Ausgabe 05/2004
September + Oktober 2004

Der Kaukasische Schäferhund

Dieser Artikel ist eine Übersetzung aus dem russischen, er deckt sich nicht mit der Meinung der Redaktion, aber er ist uns interessant genug, um ihn zu veröffentlichen.

Leika
Foto: Hartmut Deckert

Vorbemerkung

Allgemeines zum Verhältnis Hund / Mensch in Russland oder die russische Sicht der Dinge.

Die Hunde haben dem Menschen schon vor langer Zeit gedient.

So wie auch in anderen Ländern hat man in Russland die Hunde für die Hausbewachung, für die Tier- und Vögeljagd gehalten. Später wurden sie für den Transport von Menschen auf einem Rentierschlitten genutzt. Es ist zu vermerken, daß Rassehunde nur von wohlhabenden Menschen gehalten werden konnten.

Die Stadtvillen und Herrensitze wurden von würdevollen Bernhardinern und Neufundländern, graziösen Doggen und Dobermännern geschmückt, die aus dem Ausland bestellt waren. Darüber hinaus wurden aber auch Schäferhunde gezüchtet.

Für die Entwicklung der Diensthundezucht in Russland hatte die heimische Jägerhundezüchtung eine große Bedeutung, die Jahrhunderte aufzählt. Die russische Windhunderasse, der Eskimohund, der Jagdhund wurden weltweit anerkannt.

Ihr Auftritt auf der Internationalen Weltausstellung in Paris war sensationell. Das Erkennen der Wichtigkeit der Diensthundezüchtung wurde mit den Jahren immer größer. Am Anfang des Jahrhunderts erschienen die ersten privaten Aufzuchtstellen. Eine von diesen wurden im Jahr 1911 eröffnet. Dort wurde den Hunden ihr neuer Beruf beigebracht - den "Verfindungsdienst".

Eine kleine Menge von Hunden - hauptsächlich Airdale-Terrier - hat man im Ersten Weltkrieg als Sanitäter und Melder für die Bewachung von Waffen- und Proviantlager zusammen mit ihren Hundeführern als Wächter eingesetzt. Und sie haben die echte Prüfung auf Loyalität bestanden!

Nach dem Bürgerkrieg wurden die ersten staatlichen Schulen und Hundezuchtstellen erschaffen. Für die Stammzüchtung hat man Hunde in Deutschland eingekauft. Aus verschiedenen Gründen haben sich die Ausgaben jedoch nicht gelohnt.

Man wandte sich daraufhin an die Amateurhundezüchter. Um das notwendige Hundepotential zu bekommen, hat man eine "Alleinausstellung" von "Wachrassen" und Spürhunden organisiert.

Diese Ausstellung hat sehr zur Entwicklung der Dienst- und Amateurhundezüchtung beigetragen. In jenen Jahren setzte sich der hauptsächliche Tierbestand aus Dobermännern zusammen. Aber sie erreichten nicht ganz die Dienstanforderungen, so konnten diese z. B. wegen ihres kurzen Fells nicht bei den West- und Nordgrenzen eingesetzt werden. Die staatlichen Aufzuchtstellen benötigten einen viel ertragenden Hund. Das war der deutsche Schäferhund. Man hat sich das Ziel gesetzt, die heimischen Diensthunde sorgfältig zu erziehen. Einen besonderen Platz in ihrem Dienstregister hat ihr Einsatz im Zweiten Weltkrieg.

Das faschistische Deutschland, das meineidig die Sowjetunion überfallen hat, war fortschrittlicher in der Technik, vor allem bei den Panzern. Eine wirkungsvolle Methode im Kampf gegen diese Panzer war die Hilfe durch die speziell dressierten Hunde.

Schon in den ersten Kriegstagen hat die Zentralschule für militärische Hundezucht mit der Bildung der Unterabteilung der Panzervernichtung begonnen. Der Einsatz von Hunden bei Panzerattacken war so unerwartet und effektiv, daß im Januar 1942 die faschistische Führung eine Anweisung zur Hundebekämpfung erlassen hat. Die Hunde sprengten mehrere Maschinen der Feinde im Kampf bei Moskau und Stalingrad.

