Ausgabe 07/2005
Juli 2005

Rile,

herzlich willkommen in Deutschland!

Foto: Erich Hoffmann

Nach einer hundelosen Zeit von fast 5 Jahren, mehreren Fahrzeugaufbrüchen einige Querstraßen weiter und einen gescheiterten Fahrzeugaufbruch am Fahrzeug meiner Tochter entschlossen sich meine Frau und unsere beiden Kinder Jenny + Dennis und natürlich auch ich, uns wieder einen Hund anzuschaffen.

Da ich seit meinem 12. Lebensjahr Deutsche Schäferhunde besaß, zeitweise sogar zwei Hunde gleichzeitig bei uns zuhause waren und ich über 17 Jahre beim Werkschutz einer großen Oel-Raffinerie als Diensthundführer mit meinen eigenen Hunden tätig war, wäre es eigentlich normal gewesen, wieder einen Schäferhund anzuschaffen.

Doch aus persönlichen Gründen die ich hier nicht weiter erläutern möchte, wollte ich dann doch keinen Schäferhund mehr.

Jetzt musste ich nur noch einen Hund finden, der auch meiner Familie zusagte. Ich begann das Internet nach Hunderassen zu durchforsten und wir kamen zu dem Entschluss, es sollte ein Hirtenhund sein.

Fast überall war aber zu lesen, diese Hunde sind nur etwas für Leute die "Herdenschutzhund erfahren" sind, aber wo sollte man diese Erfahrungen sammeln wenn man nie einen besessen hat. Und um es kurz zu machen, wir entschieden uns für einen Sarplaninac.

Allerdings merkten wir sehr schnell, einen Züchter dieser Rasse in Deutschland zu finden, ist sehr schwer, oder fast unmöglich.

Irgendwann fand ich die Internetseite von Dorette Knobbe, die selber 2 Sarplaninac auf Ihrem Hof hat. Da Ihre Telefonnummer auf der Seite stand, rief ich sie kurz entschlossen an und bat um Hilfe.

Frau Knobbe war sehr hilfsbereit und versprach mir, dass sie unseren Wunsch, einen Sarplaninac zu erwerben, an jemanden weiterleiten würde, der Kontakte nach Serbien hat und der würde sich dann mit uns in Verbindung setzen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um Hartmut Deckert.

Es war noch am gleichen Tag, als sich Hartmut bei mir Zuhause telefonisch meldete, ich kam vom Frühdienst nach Hause und meine Frau telefonierte gerade und sagte zu ihrem Gesprächspartner am Telefon: "Mein Mann kommt gerade zur Tür herein, ich glaube, er hat auch noch ein paar Fragen an sie, ich gebe ihm mal das Telefon".

Foto: Erich Hoffmann

Ja, Fragen hatte ich eine Menge, aber das alles so schnell ging, hätte ich nicht gedacht.

Nach ca. 1 ½ Std. Telefonat und 1.000 Fragen war es klar, wir bekommen einen Sarplaninac, nur wann, dass wusste bis zu dieser Stunde noch keiner.

Einige Tage später meldete sich Hartmut wieder bei uns, er hatte in Serbien bei dem gleichen Züchter, wo er seinen Gane bekam, angerufen und der hatte noch einen 7 Monate alten Sarplaninac Rüden den wir bekommen könnten.

Pfff, 7 Monate alt, habe ich gedacht, ich habe meine vorherigen Hunde immer im Welpenalter von 8 bis 10 Wochen bekommen, ob das wohl gut geht. Ich bat um ein paar Tage Bedenkzeit, überlegte und kamen zu dem Entschluss, wir werden es versuchen. Aber wie bekomme ich den Hund zu uns nach Hause? Wir riefen Hartmut an und er hatte die Lösung:

Bekannte von Dragan Drndarski (dem Züchter aus Serbien) würden den Hund aus Serbien mitbringen somit bräuchten wir nicht nach Serbien zu fahren.

Der Nachteil, die Bekannten wohnten in der Tschechei in der Nähe von Brünn. Aber es waren ein paar Kilometer weniger als bis nach Serbien.

Nun war alles klar, wir konnten den Hund am Samstag den 14.05.2005 in der Tschechei abholen. Mein Sohn Dennis und ich fuhren am Freitag den 13.05.2005 in Gladbeck los in Richtung Stuttgart und trafen so gegen 22:00 Uhr bei Hartmut Deckert in Kleinaspach ein.

Hartmut stand schon an der Straße und erwartete uns. Nach kurzer Begrüßung stellten uns Hartmut und seine Frau ihre beiden Hunde vor, Gane, einen sehr stürmischen Sarplaninac-Rüden, und Leika, eine sehr liebe Kaukasen Hündin.

