Ausgabe 02/2011
April - Juni 2011

 

Tierschutz

wem wird hier eigentlich geholfen?

„Die Welt ist kein Machwerk, und die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauch. Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit ist man den Tieren schuldig.“

Arthur Schopenhauer –Tierrechte

In meinem letzten Artikel habe ich mich bereits über die pervertierte Form des heutigen Hundehandels geäußert.  Über das Manipulieren von Gefühlen, das Anpreisen von Versprechen. Doch neben den Hundezüchtern, den Massenvermehrern und den „Ups – wie ist denn das jetzt passiert“ Leuten, gibt es eine ganz bestimmte Sorte von „Vertreibern“, die ganz oben auf der Liste der Verbrecher stehen sollten. Die Tierschützer! Nein, natürlich nicht alle, niemals darf man alle über einen Kamm scheren. Aber leider viele! Zu viele!

Dauerhaltung angeblicher Wolfshybriden  einer „Tierschützerin“
Photo: Heike + Thomas Steeb

Neulich habe ich mit einer Züchterin telefoniert, die mir von dem Anruf einer dieser so genannten Tierschützerin erzählte, die sie dringend um Unterstützung bat, neue Besitzer für einen Wurf Welpen zu finden, die eine Fundhündin gerade zur Welt gebracht hätte. Meine Bekannte zeigte Verständnis und erbot sich eine Sammelaktion ins Leben zu rufen, um der Tierschützerin Decken, Futter etc. zukommen zu lassen. Nein, dies wolle sie alles nicht, sie wolle nur die Welpen verkaufen.

Genau! Verkaufen! Wie oft hört man davon, dass hochträchtige Hündinnen ausgerechnet vor der Tür einer Tierschützerin sitzen, bereit, sich vom Leben auf der Straße zu verabschieden, und es sich in einem der Zwinger zusammen mit vierzig anderen Hunden bequem zu machen? In manchen Anzeigen steht: „Antonia wurde bereits als Welpe im Tierheim aufgenommen, nie hat sie etwas anderes gesehen als den Zwinger. Nun ist sie schon acht Jahre alt. Wir wünschen ihr so sehr, dass sie ihren Lebensabend in ihrem eigenen Zuhause mit lieben Menschen verbringen kann.“ Auf dem Foto sieht man die arme Antonia mit einem Gesäuge, von dem man glauben könnte, dass sie mindestens schon einhundertsiebenundachtzig Welpen versorgt haben muss! Wie kann das sein?
Ist doch klar, die Mitarbeiter im Tierheim sind alle blind und taub und können zudem auch die Geschlechter nicht auseinander halten. Hab ich doch Verständnis für…

Aber Witz beiseite. Ich habe natürlich auch ein wenig recherchiert, um nicht nur meine Meinung zum Besten zu geben. Unter anderem habe ich folgendes gefunden:

„Die Welpen hatten eine 13-Stunden-Tortur hinter sich. Zusammengepfercht, ohne Futter. Als die Polizisten die Hintertüren eines Kombis und eines Jeeps öffneten, befreiten sie 45 Straßenhunde aus Ungarn, abgemagert, verängstigt, krank – ihre Impfpässe gefälscht. Das Perfide: Die Razzia fand auf dem Gelände der „Tierhilfe“ im hessischen Seeheim statt. Die Verantwortlichen der Welpentransporte sind offenbar Mitarbeiter einer Tierschutzorganisation.“ […]  „Der Handel mit Straßenhunden ist ein extrem lohnendes Geschäft. Die Rettung der armen Kreaturen ist oft nur vorgetäuscht“ […]

Christa Wilczek, Tierärztin vom Veterinäramt Darmstadt-Dieburg ist überzeugt, dass deutsche Organisationen jährlich 50000 Hunde illegal ins Land schaffen. Der Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund geht sogar von 100000 geschmuggelten Welpen aus. […]

in solchen „Zwingern“ hausen sie dann (2x3 Meter)
Photo: Heike + Thomas Steeb

Vier weitere selbst ernannte Tierschutzvereine aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie eine niederländische Organisation bestellen nach Ermittlungen der Behörden seit Jahren per Internet Hunde bei britischen Hintermännern, die die jungen Tiere in Rumänien und Polen von der Straße wegklauen lassen. In Ungarn werden die Tiere „zwischengelagert“ und über Österreich angeliefert. Um ihre Spuren zu verwischen, wechseln die Schmuggler unterwegs mehrmals ihre Fahrzeuge, Routen und Handys. In Deutschland werden die Tiere per Inserat „aus liebevoller Hausaufzucht“ verhökert. „bis zu 350 Euro pro Hund“ […].