Kaukasenhündin aus Georgien
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke

Im Kampfregister der vierbeinigen Helfer sind ca. 300 gesprengte Panzer aufgeführt.

Wahrlich einen großen Nutzen haben die Hunde auch den Frontsanitätern erwiesen. Man hat in den Kriegsjahren 680.000 Verletzte aus dem Schlachtfeld auf dem Hundegespann, auf Schlitten oder Schlepper holen können.
Sehr große und wichtige Arbeit haben die Mineure zusammen mit minensuchenden Hunden auf der Hauptkampflinie und den vom Feinden befreiten Gebieten geleistet.

Das feine Gespür der Hunde hat ermöglicht, die Minen nicht nur im Metall, sondern auch im Holzkörper zu entdecken, was mit einem Minensuchgerät nicht möglich war.

Es sind Fälle bekannt, in denen Hunde tief in der Erde versteckte Minen und Munitionen aufgespürt haben.

Insgesamt wurden von Hunden mehr als 4 Millionen Minen, Sprengbomben und andere Sprenganlagen entdeckt und entschärft.

Unter dem feindlichen Beschuss haben die Hunde auch Munition zugestellt und die Verbindungslinien gezogen.

Für die im Krieg geleistete Arbeit hat man der Zentralschule für die Hundezucht eine große Ehre erwiesen - zusammen mit den Hunden in der historischen Siegerparade auf dem Roten Platz teilzunehmen.

Die Diensthunde haben ihre praktische Bedeutung auch in unseren Tagen nicht verloren. Sie sind fürsorgliche Leiter der blinden Menschen und unersetzliche Schafshütehelfer.

Erfolgreich benutzt man sie zur Bewachung der Grenzen, Militärobjekte, Volksbesitztum, beim Suchen und Verhaften von Kriminellen, im Such-, Rettungs- und Zolldienst, beim Suchen von Erzvorkommen oder beschädigten Gasleitungen usw.

Im Land werden jährlich 380 Sportwettbewerbe im Mehrkampf, 120 - 130 Besichtigungswettbewerbe, 800 Ausstellungen und Ausführungen durchgeführt, in denen mehr als 50.000 Menschen teilnehmen.

Der kaukasische Schäferhund

Ziska
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke

Der kaukasische Schäferhund ist eine der altertümlichsten Hirtenhunderassen, die von dem Menschen zum Schutz der Haustierherden gegen Räuber und als Hirtenhelfer beim Leiten der Herde in den besonderen meteorologischen und komplizierten sonstigen Bedingungen der Berg- , Tal- und Steppenweiden eingesetzt wurden.

Diese Hunde sind vom Kaukasus bis zum äußersten Norden verbreitet. Besser als andere Rassen hat sie sich als Wachhund bewährt.

In der Verwaltungsanzuchtstelle hat die geplante, wissenschaftlich begründete Stammzüchtung große Ergebnisse erbracht.

Die Rassenexemplare der Anzuchtstelle übertreffen die Schäferhunde aus Georgien, - die Heimat der besten Arten des kaukasischen Schäferhundes. In der kaukasischen Schäferhunderasse unterscheidet man Arten aus Georgien, Armenien, Aserbeidschan, Dagestan, Karbadino, Balkarien und Kalmyckien.

Der kaukasische Schäferhund ist ein massiver Hund.

Der Typ seiner Konstitution ist stark und stark bis groß.

Höhe im Rist: beim Rüden, nicht niedriger als 65 cm; bei der Hündin, nicht niedriger als 62 cm.

Formatindex: 102 - 108.

Das Verhalten ist ausgeglichen und ruhig.

Der Hund ist bösartig und misstrauisch dem Fremden gegenüber.

Der Kopf ist massiv, mit einem breiten Schädelteil und hervorstehenden Backenknochen.

Die Stirn ist breit und flach, der Übergang zur Schnauze ist nicht stark betont.

Die Schnauze ist kürzer als die Stirn.

