Ausgabe 01/2004
Januar + Februar 2004

Leika mit 7 Monaten
Foto Hartmut Deckert

"POLNISCHE PRINZESSIN" ODER EIN WUNDERHUND !

Leika ist ein Wunderhund und eine Kaukasin, über den man sich nicht nur in Kaukasenkreisen gewundert hat, sondern ihre Geschichte ist ein typisches Beispiel, wie Behörden immer wieder arbeiten.

Die Wunder der Reihe nach:

Irgendwann Ende 1998 ruft mich Silvia Koloff an, in Hessen, genauer in Lampertheim würden 4 beschlagnahmte Kaukasen Babys versteigert. Beschlagnahmt beim allseits bekannten Hundehändler Vock. Beschlagnahmt allerdings nicht wegen schlechter Haltung oder wegen Hundehandel, sondern beschlagnahmt von der Veterinärbehörde des Kreises wegen illegaler Einfuhr. "Ihr wohnt doch viel näher an Lampertheim dran", und daher könnte doch ich mich um die Hunde kümmern, meinte Silvia Koloff. Der Tierschutzverein wurde eingeschaltet und versuchte über die Landesverbände eine Versteigerung zu verhindern. Das Tierheim Ludwigsburg erklärte sich bereit, alle Hunde gegen Bezahlung zu übernehmen.

Die Behörde lehnte ab, eine Versteigerung müsse stattfinden, um entstandene Kosten wenigsten zum Teil zu decken und wenn die Hunde in schlechte Hände kämen, würden sie eben wieder beschlagnahmt und erneut versteigert. Eine solche Haltung war allen Beteiligten unverständlich. Sicher ist jetzt allen klar, Leika ist schon ein Wunderhund, denn diese Verhalten einer Behörde kann nur verwundern.

Von vier Welpen ersteigerten wir drei Tiere, die vierte Hündin übernahm ein Ehepaar. Ein Kofferraum voller Welpen, eine Ankunft in Ludwigsburg mit "Ah" und "Oh" und sind die süß.

Kurz vor Weihnachten entschlossen wir uns, unsere hundefreie Zeit zu beenden und einen ebenfalls zu diesem Zeitpunkt abgelieferten Sarplaninac Rüden zu uns zu nehmen. Eine Woche vor Weihnachten zog "Kole od Drndarskog" bei uns ein, am ersten Weihnachtsfeiertag folgte "Leika". Während wir über unseren Rüden eine ganze Menge wussten (wir bekamen die Papiere), tappten wir bei Leika völlig im dunklen. Geboren im August 1998, zusammen mit vier angeblichen Geschwistern nach Deutschland verkauft, stammt sie aus Polen und Papiere hatte sie eben keine.

Und damit Wunder Nummer 2, denn warum werden Kaukasen in drei Kategorien eingeteilt? Erste Kategorie, die angeblich sauber gezüchteten Hunde mit den ordnungsgemäßen VDH Papieren, Kategorie Nummer 2, die Registerhunde, die neuerdings in mindestens einem Verein in Kategorie 1 umgewandelt werden sollen und dann noch Kategorie 3, die Tierheimhunde. Eine neue Rasse oder ein neuer Schlag von Kaukasen und offensichtlich minderwertig, denn geht es nach dem Willen zahlreicher Züchter, soll eine Weiterzucht mit ihnen unmöglich gemacht werden.

Unserer Leika ist die Geschichte mit den Kategorien sch... egal, sie weiß, wer sie ist und damit kommen wir zu der "polnischen Prinzessin". Viele kennen sicher noch das Märchen von der Prinzessin auf der Erbse und mit der ist Leika vergleichbar. Auch sie spürt, hört und riecht alles und wenn sie was entdeckt hat zeigt sie das auch an. Allerdings muß der Standard der Kaukasen in polnisch etwas anders ausgelegt sein, denn für die heißt "misstrauisch gegenüber Fremden" und fremdem nicht angreifen, sondern bereit sein. Entpuppt sich das Entdeckte als harmlos oder friedlich, geht sie ihren gewohnten Geschäften nach und die heißen, Nase auf den Boden oder Fressen. Letzteres ist ihre Lieblingsbeschäftigung. Leika sucht und findet alles, was sich fressen läßt, egal ob es Tag oder Nacht ist oder ob man vor lauter Nebel die Hand nicht vor den Augen sieht.

Noch etwas an ihr ist prinzessinnenhaft, ihre huldvolle Art, sich von allen Menschen bestaunen zu lassen und wenn es sein soll, auch anfassen zu lassen. Obwohl sie sich sehr gerne streicheln läßt, drängt sie sich nie auf, sondern wartet ab, bis ein Mensch auf sie zugeht.

So ist unsere Leika zu dem Kosenamen "polnische Prinzessin" gekommen und trägt diesen Namen mit Würde, huldvoll eben.

Unterdessen ist die Prinzessin über 4 Jahre alt und Dank ihrer Begeisterung für Nahrungsmittel aller Art stets am Limit ihrer Figur, sehr groß gewachsen und mit einem kräftigen Knochenbau gesegnet, nicht gerade prinzessinenhaft. Unseren Kole überragte sie um einige Zentimeter und auch Gane hat sie in der Höhe noch nicht eingeholt und auch im Gewicht liegt sie knapp davor. Bekanntlich soll es aber auch etwas kräftigere Prinzessinnen geben und vielleicht kommen ja auch einige von diesen aus Polen.

