Ausgabe 03/2007
Mai + Juni 2007

Do Khyi - Mythos und Wirklichkeit

Killing legends!

Teil 5 und Abschluss: Entstehung des Do Khyi und Kenntnis von seiner Existenz

Zwei Fragen - meine Antworten

Am Ende will ich mich noch zwei Fragen zuwenden: Wann könnte der Do Khyi entstanden sein - und wann hat die übrige Welt von dieser Hunderasse erfahren? Beide Fragen lassen sich nur in Form von Spekulation beantworten. Gemäß der Definition Gelbrichs über die Entstehung von Hunderassen müssen wir dabei nach Situationen suchen, in denen Mensch und Hund in Tibet über lange Zeiträume, z. T. über Jahrhunderte, isoliert gelebt haben. Als Songtsen Gampo (617 - 649 n. Chr.) in Lhasa die Vorherrschaft des Yarlung-Königsgeschlechts in Tibet erkämpfte und den ersten buddhistischen Einflüssen das Tor öffnete, währte die religiöse, politische und kulturelle Geschichte Tibets schon fast Tausend Jahre lang.

Schon unter den Shang-Shung-Königen aus der Bön-Zeit wurden die kleinen, kompakten, langhaarigen tibetischen Hunde hoch geschätzt. Bereits hier scheinen sie mit großer religiöser und kultureller Symbolkraft verbunden zu sein.

Bei den großen tibetischen Hunden weiß man nicht so genau, welche Stellung sie im Leben der Bön-Gesellschaft einnahmen. Sie müssen seit den Einwanderungen der Viehnomaden von lebenswichtiger Bedeutung gewesen sein, aber erst aus buddhistischer Zeit ist der Do Khyi als Inbegriff des "Geistes" des Himalaja eingeschätzt und als Träger der "vier Augen Buddhas" mit der Fähigkeit, böse Geister zu erkennen, angesehen. Würde man die Ausprägung des Do Khyi mit der buddhistischen Herrschaft in Tibet verknüpfen, wäre er zwar immer noch eine der ältesten Hunderassen der Welt, aber dennoch "nur" ca. 1300 Jahre alt. Jedoch man muss sich fragen, ob der Do Khyi erst in buddhistischer Zeit als Hunderasse neu entstanden ist.

Denn ein besonderes Merkmal zentraler Herrschaft ist die Befriedung der Konflikte der im Land miteinander konkurrierenden Stämme. Nun werden die Weiderechte und Wandergebiete der Nomaden von staatlichen Stellen (meist an Klöster gebunden) geregelt und vertraglich festgehalten. Damit wird der Austausch untereinander in Verkehr, Handel und Reisen wesentlicher intensiver und vielseitiger. Und man darf bei dieser Gelegenheit nicht vergessen, dass Nomaden einen erheblichen Teil ihrer Ausrüstung und Versorgung nicht selber herstellen können, sondern auf handwerkliche und bäuerliche Produkte angewiesen sind.

Das gilt für alle Metallwaren ebenso wie für bestimmte Nahrungsmittel wie etwa Getreide, und die Nomaden liefern im Gegenzug viele selbst hergestellte tierische Produkte.

Nomadentum entwickelt sich deswegen immer erst richtig in der Wechselwirkung mit bäuerlicher und städtischer Lebensweise. Eine zentrale Herrschaft fördert die friedliche Beziehung dieser aufeinander angewiesenen Lebensformen und bedeutet grundsätzlich das Gegenteil von Isolation! Damit entfällt eine wichtige Voraussetzung für das Entstehen und den Erhalt von Hunderassen! Wir müssen also nach anderen Bedingungen suchen, die den Do Khyi mit größerer Wahrscheinlichkeit haben entstehen lassen.

Doch auch in den Tausend Jahren zurück bis ins 2. vorchristliche Jahrhundert gibt es zentrale Herrschaftsstrukturen durch die Shang-Shung-Könige, und das besonders gerade in den Gebieten, in denen der Do Khyi ganz offenbar entstanden ist. Auch hier sind die Bedingungen für eine lange Zeit der Isolation von Mensch und Hunden ebenfalls relativ ungünstig. Denn ausgerechnet über die Pässe des Himalaja - und damit durch die extremen Lebensräume der Do Khyi - laufen die herrschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen der Bön-Könige zu den eroberten Gebieten in Nepal, Bhutan und anderen Nachbarländern. Schlechte Bedingungen für eine jahrhundertelange Isolation, auch wenn man das natürlich nicht vollständig ausschließen kann!

