Ausgabe 02/2010
April - Juni 2010

 

  „Wir sind pro Hirtenhunde“

 

Vorwort

Und anscheinend oder ganz sicher sind wir nicht die einzigen. Denn zu diesem Thema und der negativen Besetzung des Wortes „Herdenschutzhund“ bekamen wir eine Mail und die wollen wir veröffentlichen. Denn die Gedanken der Autorin sind sicher diskutabel und sie entsprechen eben auch unserer Meinung.

Diese Meinung liest sich so:

ich möchte eine kleine Geschichte loswerden...Vielleicht ist sie kein Grund PRO Hirtenhund zu sein ... aber vielleicht einer, nicht automatisch dagegen zu sein .... Aber es ist eine, die mich seit Jahren sehr belastet und traurig macht...

Vor ziemlich genau 12 Jahren haben wir einen kleinen Welpen per Inserat gekauft.  Bis dahin zwar lebenslang hundeerfahren, aber wohl auch immer mit viel sehr Glück bei der Hundeauswahl gesegnet. Der kleine Columbo war 7-8 Wochen alt und ist mit seinen Geschwistern ausschließlich in einer noch nicht mal 4m² großen Küche bei einer polnischen Studentin gehalten worden. Seine Mutter eine sehr zierliche Schäfer-Mix -Hündin, sein Vater laut der sympathischen Polin ein ganz süßer "Owscharki"...

Eines Tages hatte ich Besuch einer Freundin. Unsere beiden 2 jährigen Töchter saßen auf der Spieldecke, Columbo lag nahe daneben. Die Kleine meiner Freundin hatte eine "Rotznase" und die Mutter stand auf, beugte sich über den Hund um ihrer Tochter die Nase zu putzen...Ohne für uns ersichtliche Vorwarnung biss der Rüde zu...damals 7 Monate...Ein weiterer Vorfall ereignete sich wenig später beim Spazieren gehen ohne Leine, ohne für mich ersichtlichen Grund "stellte" er mit viel Getöse einen männlichen Fußgänger an den Zaun...er biss nicht, war aber trotz gutem Grundgehorsam nicht abrufbar in dieser Situation....

Als wir ihn holten, sperrte die junge Frau die Mutter weg..."sie sei zu gefährlich und würde die Jungen sicher verteidigen"...Hinter der Tür tobte die Mutter, wir konnten uns kaum verständigen. Geld gegen Hund und raus... Beim Rausgehen bemerkte ich einen Ledermaulkorb, der mit Halsband und Leine an der Tür hing...gedacht habe ich mir dabei aber nichts..

Die Zeit ging schnelle vorüber, der Kleine verstand sich mit unserer Ersthündin prächtig, in der Welpengruppe und der Junghundegruppe des alteingesessenen Schäferhundevereins gab's keinerlei Probleme, sehr agil und aufgeweckt zeigte sich der Kleine, ein wenig streitsüchtig im Umgang mit seinen Kollegen wobei er nie angefangen hat, sondern immer "Opfer" war das sich dann aber heftig wehrte, aber soweit unauffällig...."Aber pass auf, die "Herdenschutzhunde" sind gefährlich wurde uns mit auf den Weg gegeben.." Bis dahin kannte ich gerade mal den Unterschied zwischen Hirten- und Hütehunden. .Von  den sogenannten "Herdenschutzhunden" hatte ich noch nie etwas gehört...

 

 

   

Eines Tages hatte ich Besuch einer Freundin. Unsere beiden 2 jährigen Töchter saßen auf der Spieldecke, Columbo lag nahe daneben. Die Kleine meiner Freundin hatte eine "Rotznase" und die Mutter stand auf, beugte sich über den Hund um ihrer Tochter die Nase zu putzen...Ohne für uns ersichtliche Vorwarnung biss der Rüde zu...damals 7 Monate...Ein weiterer Vorfall ereignete sich wenig später beim Spazieren gehen ohne Leine, ohne für mich ersichtlichen Grund "stellte" er mit viel Getöse einen männlichen Fußgänger an den Zaun...er biss nicht, war aber trotz gutem Grundgehorsam nicht abrufbar in dieser Situation....

Nun ging es los...jeder wusste einen Rat, jeder eine Warnung...aber alle waren sich einig. "So ein Herdenschutzhund gehört nicht hierher, die töten, gehen direkt an die Kehle, sind gefährlich wie sonst was"... usw. ..

Der Hundetrainer riet zur sofortigen Kastration. Columbo wurde mit 9 Monaten kastriert...in der Aufwachphase biss er den Tierarzt heftig. Dieser riet uns seinerzeit den Hund auf Grund seiner Rassezugehörigkeit und Gefährlichkeit sofort einschläfern zu lassen.

Wir haben es nicht über das Herz gebracht in töten zu lassen, waren aber mittlerweile so verunsichert, dass wir uns von dem Kleinen trennten und ihn in ein Tierheim brachten...Der Hund wurde auch dort leider als gefährlich eingestuft... Ich weiß bis heute nicht, wie es ihm endgültig ergangen ist..

Das ist sicherlich nur eine sehr traurige Geschichte von vielen. Mittlerweile haben wir sehr, sehr viel was Hundeerziehung, Sozialisierung etc. dazu gelernt... und was mich (abgesehen von meiner eigenen Unwissenheit ) heute am meisten entsetzt, ist folgendes:

Niemand, wirklich NIEMAND hat damals in Betracht gezogen, dass die Aggressionen des Hundes von der offensichtlich bissigen Mutter oder der miserablen und reizarmen Sozialisation oder aber gar an unserer damaligen Erziehungsmethode liegen könnte (im Übrigen fragte da auch keiner nach)...


Vielleicht war er wirklich gefährlich (wobei ich mir heute sicher bin, dass wir ihn in unseren heutigen Lebensumständen und Erziehungsmethoden sicher führen könnten...)

 

Allein die Rassezugehörigkeit hat für ALLE ausgereicht, sich ein endgültiges Bild zu machen...Das Wort Herdenschutzhund ist bei uns mittlerweile Tabu...Wir hatten das große Glück mittlerweile einige wirklich tolle Hirtenhunde (auch Junghunde) in all ihrer Zärtlichkeit, Souveränität und Ruhe erleben zu dürfen...

Ich möchte mich auf diesem Weg für Ihre Aufklärungsarbeit bedanken... Wenn dadurch auch nur eine einzige traurige Geschichte verhindert wird, ist Ihre Arbeit unbezahlbar..

Soweit die Autorin und ich möchte einige Sätze anfügen.

Die „Sau“ Herdenschutzhunde, die lange und ausgiebig durch die Dörfer dieser Republik getrieben wurde, ist seit langem langweilig und uninteressant geworden. Andere Themen beherrschen die Medien, aber das Thema Hund und eben speziell das Thema „Herdenschutzhund“ wird bleiben. Mindestens in den Köpfen der so genannte „Profilneurotiker, die sich in Hundeschulen austoben und dabei vergessen, auch diese Hunde sind nur Hunde und daher liegt die Autorin dieses Artikel völlig richtig, wenn sie meint, die Umwelteinflüsse waren maßgeblich für das Verhalten ihres Hundes, nicht aber die Rassezugehörigkeit.

Wir bedanken uns für diese Zuschrift, denn es ist immer schön, wenn die „Gemeinde der Spinner“ mal eine andere Meinung vorgesetzt bekommt.

Hartmut Deckert