so sind dann diese „Zwinger“ besetzt
Photo: Heike + Thomas Steeb

Der europaweit agierende Hundehändlerring im Süden Frankfurts etwa flog nur durch Zufall auf. […]

Der Drahtzieher des Hundehändlerrings, ein Engländer, meldete sich per E-Mail beim Veterinäramt. Der Mann bekannte sich in bestem Deutsch zu dem regen Handel, erklärte aber, dass er „nur an der Rettung der Straßenhunde interessiert“ sei und „keinen Cent“ daran verdiene. Was Experten bezweifeln. Nach Angaben der Ermittler sterben bis zu 40 Prozent aller Hunde nach 14 Tagen in der vermeintlichen Freiheit an Infektionskrankheiten. - Aus FOCUS Nr. 22 (2005)

Wie heißt es so schön: „Den Wert einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht“

Und das bleibt vom einst prächtigen Gebiss eines Zentralasiaten übrig,
 er muss nur lange genug in so einer „Zelle“ hocken
Quelle: Uns bekannt

Dass es skrupellose Hundehändler gibt, die einfach nur Geld verdienen wollen, das wissen wir ja (hoffentlich) alle schon seit langem. Seit jeher übt der Mensch Gewalt aus gegen alles was auf diesem Erdenball lebt. Irgendwie liegt das in unserer Natur. Genauso wie es in unserer Natur liegt anderen Arten zu helfen, sie zu retten, zu pflegen und sich ihrer anzunehmen. Klingt schizophren, ist aber einfach menschlich. Und um sich mal nicht nur mit denn armen Geschöpfen zu beschäftigen, die so unter uns Menschen leiden müssen, halte ich es für angebracht mal über genau diese Menschen zu fachsimpeln, die sich den Mantel „Tierschutz“ überschmeißen und auf die Jagd gehen.

Pauschal teile ich sie in drei Kategorien ein.

Da gibt es erstens die „Händler“, die Geld verdienen wollen. Unter dem Aushängeschild „Tierschutz- wir retten Hunde von der Straße“ hilft ihnen der Staat einen Verein zu gründen. Ein nettes Logo ziert ihren Internetauftritt und ein paar schöne Zwingeranlagenfotos mit total glücklichen Hunden ebnet ihnen den Weg, für gutes Geld hunderte von Hunden im Jahr zu verkaufen. Diesen gottesfürchtigen Wesen sind die Tiere jedoch völlig gleichgültig. Sie verstehen nichts von Begriffen wie „Seele“, „Gefühle“ oder „Zuneigung“. Oft werden die Hunde in ihrem eh schlechten Zustand auch noch  misshandelt und vernachlässigt. Das sind keine Tierschützer! Menschen, die so etwas tun nennt man Tierquäler! Und den Begriff Tierquäler hab ich dann auch mal nachgeschlagen. Schließlich will ich es ja genau wissen.

So kann man Hunde auch „schützen“
Quelle: Uns bekannt

Tierquälerei ist also ein Phänomen der Aggressionsverschiebung, in der Gewaltphantasien und Impulse auf ein Tier verschoben werden, so dass die ursprünglich gemeinte Person unberührt bleibt. Tierquäler sind demnach Menschen, die nicht in der Lage sind Konflikte mit denen zu lösen, die sie betreffen, sondern ihre Frustration über ihr Unvermögen sich zu wehren, an Hilflosen und Schwachen ausleben. Die dabei empfundene Befriedigung geht mit einer übermäßigen Hormonausschüttung einher und ist selbst belohnend!!! Diese chemische Überfütterung hat Suchtcharakter. Und da durch wiederholte Gewalt an Tieren auch der Drang ein gewisses Level der Befriedigung zu erreichen steigt, kommt es zu immer perfideren und brutaleren Handlungen.

Die zweite Kategorie Mensch über die ich rede, sind eher harmlos. Und nicht nur das, häufig sind sie auch nett. Meist selber Mitbewohnerin von Hunden aus dem Tierschutz, weitaus weniger Geldgeil und tatsächlich um das Wohl der ihr anvertrauten Hunde bemüht. Auch sie gründen eine Organisation und stellen Hunde zur Vermittlung. Jedoch werden diese Hunde erst NACH erfolgreicher Vermittlung nach Deutschland geholt, und das eher in kleiner Zahl und in einem privaten Kombi oder Kleinbus.