Vorstaatliche Zeit

Ganz anders die Situation in der Zeit vor den Anfängen einer gemeinsamen tibetischen Herrschaft und Kultur. Hier erkennen wir, wie schon oben gezeigt, vor ca. 2500 Jahren eine massive Einwanderungswelle der "Mischbevölkerung" aus tibeto-burmesischen Ackerbauern und mongolischen sowie Turk-Stämmen, die man heute zusammen "bodic", also "tibetisch" nennen kann.

Ohne eine zentrale staatliche Macht herrscht auf dem tibetischen Hochland für mehrere Jahrhunderte das Recht des Stärkeren. Ausweichen oder Untergehen heißt die Devise für die Schwächeren. Und was für eine andere Motivation als der blanke Zwang zum Überleben kann es für Menschen geben, ihre Existenz in die extremsten Gebiete des Hochlandes zu verlegen?

Gewiss wären sie viel lieber in den milden und fruchtbaren Landschaften im Süden und Südosten des Hochlands geblieben, wo heute sich die Provinz Amdo und dann die Städte Lhasa, Shigatse und Gyangze befinden, statt sich in die kargen Hochweiden des Himalaja drücken zu lassen. Schaut man sich Satellitenaufnahmen des Hochlands von Tibet an, dann erkennt man sehr genau, wo sich die Grüntönung der Vegetation immer mehr verliert!

Isolation

Ausweichen vor Konkurrenten in extreme Lebensräume und weitgehende Abschottung als Schutz vor den Nachbarn sind damit entscheidende Bedingungen für eine länger anhaltende Isolation von Mensch und Tier gegenüber der Umwelt. Hier haben wir ein wahrscheinliches Zeitfenster für die Entstehung des Do Khyi als Rasse. Und so eine Rasse muss bereits ausgeprägt sein, bevor wieder ein intensiverer Austausch in einem wachsenden " gemeinsamen Verkehrsraum" (so nennt man auch ein Herrschaftsgebiet) die Entstehung eines solchen Hundetyps wesentlich beeinflusst hätte. Auch muss diese Rasse zu diesem Zeitpunkt bereits über eine größere Zahl von Hunden verfügt haben, damit auch die unweigerliche Vermischung mit anderen Hunden diese nicht gänzlich veränderte.

Dennoch kann man annehmen, dass die Hunde, die man am Ende des 19. Jahrhunderts in Tibet "europäischerseits" als Tibet Mastiff bezeichnete, bereits eine Misch-Population aus "ursprünglichen" Himalaja-Hirtenhunden und Einkreuzungen anderer großer Hunde darstellte. Die große Bandbreite in der heutigen Erscheinungsform des Do Khyi legt ein beredetes Zeugnis davon ab. Möglicherweise sind die dann "exportierten" Exemplare tatsächlich meist "Bhotiya-" und sogar "Bangara"-Mastiffs oder "künstlich fabrizierte Tibet Mastiffs" gewesen. Die "echten" Tibet Mastiffs - Do Khyi sind bei den Exportversuchen entweder nach kurzer Zeit verstorben oder haben keine lebensfähige Nachzucht hinterlassen. So erging es den englischen Zuchtversuchen um 1920, ebenso den Zuchtversuchen Frau Täubers, wie gezeigt, und erst 1979 begann in Europa mit nepalesischen Importen die heutige Do Khyi Zucht.

Kenntnis von Tibet und seinen Hunden

Aber wer, bitte schön, sollte im letzten Jahrtausend vor der Zeitenwende im näheren oder weiteren Umkreis von Tibet ein Motiv haben, sich als Händler, Diplomat, oder gar Forschungsreisender (die chinesischen Gesandten waren aus strategischen Gründen meist alles drei zusammen) in einem gesetzlosen, unwegsamen und unheimlichen Bergland herum zu treiben und jede Minute Gefahr laufen, von den räuberischen Nomaden aller möglichen wilden Stämme ausgeplündert und umgebracht zu werden oder einer ebenso mörderischen Natur zum Opfer zu fallen? Im Gegensatz zu den mongolischen und sonstigen Steppenvölkern, vor allen den Hsiung Nu, deretwegen die "Große Mauer" gebaut wurde (Anfänge schon vor dem ersten "Gottkaiser") gibt es keine Zeugnisse über Angriffe von "Steppenreitern" aus dem tibetischen Hochland. Wenn es solche Angriffe gegeben hat, dann gehen sie in den Quellen der chinesischen "streitenden Reiche" als ständige Bedrohungen durch verschiedene Steppenvölker unter.

Erst mit der zentralen Herrschaft der Shang-Shung-Könige und der daraus erwachsenden Bedrohung gibt es Anlass, akzeptable, das heißt staatlich garantierte stabile Verhältnisse, und Motive, Handel und Machtdiplomatie, für eine chinesische Wahrnehmung Tibets.

