Ausgabe 05/2005 |
Mai 2005
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Nun haben sie sich selbst gefangen ... ... in ihrer Welt der "Herdenschutzhunde", in der man nur leben, oder Mitglied sein kann, wenn man über die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen verfügt und Besitzer/in eines entsprechend großen Grundstückes ist. Foto: Hartmut Deckert Mit gefangen meine ich: sie schufen erst den Mythos der "Herdenschutzhunde" und stellten die Behauptung auf, man könne derartige Hunde nur in geeignete Hände geben und bräuchte dazu quasi den "großen Befähigungsnachweis" und nun sitzen genau diejenigen auf diesen Hunden, für die dieser Mythos geschaffen wurde, um ihre Besonderheit zu unterstreichen. Wenn man es mit derartig ausgefallenen Hunden zu tun hat, braucht man natürlich Menschen, die um diese besonderen Eigenschaften wissen und dann solche Hunde richtig behandeln und vor allem vermitteln können. Während es eine ganze Reihe von Tierheimen und anderen Tierschutzeinrichtungen gibt, die neben ihren anderen Hunden gelegentlich einen Hirtenhund in der Vermittlung haben, mussten für die "besonderen Herdenschutzhunde" auch entsprechende Vermittlungsmöglichkeiten geschaffen werden. Vereine wurden gegründet die sich dann z. B. "Tier und Mensch - Hilfe für Herdenschutzhunde" nennen. "Herausragende Persönlichkeiten" waren und sind Ira Vakulic und Mirjam Coordt, Gründerinnen von "Tier und Mensch", oder Ursula Gericke vom Tierheim Ludwigsburg, die dann die "Mutter der Herdenschutzhunde" in der Hundezeitung genannt wird. Wie absurd die Meinung dieser Leute ist und wie sie eine rasche Vermittlung nur behindert, soll an einigen Beispielen gezeigt werden.
Abgesehen davon, dass nicht geschrieben wurde, worin die Probleme mit den Kindern bestanden, soll Chico jetzt nur noch zu einer Person und die muss den richtigen Sachverstand haben. Schade eigentlich, dass jetzt alle anderen Plätze nicht mehr in Frage kommen und so wird er noch eine Weile im Tierheim stehen. Ein anderes Beispiel ist Benni, Kaukase, Rüde/kastriert, geb. ca. 1998:
Auch Benni hätte sicher eine um einiges größere Vermittlungschance, wenn nicht die üblichen Bedingungen gestellt würden und nicht mal wieder das Märchen vom Territoriumswächter verbreitet würde. Im übrigen ist er noch nicht mal wachsam, er wird es erst und daher kann man ihn nur beherrschen, wenn man eben diese "HSH-Erfahrungen" hat. Den folgenden Hund kenne ich noch persönlich, obwohl ich seit rund drei Jahren das Tierheim Ludwigsburg nicht mehr betrete. Es handelt sich um Cindy, Mittelasiate, Hündin/kastriert, geb. ca.1996.
Auch hier wieder nur an Kenner zu vermitteln. Dazu kommt dann allerdings erschwerend, dass die gemachten Angaben nicht stimmen. Cindy ist nämlich keinesfalls eine typische Owtscharkahündin, sondern eine ziemlich hinterlistige und unberechenbare dazu. Ihr Verhalten war immer schon von Unsicherheit und Angst geprägt. Sollten so alle Owtscharkas sein, dann gehören diese Rassen mit einem Zuchtverbot belegt und einen Wesenstest würden sie auch nie bestehen. Wenigstens ich kenne Mittel - oder Centralasiaten ganz anders. Und daher kann ich behaupten, Kenner dieser Rasse würden sie als untypisch einstufen und sicher nicht besonders mögen, um bei der Wortwahl des Tierheimes zu bleiben. Cindy steht seit mindestens drei Jahren im Tierheim, vermutlich aber noch länger. Auch beim nächsten Beispiel habe ich mich gefragt, ob die Leute, die solche Texte für eine Vermittlung verfassen, eigentlich gar nicht merken, welchen "Stuss" sie sich zusammenschreiben. Denn die gemachten Angaben stimmen nun mal nicht mit den "Rasseeigenschaften" überein und daher sollten sich eigentlich alle Kuvasz - Züchter gegen solche "dümmlichen Behauptungen" wehren. Es geht um Gismor, Kuvasz, Rüde kastriert, geb. 11.02:
