Ausgabe 06/2008
November + Dezember 2008

Wie geht Hundezucht ? (SATIRE)

 

Foto: Bernd Kornmaier

 

Sie brauchen dringend Geld...?

 

Nun - wie wär's mit Hundezucht ...?

 

Vorsicht : Der folgende Beitrag ist geeignet, die Gemüter zu "erhitzen" !!

Hundezucht und Kommerz

Fast in jedem Buch über Hunde der verschiedensten Rassen finden sich Abschnitte über die Zucht. Nahezu gebetsmühlenartig werden dort die Opfer und Entbehrungen geschildert und rezitiert, die die leidgeplagten Hundezüchter alljährlich mindestens einmal in stiller Duldung ertragen. Arbeit, Ethik und Finanzen verschwimmen zu einem mitleidheischenden Konglomerat aus Hundeliebe, Arbeitsaufwand und streng betriebswirtschaftlicher Denkungsart.

Am Ende steht immer (!!) eine Minus-Bilanz!

huetefuchs fragt sich: Was treibt verstandbegabte Menschen zu diesem finanziellen Masochismus ?- ...wenn sich das alles wirklich "nicht rechnet", wäre eigentlich hinter dem eben gebrauchten Adjektiv ein dickes Fragezeichen angebracht - oder ein ebenso dickes Ausrufezeichen hinter der anderenfalls alternativ anzunehmenden Großherzigkeit oder idealistischen Mildtätigkeit.

Wie einfach es ist, als "schwarzes Schaf" durch den von den weißen sich selbst errichteten "Maschenzaun" der Minimalanforderungen an eine "geregelte Zuchttätigkeit" (auch so ein Wort...) zu schlüpfen, will ich Ihnen an einem kleinen Beispiel verdeutlichen, welches sich tatsächlich so abgespielt hat. Man nehme ...- oder: Was man so braucht :

Ja, was braucht man, um sich mittels (un-)geregelter Hundezucht den nächsten Winter -, Sommer -, Bergsteiger -, Taucher - oder Wellness - Urlaub zu "verdienen" ?

Ganz einfach: Sie brauchen erst mal einen Hund - am besten natürlich eine HÜNDIN (wie man das erkennt, weiß eigentlich heutzutage jedes Kind) ; bei der Auswahl der Rasse (Mischlinge scheiden generell aus) braucht's schon ein bisschen "Geschick", denn Sie wollen ja in "Gewinnerzielungsabsicht" arbeiten und zwar unter dem Gesichtspunkt der Gewinnmaximierung.

Also muss Einiges bedacht werden: Sehr guten Gewinn versprechen die äußerst seltenen ebenso wie die gerade in Mode befindlichen Exemplare. Die Größe sollten sie möglichst Ihren Wohngegebenheiten anpassen: Bewährt hat sich folgende Konstellation: Seltener Hund auf großem eingezäuntem Grundstück. - Ach ja, und achten Sie darauf, eine Rasse zu wählen, die ihre Welpen noch ohne ärztliche Geburtshilfen auf die Welt bringt und die auch die Aufzucht weitgehend in Eigenregie übernimmt. Es gibt sie noch - stehen in jedem Hundebuch...na, ja ...in den besseren Büchern jedenfalls.

Das wäre eigentlich schon alles, was Sie quasi "zum Einstieg" benötigen! Geben Sie's zu, das ist nun wirklich nicht viel!

So - und jetzt heißt's nur noch abwarten....worauf ? .... Na, schließlich muss Ihre werdende Mutter ja erst mal läufig sein, bzw. werden - und dann wäre da noch was... - Was denn jetzt noch ? - Ohne PAPA "wird dat nix!"- Ja, aber da wird sich doch schon einer finden lassen - so wie DIE aussieht !

Klar, findet sich - in weiser Voraussicht haben Sie IHRE Rasse natürlich dahingehend ausgewählt - Sie sind doch nicht blöd - oder?

Also - alles klar -, Papa steht "Gewehr bei Fuß" - und wir warten. - Obacht (!) es gibt Rassen, da werden die Hündinnen nur einmal im Jahr läufig - nicht daß Sie im Sommer vergeblich warten ..!

Wenn es denn endlich "soweit ist" - jede gute Hausfrau weiß, woran man das erkennt - und "Papa" liest im Buch nach ..., kurzer Anruf beim Rüdenhalter; der tätschelt seinen Liebling vor seiner großen "Tat" noch mal kräftig und spricht ihm Mut zu ... und dann "geht’s los"!