Nur mächtige - und gefährliche - Rivalen wie die Bön-Könige waren für das bereits zentralistisch geeinigte China Veranlassung genug, die Machtverhältnisse dort zu erkunden, diplomatische Beziehungen anzustreben und Vereinbarungen über Handelsbeziehungen abzuschließen. Belastbare Kenntnisse über Land, Leute und Do Khyi, wenn es ihn denn schon gegeben hat, dürften erst in dieser Zeit nach China vorgedrungen sein und nicht schon Tausend Jahre zuvor! Parallel dazu könnten ähnliche Nachrichten über Nepal oder Bhutan erreichbar gewesen sein, die entweder unter der direkten Herrschaft der Könige aus dem Garuda-Tal standen oder in ihrer Nachbarschaft lagen.

Und wie gefährlich Tibet als Staat für China sein sollte, das bewiesen die Yarlung-Könige zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert! Auch wenn Tibet im 13. Jahrhundert unter die "Schutzherrschaft" der Mongolen geriet, waren sich die Chinesen der potentiellen Gefahr aus dem Hochland, dem "Land der roten Gesichter", sehr wohl bewusst. Die Tibeter hatten nämlich unter Songtsen in ihrer Bewaffnung und in der Pferdezucht Maßstäbe gesetzt, die zu einer direkten Bedrohung Chinas führten.

Zwar wurden in Tibet, schon lange vor Songtsen Gampo, die robusten Pferderassen der zottigen Kongpo - und Powo-Ponys gezüchtet und geritten. Doch unter dem Yarlung - König wurden die Leistungsmerkmale dieser Rassen in systematischer Zucht nicht nur verbessert. Durch Einkreuzung der damals fast sagenhaften Khwarezm-Rasse (Akhal-Teke; Baktrien) wurden Pferde einer Qualität gezüchtet, die sogar den berühmten chinesischen Zuchten überlegen waren. Zu dieser Zeit übrigens fanden sowohl die Sanskrit-Schrift wie auch chinesische Schriftzeichen Eingang in die Bildung der führenden tibetischen Gesellschaftsschichten, und Gampo selber soll eine eigene Bibliothek angelegt haben. Und selbstverständlich wurden die Stammbäume und Kreuzungslinien der tibetischen Pferdezuchten schriftlich festgehalten!

Parallel dazu entwickelten tibetische Handwerker Schutzrüstungen, die eine gleiche Widerstandskraft hatten wie die herkömmlichen, aber mindestens ein Drittel leichter wogen. Pferde und Rüstungen waren allen Waffen der damaligen Zeit deutlich überlegen! Das sind die Umstände, für die sich chinesische Quellen interessierten! Doch wie schon vorher gesagt: Die barbarische "Kulturrevolution" Mao Zedongs hat die meisten chinesischen Quellen über Tibet vernichtet!

Fassen wir nun kurz das Wesentliche, auch Spekulative, über die Entstehung des Do Khyi zusammen:

  • Die tibetischen Hunde, große wie kleine, stammen von zentralasiatischen Vorläufern ab, bei denen die mongolischen Hunde wohl die entscheidende Rolle gespielt haben. Ihre Verbindungen mit den Hunden Tibets lassen sich archäologisch nachweisen.

  • Ein mögliches Zeitfenster für die Entstehung der "Rasse" Do Khyi könnte die Zeit von 500 – 100 v. Chr. gewesen sein. Hier drängen wahrscheinlich massive Einwanderungswellen nomadischer Stämme und Ackerbauern gegen die bereits im östlichen und südlichen Teil, den fruchtbaren Regionen Tibets, lebenden Ackerbauern. Bei ihrer Expansion über das ganze Hochland hinweg blieben für einige Clans nur die Hochweiden des Himalajas übrig. Das könnten die entscheidenden Bedingungen für die Entwicklung des Do Khyi sein.

  • Eine spätere Entstehung der Rasse ist nicht ausgeschlossen. Aber sicher ist: Die Aufrechterhaltung einer Hunderasse über mehr als 2 Jahrtausende bedarf ungewöhnlich starker Motive. Hier bieten sich die Bön - Religion und die sie ablösende buddhistische Religion neben dem Nutzfaktor als "ideologische" Grundlage an.

