Ausgabe 07/2005
Juli 2005

Offener Brief

an den Präsidenten des deutschen Tierschutzbundes Wolfgang Apel
Baumschulallee 15
53115 Bonn

Grüß Gott Herr Apel,

am 27. Mai 2005 schrieben Sie mir einen Brief. Dessen Inhalt, ich soll die Arbeit des deutschen Tierschutzbundes unterstützen. Wie, war mir natürlich auch schnell klar, denn ein Überweisungsformular lag diesem Schreiben bei. An diesem Schreiben haben mir einige Punkte nicht gefallen und daher möchte ich Ihnen mit einem offenen Brief antworten, den wir auch in unserer Internet-Zeitung veröffentlichen werden.

Sie schreiben:

"ich wende mich heute, an Sie als Tierfreund, weil Sie Ihr Tier im Deutschen Haustierregister@ angemeldet haben. Denn diese Anmeldung ist weit mehr als ein einfacher Liebesbeweis, den Sie Ihrem Schützling entgegenbringen. Es zeigt, dass Sie auch die nötige Verantwortung für das Wohlergehen Ihres Tieres empfinden."

Zwar haben wir alle unsere Tiere in einem Register angemeldet, bzw. dies wurde automatisch getan von den Tierschutzvereinen, über die wir diese bekommen haben. Nur haben wir nicht damit gerechnet, dass damit automatisch unsere Adresse für Werbung weiter gegeben wird. Nach meiner Auffassung hätten wir darüber informiert werden müssen.

Allerdings hätten wir unser Einverständnis dazu nicht gegeben, denn wir entscheiden selber, wer unsere Daten bekommt und wer nicht. Das liegt daran, dass der Bundesgerichtshof im so genannten "Volkszählungsurteil" entschieden hat, dass jeder Bürger/in ein "informelles Recht" auf den Schutz seiner persönlichen Daten hat und zum anderen ist unser Briefkasten mit genug "Werbe-Müll" gefüllt.

Wie ich Ihrem Schreiben dann weiter entnehmen kann, halten Sie mich Gott sei Dank nicht für einen verantwortungslosen Tierhalter, denn Sie schreiben:

"Doch leider ist ein gewissenhafter Umgang mit Tieren in Deutschland immer noch keine Selbstverständlichkeit. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso Jahr für Jahr tausende von Tieren ausgesetzt oder, schlimmer noch, aus grausamen Verhältnissen vor dem sicheren Tod gerettet werden müssen. So wie Dicki."

Anschließend schildern Sie mir die Geschichte von Dicki, wie er ankam und wie er heute aussieht, nachdem er gepflegt und aufgepäppelt wurde. Bei der Schilderung dieser Geschichte entstand bei mir der Eindruck, dies habe der deutsche Tierschutzbund direkt unterstützt, bzw. organisiert, denn es heißt in Ihrem Brief:

"Dicki ist ein 3-jähriger Kater, der Ende letzten Jahres vollkommen unterernährt und mit verfilztem Fell in einem uns angeschlossenen Tierheim Zuflucht gefunden hat. Zunächst hatte Dicki große Schwierigkeiten, das verlorene Vertrauen in die Menschen wieder aufzubauen. Doch liebevolle Versorgung und die nötige Zuwendung nahmen ihm Tag für Tag mehr die Angst vor den Menschen. Heute - nur fünf Monate später - hat Dicki bereits ein neues, liebevolles Zuhause gefunden und die wohl schwerste Zeit seines Lebens hinter sich gelassen. Eine von zahlreichen Erfolgsgeschichten, die ohne Ihre Unterstützung nicht möglich gewesen wäre."

Zwar gehöre ich auch schon zu den etwas Älteren, und bei denen sollen solche "Schicksale" ja immer gut ankommen aber meine Gedanken waren eher in die Richtung, dass hier ein Tierheim gute Arbeit geleistet hat und der Tierschutzbund nicht viel damit zu tun hatte und sich etwas mit fremden Federn schmückt.

Aber es macht sich eben gut, denn Sie schildern ja anschließend die Arbeit Ihres Vereines:

"Besonders in dieser Zeit sind die uns angeschlossenen Tierheime auf Unterstützung angewiesen. Und wir stehen ihnen mit der ganzen Tatkraft des Deutschen Tierschutzbundes zur Seite. Durch unser Engagement. Aber auch durch Geld. Denn nur so ist es möglich, schnell und unbürokratisch dort zu helfen, wo Tiere in Not sind. Mit zahlreichen Projekten kämpfen wir unaufhörlich für das Wohl der Tiere."