NEIN - so einfach ist das nicht...es handelt sich schließlich um Hunde (!) ..SIE will irgendwie nicht so richtig ! "Dummes Ding - stell Dich nicht so an !" - Ach ja, ehe ich es jetzt im "Eifer des Gefechts" vergesse : Ziehen Sie bitte jetzt unbedingt Ihren minderjährigen und noch nicht schulpflichtigen Nachwuchs zur Beobachtung und für lebenswegebnende Kommentare bzw. Einsichten heran! Sie werden es später nicht bereuen! ... Aber wo war ich ... Ja, also : "So wird dat nix!" - Die geschulte Hausfrau und der Rüdenchef wissen natürlich "was zu tun ist" ... man muss SIE festhalten (!) ..und dann ER drauf ! Jaaaah, so geht das doch ! Na bitte!

Jetzt in dieser Phase können Sie Ihren eigenen Nachwuchs wieder zum Spielen schicken, denn DAS DAUERT seine Zeit ! - Manno, schon wieder warten - so viel Zeit hab ich auch nicht - macht hinne !!

Wie das bei "Vergewaltigungen" nun mal so ist - irgendwann ist auch hier mal Schluss ...und jetzt ist Zeit, Ihre lieben Kleinen wieder herbeizurufen, denn es gibt Einiges zu sehen ...vor allem bei Papa! .. Es folgt noch eine kurze Einweisung in die biologischen "Zusammenhänge" Ihrerseits, damit bei den Kleinen "auch was hängen bleibt" ...ja und dann - ist eigentlich wieder WARTEN angesagt.

Sie als "Alter Zuchthase" wissen natürlich, daß "doppelt genäht" BESSER hält ! Hier ist Geiz nun mal NICHT geil! Sicher ist sicher - deshalb wiederholen wir die "Übung" am nächsten Tag gleich noch mal! - Warten kann man schließlich noch lange genug!

...und zwar etwa 2 lange Monate. - Mann, Mann, Mann ...wieso dauert das bloß solange - ....aber hier kommt die Rettung: In dieser Wartezeit besorgen Sie sich schon mal Literatur - nein, nicht über Welpenaufzucht, nein, nein, sondern über ......IHREN WOHLVERDIENTEN URLAUB !!

Na, da vergeht die Zeit doch wie "im Fluge"! –

Irgendwann - Sie wissen schon gar nicht mehr genau, wann es denn soweit sein müsste, ist das lange Warten dann vorbei !! SIE bekommt irgendwo in Ihrem Garten Ihre Welpen (achten Sie auf's Possessivpronomen) - ins Haus darf Sie sowieso nie - also kann Sie auch gleich da bleiben, wo Sie ist (sind doch nur minus 5 Grad draußen).

Die ersten Wochen kriegt man von den Kleinen eh' nichts mit - außer schlafen und trinken haben die nichts im Sinn. Ach ja, sollte man die "Alte" jetzt ein bisschen "besser" füttern ?- ..wieso eigentlich: In der "Natur" laufen doch jetzt auch nicht besonders fette Rehe rum..! Recht hast Du "Papa" : Immer schön betriebswirtschaftlich denken!

 Ja...wirft da die "Vergewaltigungshilfskraft" zögernd ein: Was machen wir denn, wenn die "Alte" keine Milch mehr hat ? Eine biologisch vollkommen berechtigte Frage, die der "Praktiker" natürlich sofort pragmatisch (sonst wäre er kein Praktiker) mit nur einem Wort beantwortet : "Aldi"! (So einfach ist das - man(n) merkt eben, wer mitten im Leben steht!)

Gut, das wäre also geklärt! - In der Folge hängt jetzt alles von zwei Faktoren ab: Erstens - der Welpenanzahl und Zweitens - Ihrer Urlaubsplanung, die jetzt abgeschlossen sein dürfte. - Was jetzt kommt ist Mathematik in Reinkultur und eigentlich mit jedem handelsüblichen Taschenrechner (gibt's auch beim angesprochenen Discounter) lösbar. Sie dividieren einfach die Reisekosten durch die Welpenanzahl und heraus kommt ......na, was wohl ? .... Klar doch : Der WELPENPREIS !

Kleine Randnotiz (Ehefrauen bitte weghören): Lieber "Welpenpapa" ! Es wäre unter Umständen und bei eventuell sich einstellender "Reiseunlust" jetzt auch eine gute Zeit, um über ein neues Auto nachzudenken - natürlich mit "Vollausstattung", das sitzt ja jetzt drin. Taschenrechner ist vorhanden - also ... ruhig 'mal durchrechnen (Formel gibt's bei huetefuchs).

Satire ENDE !

Zwei Bemerkungen vorweg:

Wer beim obigen Abschnitt die satirische Darstellung NICHT bemerkt hat, tut mir leid! Daran kann ich nichts ändern. Der/die Betreffende sollte vielleicht einmal über sein Humorverständnis nachdenken.

Bis auf die erfundenen Dialoge, Interpretationen und Zuspitzungen hat sich der Fall so zugetragen.

Wer mich in der Ansicht widerlegen möchte, daß man mit "Hundezucht" Geld verdienen kann (und nicht zu knapp!), möge bitte zuerst die mathematische Seite widerlegen:

Nehmen wir eine Wurfstärke von (nur) 5 Welpen an und eine Verweildauer beim "Züchter" von ca. zweieinhalb Monaten.

