Ausgabe 06/2006
Juni 2006

Mongolei ...

... Land der Moderne und der Jurten

Auch in der Mongolei gibt es Hirtenhunde. Und in diesem Land weiden auch heute noch riesige Herden. Begleitet von Nomaden, Viehzüchtern und natürlich den unentbehrlichen Hirtenhunden.

Mongolischer Hirtenhund
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

In diesem Land sind auch heute noch trotz vielem Fortschritt und "Moderne" die Lebensbedingungen hart und alles andere als komfortabel, wenn man westliche Maßstäbe anlegt. Während in den Sommermonaten das Land regelrecht ausdörrt, sind die Winter lang und sehr kalt. So konnte man in den letzten Jahren immer wieder verfolgen, wie viele Tiere, aber auch Menschen diese eisige Kälte nicht überlebt haben.

Begegnung unterwegs, Yak - Karren
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Als Urlaubsland ist die Mongolei sicher spannend; die Menschen sind sehr gastfreundlich, neugierig auf Touristen und trotz Industrialisierung und daraus entstehenden Umweltproblemen ist der Tourist in der Mongolei gut aufgehoben, der Ruhe und unendliche Weite sucht und sich für eine Kultur interessiert, die wir in Deutschland immer noch mit den "wilden Horden" des Dschingis Khan in Verbindung bringen.

Gudrun Conrad betreibt ein Reisebüro und sie war nicht zum ersten Mal in der Mongolei. Liest man ihren Bericht, glaubt man auch nicht, dass es das letzte Mal war:

Nach 5 Tagen Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn durch die riesigen Weiten Russlands und Sibiriens war die Einreise in die Mongolei ein ganz besonderes Erlebnis für uns. Denn was uns hier erwartete übertraf all unsere Vorstellungen.

Das Land ist weit und dennoch keineswegs so leer wie man denken möchte: morgens gegen 6:00 Uhr fährt die Bahn über die Grenze und wir sehen Reiter, die auf ihren Pferden durch den kühlen Morgen galoppieren und vereinzelte Jurten, aus denen Rauch aufsteigt. In der Steppe grast eine Schafherde und der Hirt schläft am Hang des Hügels. So romantisch das scheint, das Leben der Nomaden ist hart und sie genießen die kurze Zeit des Sommers, die man draußen verbringen kann genauso wie das Vieh, das nun genug frische Nahrung findet.

Khogno Khaan ist ein Felsengebiet in Bayangol.
Dort gibt es Wanderdünen, einen Fluss und ein kleines Wäldchen,
sowie diese Felsen.
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Nach weiteren 20 Minuten Fahrt haben wir schon wieder eine andere Welt erreicht: die Hauptstadt Ulaanbaatar. Wir werden am Bahnhof von unserem Guide und Fahrer begrüßt, zwei sehr netten Männern, die uns auf unserer Reise durch die Mongolei begleiten werden, von denen wir viel über Land und Leute erfahren und die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber nicht nur das – sie kennen ihr Land und zeigen uns die Schönheiten und Besonderheiten. Ein reger Austausch über das Leben in unseren beiden Kulturen entsteht und bald fühlen wir uns nicht mehr als Touristen.

Ulaanbaatar, das ist eine Stadt im Aufbruch. Volle Straßen, viele Menschen, modernes Leben mit traditionellen Wurzeln in einer Stadt mit fast 800.000 Einwohnern. Geschäfte, Bars, Cafés, Restaurants und viele Autos bestimmen das Stadtbild. Dazwischen immer wieder Jurtensiedlungen.

Abends ist die Stadt ein einziges Lichtermeer, erfüllt von jungen feierfreudigen Menschen. Es ist die Zeit des Naadam Festes, des wichtigsten Festes der Mongolen, das jedes Jahr vom 11. bis 13. Juli stattfindet. Man trifft sich zu den wichtigen Wettkämpfen im Bogenschießen, Ringen und Pferderennen. Diese drei traditionellen Sportarten genießen die höchste Anerkennung im Land. Abends wird gefeiert. Wir fahren auf den Zaisan Hügel von dem aus wir die ganze Stadt überblicken können.