Dieser Gane ist ein echter Knaller, er begrüßte uns mit allem was dazugehört, Freude pur, meinen Sohn Dennis hatte er wohl sofort in sein Hundeherz geschlossen, er fand ihn richtig toll, holte sich ein paar Leckerli ab und dann war für Gane alles klar, die beiden sind wohl in Ordnung.

Bei Leika war es nicht ganz so stürmisch, aber doch genauso freundlich, auch sie holte sich ein paar Leckerli ab und zog sich dezent zurück aber sie ist ja auch eine echte Hundedame, Hannelore sagt, sie ist eine polnische Prinzessin.

Wir gingen ins Haus, unterhielten uns und schauten uns noch ein paar Hunde-Videos von Dragan Drndarski an und gingen dann schlafen.

Am nächsten Morgen begann der Tag um ca. 5:10 Uhr in der Früh. Nach einem Frühstück und ein paar Tassen Kaffee machten wir, Hartmut, Dennis und ich uns so gegen 6:10 Uhr auf den Weg in die Tschechei. Bei Pilsen sollte unser Dolmetscher und Navigator Martin Jemelka zu uns stoßen.

Martin + Veronika
Foto: Hartmut Deckert

Die Einreise in die Tschechei verlief ohne besondere Vorkommnisse, es wurden nur die Pässe verlangt dann habe ich direkt hinter dem Grenzübergang an einem Kiosk 9,00 EUR für Straßennutzungsgebühren bezahlt und weiter ging die Fahrt.

Die Fahrt auf der tschechischen Autobahn ging zügig vonstatten, kurze Kontaktaufnahme mit Martin, Ausfahrt Nummer 888 sollten wir ausfahren um auf Martin zu treffen, aber Martin hatte sich geirrt die Ausfahrt Nr. 888 gab es nicht, es war die 889. Wir fuhren die nächste Abfahrt ab, Hartmut telefonierte noch mal mit Martin und erklärte ihm, wo wir waren.

Nach ca. 10 bis 15 Minuten hatte Martin uns gefunden. Martin stellte seine Wagen an einem Einkaufscenter ab und stieg zu uns ins Auto und die Fahrt ging weiter.

Martin spricht sehr gut Deutsch mit einem super bayrischen Dialekt, es machte richtig Spaß, ihm beim Reden zuzuhören.

Auf meine Frage, wie es die Tschechische Polizei mit der Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h halte, sagte Martin, bis 150 km/h wäre kein Problem, und 20 km/h mehr wären noch bezahlbar und man könne dazu noch handeln.

Unsere Fahrt ging weiter in Richtung Prag. Prag ist eine sehr schöne Stadt, meinte Martin, doch leider haben wir außer der sehr guten Autobahn nicht mehr gesehen.

Die Autobahn bis Prag war wirklich sehr gut, aber dann kam die Marterstrecke von Prag Richtung Brünn, die rechte Fahrspur war "grottenschlecht" trotz allem kamen wir um ca. 14:00 Uhr in Brünn auf einem großen Rasthof, der als Übergabeplatz ausgemacht war, an, um unseren Rile, den wir bis dato noch nicht gesehen hatten, abzuholen.

Wir hatten jetzt so um die 800 km von Kleinaspach hinter uns. Wir trafen dort auf Frau Jirina Grygarova und ihre Tochter Veronika, die uns unseren Rile aus Serbien mitgebracht hatten, übrigens sehr nette und freundliche Leute, diese Tschechen.

Jirina Grygarova und ihre Tochter Veronika
Foto: Hartmut Deckert

Veronika hatte Rile an der Leine, und obwohl auf dieser Autobahnraststätte sehr starker Personen und Fahrzeugverkehr herrschte, verhielt sich Rile eigentlich ziemlich gelassen.

Ich war angenehm überrascht, ich sah den Hund zum ersten Mal, nahm vorsichtig Kontakt zu im auf, gab ihm ein paar Frolic und die Chemie schien zu stimmen. Auch mein Sohn Dennis hatte wohl im gleichen Moment riesigen Gefallen an unserem neuen Hund gefunden und sagte zu mir, ich glaube die Fahrt hat sich gelohnt, ein toller Hund.

Veronika Grygarova übergab Rile an meinen Sohn, wir setzten uns an einem Tisch im Außenbereich des Lokals und bestellten uns Kaffee.