  • Einen wirklichen Verweis auf die Existenz dieser Rasse gibt es durch buddhistische Quellen frühestens seit dem 7. nachchristlichen Jahrhundert – siehe die "Vier Augen Buddhas"! Der Erhalt der Rasse könnte sowohl auf seine spezifische, recht breit angelegte Funktion wie auch auf seine imposante Erscheinung zurück zu führen sein. Funktionale und ästhetische Zuchtmotive kämen hier zusammen. Ein weiterer Grund für das Überdauern der Rasse könnte aber auch die Verknüpfung des Do Khyi mit religiösen Motiven im Buddhismus als "Repräsentant des Geistes des Himalajas" gewesen sein.

  • Es ist anzunehmen, dass seit geraumer Zeit in Tibet und anderen angrenzenden Himalajastaaten Varianten und Mischlingsformen des Do Khyi entstanden sind und im unmittelbaren und weiter gefassten Lebensraum des Do Khyi existierten – und sogar von den ursprünglichen Do Khyi kaum unterschieden worden sind.

  • Angesichts der vielfach benannten Mortalität der echten "tibetischen" Do Khyi und den schon in der Frühzeit der "modernen" Do Khyi Zucht bezeugten Verirrungen und Verwirrungen dürfte es fraglich sein, ob überhaupt heute außerhalb Tibets lebenden Do Khyi auf tibetische Originale zurück zu führen sind. Es scheint wahrscheinlicher, dass alle diese Do Khyi von nepalesischen Varianten, Mischlingen und "künstlich fabrizierten Tibet Mastiffs" abstammen (was immer Frau Täuber damit auch gemeint haben mag). Erst mit deren Einfuhr in 1979/80 "überlebte" die Zucht in Europa. Die große Bandbreite des heutigen Erscheinungsbildes und Verhaltens lässt sich auf diese Weise erklären.

Schwachpunkte der Darlegung

Es gibt da ein Problem in der Spekulation über die tatsächliche Entstehungsgeschichte des Do Khyi, das ich nicht verschweigen will. In der bisherigen Darstellung ging ich undetailliert auf die erst seit dem Buddhismus schriftliche Form der Geschichtsüberlieferung in Tibet ein. Dabei habe ich stillschweigend voraus gesetzt, dass in solchen Quellen immer mal wieder Hinweise auf tibetische Hunde zu finden seien. In Wirklichkeit aber beruhen alle solche mir bekannten Hinweise auf mündlichen Äußerungen, die gegenwärtige "Zeugen" tibetischer Kultur über deren Vergangenheit und Gegenwart gemacht haben. Die wichtigsten solcher Äußerungen gelten dem Do Khyi als "Verkörperung des Geistes des Himalaja" sowie dem Hinweis, dass der Dalai Lama traditionsgemäß in seinem Kennel auch Do Khyi mitführt. In allen Quellen, ob offizielle, private oder sonstige, bei keinem der selbsternannten oder anerkannten Experten tibetischer Hundegeschichte habe ich nur einen einzigen Hinweis auf eine originale tibetische Schriftquelle und ihre entsprechende Übersetzung gefunden.

Ich missachte die mündlichen Quellen, die "oral history", keineswegs. Aber sie hat so ihre Tücken vor allem bei den zeitlichen Einordnungen der verschiedenen Ereignisse.

Wenn mir nicht morgen jemand mit einem der typischen "Holzstabbücher" vor der Nase herum wedelt und gleichzeitig mit einer autorisierten Übersetzung winkt, in der der Do Khyi mindestens auf das 7. Jahrhundert datiert werden kann: Bis dahin kann man meiner Meinung nach nicht ausschließen, dass der Do Khyi erst frühestens seit dem Auftreten des Dalai Lamas im 16. Jahrhundert existiert, vielleicht sogar noch später - so bitter das für manchen auf Ewigkeitswerte fixierten Do Khyi Freund auch sein mag. Ein solches Szenario würde uns zumindest die Erklärung leichter machen, wieso eine solche Hunderasse sich angeblich über einen so langen Zeitraum wie 1300 Jahre oder gar 2500 Jahre fast unverändert erhalten haben könnte. Aus "rassebiologischer" Sicht (ein Biologe würde dieses Wort übrigens nie verwenden!) ist ein solches Phänomen eine ungewöhnliche Ausnahme (siehe noch mal Gelbrich)!

Abschließende Wertung aus kynologischer Sicht

Was verliert der Do Khyi bei der Entlarvung all der phantastischen oder auch dummen Legenden, die seine Existenz umwabern? Nichts! Der Do Khyi ist und bleibt die erstaunlichste, ja attraktivste große Hunderasse, in ihrer Erscheinungsform ebenso wie in ihrem Verhalten. (Die Liebhaber aller anderen großen, höchst attraktiven Hunderassen werden mir meine subjektive Begeisterung verzeihen). Mit der Entmystifizierung gewinnt der Do Khyi stattdessen entscheidend kynologische Glaubwürdigkeit und Evidenz hinzu. Er ist ein Hund und kein wandelnder Mythos.