Die Ringer sind mit die höchstangesehensten Leute in der Mongolei.
Wer hier siegreich ist, wird als Nationalheld verehrt. Die ranghöchsten
Mongolen sind bei dem Fest dabei und ehren die Sieger.
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Ein erster Ausflug auf das Land ist mit den Eindrücken der Stadt verbunden nicht mehr nur überwältigend sondern mitreißend, ja verändernd. Man ist so unerwartet auf eine ganz andere Kultur getroffen, die so lebensfroh und warmherzig ist, dass man die Zeit vergisst. Gezwungenheit scheint hier etwas fast Komisches und Unbekanntes zu sein. Das Motto heißt hier: lebe dich selbst. Und das fällt keinem sehr schwer.

Nach einer einstündigen Autofahrt, teilweise über unebene Steppenpisten, feuern wir gemeinsam mit den Mongolen beim Reiternaadam die kleinen Reiter an, die ins Ziel schießen. Alles lacht und jubelt. Und als Tourist ist man mittendrin und vergisst neurotisches Fragen nach "Wollen wir" und "Dürfen wir". Man tut hier.

(Naadamfest 2005), die Reiter am Start und die Zuschauer,
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Von Ulaanbaatar aus fahren wir am nächsten Tag weiter ins Land, einer der Höhepunkte der Reise ist es, einige Tage bei einer Nomadenfamilie zu leben. Mit dem Geländewagen geht es raus aus der Stadt und an einem Ovoo, einem großen Steinhaufen am Rand der Straße biegen wir ab in die hügelige Steppenlandschaft. Der Ovoo muss aber zuvor 3 mal umrundet werden, und jedesmal legen auch wir einige Steine zu den anderen um für eine gute Reise zu bitten.

Tuul Fluss am Rande des Terelj Nationalparks.
Hier kann man sogar schöne Kajak oder Rafting Touren machen.
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Auf unserer Fahrt wird es nie langweilig die Landschaft zu bewundern. Sonne und Wolken malen die schönsten Farben auf die Hügel und in die Täler. Wir sehen Steppenadler, treffen auf Kraniche, Schafherden und Pferde. Nach einer teilweise ganz schön anstrengenden Fahrt sind wir da, bei unserer Nomadenfamilie.

Ein großer Dank gilt unserem Fahrer, der uns immer und überall ohne Komplikationen und mit großer Ruhe und Zuverlässigkeit gefahren hat. Das ist bei den Straßenverhältnissen wirklich zu bewundern.

Die Nomaden begrüßen uns mit mongolischem Milchtee und Milchprodukten: getrocknetem Quark und Käse, Gebäck und frischem Rahm. Zum Abendessen werden wir reichlich bewirtet, für den Gast werden die Schalen immer wieder bis über den Rand gefüllt mit köstlichen selbstgemachten Nudeln, mit Fleisch und Brühe, Salat und Reis.

Drei Nächte bleiben wir und beobachten aufmerksam das Nomadenleben. An heißen Tagen ist es eine Wohltat das kühle Wasser aus der Quelle zu trinken und sich zu erfrischen. Die Quelle liegt eine halbe Reitstunde vom Sommerlager der Familie entfernt in der Steppe.

Auch wir haben die Gelegenheit zu einer Reittour. Unsere Nomadenfamilie ist eine bekannte Pferdezüchterfamilie und hat eine riesige Pferdeherde, die weit draußen grast. Einige der Pferde werden eingefangen und bei den Jurten angebunden. Morgens stehen sie gesattelt für uns bereit. Kleine robuste und geduldige Pferde, die uns sicher durch die Sanddünen tragen.

Aufenthalt bei der Nomadenfamilie, inkl. Reittour.
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Die englischen Sättel sind für uns bequem, wir reiten nicht auf den mongolischen Holzsätteln. Der Pferdezüchter reitet mit uns durch ein sehr spannendes und schönes Gelände, in grüne Täler, auf hohe helle Sanddünen, durch niedrige Weidenwäldchen. Er zeigt uns Gekkos unten auf dem Grund des Wüstengebietes, eine riesige uralte Birke – der einzige und deshalb als heilig verehrte Baum, der hier wächst, erklärt uns die Pflanzen und die Bewegung der Wanderdünen.

