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Ausgabe 05/2008 |
September + Oktober 2008 |
Unsere Erfahrungen mit Bruno Zugegeben, wir sind etwas hundeverrückt – mein Mann und meine Wenigkeit. Nein – das ist auch nicht ganz richtig, wir sind schon sehr hundeverrückt. Es hat deshalb auch niemanden großartig gewundert dass wir zu unseren 3 „Grossen“ – Lea, unser SH – Labbi – Mix - Mädel und den zwei Leonberger-Buben Cody und Tano nochmals einen Welp dazugesellt haben. Und schon wieder muss ich mich korrigieren – es HÄTTE niemanden großartig gewundert, aber dieser kleine Welp war und ist seines Zeichens ein „kaukasischer Owtscharka“ mit Namen Bruno! Bruno schneite als Pflegehund in unsere Familie und wir haben diese Tatsache in einem Hundeforum selbst mehr oder weniger öffentlich gemacht. Warum auch nicht? Wir dachten zunächst es würde die Vermittlung von Bruno leichter machen, und es kamen auch viele aufmunternde und positive Reaktionen! Das änderte sich, als wir uns entschlossen Bruno bei uns zu behalten! Einige wenige Menschen mit Hirtenhunderfahrungen standen uns in dieser Zeit mit Rat und Tat zur Seite, und auch wenn sie Bedenken mit der Aufnahme Bruno´s hatten so gaben sie uns doch manchen Denkanstoss und Informationen aus erster Hand! Eine andere, unangenehme Seite waren die vielen privaten Nachrichten und E-mails die uns glauben machen wollten, wir holten uns mit Bruno die Hölle ins Haus, die Kaukasen seien nicht hundegruppentauglich, die andern Hunde würden zumindest unter ihm leiden – wenn nicht sogar bei Auseinandersetzungen böse Verletzungen davontragen! Nun – Bruno ist jetzt 2 Jahre jung und wir leben alle noch, Zwei - und Vierbeiner, und das nebenbei gesagt nicht schlecht! Aber mal von Anfang an…. Das erste Treffen von uns und unseren Grossen mit Bruno verlief recht undramatisch, Bruno wurde von Lea und Cody freundlich begrüsst, von Tano (der sich von Bruno´s Gebell erst mal verunsichern ließ) angebrummelt. Also wurde kurzerhand die Sitzordnung für die Heimfahrt umgeändert – Lea durfte gesichert ausnahmsweise vorne sitzen, Cody lag wie immer im Kofferraum unseres Kombi, ich fand mit Tano und Bruno auf meinem Schoss auf der Rückbank Platz um den zwei Youngstern unter Aufsicht die Gelegenheit zu geben sich besser kennen zu lernen. Und Bruno zeigte uns und vor allem Tano wie man Hunde - und Menschenherzen bricht. In zwei Stunden Fahrt hat Bruno den Tano mit Schnauzelecken, leise Weinen und immer wieder anstupsen überzeugt, dass so was wie ein Bruno in unserer Familie schon immer gefehlt hat. Daheim angekommen hatten die Grossen überhaupt nichts dagegen, dass Bruno wie selbstverständlich mit ins Grundstück lief, erst mal alles erkundete und welpenfrech Cody´s heiß geliebten Fußball in Beschlag nahm. Wir waren erleichtert, das war doch schon mal sehr gut für einen ersten Tag! Wir hatten nicht daran gedacht, dass der erste Tag noch nicht ganz vorüber war. Den ersten Rüffel von Cody gab’s dann auch prompt bei der abendlichen Fütterung der Raubtiere. Bruno war der irrigen Meinung dass jeder Fressnapf der seine war und war gelinde gesagt sehr erstaunt dass sich die Grossen kein Stück aus ihrem Napf nehmen ließen. Also kurz und gut – die nächsten Tage war es in Haus und Garten zeitweise etwas lauter. Bruno hatte viel zu lernen um seinen Platz in unserer kleinen Hundegruppe zu finden. Aber Bruno lernte schnell – dass sich Cody zwar den Ball wegnehmen lässt, aber ein Welpenschnäuzle in seinem Futternapf nichts verloren hat. Das man wohl auf Tano rumklettern darf aber auf Cody nicht. Dass sich Lea wohl die Ohren zärtlich anknabbern lässt aber nicht die dünnen Läufe, dass Tano so ziemlich alles mit sich machen lässt aber auch er seinen Napf für sich alleine will und vor allem – alle andern Schnauzen waren zuerst da und bekamen auch zuerst ihr Futter oder ein Leckerli. Es geht immer schön der Reihe nach – erst Lea, dann Cody, Tano und zum guten Schluss Bruno. Der kleine Kerl hatte ziemlich schnell kapiert dass auch ein Welpenzwergenaufstand keinen Nutzen hat – immer schön der Reihe nach. Er schien doch ziemlich intelligent zu sein, dieser Kaukase, nach ein paar Tagen saß er brav neben seinem Futterständer und wartete bis er an der Reihe war. Nachdem diese grundlegenden Dinge geklärt waren und wieder die gewohnte Ruhe einkehrte nahm Bruno seine „Arbeit“ auf! Er begann die Grenzen „seines“ neuen Heims mehrmals täglich ganz genau abzuschnuffeln, zu untersuchen und zu kontrollieren. Die Grossen wussten zuerst nicht was Sinn und Zweck dieser Aktion sein sollte, sie dackelten anfangs nur hinter dem kleinen Bruno her, schauten sich ab und an fragend nach Herrle oder Fraule um und auf der Hundestirn stand deutlich die Frage: „Was zum Geier macht der da bloß?