Ausgabe 05/2005
Mai 2005

Kater Lasse
Foto: Tierheim Großerlach

Abends gegen neun ...

kommt noch mal richtig Leben in die Bude. Und das kommt daher:

Seit Jahren gehen wir nach Abendessen, einer gemütlichen Zigarette und einem Espresso mit unseren Hunden spazieren. Je nachdem, wie viel neue Nachrichten so am Wegrand liegen, dauert das bis zu 1 Stunde. Länger wollen wir nicht und länger soll Leika mit ihrer schweren HD auch nicht.

Da unsere Hunde draußen leben und die Katzen meistens im Haus, gab es da nie große Berührungen und nie große Probleme. Das hat sich geändert.

Eine Woche vor Ostern 2004 starb unser Kater im stolzen Alter von etwas über 18 Jahren. Eine Woche haben wir es ausgehalten, dann meinten alle, es sei zu ruhig im Haus und es muss wieder eine oder mehrere Katzen her.

Im Tierheim Großerlach haben wir mal geschaut und sind auch "fündig" geworden. Nach einer sehr gewissenhaften Beratung haben wir uns entschieden, zwei sehr scheue Kater, die auf einem Campingplatz lebten und einen Kater, der von einem Bauernhof stammte, zu uns zu holen. Knapp zwei Wochen später überzeugte uns die Tierheimleiterin, auch noch eine Kätzin zu holen, die mit ihren gesundheitlichen Problemen im Tierheim schlechte Karten hatte und die Freundin der Kater war. Eigentlich wollten wir nicht schon wieder eine Katze mit chronischem Schnupfen, aber manchmal bekommt man eben etwas, das man gar nicht wollte. Bereut haben wir diesen Entschluss nie, denn etwas eine derartig anhängliche und "goldige" Katze hatten wir noch nie.

Kater Fritzi
Foto: Tierheim Großerlach

Die beiden Brüder vom Campingplatz und der dritte Kater zogen am Ostersamstag ein, die Kätzin folgte 2 Wochen später.

Die kleine Kätzin, genannt "Kleene"
Foto: Hartmut Deckert

Eine ganze Zeit lief alles wie immer, die Hunde ignorierten die Katzen und diese interessierten sich nicht besonders für die Hunde. Das hat sich geändert. Denn Lasse, der Kater vom Bauernhof war an einem engeren Kontakt durchaus interessiert und vor allen möchte er wissen, was wir auf unseren Spaziergängen so treiben.

So hat er sich mal langsam an die Sache herangetastet. Langsam hieß, erst mal mit gebührendem Abstand hinterher laufen und nach einigen Metern zurückbleiben. An den folgenden Abenden hat er dann herausgekriegt, wie wir zurückkommen und wusste damit, wie und wo diese Spaziergänge verlaufen.

Innerhalb von ca. 3 Wochen gewöhnte er sich an, uns zu begleiten, immer mit einem kleiner werdenden Abstand und mal mehr oder weniger die komplette Tour. Die Hunde haben es gelassen hingenommen und wir beide rätseln jeden Abend, ob er mitläuft, oder ob er uns irgendwo erwartet. Sein Verhalten ist übrigens keineswegs vom Wetter abhängig, sondern eher von seiner Laune. Denn er geht auch mit auf den Spaziergang, wenn das Wetter mal schlecht ist. Dafür dürfen oder müssen wir ihn anschließend mit einem Tuch abtrocknen.

Fritzis Bruder
Foto: Tierheim Großerlach

Irgendwann waren wir diese Art des Spazierganges gewöhnt, da meinte Lasse, er müsse mal was neues ausprobieren. Denn wir waren nicht schlecht verwundert, als uns eines Abends so etwa auf halbem Weg vier Katzenaugen beobachteten. Denn unser Herr Kater muss wohl die kleine Kätzin überredet haben, doch auch mal mitzukommen. Die meint aber, mit ihren kurzen Beinen ist die ganze Tour zu lange und so sitzt sie immer irgendwo und wartet auf uns. Damit wir sie aber nicht übersehen, meistens mitten auf dem Weg, was unsere Hunde schon veranlasst, sie mal näher anzuschauen. Daher rätseln wir, ob die beiden, bevor sie zu uns kamen, schon mit Hunden gelebt haben, denn Angst haben sie beide nicht.

Gane + Leika
Foto: Hartmut Deckert

Leika und Gane wiederum tun so, als ob Katzen zu ihrem Weltbild gehören. Und das soll ja dem eines Hirtenhundes durchaus entsprechen. Soweit, wie bei einigen Bekannten ist es noch nicht gekommen, denn bei denen leben Hund und Katz eng zusammen. Aber wundern würde es uns nicht, wenn eines Tages die Katzen zusammen mit den Hunden Abends im Haus miteinander essen und dann noch eine gepflegte Runde zusammen spielen.

Nachdem auch der Dritte im Bunde, nämlich der sehr scheue Kater, im Zusammenleben mit uns Fortschritte macht, werden wir bestimmt irgendwann mit zwei Hunden und drei Katzen Abends auf die "Walz" gehen.

Das wäre dann neuer Rekord im Dorf, denn bisher gibt es eine ältere Frau, die mit ihrem Hund und ihrer Katze immer eine Runde dreht, worüber wir uns immer amüsiert haben. Unterdessen ist das aber schon zur Selbstverständlichkeit bei uns geworden.

Seit kurzem ist der Winter endgültig vorbei und unsere Katzen sind seit Herbst ihrem abendlichen Spaziergang treu geblieben. Alle drei beteiligen sich daran und das z.B. auch während der sehr kalten Tage mit dem vielen Schnee.

Leika findet die neuen "Mitgeher" sehr interessant und so beobachten wir öfter, dass eine der Katzen vorne draus läuft und Leika trottet mit tief gesenkter Nase hinterher. Nur Gane blieb seinem Entschluss treu, sie einfach zu ignorieren, er hat bei seiner Jagd auf Igel schlechte Erfahrungen mit mir gemacht. Denn ich mag es nicht, wenn er versucht, diese zu "knacken" und so bekommt er mit mir Ärger. Dem geht er einfach aus dem Weg, indem er dann eben so tut, als gäbe es keine Igel mehr. Genauso scheint er bei den Katzen zu denken. So was nennt man dann vorausschauend handeln. Den Katzen andererseits ist er zu stürmisch, daher halten sie zu ihm immer Abstand.

Und zum Schluss soll mit diesem Artikel noch mal ein Dankeschön an das Tierheim Grosserlach gehen, denn wir wurden dort nicht nur ganz prima beraten, sondern wir sind mit unseren Katzen richtig glücklich und zufrieden. Selbstverständlich ist das nicht, denn aus einem anderen Tierheim in der Nähe sind wir anderes gewöhnt. Das wäre dann aber eine andere Geschichte und die erzähle ich auch mal.

Hartmut Deckert