Ausgabe 02/2007
März + April 2007

Deltari Ilir ...

... oder der kosovarische Sarplaninac

Foto: Deltari Ilir

In letzter Zeit immer wieder eine Erwähnung in den Medien wert, die Zukunft des Kosovo, früher immerhin ca. 15 - 20 % des Staatsgebietes Serbiens und nach Auffassung der serbischen Regierung altes Kernland Serbiens.

Wohin diese Entwicklung laufen wird, ist derzeit nicht absehbar, denn nach meinem Wissen haben wohl beide Seiten Argumente, die wichtig und zu beachten sind.

Rund 80 % der Bevölkerung des Kosovo und des gesamten Gebirges Sar Planina ist albanischer Abstammung und diese hat nicht die geringste "Sehnsucht" serbisch zu bleiben. Statt dessen wird Selbstständigkeit angestrebt und die politische Diskussion wird noch lange dauern.

Ganz am Rande haben diese Diskussionen aber auch Auswirkungen auf eine alte Hirtenhunderasse, den Sarplaninac, und davon soll dieser Artikel handeln. Denn vor Monaten bekam ich eine Übersetzung aus dem Albanischen und darin wird der Versuch unternommen, die Hunde des Kosovo als eigenständige Rasse darzustellen.

Ohne eine Wertung abgeben zu wollen, möchte ich betonen, dass eine solche Entwicklung sehr schade wäre, denn sie würde dafür sorgen, dass eine ganze Reihe von Hunden nicht mehr in der Zucht eingesetzt würde und diese guten Hunde gibt es auf allen Seiten der derzeitigen Grenzen, also in Makedonien, Serbien und dem Kosovo.

Wie ernst es den Kosovaren mit einer eigenen Rasse ist, erkennt man daran, dass bereits ein eigener kinologischer Verband gegründet wurde, der allerdings international nicht anerkannt ist.

Zu der Namensgebung sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass man im Kosovo die Meinung vertritt, der Name Sarplaninac beziehe sich auf die gleichnamige Mittelgebirgslandschaft, sage aber nichts über die Rasse aus und im übrigen bezeichnen die Einheimischen die Hunde als Deltari Ilir, was in der Übersetzung nichts anderes heißt als Ilirischer Schäferhund. Erwähnenswert dabei noch, die albanischstämmige Bevölkerung betrachtet sich als die Nachkommen des alten Volksstammes der Illyrier und das wäre dann nicht ganz richtig, denn das Volk der Illyrier lebt an der gesamten Küste, im Norden beginnend in Slowenien bis in den Süden, also Macedonien.

Sehr typischer und schöner Rüde aus dem Kosovo
Trumi nga Janjeva
Foto: Deltari Ilir

Die Auseinandersetzungen zwischen den Bevölkerungsgruppen des ehemaligen Yugoslawiens und damit die Auseinandersetzungen um den Sarplaninac werde ich in einem folgenden Artikel beschreiben.

Hier die Übersetzung des Textes ohne jede Wertung:

Deltari Illir ist eine auf der Ilyrenhalbinsel (Balkanhalbinsel) beheimatete Hunderasse. Über das Entstehen des genetischen Codes (Erbgutes) gibt es zwei Theorien:

  • die Erste besagt, dass sie eine Herkunft von dem Kaukasushund von vor 2500 Jahren hat. Eine Theorie, die nicht standhaft ist, und
  • die zweite Theorie besagt, dass die Hunderasse die Herkunft von der Region Indien hat, die vor Tausenden von Jahren, in der Lekas - (Alexander der Große) Zeit auf die Illyrien-Balkanhalbinsel, auf die Ilyrengebiete gekommen ist, wo sie (Hunderasse) mit den autochthonen Hunden gekreuzigt worden und daraus die Hunderasse Molos entstanden ist.

Rüde Shapa aus den 60er Jahren
Foto: Deltari Ilir

Auf diesen Gebieten hat der bekannte Ilyrenstamm Molosen gelebt. der sich mit einer extensiven Landwirtschaft beschäftigt und solche einheimische Hunde gezeugt hat, von denen die autochthone Hunderasse Deltari Ilir die Herkunft hat.

In den letzten 100 Jahren, sowohl in dem morphologischen Benennungsaspekt als auch in dem des Charakters (Eigenschaften) wurde die Hunderasse vor der Weltöffentlichkeit auf verdrehter Weise präsentiert. Obwohl diese Rasse ähnlich ist mit der, die beim FCI, zum ersten Mal im Jahre 1939 mit dem Namen Deltari Ilir (Ilirsik ovcar = lllyrischer Schäferhund) registriert wurde, wurde sie später, durch insistieren der damaligen Kinologischen Föderation von Jugoslawien im Jahre 1957, aus bestimmten politischen Absichten, die uns Albaner jede autochthone Verbindung damit leugnet, mit dem Namen Jugoslavenski ovcarski pas Sarplaninac (Jugoslawischer Hirtenhund Sarplaninac) geändert.