“ Die seltsame Karawane brachte uns Zweibeiner jedes Mal zum schmunzeln, Bruno ließ sich nicht stören – nicht von ratlosen Vierbeinern und auch nicht von belustigten Zweibeinern! Nach getaner Arbeit kam er jedes Mal hoch erhobenen Hauptes, hoch getragener Welpenrute und stolz geschwellter Brust zu seinen Menschen und holte sich sein Lob ab mit den Worten: „Na Bruno – ist alles o.k.? Das hast Du gut gemacht!“ und natürlich vielen Streicheleinheiten. Auch mit dem Bewachen seines Zuhauses hat Bruno ziemlich früh begonnen, seine Lieblingsbeschäftigung ist, sich nach dem obligatorischen Kontrollgang einen Platz zu suchen von dem er möglichst nach allen Seiten hin Überblick hat, dann legt er sich und wacht. Beobachtet seine Umgebung mit Argusaugen, meldet, wenn sich was außergewöhnliches ereignet, beruhigt sich aber sofort, wenn einer seiner Menschen dann erscheint und sagt: „Bruno, ist gut jetzt!“ Ein Schäferhund-Züchter hat mir mal erklärt ich dürfe das nicht dulden, müsse Bruno schimpfen und ins Haus schicken! Warum sollte ich das tun??? Bruno macht seinen Job, und den macht er gut! Nun spielt sich ein Hundeleben ja nicht nur in den eigenen vier Wänden, im eigenen Grundstück ab, Bruno musste ja auch lernen wie man (Hund) sich in der großen, weiten Welt gesittet benimmt! Wobei sich unsere „große“ Welt zugegeben auf eine ländlich geartete Welt beschränkt. Wir machten Bruno also mit Kühen, Pferden und Ziegen bekannt, denen wir auf unseren Spaziergängen begegneten. Auch Jogger, Spaziergänger, Fahrradfahrer und Autos lernte Bruno kennen – und er hat sich schon als Welp nicht besonders für diese fremden Tiere oder Dinge interessiert. Er sieht, beschnuffelt, stuft als nicht gefährlich ein und gut war und ist. Fremde Hunde – sofern sie freundlich auf Bruno zukommen – sind auch kein Problem. Anmachen lässt sich Bruno allerdings nicht, dann dringt ein tiefes Grollen aus seiner Kehle, aber auch in so einer Situation lässt sich Bruno gut lenken, notfalls kann man immer noch einen Bogen gehen. Im übrigen muss sich keiner unserer Schnauzen auf Biegen und Brechen mit fremden Artgenossen verstehen, wenn sie sich mögen - gut – dann wird sich näher kennen gelernt und vielleicht auch mal eine Runde gespielt. Wenn nicht – auch gut – dann gehen wir halt vorbei. Bruno und Kinder…das erstaunt uns immer wieder aufs neue! Obwohl Bruno nicht mit Kindern aufgewachsen ist, liebt er sie heiß und innig. Er kennt eigentlich nur die Nachbarskinder und die, die uns auf Spaziergängen begegnen. Trotzdem weiß er offensichtlich sehr genau, dass er mit sehr kleinen Kindern sehr viel zärtlicher und vorsichtiger umgehen muss als mit größeren Kindern! Wenn Besucher kommen, verhält sich Bruno erst mal etwas distanziert, er bricht also nicht sofort in Freudentaumel aus, wie die anderen Schnauzen – er beobachtet erst mal seine Menschen, freuen sie sich? Sind sie locker und entspannt? Wie ist die Stimmung? Wenn er sieht dass seinen Menschen der Besuch willkommen ist, ist es für Bruno auch in Ordnung. Er kommt und kassiert seine Streicheleinheiten aber „anbiedern“ tut er sich nicht, und das muss er auch nicht. Es ist für uns o.k., wenn er Besucher akzeptiert – mehr muss nicht sein! Bruno ist jetzt ca. 2 Jahre jung und vor etwa einem halben Jahr gab es einen etwas heftigeren Streit zwischen Cody und Bruno. Den Auslöser weiß ich nicht, es gab großes Geschreie, aber bis ich dazu kam war alles schon wieder vorbei. Es ist nix passiert, ein paar abgebrochene Haare und eine Viertelstunde später haben die zwei schon wieder gespielt. Das Gleiche hätte sich genauso gut zwischen Cody und Tano abspielen können – Mensch muss damit rechnen wenn sich mehrere Rüden ein Zuhause teilen. Wir haben noch nie bereut, den“ kleinen“ Kaukasen aufgenommen zu haben. Er hat seinen Platz in unserer kleinen Hundegruppe gefunden! Und seinen Platz in unseren Herzen! Mit Bruno´s Hirtenhund-Eigenarten lässt sich´s sehr gut leben – finden wir Menschen und unsere Schnauzen. Mir jedenfalls geht das Herz auf, wenn ich unseren Kaukasen Bruno beobachte – ein Hund der für seine Menschen durch´s Feuer gehen würde, der sich offensichtlich sehr gut in eine Hundegruppe integrieren kann und mit den andern unbefangen und freudig spielt! Schauergeschichten über Hirtenhunde, im besonderen über Kaukasen, die es im Internet zu lesen gibt haben wir „ad acta“ gelegt – Bruno belehrte uns eines Besseren! Wir nehmen ihn wie er nun mal ist. Oder um es besser und einfacher mit den Worten meines Göttergatten auszudrücken:
Das sind unsere Erfahrungen mit Bruno, sehr gute Erfahrungen! Wir Zweibeiner und auch unsere Schnauzen möchten Bruno nicht mehr missen. Ein „perfekt funktionierender Hund“ wird Bruno wohl nie werden, und wir legen da auch keinen Wert drauf. Wichtig ist für uns – Bruno fühlt sich offensichtlich sehr wohl in unserer zwei – und vierbeinigen Familie. Silvia Schirrmeister
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