Ausgabe 05/2004 |
September + Oktober 2004
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Blick nach "draußen" Zäune und Hecken - Die naturnahe Einzäunung eines Hirtenhunde-Reviers Wer kennt das nicht: man will seinen Hund artgerecht frei laufen lassen - ein großes Grundstück als Revier ist vorhanden - und plötzlich ist er weg, der Hirte der Herden und beste Freund des Menschen. Es ist ärgerlich, wenn man dann den Hund wieder bei Nachbarn, im nächsten Tierheim oder in der freien Natur suchen muß. Wenn man über dieses Thema schreibt, muß man sich wieder den Charakter der Hirtenhunderassen vor Augen führen, bei denen manche Rassen ein Gebiet als Revier ansehen, soweit sie sehen können. Der Drang, das Revier zu "inspizieren" oder die Jagd auf einen "Eindringling" (kleinere Wildtiere oder auch die leidigen Heißluftballons), führen bei einer unzureichenden Grundstücksbefestigung dann zu o. g. "Ausflügen". Die Haltung eines Hirtenhundes in einem westeuropäischen Industrieland zum Zwecke der Bewachung von Herde, Haus und Hof in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Familie unterliegt anderen Kriterien als zum Teil noch heute in den Ursprungsländern, z. B. Rumänien. Während in den Ursprungsländern die Hunde mit den Hirten die Herde begleiten und sie abends in Pferche oder Gehege treiben, sind hierzulande "Herden" auf Höfen und Grundstücken mit unveränderlichen Grenzen zu bewachen und ggfs. gegen Eindringlinge zu verteidigen. Füchse, wildernde Hunde - und jetzt mancherorts auch wieder Wölfe -, selbst zweibeinige Eindringlinge gilt es, schon durch die Präsenz der Hirtenhunde am Durchführen ihrer Taten zu hindern. Dies klingt sicher in den Ohren von Hundehaltern in Städten und Gemeinden unglaublich, aber ich schreibe aus Erfahrung. Und wer hat nicht die Nachrichten im Fernsehen und der Presse über die Brutalität der berüchtigten Pferderipper gesehen. Holzbohlen-Weidezäune Somit sind wir wieder bei den Grundstückseinfriedungen, die nach außen schützen sollen und nach innen sichern. Nun hängt die Beschaffenheit eines solchen Zaunes immer von der Größe des Grundstückes ab und von den Möglichkeiten des Eigentümers. Ein mehrere Hektar großes Grundstück läßt sich wohl kaum ummauern, wäre aber die sicherste Lösung. Als Material für Zäune sollten immer ortstypische oder natürliche Stoffe verwendet werden. So bieten sich Holz- und Wildschutzzäune in Verbindung mit Hecken geradezu an. Letztgenannte sind nicht nur eine ästhetische Bereicherung, sondern haben auch eine hohe Bedeutung im Haushalt der Natur. Wenn man Hirtenhunde frei laufen lassen will, ist die beste Lösung ein Doppelzaun, damit Spaziergänger nicht belästigt werden und - wenn von außen einmal der Zaun mutwillig zerstört wurde - dann hält ja noch der zweite. Und ganz wichtig: in einem Doppelzaun werden die Pflanzen, die dann mal eine Hecke bilden sollen, vor dem Fraß der Weidetiere geschützt. Einfacher Doppelzaun, Holzpfähle + Knotengeflecht (Wildschutzzaun) Die Bepflanzung eines solchen Doppelzaunes mit einer Hecke aus heimischen Pflanzen bietet folgende Vorteile: Sichtschutz, Schmutzfilter und Lebensraum für zahlreiche Tiere. Unseren Durchschnittsgärten mangelt es an Artenvielfalt, da sie vorrangig aus Exoten bestehen. Die exotischen Gehölze bieten aber der Natur keine verwertbaren Früchte. Entweder sind die Ziersträucher gänzlich unfruchtbar gezüchtet (Zierkirsche, Gefüllter Schneeball) oder ihren Früchten fehlen die entsprechenden Abnehmer. Manche Sträucher sind für unsere Tierwelt wiederum völlig wertlos, da ihre Früchte im hiesigen Klima nicht ausreifen (Rhododendron, Perückenstrauch, Scheinhasel). Im Gegensatz dazu bieten unsere heimichen Gehölze der Tierwelt über das ganze Jahr einen mehr oder weniger reich gedeckten Tisch. Als weitere Gründe für die Wahl heimischer Gehölze sprechen Unempfindlichkeit, niedrige Kosten und Erhaltung der Arten. Weil Wildsträucher anspruchsloser und widerstandsfähiger sind, kann man auf Kunstdünger und giftige Spritzmittel verzichten.