Zu guter Letzt möchten wir uns bei Silvia Koloff bedanken, daß sie sich damals um die Hunde gekümmert hat, denn sonst hätten wir unsere polnische Prinzessin nie bekommen und das wäre schade gewesen, denn sie passt ganz gut zu uns.

Eine Geschichte gibt es noch über unsere Leika und die will ich auch noch zum Besten geben, denn das wäre ein erneutes Wunder(n).

Die dicke Kaukasin oder.....

Dick oben drüber schreiben, dies ist Satire. Sonst glauben die nicht ganz frei erfundenen Personen dieser Geschichte, ich meinte das ernst.

Eigentlich fing alles ganz harmlos an, nämlich auf dem Stuttgarter Killesberg, bei der Internationalen Rassenhundeausstellung in Stuttgart 2002. Mein Freund Maik und ich wollten "Hunde gucken", was den Anlass gab für einen Artikel über die dort gezeigten Hirtenhunde und der erschien in einer Vereinszeitung. Ein Echo kam bei mir nie an, das allerdings will nichts heißen, denn in dieser Szene wird hinter den Kulissen gearbeitet. Irgendwann kommt es vor die Kulissen und so erfahre ich doch, welche Reaktionen mein Artikel ausgelöst hat. Versucht wird, Druck auf den Verein auszuüben, mich lassen sie in Ruhe, denn das bringt nichts, wissen die Damen aus der Gerüchteküche und köcheln daher woanders.

Für einen Spaß bin ich immer zu haben und so rufe ich die Züchterin Claudia Müller aus Biberach mal an, etwas scheinheilig und besorgt, weil sie ein Problem mit besagtem Artikel habe. Hat sie eigentlich gar nicht, mein Geschwätz gehe ihr auf gut Deutsch am Arsche vorbei, erklärt sie mir.

ABER eine Unverschämtheit sei es schon, ihre schönen Hunde so abzuwerten und sollte ich derartiges noch mal tun, erfolge Anzeige. Nicht weiter tragisch, so was wird von dieser Clique dauernd angedroht, aber nie wahr gemacht.

Im übrigen hätte ich es gerade nötig, ihr sei über mich genug zu Ohren gekommen. Beispiel: Es gebe da eine Kaukasenhündin, die sei so fett gewesen, daß sie vom Tierarzt erst kastriert worden sei, als sie eine mehrmonatige Abmagerungskur hinter sich hatte. Gemeint hat sie unsere Leika. Und hier muß ich gestehen, ich habe die ganze Welt angelogen und weil mich mein Gewissen reut, erzähle ich jetzt eben die wahre Geschichte.

Meine Version bisher: Leika wurde im Alter von ca. 8 Monaten vom Tierarzt Hildenbrandt, Vertragstierarzt des Tierheimes Ludwigsburg kastriert. Zwei Tage vorher angemeldet, brachten wir sie morgens hin und abends holten wir sie wieder ab. 14 Tage später zog Ursula Gericke die restlichen Fäden, die Leika noch nicht selber entfernt hatte und das war's.

Zweiter Teil der Geschichte. Wir haben nämlich dem Tierarzt Hildenbrandt und seiner Kunst nicht getraut und so wurde Leika ein zweites mal kastriert, das war 2001 und dann erst nach der mehrmonatigen Abspeckerei. Seitdem interessiert sich kein Rüde mehr für unsere polnische Prinzessin und wir sind alle glücklich und froh, bis ans Ende aller Tage. Also hat Claudia Müller recht.

Oder war es doch ganz anders? So dunkel kann ich mich erinnern, Leika wurde für ein Schweinegeld von vorne bis hinten geröntgt, weil sie hinten links nicht sauber lief. Da waren wir in Behandlung in der Tierklinik Schneider - Heiss in Ludwigsburg auf Empfehlung der Frau Gericke. Gefunden wurde nichts und so meinte Schneider - Heiss, er habe das Gefühl, die Hündin verarsche ihn. Eines wenigstens wissen wir allerdings seitdem, Leika hat schwere HD.

Tierarzt gewechselt, Schmerzmittel gegeben, eine zeitlang gewartet und seitdem läuft sie für einen HD Hund super.

Allerdings meinten unsere beiden Tierärzte, aufgrund der HD hätten sie gerne ein paar Kilo weniger auf Leikas Rippen. Haben wir gemacht, mit einer kleinen Futterreduzierung über ein paar Monate hinweg. Seitdem sind die beiden mit Leika hochzufrieden. Leika eigentlich nicht, denn sie würde erstens gerne mehr essen und zweitens dürfte es mehr Fleisch sein, das haben wir nämlich bei beiden Hunden gewaltig reduziert.

So ist unsere Version. Aber wie geschrieben, die ist gelogen, denn recht hat Frau Müller. Leika wurde zweimal kastriert, als sie ein Junghund mit normaler Figur war und dann noch mal, als sie ein viel zu fetter Hund war. Vielleicht aber auch nur einmal, nach ihrer Abmagerungskur. Dann hat Ursula Gericke eben geträumt, sie habe Fäden gezogen und träumen tut die öfters.

Und wir haben gelogen!!!!!! Bloß warum eigentlich.

Einfache Antwort, damit die Damen vom Grill, pardon, von der Gerüchteküche mal wieder was zum ausbraten haben. Und so wundert sich Leika bis zum heutigen Tage, warum sie angeblich zweimal kastriert wurde. Vielleicht wundert sie sich aber auch, warum wir sie nicht zum drittenmal kastrieren lassen. Ein Wunderhund eben!

Hartmut Deckert

Unsere polnische Prinzessin
Foto Hartmut Deckert

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