Solche Menschen haben einfach das Bedürfnis etwas Gutes zu tun um ein wenig Anteil an der Weltverbesserung zu haben. Das ist gesund und nicht verwerflich. Hier geht es tatsächlich um die Tiere, die auch nach erfolgreicher Vermittlung nicht aus den Augen verloren werden. Es gibt Vor- und Nachkontrollen, sowie ein reger Austausch zwischen Tierschutzorganisation und Adoptanten. Nicht jedem, der Interesse zeigt, wird ein Hund vermittelt, und das eigene Gewissen steht regelmäßig auf dem Prüfstand. Freude schöner Götterfunken, dass es sie gibt, die guten Mittelfeldspieler. Ohne sie wäre es schwer, wenn nicht unmöglich die Waage zu halten.

Denn es gibt ja noch die dritte Kategorie. Die wahren Tierschützer, die einzigen, die die Bedürfnisse ALLER Tiere kennen!!!

Und auf den ersten Blick wirken sie auch echt so. Sie retten die Tiere aus den katastrophalsten Bedingungen, päppeln sie auf und versorgen sie nach besten Wissen und Gewissen. Dabei setzen sie häufig ihr eigenes Leben aufs Spiel und gefährden ihre Gesundheit. Sie opfern sich sozusagen für die Tiere auf und machen diese zu ihrem Lebensinhalt. Tierschutz als Lebensaufgabe! Leider ist der Verlust der Realität eine häufig auftretende Nebenerscheinung bei dieser Form von Sein.

Ich bin kein Fachmann, aber mein Magen zieht sich immer etwas zusammen, wenn ich solchen Menschen begegne. Mein Gefühl, dem ich gelernt habe zu vertrauen, sagt mir, dass hier etwas gar nicht stimmt. Ist das wirklich Tierschutz, oder helfen diese Menschen eigentlich eher sich selbst? Ich kann hier kein gesundes Maß erkennen, und wenn ich ehrlich sein darf, die Unterschiede zu der ersten von mir genannten Kategorie sind eher gering. Natürlich habe ich auch das mal nachgeschlagen. Das Phänomen heißt „Helfersyndrom“ und ist tatsächlich ein Krankheitsbild.

Diese Menschen leiden zwar nicht unter einer Aggressionsverschiebung im Zusammenhang mit aktiver Gewaltausübung, aber auch sie verlagern Bedürfnisse und Phantasien von den tatsächlich Betroffenen auf Schwächere und Hilflose. Der eigene Wert wird ausschließlich über die Tatsache bemessen, dass man sich um andere kümmert. Diese rosige Welt bricht auf, sobald jemand nicht hilfsbedürftig ist, oder aus anderen Gründen Hilfe ablehnt. Mit Ablehnung und Selbstständigkeit kommen solche Menschen schwer bis gar nicht zurecht, sie brauchen jemanden, der sie braucht. Um sicherzustellen, ja zu garantieren, dass man diese Befriedigung immer findet, bietet sich der Tierschutz geradezu ideal an. Abhängigkeit spielt hier eine große Rolle, genauso wie das Gefühl gebraucht zu werden.

Es gibt immer Tiere, die Hilfe brauchen. Und etwas kommt noch hinzu. Die gesellschaftliche Anerkennung. Die Aufmerksamkeit, die man ohne die Tiere vielleicht nie bekommen würde. Einen Hund aus dem Tierheim oder Tierschutz zu übernehmen ist mehr als christliche Barmherzigkeit. Ähnlich der Adoption eines Kindes sollten die neuen Besitzer auf Herz und Nieren geprüft werden.

Denn nicht nur Tierschutz ist undurchsichtig geworden und bedarf dringend einer neuen Transparenz, sondern die gesellschaftlichen Zustände überhaupt. Wie oft am Tag werden wir gefragt, wie es uns geht. Pauschalantwort darauf ist „gut“. Fast nie ist die Antwort: „Grundsätzlich gut, aber ich habe mich gestern fürchterlich mit meinem Mann gestritten“, oder „Geht so, meine Nachbarn hören einfach nicht auf mich zu tyrannisieren“. Der Beispielkatalog könnte bis in die Unendlichkeit fortgesetzt werden. Was ich aber eigentlich damit sagen will ist, dass wir Menschen oft lügen, ohne uns darüber bewusst zu sein. Und wir machen auch oft Anschaffungen, ohne das Ganze zu Ende gedacht zu haben. Das mag bei einem Sofa nicht so schlimm sein, aber sich ein Lebewesen ins Haus zu holen, ohne seine Sprache und seine Bedürfnisse zu kennen, ist verantwortungslos und um es mal nett auszudrücken NAIV. Wie sieht er denn aus, der klassische Tierschutz-Hundekäufer?