Gleichzeitig "verliert" der Do Khyi, und das ist sogar der eigentliche Gewinn, sein sektiererisches Potential. Im letzten Jahrzehnt hat sich nämlich immer mehr eine Klientel des Do Khyi bemächtigt, die sich durch Engstirnigkeit, Aggressivität gegenüber anderen Meinungen und dreiste Egomanie auszeichnet und durch erbitterte Fehden untereinander die Do Khyi Zucht an den Rand des Abgrunds geführt hat. Obwohl jeder weiß, dass es "den" Do Khyi nicht gibt, sondern kaum eine Hunderasse wie diese von unterschiedlichsten Varianten im Erscheinungsbild geprägt wird, streitet man sich fast bis aufs Blut um den echten Do Khyi. (Nur in einer Sache sind sich diese Zerstörer der Do Khyi Zucht einig: Die wirklich gewissenhaften, seriösen Züchter in den Klubs des VDH zu verleumden.)

Jeder Pseudozüchter tönt, nur er wisse, wie denn dieser echte Do Khyi auszusehen habe. Es gibt sogar Vertreter dieser Geisteshaltung, die behaupten, 90 % aller Do Khyi in Deutschland und Europa seien falsche Do Khyi, nur ihre eigenen nicht. Alle anderen Züchter seien also dumm und inkompetent, und die Verantwortlichen im VDH und der F.C.I., ebenso im KTR, die ja den Standard des Do Khyi bestimmen oder beurteilen, seien ebenfalls grundsätzlich inkompetent.

Die Selbstüberhebung dieses Standpunkts ist offenkundig. In der Regel handelt sich bei diesen Behauptungen lediglich um schnöde "Verkaufspropaganda", um die eigenen Hunde attraktiv und die der anderen schlecht zu machen. Die Folgen, nach Reheuser zitiert: "Die ... Diskussionen über einen reinen und einen schlechteren Typ, die bereits von Anbeginn zur Eliminierung wertvollen genetischen Potentials in der Rasse führten, dürften die Möglichkeiten den Do Khyi auf einem breiteren genetischen Grundstock aufzubauen in der westlichen Zucht stark eingeschränkt haben". Man hofft, möglicherweise vergeblich, dass sich auch Reheuser daran erinnert!

Interessanterweise entziehen sich diese o.g. Vermehrer oft der sehr unangenehmen Überwachung ihres Zuchtverhaltens durch den VDH und seiner Klubs, dem KTR beispielsweise. Das wirft ein grelles Licht auf ihre wahren Motive. In meinen Augen ist das Verhalten dieser angeblichen Züchter nichts als ein Verrat an dieser Hunderasse. Sie zerstören, was sie zu lieben vorgeben!

Und während sich bei uns provinzielle Kleingeister und charakterauffällige Egozentriker einander böswillige Scheingefechte liefern, passiert mit "unseren" Do Khyi an anderer Stelle der Welt schier Unfassbares. In China und Taiwan werden in Massenzuchten große Hunde produziert und als Do Khyi ausgegeben. Wer die Bilder der in Zwingerfluchten eingepferchten Hunde gesehen hat, dem dreht sich der Magen um. Und die Produkte dieser als Zuchtmaschinen gehaltenen Hunde werden bei Ebay für 2 Mio Yuan, das sind umgerechnet 192 Tausend Euro, angeboten! Organisierte Tierquälerei mit Gewinnspannen, bei dem jeder Drogenhandel zum Kramladen degeneriert!

Dieser "Marketingoffensive" steht als einziger "Schutzwall" zurzeit noch die F.C.I. entgegen. Mit ihrem neuen Standard von 2004 versucht sie sich des Imports von "künstlich" fabrizierten Do Khyi auf dem Umweg über amerikanische oder asiatische "Drittländer" zu erwehren. Wie lange wird das noch gut gehen, wenn dahinter keine geschlossene Züchtergilde steht, sondern bestimmte Vermehrer mit importierten, angeblich "originalen" Tibet Mastiffs in ihrer Zucht prahlen?

Als außenstehender Betrachter, ich selber besitze Tibet Terrier, muss man die Rasse Do Khyi in höchster Gefahr sehen. Es besteht die realistische Möglichkeit, dass diese Tibethunde in naher Zukunft in einem Zustrom "zusammengepanschter" Mischlingshunde untergehen. Das wäre eine weitere Vernichtung tibetischen Kulturguts ebenso wie der Verlust einer einzigartigen Hundepopulation.

Adolf Kraßnigg