Nach diesem Abschnitt bin ich dann doch etwa stutzig geworden, denn mir war das Engagement Ihres Vereines für die einzelnen Tierheime so nicht bekannt. Daher habe ich mal nachgefragt und doch eher überraschendes zu Tage gefördert. Die Vorstände oder Tierheimleitungen mehrerer Tierheime bestätigten mir:

Sie bekommen - und bekamen auch nicht in der Vergangenheit - Gelder vom deutschen Tierschutzbund. Das Gegenteil ist der Fall. Denn der Tierschutzbund erhebt Mitgliedsbeiträge für sich und die Landesverbände, wenn ein Tierschutzverein oder Tierheim dem deutsch Tierschutzbund angeschlossen ist.

In zwei Fällen standen Tierheime vor der Pleite, aus sehr unterschiedlichen Gründen. Auf ihre Anfrage nach Unterstützung durch den deutschen Tierschutzbund bekamen sie eine abschlägige Antwort.

Einige mir bekannte Tierheime haben ihre Baumaßnahmen ohne jegliche Unterstützung durch den deutschen Tierschutzbund durchgeführt. Hierbei handelte es sich sowohl um Neubauten, als auch um Renovierungen, bzw. Abriss total veralteter Gebäude, die nicht mehr artgerecht waren.

Wie diese Tierschutzvereine ihre Arbeit finanzieren, brauche ich hier wohl nicht darstellen, denn dies ist allgemein bekannt. Genannt seien nur die immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit Kommunen und Landkreisen wegen jeder "müden Mark", Basare und Aktionen bei öffentlichen Veranstaltungen, oder das Bekleben der Tierheimfahrzeuge mit Firmenwerbung.

Trotz vieler guten Ideen und einem tollen Engagement reicht aber das Geld diesen Vereinen hinten und vorne nicht. So sagte mir die Vorsitzende eines Tierschutzvereines, sie habe die drohende Pleite nur damit abwenden können, dass der Vorstand eine Immobilie verkauft hat, es war die letzte. Damit überlebt der Verein nur wenige Jahre und steht dann vor der gleichen Situation. Der Vorstand rechnet auch dann nicht mit finanzieller Unterstützung durch den Tierschutzbund und berät derzeit Alternativen.

Weitere Fälle könnte ich noch schildern, aber ich will es damit belassen. Aber es erscheint mir schon wichtig, wenn Sie, bzw. Ihr Verein, solche Briefe verschicken, dass näher an der Wahrheit geschildert wird. Natürlich ist mir klar, dass meine Anfragen an die Vereine nicht repräsentativ sind, aber sie scheinen mindestens einen Trend aufzuzeigen.

Auch wenn Sie am Ende Ihres Briefes schreiben:

"Unterstützen Sie uns im Kampf gegen die Grausamkeit, die vielen Tieren in Deutschland tagtäglich widerfährt. Nur wenn Sie unsere Arbeit durch eine Spende oder Ihre Mitgliedschaft unterstützen, sind wir in der Lage zu helfen. Es gibt noch so viele Tiere wie Dicki. Tiere, die auf unsere Hilfe warten.

Setzen Sie ein Zeichen. Werden Sie Mitglied, oder spenden Sie für eines unserer zahlreichen Tierschutzprojekte. Nur durch Hilfe aus der Bevölkerung kann Tierschutz auch langfristig Erfolge feiern",

sind eine ganze Reihe von örtlichen Tierschutzvereinen nicht gerade von solchen Briefen begeistert. Denn sie empfinden es als Konkurrenz, wenn ihnen mit der Weitergabe von Adressen ihrer Mitglieder Gelder "entzogen werden", die sie selber dringend benötigen.

Daher möchte ich Ihnen am Ende meines Briefes schreiben, dass ich, obwohl Sie auf mich zählen, weder Mitglied im deutschen Tierschutzbund werde, noch diesen mit einer Spende unterstützen möchte. Meine Frau und ich werden unsere bisherige Praxis beibehalten und die ist auch in unseren Augen wichtig und erfolgreich. Genauer, wir sind und bleiben Mitglied in dem Tierschutzverein in unserer Nähe, denn da können wir immer mal wieder schauen, was mit den Geldern der Mitglieder passiert. Und wir sind und bleiben Mitglied in einem privat finanzierten Verein ohne jegliche finanzielle Unterstützung, der eine in unseren Augen sehr gute Arbeit leistet. Auch dort können wir uns direkt und vor Ort vom vernünftigen Einsatz unseres Mitgliedsbeitrages überzeugen.

Und wie schon geschrieben, ich hätte es besser gefunden, wenn ich von Ihnen eine etwas "präzisere" Information bekommen hätte, wie und wo der deutsche Tierschutzbund mit Geldern Unterstützung leistet.

Mit freundlichen Grüßen

Hartmut Deckert