Auch so eine „arme Seele“, die gerettet wurde
Quelle: Uns bekannt

Nun, erstmal entscheidet er sich dafür, einen Hund zu kaufen. Dann hat er bestimmte Kriterien, die erfüllt werden sollen. So möchte er zum Beispiel möglichst einen Welpen, der so kniehoch wird, kinderfreundlich, katzenfreundlich, verträglich mit Rüden, verträglich mit Hündinnen. Meistens hört es hier schon auf.

Diese Ansprüche im Kopf läuft er nun aber nicht von Züchter zu Züchter, oder Tierheim zu Tierheim, nein. Er zappt sich durch das WWW und sucht sich einen netten, passenden Hund aus, der ihn anspricht. Bei „Tiervermittlung.de“ steht meistens: freundlich zu Kindern, Katzen, Artgenossen. Zehn Wochen alt, super lieb, verspielt, sucht seine Menschen, die ihn einfach nur lieb haben. Toll!

Der Käufer ist sich sicher. Den bestellt er. Wo ist das Formular, das er ausfüllen muss? Ach so günstig ist der? Her mit den Bankdaten! – Und der Bonus: Der Hund wird angeliefert! Super!

Ich bin gegen die wahllose Einfuhr von Auslandshunden. Ich bin gegen Menschen, die sich an Tieren bereichern wollen, ohne diesen eine artgerechte Aufzucht und Haltung zukommen zu lassen. Ich bin sprachlos, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich einen fünf oder sechs Wochen alten Kaukasischen Owtscharka Welpen auf einem Markt kaufen, und ihn dann nach einem Jahr wieder abgeben, weil sie ja nicht wussten, dass er so groß werden würde, oder weil er die Oma anknurrt.

Aber ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn deutsche Organisationen mit Tierheimen aus dem Ausland zusammenarbeiten um dabei zu helfen, dass auch diese Tiere ein liebevolles Zuhause bekommen. Ich finde es phantastisch, wenn ich weiß, die zweihundert Euro, die ich dem Tierheim in Bratislava überwiesen habe, dafür verwandt werden, die Zwinger auszubauen und den Hunden Hütten zu bauen, in denen sie geschützt schlafen können. Alles was dazu beiträgt, dass es den Menschen und Tieren besser geht, besser in ihrem Sinne, erhält meinen vollen Zuspruch, mal abgesehen von der Pauschalkastration. Die halte ich für äußerst fragwürdig.

Tierschutz bedeutet für mich, sich eines Tieres nur dann annehmen, wenn man ihm auch den Schutz bieten kann, den es braucht. Und im Falle eines Hundes ist das der Schutz eines Rudels, in dem er geborgen und sicher leben kann. Und nicht das Auto mit Hunden voll stopfen, sie nach Deutschland in irgendein Popeldorf verfrachten und sie dort genauso oder noch schlechter zu halten, wie sie bereits in ihrem Heimatland gehalten wurden. Für die Hunde hat sich dadurch nämlich nichts zum positiven gewandt. Im Gegenteil! Erstens war die Fahrt der pure Stress, zweitens ist die neue Umgebung der pure Stress und drittens VERSTEHEN SIE HIER KEIN WORT (darüber sollte man echt mal nachdenken).

Auch so sieht die Haltung bei „Tierschützern“ aus
Quelle: Uns bekannt

Das heißt für mich, wenn ich in meinem geliebten WWW rumsurfe und sehe, dass in Hinteroberpfurz massenhaft aus dem Ausland importierte Hunde auf ihre Vermittlung warten, dann geschieht genau das nicht aus Liebe zu den Tieren. Nein, Nein und nochmals Nein! Das, was da läuft ist pure Geldmacherei auf Kosten von Lebewesen, die der Mensch zur Abhängigkeit erst gezüchtet hat. Gezüchtet und unter ein Tierschutzgesetz gestellt, dass so lückenhaft und pauschal ist, dass jeder halbwegs phantasievolle Blödmann seinen Vorteil daraus ziehen kann.

Denn das mit den Gesetzen ist ja so eine Sache. Jeder kennt sie, an viele hält man sich nicht. An die Straßenverkehrsordnung kann man sich gut halten, weil überall Schilder hängen und uns daran erinnern, dass wir hier einem Gesetz unterliegen. Das gibt’s beim Tierschutzgesetz nicht. Ich habe noch nie in meinem Leben ein Schild auf einer Freilauffläche für Hunde gesehen, auf dem steht: „Wer seinen Hund auf den Po haut erhält eine Verwarnung, wer ihn auf den Rücken haut muss ein Bußgeld von 30.- Euro zahlen, und wer ihn auf den Kopf schlägt, oder ihn tritt erhält drei Punkte in Flensburg! 