Serbische Sarplaninac Hündin, Kacusa od Drndarskog
Foto: Dragan Drndarski

Deltari Ilir unterscheidet sich in absoluter Weise von dem "Sarplaninac", sowohl auf dem morphologischen als auch auf dem Charakter, und es ist wichtig zu erwähnen, dass Deltari Ilir als Rasse niemals standardisiert war. Es ist Tatsache, dass aus dieser Hundeart Exemplare genommen und durch das damalige Jugoslawien ausgebreitet worden sind, sowie dass durch verschiedene Kynologen und durch die jugoslawische Armes Experimente mit ihnen durchgeführt und neue geworden sind, wobei man sie mit anderen Hunderassen gekreuzt hat.

Sie haben dadurch die Hunderasse geschaffen, die wir kennen und die beim FCI als "Jugoslavenski ovcarski pas Sarplaninac" (Jugoslawischer Hirtenhund Sarplaninac") aufgenommen worden ist. Die Standardparameter, die der Sarplaninac heute hat, stimmen mit den Standardparametern, die der Deltari Ilir hat, nicht überein. Wie und wo die jugoslawischen Kinologen diese Parameter hergenommen haben, sowie sie zu dem Standard gekommen sind, wissen nur sie selbst.

In Kosova nennt man diese Rasse Deltar (Schäferhund), während wir in Albanien eine ähnliche Rasse haben, die aber von der Größe her etwas kleiner ist, ca. 65 cm - 70 cm, ca. 45 kg, kurzes Haar hat und Sennen-Hund heißt. Diese (Hunderasse) ist aber nicht standardisiert.

Aus den Messungen, die wir in den letzten 20 Jahren durchgeführt haben, und zwar bei 335 Hunden und 191 Hündinnen. sind wir zu dem Standard des Deltari Ilir gekommen und die Rasse besitzt jetzt ihren wahren Standard.

Ausstellung im Kosovo,
im Bild der verstorbene Präsident Ibrahim Rugova
Foto: Internet

Die Rasse des Deltari Ilir im Kosova ist durch die Kinologische Föderation von Kosova standardisiert (Kinologische Föderation von Kosova ist noch nicht im FCI aufgenommen worden, sie will jedoch künftig diesen Anspruch erheben) und seit dem Jahr 1990 hat die Registrierung im Matrikelbuch begonnen.

Der letzte Krieg in Kosova war gnadenlos auch gegenüber Hunden, denn viele von ihnen wurden erschossen oder verschwanden. Trotz all diesen Hindernissen sind 7 genetische Linien (offenbarte) geschaffen. Ebenfalls ist das Material vorbereitet worden und wird der FCI zur Untersuchung geschickt werden, damit diese als eine reine Rasse anerkannt wird.

Einige allgemeine Eigenschaften (Charakteristiken)

Deltari Ilir ist vollkräftig, groß, rechtwinklig, langhaarig, unersetzlicher Deltar (Schäferhund) und guter Bewacher. Er ist kräftig, mit einem eindrucksvollen Aussehen, massivem Kopf, kräftiger (großer) Statur, kräftigen und muskulösen Beinen. Er besitzt einen feurigen Blick, ist intelligent und mutig.

Körper:

Der Körper ist etwas länger als hoch. Der Formatindex für Rüden liegt bei 104 - 108, bei Hündinnen bei 106 - 110.

Größe:

(Höhe) bei Rüden: 67 - 75 cm bei Hündinnen: 62 - 70 cm

Gewicht bei Rüden: 40 - 60 kg, bei Hündinnen: 30 - 50 kg.

Bei den Rüden, bei 50 % der Exemplare, dominiert die Größe (Höhe) 70 cm, bei Hündinnen 66 cm.

Sokol, einer der berühmtesten Rüden aus dem Kosovo,
Sohn von Tarzani, der Vater meines Rüden Gane
Foto: Fahri Gashi

Kopf:

Die Kopflänge bei den Rüden liegt bei 27 - 32 cm, durchschnittlich 30 cm, während bei Hündinnen 24 - 29 cm, durchschnittlich 27 cm, sind. Die Proportion Schädel-Schnauze bei Rüden liegt bei 17,4 cm : 12,6 cm, bei Hündinnen 15,3 cm : 11,7 cm, der Rapport 60 : 40, die Schnauze bildet 2/5 des Kopfes, der Schädel 3/5 davon, während bei Hündinnen 5/9.

Farbe:

Beim Deltari Ilir haben wir einige Farbenvarietäten, wobei prozentual folgende Farben dominieren:

Graumeliert (verschiedenenfarbigen Streifen) oder 30 % Tigerfarbe, 20 % graue Farbe mit allen Varietäten, 20 % gelbe Farbe mit dunkler Schnauze, 20 % weißer Farbe und 10 % Tarnfarbig.

Haar:

Lang.