Falls es auch ein Frauchen, zur Not auch ohne "HSH-Verstand", sein dürfte und eine nicht so selbstbewusste und große Hündin, käme Gismor sicher schneller unter und besonders unglücklich würde er dabei auch nicht. Und wenn er ein typischer "HSH" wäre, wollte ich lieber einen Hirtenhund, denn rassetypisch ist seine Beschreibung wirklich nicht. Ein besonderer Fall ist Rocky, Sarplaninac, Rüde/kastriert, geb. ca.2000:
Auch Rocky "sitzt" nun schon einige Jahre im Tierheim und an seiner Beschreibung hat sich nichts verändert. Einiges an diesem Text gehört aber klar gestellt. Zuerst mal ist er kein extrem kräftiger, sonder ein körperlich völlig normaler Sarplaninac. Und an seiner extremen Wachsamkeit habe ich gezweifelt, denn ich habe sie nicht bemerkt. Die Beschreibung, er sei nicht sehr gut erzogen, aber lernfähig, ist stark untertrieben. Rocky ist im Grunde ein völlig normaler Hund. Leider haben aber im Tierheim der "Mutter der Herdenschutzhunde" die Betreuer und Ehrenamtlichen anscheinend zuviel Angst oder Respekt vor ihm. Rocky war, solange ich ihn im Tierheim gesehen habe, futterneidisch. Nur wo ist da ein Problem? Als Gane zu uns kam, sagte sein Züchter, er sei perfekt, aber er habe einen Fehler, FUTTERNEID. Am zweiten Tag war Gane nicht mehr futterneidisch und ist es bis heute auch geblieben. Rocky wurde immer getrennt von seinen Zwingergenossen gefüttert. So lernt er es nie. Und mein Freund Maik sagt, man könne mit Rocky ganz gut laufen, nur müsse man ihm gleich bei Beginn des Spazierganges sagen, wie der ablaufen soll. Würde ihm dann noch jemand sagen, wie man mit Kindern umgeht, könnte der "Gelbe" ganz normal vermittelt werden. Denn doof ist er nicht, nur Weltmeister im Verar . von Menschen. Sarplaninac Welpen im Tierheim Ludwigsburg Auch der nächste "Herdenschutzhund kann nur an Fachleute abgegeben werden. Es ist: Tango, Tibet Mastiff, Rüde, kastriert, geb. 2001:
Man stelle sich mal vor, da kommt ein völlig normaler Mensch in das Tierheim, der Tango gerne hätte, aber leider nicht über die gewünschten "HSH-Erfahrungen" verfügt. Pech gehabt, dann bleibt er eben hier. Ebenso, wie übrigens der nachfolgende "HSH",
Wer schreibt, ein Hund sei freundlich zu Menschen und Artgenossen und dann immer noch spezielle Kenntnisse verlangt, sollte mal seine Einstellung überprüfen und sich darüber Gedanken machen, ob es bei ihm selber an den verlangten Bedingungen hapert. Ein besonders trauriges Kapitel stellt der folgende Hund dar. Er ist eigentlich kein "Herdenschutzhund", sondern ein Typ von einem solchen, sogar so einem, den es gar nicht gibt. Daher die Beschreibung des Tierheimes Ludwigsburg, bzw. der Tierheimleiterin Ursula Gericke:
Wer sich mal das Bild dieses Hundes anschaut, wird erhebliche Zweifel an der Rassezugehörigkeit bekommen, zumal es einen Kars-Hund nicht gibt. Wenn denn schon Türke, wäre er entweder ein Kangal, oder ein anatolischer Hirtenhund. Beides trifft aber nicht zu. Und was ein Hund vom Typ Karshund sein soll, ist mir schleierhaft. Daher ist der liebe Pascha sehr wahrscheinlich ein Mischling. Trotzdem besitzt er die HSH-typischen Eigenschaften. Seine wundersame Verwandlung in einen HSH sorgt sicher auch dafür, dass er seit mindestens einem Jahr im Tierheim und auf diversen Vermittlungsseiten zu finden ist. Sollte jemand an ihm Interesse haben, kann er getrost die geforderten Bedingungen vergessen und dem Hund einfach das bieten, was jede Rasse oder jeder Mischling benötigt, ein Haushalt voller normaler Menschen, ohne die "Forderungen" einer Tierheimleiterin. Und noch etwas ist mir aufgefallen. Wenn Pascha so ist, wie er beschrieben wurde, warum soll er dann zu einer souveränen Hündin? Eher umgekehrt würde ein Stiefel draus. Die nachfolgenden Beschreibungen habe ich abgeschrieben beim Verein "Tier und Mensch". Auch hier Widersprüche und Ungereimtheiten im Dutzend billiger. Und alle Hunde gehen nur an HSH erfahrene Menschen. Meine Frage in diesem Zusammenhang wäre dann lediglich, sind denn diese Leute alle mit dieser HSH Erfahrung auf die Welt gekommen, oder war die in der Muttermilch drin?