Aber mal ehrlich. An ein Tierschutzgesetz kann man sich nur halten, wenn man eine bestimmt Persönlichkeit ist und folgende Attribute sein Eigen nennt: Moral, Empathie, Glaube und die wunderbare Fähigkeit zu lieben. Wenn sich diese Eigenschaften innerhalb eines Charakters vereinen, dann braucht es gar kein Gesetz um die Schwachen zu schützen. Dies entsteht aus einem selbst. Und es kommt von Innen, nicht von Außen!

Vielleicht klingt das pathetisch, ist mir egal. Ich bin überzeugt davon.

So, jetzt hab ich denk ich genug kritisiert. Zeit für eine Alternative, einen Weg um sich durch den undurchsichtigen Tierschutzdschungel zu bahnen. Es ist kein Superrezept, keine Allerweltslösung. Es ist eine Möglichkeit. Eine Richtung, die man einschlagen könnte, um wenigstens das Niveau der Vermittlung von Tierschutztieren anheben, und damit das Risiko der Rückvermittlung zu verringern.

Wenn ich in ein deutsches Tierheim gehe oder bei einer Tierschutzorganisation anrufe, die Tiere aus dem Ausland vermittelt, und sage, dass ich einen Hund suche, dann sollte es selbstverständlich sein, dass ich Angaben über mich machen kann. Aber es muss ein MUSS sein, dass ich Fragen bezüglich Ausdrucksverhalten d. Hundes, Körpersprache, Mimik, Beuteverhalten, Jagdtrieb, Aggressionsverhalten beantworte. Keine Pauschalfragen mehr wie:
„Darf man einen Hund schlagen, wenn er in die Wohnung pinkelt?“ – jeder Blödmann weiß heutzutage, dass Schlagen gesellschaftlich verpönt ist, also wird die Antwort „Nein“ nicht zwingend aus Überzeugung gegeben. Aber Frage wie: „Welche Möglichkeiten gibt es einem Hund Leinenführigkeit beizubringen?“, oder „was könnte es bedeuten, wenn der Hund an der Leine pöbelt?“ können nicht mal eben so beantwortet werden. Darüber muss man sich Gedanken machen. Und wichtig sind nicht immer die „richtigen“ Antworten, sondern die Bereitschaft aller Beteiligten zu denken und sich bestmöglich vorzubereiten.

Weiterhin sollte das Tierheimpersonal regelmäßig geschult werden, um gezielt über die Individualität der einzelnen Hunde Aussagen treffen zu können. Zudem wäre es überaus wünschenswert, sich die Arbeit der ansässigen Hundetrainer anzuschauen und den neuen Besitzern eine Liste aller in Frage kommender Trainer auszuhändigen. Es könnte sogar eine Klausel im Schutzvertrag stehen, die die Käufer verpflichtet mit einem dieser Trainer ins Gespräch zu kommen. Vielleicht könnte es auch halbjährliche Prüfungen geben, in denen das Mensch-Hund-Team beweisen kann, dass alle Beteiligten von der Übernahme aus dem Tierheim/Tierschutz profitiert haben.

Jetzt klingeln gleich alle meine Telefone gleichzeitig: „Wie stellen Sie sich das vor?“, „Wie würden ja gerne, aber wir haben leider nichts zu sagen…“
Mir ist durchaus bewusst, dass solche Entscheidungen weiter oben getroffen werden aber: „Das Wenige, dass du tun kannst, ist viel“ – das hat Albert Schweitzer gesagt. Ich mag es wie es Xavier Naidoo sagt: „So weit so gut, könnte man meinen, doch es kostet schon Mut sich zu einer Stimme zu vereinen. Wer macht den ersten Schritt? Wenn nur ein paar gemeinsam losgehen, laufen einige mit.“

(ich möchte darauf hinweisen, dass ich in meinem Artikel generalisiere. Zum Glück gibt es diverse Hundezüchter und Tierschutzorganisationen die verantwortungsvoll und gewissenhaft mit dem Leben ihrer Tiere umgehen)

Jelena Nitschke

www.amica-alba.de

Hinweis der Redaktion

Die in diesen Artikel eingefügten Bilder haben mit darin geschilderten Vereinen oder Organisationen nichts zu tun. Allerdings wurden sie in einem „Tierschutz – Projekt“ aufgenommen.