Die Augen sind dunkelbraun, tiefsitzend, oval geformt. Ihr Ausdruck ist aufmerksam, misstrauisch.

Das Nasenläppchen ist schwarz, bei weißen und strohgelben Hunden braun.
Die Lippen sind dick, aber trocken.

Die hängenden Ohren sind hochgestellt kurz abgeschnitten.

Die Zähne sind stark, der Zubiss ist scherenähnlich.

Der Hals ist kurz, zu der Rückenlinie im 30 - 40 Grad Winkel gestellt.

Die Kruppe ist breit, muskulös, fast flachgestellt.

Der Schwanz ist nach unten bis zu den Sprunggliedern gestellt, ist sichel-, haken- oder ringartig.

Vom Vorderfuß ist der Mittelfuß breit, kurz; steht herabhängend oder mit geringer Neigung

Die Hinterfüße sind im Kniegelenk gerade gerichtet. Die hinteren Mittelfüße sind massiv und stehen senkrecht.

Die Bewegungen sind frei und nicht hastig. Die bezeichnende Gangart: nicht hastiger Trab.

Der Anstrich ist gerade, (grobes kurzes oder langes Fell) zonengrau mit hellen Stellen, fuchsrot, strohgelb, weiß, dunkelschwarz-braun oder tigerfarbig.

Auf der Deutschlandausstellung in Nürnberg 1930 wo der kaukasische Schäferhund exponiert wurde, waren die Hunde dicht von Menschen umringt. Der "Rote Gigant" oder "Tot dem Kapital" so haben die Zuschauer auf den Anblick der Hunde reagiert.

Vor 40 Jahren hat die Rasse auf der Weltausstellung in Paris wieder Beifall erhalten und wurde mit begeisterten Ausrufen empfangen. Die besten der kaukasischen Schäferhunde haben den Titel: "Weltchampion" erhalten.
Es hat den Militärhundezüchtern der Anzuchtstelle "Der Rote Stern" viel Mühe und Energie gekostet, die Rasse in Russland zu vermehren. Heute ist die Rasse bei Amateurhundezüchtern sehr populär.
Diese Rasse gehört aber nur in zuverlässige Hände. In der Ukraine, wo der Hauptkern der Stammzüchtung konzentriert ist, ist diese Rasse mit Aufmerksamkeit und Fürsorge umgeben. Die Hunde sind nicht anspruchsvoll und leicht zu dressieren.

Quelle: Auszug aus einem russischen Hundebuch 1990, ISBN 5-7030-0358-X,
Bearbeitet von Fr. Brunmaier , G. & F. Birnzain

Dieser Artikel wurde uns von einem Bekannten zur Verfügung gestellt, der ihn übersetzen ließ.

Sicher kann über Teile des Inhaltes gestritten werden. Veröffentlichen wollen wir ihn deshalb, weil erstens seit Beginn der Ausbildung von Hunden auch militärische Ziele verfolgt wurden (z. B. "Molosser" in der Antike, daher der Name Kampfhunde) und weil zweitens dieser Artikel historisch bestimmt interessant ist.

Bliebe anzumerken, in allen Länder dieser Erde, die über ein "Diensthundewesen" verfügen, wurden Hunde genauso ausgebildet und eingesetzt. Dieser Einsatz von Mensch und Tier war für die Tiere mit hohen Verlusten verbunden und gefragt, ob sie diese Opfer bringen wollten, hat sie niemand. Genauso erging und ergeht es Pferden und z. B. Delphinen. Darüber zu diskutieren, ob dieser Einsatz zum Wohle der Tiere nicht abgeschafft werden soll, ist eine andere Diskussion, an der würden wir uns allerdings auch beteiligen.

Etwas anderes ist der Einsatz von Helfern von behinderten Menschen. Wer den selbstlosen Einsatz eines Blinden- oder Lawinenhundes mal sehen durfte, weiß was gemeint ist. Genauso wären wir auch für den Einsatz von Kaukasen als Wächter für andere Tiere zu haben, denn dazu wurden sie über die Jahrhunderte gezüchtet und selektiert und das können sie bestimmt am besten.