Während Hartmut und Martin mit Frau Grygarova und deren Tochter Fotos von Sarplaninac und Hundeausstellungen betrachteten, machten Dennis und ich uns noch mehr mit Rile vertraut. Es gab Streicheleinheiten ohne Ende und Rile fühlte sich auch in der Nähe von Dennis recht wohl.

Nach ca. 40 Min. Pause mussten wir uns aber leider verabschieden, denn wir hatten ja noch gut 1.200 km zu fahren und ich wollte unbedingt noch am gleichen Tag nach Hause.

Wir gingen zum Auto machten die Heckklappe von unserem Kombi auf, packten unseren Rile hinein, fuhren mal wieder Tanken und traten die Rückfahrt an.

Zu meinem Erstaunen verhielt sich Rile sehr ruhig, er legte sich im Fahrzeug hin, als wenn er nichts lieber machen würde als Auto fahren.

Foto: Hartmut Deckert

Auch die Rückfahrt verlief sehr zügig, trotz der schlechten Fahrbahn und dank Navigator Martin, der öfters den Spruch, bitte bei der nächsten Möglichkeit wenden, drauf hatte, kamen wir auch wieder gut in Pilsen an.

Wir brachten Martin zu seinem Fahrzeug verabschiedeten und bedankten uns noch einmal bei ihm und fuhren zurück in Richtung deutsche Grenze.

Im Vordergrund Martin Jemelka
Foto: Erich Hoffmann

Nun aber dachte sich wohl unser Rile, Martin ist ja jetzt ausgestiegen und hinten auf dem Rücksitz sei es wohl viel bequemer für ihn, deshalb wechselte er vom Kombi zum Rücksitz auf dem noch Dennis saß. Alle Versuche von Dennis, ihn wieder nach hinten in den Kombi zu verfrachten, scheiterten erfolglos. Rile legte seine Vorderpfoten auf die Oberschenkel von Dennis und seinen Kopf legte er bei meinem Sohn vertrauensvoll an und verhielt sich wieder sehr ruhig und zufrieden.

So gegen 18:00 Uhr passierten wir die deutsche Grenze, nach kurzer Überprüfung der Pässe ging unsere Fahrt reibungslos weiter. Endlich wieder in deutschen Landen. Es ging alles zu gut, denn nach meinem Zeitplan wären wir mit unserem neuen Familienmitglied gegen 24:00 Uhr zuhause.

Da ein Teilstück der Autobahn noch nicht fertig gestellt war, mussten wir die Autobahn verlassen und da passierte es, 1 bis 2 Kilometer vor uns ein schwerer Verkehrsunfall, nichts ging mehr und wir standen im Stau.

Hartmut wollte wohl aber auch wieder so schnell wie möglich nach Hause und meinte es muss doch noch einen anderen Weg geben. Da unser Navigationsgerät nutzlos und ausgeschaltet im Fahrzeug vorhanden war, gaben wir die Adresse von Hartmut ein, drehten um und ließen uns über einen anderen Weg in Richtung Hartmuts Heimat führen.

Foto: Erich Hoffmann

Nach einigen Kilometer Umweg über Land wurde Rile sehr unruhig, fing an zu fiepen und zu jammern, wir fuhren auf einen kleinen Parkplatz im Grünen und ließen unseren Hund mal Gassi gehen. Jetzt wussten wir auch warum er so unruhig wurde, er musste mal raus.

Da wir alle meinten, es wäre besser für Rile, wieder im Kombi Platz zu nehmen, öffnete ich die Heckklappe und Rile machte einen Satz und sprang in den Kombi hinein und legte sich auch sofort wieder hin. Dennis schüttet ihm noch Wasser in eine Schüssel und Rile trank. Ich schloss die Heckklappe und weiter ging die Fahrt.

Als wir wieder ein paar Kilometer zurückgelegt hatten, meinte Rile wohl, beim Dennis auf dem Rücksitz ist es wohl viel angenehmer zu reisen, machte wieder einen Satz, und nahm, wie wir es schon kannten, neben Dennis Platz.

Es sind schon liebenswerte kleine Sturköpfe, diese jungen Serben, aber das hatte ich ja schon bei meinen Internetstudien über diese Rasse öfter gelesen.

Um ca. 21:40 Uhr standen wir wieder bei Hartmut vor der Haustür, packten unsere sieben Sachen, die wir vor der Reise in die Tschechei bei Hartmut gelassen hatten ein, nahmen unseren Rile an die Leine machten noch einen kurzen Gang.

Hartmut gab uns noch Futter für die nächsten Tage für Rile mit, wir verabschiedeten und bedankten uns bei Reisebegleiter Hartmut und seiner netten, gastfreundlichen Frau Hannelore und die Fahrt ging weiter.