Auch Apollo mit seinen 10 Jahren auf dem Buckel braucht sicher nur eines, Platz und die nötige Ruhe, die ein älterer Hund sich wünscht, keine beengten Verhältnisse und völlig "normale" Menschen. Dies lese wenigstens ich aus dem Text zu ihm. Oder:
Bei einer solchen Beschreibung fallen mir Hunde ein, wie der Centralasiate Pax. Ihn konnte man jedem absoluten Anfänger mitgeben, denn Pax war DER Hund schlechthin. Leider konnte auch er nur an HSH-Erfahrene abgegeben werden und daher "saß" er mindestens 2 Jahre im Tierheim und das waren mindestens 2 Jahre zuviel. Centralasiate Pax Ebenfalls so ein danebengegangener Vermittlungstext ist der folgende:
Die zukünftigen Besitzer von Panda sollten bestimmt keine Erfahrung im Umgang mit HSH haben, höchstens Erfahrung im Umgang mit unsicheren Hunden. Denn auch Panda ist vielleicht ein "typischer HSH", wenn ich die Beschreibungen lese, die voller ängstlicher und scheuer Hunde sind, aber ein typischer Hirtenhund ist auch er nicht und daher braucht er Menschen, die sich auf solche Hunde einstellen können. Auch der nächste Hund wäre sicher gut bedient, wenn er "nur" zu Leuten käme, die mit ihm normal umgehen, ihn normal erziehen und anschließend dann zusammen Spaß am Leben haben.
Das gleiche gilt im Prinzip für den nächsten Hund. Zugeben möchte ich nur eines, wenn diese Hunde groß sind und eine gewisses Gewicht haben, würde ich sie nicht an Leute vermitteln, die mit diesen Äußerlichkeiten nicht klar kommen, denn ein "Supermodell" mit etwas über 50 Kg bekommt bei einem richtigen "Karwenzmann" dann Probleme, wenn der mal richtig Gas gibt. Daher läuft meine Frau nicht mit Gane, denn mit seinem Temperament kann sie ihn aus körperlichen Gründen nicht halten. Mit Leika ist das etwas anderes und daher laufen die beiden zusammen. Dieser Einwand gilt aber für alle Rassen, denn schließlich gibt es außer Hirtenhunderassen auch noch andere, die ein ähnliches Gewicht haben.
Das letzte Beispiel zeigt nach meiner Meinung überdeutlich, wie falsch diese Vermittlungsangaben sind. Denn Boomer muss man nach seiner Beschreibung nur eines beibringen, nämlich zu lernen, wer ins Haus darf und wer nicht. Im übrigen ist er auch nicht mehr der Jüngste. Als Letzter ein ganz junger Hund:
Einen Kommentar über die bisherigen Besitzer will ich mir verkneifen. Wie aber ein halbjähriger Hund nur zu Leuten kann, die mal wieder die berühmten "HSH-Erfahrungen" haben müssen, ist mir schleierhaft. Bei der Gelegenheit fallen mir dann Hunde ein, wie z. B. die Kaukasin Centa im Ludwigsburger Tierheim. Sie verbrachte das erste halbe Jahr ihres Lebens außerhalb der Tierheimes, seither steht sie zur Vermittlung. Meine Frau und ich kennen sie sehr gut. In unseren Augen war sie nie ein "Problemhund", sondern eher eine absolut umgängliche, etwas sture Hündin, die weiß, was sie will. Mit ein bisschen Menschenverstand, Logik und Konsequenz wäre Centa ein prima Hund. Aber das gilt für alle Rassen und ist wirklich nicht rassespezifisch oder gar "HSH-spezifisch". Kaukasin Centa Wer die Seiten dieser Vereine und Tierheime regelmäßig besucht, wird feststellen, dass eine ganze Reihe von Hunden dort seit Jahren zur Vermittlung angeboten werden. Meine Angaben über die Dauer des Tierheimaufenthaltes sind eher nach unten korrigiert, als nach oben. Daher wünsche ich mir im Interesse der zahlreichen Hirtenhunde, dass auch sie wieder unter normalen Ankündigungen vermittelt werden. Es wäre in ihrem Interesse, wenn dieser Mythos und Kult, den einige Leute um sie machen, endlich aufhören würde. Kaukasin Jenna Hartmut Deckert [zurück] |