Außer Deltari Ilir haben wir in Kosova noch eine andere Hunderasse, als Rudat bekannt beim Volk. Diese Hunderasse hat in Kosova mehr als Bewacher von Haushöfen gedient. Diese haben eine Körperhöhe (Größe) von ca. 65 cm, es dominiert die graue und gelbe Farbe. Es gibt aber auch andere Farben, kurze Haare etc.

Rudat
Foto: Delrari Ilir

Nachsatz

Diesen Artikel wollte ich endlich veröffentlichen, weil ich zwar nicht unbedingt mit der Meinung der Urheber übereinstimme, aber weil er eben wichtig ist, wenn man die politische Entwicklung im Süden des ehemaligen Yugoslawiens betrachtet.

Denn wem "gehört" eigentlich der Sarplaninac, egal ob man ihn so oder Deltari Ilir nennt? Die Antwort ist gar nicht so schwer. Denn sicher ist, er ist ein "Produkt" der Landschaft, also der Sar Planina. Dort wurde und wird er immer noch als Arbeitshund gebraucht und das wird sicher noch lange so bleiben.

Daher ist er zwar zu Zeiten der Jugoslawischen Republik bei der FCI als Rasse dieses Landes eingetragen worden, aber er ist eben kein "richtiger Yugo". Würde man heute die Rasse neu eintragen, wäre aber das Ursprungsland auch noch nicht klar, denn von dem gäbe es gleich drei, Serbien, Mazedonien und der Kosovo.

Mazedonien könnte einen Anspruch anmelden, denn die Sar Planina ist Grenzgebirge zwischen dem Land und dem Kosovo aber wäre das richtig?

Serbien könnte geltend machen, dass es in diesem Land genug Hunde gibt, die dort gezüchtet wurden und im Süden des Landes bis zur kosovarischen Grenze ist sicher auch in gewisser Hinsicht "Sarplaninac-Land", aber wäre das richtig?

Und letztendlich der Kosovo hätte gewichtige Ansprüche, denn ein großer Teil der Sar Planina liegt dort, aber wäre das richtig?

Vielleicht muss man die Antwort, wem Sarplaninac oder Deltari ilir zuzuordnen ist, aber noch wo ganz anders suchen. Ist man nämlich mit meiner Meinung einig, der Hund ist ein Produkt dieser Gegend, abgestimmt auf die dortigen Bedürfnisse, muss man sich die dortige Bevölkerung anschauen und die besteht zu rund 80 % aus Albanern.

Ist dann aber diese Rasse ein albanische? Antwort: Nein. Denn in Albanien gibt es keine Hunde dieser Rasse, oder nur sehr wenige. Daher ist nach meiner Auffassung diese Rasse nicht das "Eigentum" einer bestimmten Volksgruppe oder eines Volkes, sie gehört den Menschen in der Region, denn die haben sie "entwickelt und entworfen". Die aber sind Albaner, Serben und Goraner und Andere. Wie hoch der Anteil dieser Menschen an der Bevölkerung des Kosovo ist - oder man muss leider schreiben war - spielt letztendlich keine Rolle.

Rüde Tarzani aus dem Kosovo, eine Legende
Foto: Deltari Ilir

Daher sollen sie miteinander "streiten", wer den besten Sarplaninac oder Deltari hat, aber bitte nicht auf die primitive und rassistische Art, wie das eine ganze Reihe von Serben im westeuropäischen Ausland tun, die sich in albernen Foren über den wahren und einzigen Sarplaninac auslassen, sondern im Wettstreit auf Ausstellungen und anderen Veranstaltungen. Oder in den Bergen, wenn es darum geht, die Arbeitsfähigkeit der Hunde zu demonstrieren.

Und den Vertretern der Ideen aus dem Kosovo möchte ich raten, einfach den alten Spruch aus Norddeutschland zu beherzigen: "Abwarten und Tee trinken", denn die politische Entwicklung ist noch lange nicht erledigt und am Schluss kann man wissen, wohin die Reise geht.

Bis dahin aber wünsche ich mir abseits aller Politik einen Sarplaninac, wie meinen Herrn Gane. Der aber hat einen Vater aus dem Kosovo und eine Mutter aus Serbien, geschadet hat das nicht, denn er ist ein toller Hund.

Würde mir daher die serbische Endung "ac" nicht gefallen, könnte ich ihn ja als Deltari bezeichnen, aber dann nicht als Ilirer, denn in dieser Beziehung stimme ich mit den Kosovaren nicht überein. Die Molosser sind, denke ich, Nachkommen der Hirtenhunde aus den Bergen, nicht aber umgekehrt.

Damit wäre das Thema aber noch lange nicht erledigt, daher soll in einer der nächsten Ausgaben ein Artikel erscheinen über die "wahrlich einmaligen Kenner" des Sarplaninac. Die nämlich verbreiten einen "Schwachsinn", den wenigstens ich nicht mehr aushalte.

Hartmut Deckert

"Labi" + "Lira", zwei junge Hunde aus dem Kosovo
Foto: Fahri Gashi