Gehen wir von einem Welpenpreis von etwa 1000,- € aus. (Was bei manchen Rassen die absolute Untergrenze heutzutage ist).

Da will mir doch wohl niemand ernsthaft bestreiten, daß da ein "dicker Batzen" am Ende übrigbleibt ??

Nein, liebe Leser, es ist eine Schande, daß umso mehr "übrigbleibt", je weniger die Nachzucht versorgt wird! Dazu müssen wir nicht unbedingt erst nach Polen, Weißrussland oder die Tschechei gehen - das gibt es auch hier bei uns im ach so zivilisierten und regelwütigen Deutschland!

Die Verbände und Vereine tun ihr möglichstes, um es schwarzen Schafen so schwer als möglich zu machen. Es gibt aber immer noch genügend Schlupflöcher, durch die gewissenlose Vermehrer - ja, man möchte sagen - breitbeinig laufen können.

Dem Unwesen muss ein Ende gesetzt werden - NUR - WIE ?

huetefuchs meint:

1.) Die Welpenpreise (allgemein) sind unangemessen hoch - die Gewinnspanne und damit der Anreiz zum Missbrauch ist zu groß.

2.) Die Welpenkäufer (also die "Kundschaft") ist zu unkritisch (schließe mich selbst ein!). WIR lassen uns allzu gern von niedlichen Welpengesichtern über ihre tatsächlichen Aufzuchtbedingungen hinwegtäuschen.

3.) Wenn Sie oder ich 5000,-€ Zinsen von Ihrem Ersparten oder Mieteinnahmen in entspr. Höhe zu erwarten hätten, müssten Sie dafür Steuern bezahlen. Fragen Sie mal beim Finanzamt, ob das auch für Welpenverkäufe gilt!

4.) Zwingerhaltung von Hunden jeglicher Art gehört verboten! - Sie macht die "Massentierhaltung" und die "Zucht in großem Stil" erst möglich!

5.) Mit der Tierhaltung müssen ethische Verpflichtungen gesetzlich verknüpft werden. Tierschutz gehört nachdrücklicher ins Grundgesetz, als das jetzt (neuerdings) durch die Hinzufügung der 3 Worte "und die Tiere" in Artikel 20a der Fall ist.

6.) Es muss datenschutz - und presserechtlich endlich möglich sein, legal "Ross und Reiter" namentlich zu benennen. Schwarze Schafe dürfen sich nicht in der Anonymität verstecken können. (Betrifft im übrigen auch die überfällige Novellierung des Verbraucherschutzes!)

7.) Den Verbänden darf es nicht so sehr einzig um die Erfüllung satzungsmäßiger Zuchtvoraussetzungen gehen (z.B. SchH - Prüfung; Jagdeignungsprüfung; Hüteprüfung...) : WOHL und GESUNDHEIT der anbefohlenen Rassen müssen absolute Priorität vor vereinsgeschichtlichen Relikten der Vorzeit bekommen.

Beispiel: Ob unsere LARA nun von Eltern mit Super Hüteprüfungen abstammt, ist mir so egal wie der berüchtigte "Sack Reis, der in China vom Fahrrad fällt"! Einzig und allein von Bedeutung ist für mich, daß zumindest dieser Hund in einwandfreien Verhältnissen mit großem Aufwand, Zuneigung und positiven Prägungen aufgewachsen ist !

Und hier schließt sich der Kreis - diese emotionale Zuneigung zur Nachzucht, dieses kundige "Auf's – Leben - Vorbereiten" honoriere ich als Welpeninteressent gerne. Ich jedenfalls meine, damit auch in die zukünftige Generation der Hunde investiert zu haben. Wir müssen endlich wegkommen, von den betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweisen in der Tierzucht - es geht um Lebewesen, Mitgeschöpfe, wenn Sie so wollen - und nicht um alte Trecker!

Wenn Betriebswirtschaft über Biologie, Genetik und Verhaltensforschung die Oberhand hat, dann stimmt meine ketzerische Behauptung, man könne mit Hundezucht "Geld machen". - Nur, wenn die tierethisch begründete echte Zuwendung und Fürsorge quasi "als Dienst am Tier" im Blick steht, ist der pekuniäre Aspekt eigentlich nebensächlich - es ist die materielle Gegenleistung für eine immaterielle Vorleistung durch den verantwortungsvollen und deshalb einzig wahren Hundezüchter!

So, und zum "GUTEN SCHLUSS" gebe ich Ihnen noch einen wertvollen Link mit auf den Weg, der zumindest partiell das für die Deutschen Schäferhunde untermauert, was ich oben allgemein dargestellt habe.

Lesen und staunen Sie : http://www.hund.ch/insider/owsv.htm

Dietmar Metz, www.huetefuchs.de