken aufgebaut. Die leider zu weit verbreitete Sitte, Greifvögel auszuwildern und für Präsentationszwecke zu missbrauchen, führte im vergangenen Jahr zur Konfiszierung von 15 Bussarden und einem Steinadler, die allesamt rehabilitiert und in die freie Natur entlassen werden konnten.

Die Arbeit im Rehabilitationszentrum beinhaltet folgende Schwerpunkte :

  • Beobachtung zum Verhalten der Schneeleoparden (nach vorgefertigtem Muster werden 4 x am Tag Verhaltensbeobachtungen eingetragen);

  • Betreuung und Pflege der verletzten Tiere, Fütterung der Greifvögel, Säuberung der Käfige und Volieren;

  • Anfertigung eines Herbars;

  • Pflege der Reitpferde auf der Station;

  • Zusätzlich am See: Heu mähen für das projekteigene Vieh (Pferde, Schafe, Kühe) - welches gleichzeitig eine Naturschutzmassnahme, nämlich die Pflege traditionell gemähter Orchideenwiesen und Erhaltung wichtiger Vogelbrutplätze - darstellt;

  • Aufklärungsarbeit unter der lokalen Bevölkerung durch das Suchen persönlicher Gespräche.

Die Unterkunft wird sowohl am See (1.600 m) als auch im Rehabilitationszentrum (1.800 m) in Jurten sein. In diesem Jahr sollen 3 Blockhäuser errichtet und eine neue Schneeleoparden-Anlage aufgebaut werden. Bei Interesse bestehen auch hier Möglichkeiten zur Mitarbeit.

Tierpark

Der Tierpark in Karakol ist der einzige in ganz Kirgistan. Er besteht seit 15 Jahren und hatte vor allem in letzter Zeit große finanzielle Probleme, weil er aus dem Budget der Stadt Karakol finanziert wird, über die Eintrittspreise allerdings nicht annähernd die Kosten gedeckt werden können. Es führte dazu, dass weder für Mitarbeiter noch Tiere annehmbare Bedingungen existierten. Der NABU Kirgistan (eine selbständige NGO) übernahm mit Wirkung vom 1.7.2002 den Tierpark vollständig. Seither wurden eine Reihe von Verbesserungen erreicht (bessere Gehälter für die Mitarbeiter, ausreichend Futter, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Verbesserungen in der Unterbringung der Tiere, teilweise Auswilderungen, wo möglich). In diesem Jahr soll im Zentrum des Geländes (8 ha) ein Stroh-Lehmhaus als Informationszentrum und eine Zooschule aufgebaut werden.

Im Zoo befinden sich ein Tiger, 2 Isabell - Braunbären, ein Luchs, Wölfe, Füchse, Lamas, Yaks, Marale und verschiedenen Greifvögel. Die Unterstützung beinhaltet die Mitarbeit im alltäglichen "Tierpark-Leben", Fütterung der Tiere, Reinigung der Käfige, aber auch und vor allem mit Rat den in vielerlei Hinsicht unerfahrenen Mitarbeitern zur Seite zu stehen. Darüber hinaus wünschen wir die Unterstützung bei der Arbeit mit Schulklassen und der Erarbeitung von Informationsmaterial. Wer gerne am Aufbau eines Lehm-Stroh-Hauses mitwirken möchte, ist ebenfalls herzlich willkommen.

Die Unterkunft ist entweder in einem Gästehaus oder zu Gast bei einfachen Familien in der Stadt. Am Wochenende besteht die Möglichkeit zu einem Ausflug in den Nationalpark Karakol oder in das nahe gelegene Dscheti-Ögus (im Preis enthalten).

Schneeleopard Alcu
Foto Thorsten Harder

Weitere Auskünfte erteilen wir gerne dazu eine mail an:

team@hirtenhundewelt.de

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