Jetzt hatten wir schon über 1.600 km hinter uns und obwohl ich die ganze Strecke selbst gefahren hatte bemerkte ich keine Spur von Müdigkeit oder sonstiges, nur Dennis und Rile schienen ein wenig müde zu sein.

Unser nächstes Ziel war mal wieder mal eine Tankstelle, Volltanken und jetzt noch 420 km und wir sind auch Zuhause. Ich bezahlte an der Tankstelle stieg wieder ins Fahrzeug ein und da passierte es, unser Navigationsgerät fiel aus.

Foto: Hartmut Deckert

Alle Versuche, es wieder in Gang zu bekommen, scheiterten, also blieb uns nichts anderes übrig, als ohne Navi zu fahren. Aber das war noch nicht alles, es fing an zu regnen wie aus Eimern, mehr als 60 km die Stunde war einfach nicht drin.

Nach ca. 200 km Fahrt im strömenden Regen machte sich die Müdigkeit breit. Dennis und Rile schliefen tief und fest hinten auf dem Rücksitz. Die beiden meinten wohl, sie bräuchten ja nicht aufzupassen, denn sie mussten ja nicht fahren.

In der Nähe von Hagen fuhr die Autobahnpolizei vor mir auf die Autobahn auf und ich eierte so mit knapp 60 km die Stunde hinterher. Dabei dachte ich mir, hoffentlich winken die netten Herren dich nicht raus, denn ich war mir echt sicher, dass man mir die Müdigkeit ansah.

Wir hatten für knappe 300 km im strömenden Regen über 5 Stunden gebraucht und ich musste unbedingt eine Pause einlegen, sonst wäre ich wohl auch noch eingeschlafen.

Meine Frau machte sich auch schon Sorgen um uns und rief mich laufend an, ich sagte ihr aber, dass wir jetzt noch eine kleine Pause machen und dann weiterfahren. Unser Rile wollte auch noch mal Gassi gehen, ich nahm ihn an die Leine und ging mit ihm.

So eine knappe ½ Stunde später stiegen wir wieder ein und da wir es aufgegeben hatten den kleinen, 40 kg schweren Serben in den Kombi zu verfrachten, ließen wir ihn gleich auf den Rücksitz Platz nehmen, er machte es sich bequem und dachte wohl, Deutschland ist ein gutes Land, Autos mit Ledersitzen und allem was dazugehört, echt komfortabel.

Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen, Dennis rief meine Frau an und berichtete ihr, dass wenn alles gut geht, wir in einer guten ½ Stunde zuhause sind.

Die frische Luft hatte mich wieder fit gemacht, es regnete nicht mehr und ich konnte jetzt noch mal richtig Gas geben, die Autobahn war frei und nach knappen 35 Minuten hatten wir die Abfahrt Gladbeck Ellinghorst erreicht. Dennis telefonierte noch mal mit Zuhause, dass wir es endlich geschafft haben und gleich da sind.

Es war mittlerweile Sonntag 4:20 Uhr, meine Frau und Jenny erwarteten uns schon vor der offenen Garage, natürlich waren sie auch neugierig auf unseren neuen Hund.

Dennis und Rile stiegen aus dem Wagen, Rile begrüßte die beiden, als wenn er nur von einer kurzen Urlaubsreise zurückgekommen war. Beide waren echt begeistert von Rile, ein toller Hund sieht Spitze aus, meinte Jenny, aber zu Dennis und mir sagte sie: Ihr seht ja echt kaputt aus. Verstanden wir gar nicht, eigentlich waren wir topfit.

Und trotzdem haben sich dieser Strapazen gelohnt, denn Rile ist ein echt toller Hund, mit dem wir bis zum heutigen Tag schon viel Freude hatten.

Somit war Rile, der 8 Monate alte, leicht störrische Serbe nach einer langen Reise in seinem neuen Zuhause angekommen und ein neues Kapitel beginnt.

Eventuell werde ich nach ca. einem Jahr noch einmal darüber berichten was wir alles erlebt haben.

Mein besonderer Dank geht vor allen Dingen an:

Hannelore und Hartmut Deckert, Dorette Knobbe, Martin Jemalka, Frau Grygarova und ihre Tochter Veronika und auch an meinen Sohn und Reisebegleiter Dennis. Durch die es erst uns erst möglich war so einen tollen Hund nach Deutschland zu bekommen. 

Erich Hoffmann

Vielleicht ja mal wieder in Richtung Tschechei
Foto: Hartmut Deckert