Wir erleben ein kleines Stück von der Freiheit der mongolischen Reiter. Inzwischen ist es wieder sehr warm, über uns breitet sich der strahlend blaue Himmel aus. Und dann geht es in leichtem Galopp zur Wasserstelle an der sich die Pferde nach dem zweistündigen Ausflug satt trinken können. Immer wieder senkt Bagwayar den Ledersack hinab in den Brunnen und füllt die Tränke.

Kleine robuste und geduldige Mongolen-Pferde
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Das gemütliche Familien-Ger, die traditionelle mongolische Jurte, besteht aus dicken Filzlagen und einer festen Stofflage als äußerer Hülle, die vor Wind, Kälte und Regen und vor der Sommerhitze schützen. Der offene Dachkranz lässt frische Luft herein, im Sommer werden zusätzlich tagsüber die Filzlagen ein wenig hochgeschlagen.

Aus dem Schornstein steigt der Rauch auf – morgens und abends wird gekocht. Vor allem die frisch gemolkene Milch muss sofort abgekocht werden und zur Weiterverarbeitung aufbereitet werden. So ist der Herd – mit getrocknetem Viehmist geheizt – natürlich auch an heißen Tagen in Betrieb. Vom Morgengrauen bis in die Nacht gibt es Arbeit. Immer aber werden alle Tätigkeiten mit Ruhe und Gelassenheit ausgeführt, fast wie ein Ritual, mit großer Aufmerksamkeit.

Käsetrocknung
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Außer Pferden besitzt die Familie auch Rinder und Schafe, sogar ein kleines Kamel ergänzt den Viehbestand. Und natürlich die Hunde. Drei schöne typisch mongolische Hirtenhunde, die schwarzbraunes glänzendes Fell haben und über den Augen zwei helle Flecken tragen. Zuverlässig bewachen sie die Herden und die Gers und schützen die Tiere sogar vor Wölfen.

Der nächtliche Wächter der Herden und Jurten
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Abends kommen Gäste – Hirten, die den ganzen Tag draußen waren gesellen sich zur Familie, werden mit Tee und Käse bewirtet und tauschen Neuigkeiten aus. Wir sind längst ganz selbstverständlich als Gäste akzeptiert. Die Tochter der Familie, so erfahren wir, studiert in Ulaanbaatar Landwirtschaft und verbringt den Sommer auf dem Land um zu helfen.

Für unseren Abschiedsabend bereiten Vater und Tochter mit Fleisch gefüllte Teigtaschen zu, die in Fett ausgebacken werden. Dazu gibt es Reis, Salat und Wein. Wir machen Picknick unterm Sternenzelt. Und als besondere Überraschung und Ehre wird der heiße selbstgebrannte Milchschnaps gereicht. Es fällt uns sehr schwer am nächsten Morgen Abschied zu nehmen. Aber der Abschied zieht sich lange hin, man redet noch und lacht, nichts geschieht mit Hektik – hier, wo sich das Leben nach dem Kreislauf der Natur richtet.

Dugana Khad ist ein Waldgebiet mit einem riesigen Felsen,
der 70 m in die Höhe ragt. Deshalb Dugana (Tempel) genannt.
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen

Wir bedanken uns bei Gudrun Conrad für diesen Reisebericht und natürlich auch für die Fotos. Diese unterliegen einem Urheberrecht.

Wer neugierig auf die Mongolei geworden ist: Informationen gibt es bei der Autorin.

Kia-Ora-Reisen
Gudrun Conrad
Kronprinzessinnenweg 10
14109 Berlin

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mobile: 0172 3227404

email: gudrun_conrad@kia-ora-reisen.de
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http://www.kia-ora-reisen.de

Der Weg ist das Ziel. Einlauf der Naadamreiter
Foto: Gudrun Conrad, Kia Ora-Reisen