Doppelzaun aus Holzpfählen mit Knotengeflecht mit innerer Hecke aus Sanddorn, Die Herstellung eines bepflanzten Doppelzaunes mit Erdwall ist sehr aufwändig, bietet aber noch mehr Sichtschutz:
Doppelzaun aus Holzpfählen und Knotengeflecht und innenliegendem bepflanzten Erdwall Bei der Pflanzung einer Hecke sollte das Recht des Nachbarn berücksichtigt werden: Hecken müssen mit ausreichendem Abstand zur Grundstücksgrenze gepflanzt werden. Das sind etwa 1,5 m bei mittelhohen Hecken im innerörtlichen Bereich und ca. 1,25 m im Außenbereich. Je nach Art und Wuchs muss bei der Pflanzung einer Hecke ein Abstand von ein bis zwei Metern zwischen den einzelnen Sträuchern gehalten werden. Die beste Pflanzzeit für eine laubabwerfende Hecke ist Oktober bis November und März bis April. Immergrüne Hecken sollten hingegen bereits im August bis September gepflanzt werden, damit sie sich vor dem Winter noch gut einwurzeln. Wenn überhaupt, sollte während der Brutzeit der Vögel sollte kein Heckenschnitt durchgeführt werden (15. März bis 15. September).Um so viele Tierarten wie möglich in einer Hecke anzusiedeln, sollte die natürliche Bodenbedeckung unserer Sträucher geduldet und nicht entfernt werden (Wildkräuter, Gräser). Eine ökologisch besonders wertvolle Variante ist die Anlage einer Benjeshecke. Zur Erklärung dieses Begriffs zitiere ich die NABU-Info über Hecken und heimische Gehölze: "Benjes-Hecke: Das Prinzip einer Benjeshecke ist die bandartige Ablagerung von Baum- und Strauchschnittgut. Dieser Gestrüppwall sollte mindestens vier Meter lang und einen Meter hoch sein. Pro Meter sollte in den Wall ein Strauch gepflanzt werden, der den Wall überragt. Es sollte möglichst ein heimisches, standortgerechtes Gehölz gesetzt werden, das nicht in der unmittelbaren Umgebung vorkommt. Deren Samen können nämlich aufgrund des Nichtvorkommens in der Nähe nicht durch Wind oder Vögel in die Hecke getragen werden und haben daher kaum eine Chance, sich dort von selbst anzusiedeln. Benjes-Hecken schaffen ein günstiges Kleinklima. Im Schatten des Gestrüpps ist die Verdunstung herabgesetzt. Die Zersetzung des Schnittgutess liefert genügend Nährstoffe für die sich ansiedelnden Jungpflanzen. Zahlreichen Tieren bietet die Hecke einen Lebensraum, z. B. Brutraum für bodenbrütende Vögel. Die Anlage einer Benjeshecke ist so intereressant, da sie nicht nur einfach und preiswert ist, sondern auch der Sukzession Zeit und Raum läßt: Im Gestrüpp wachsen zuerst Kräuter, die mit der Zeit durch aufkommende Sträucher ersetzt werden."
Benjeshecken Die Benjeshecke ist also ein Doppelzaun mit innenseitig abgelagertem Baum- und Strauchschnitt, der im Laufe der Zeit durch Bewuchs mit Sträuchern oder Bäumen ein undurchdringliches Dickicht ergibt. Wäre noch zu klären, woher die eigenartige Bezeichnung stammt. Namenspatron ist ein großer Freund derselben, der gemeinhin als Erfinder dieser Heckenart gilt und folglich Benjes heißt. Die hier aufgeführten Varianten der Grundstücksbegrenzung sollen nur ein Beispiel für die Einfriedung großer, in Rand- oder außerörtlichen Lagen befindlicher Grundstücke sein. Dass diese nicht immer auf jedem x-beliebigen Einfamilienhausgrundstück in Wohngebieten durchführbar sind, ist mir klar. Eine solch "sichere" Einzäunung ist dort vielleicht auch nicht erforderlich, da die Hunde - um die es letztendlich geht - dort fast immer in Sicht- und Rufweite der Rudelmenschen aufhalten. Aber, wenn man auch innerörtlich etwas für die Erhaltung der heimischen Arten tun möchte, hier eine Auswahl von heimischen Baum- und Straucharten, um einen einfachen - vielleicht Maschendraht- oder Holzzaun - mit einem natürlichen Sichtschutz zu versehen:
Dorette Knobbe (Alle Fotos aufgenommen auf dem BIOLAND-Hof in Hohenwarsleben) Quelle: NABU Info "Hecken und heimische Gehölze" [zurück] |