Ausgabe 01/2010
Januar - März 2010

 

Wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe ...

Aber wo ist der Unterschied zwischen Epilepsie und HD?

Foto: Martin Jemelka

Vorweg, der Unterschied ist natürlich gewaltig und auch ich kenne ihn, zum Teil aus eigener Anschauung, zum Teil aus Erzählungen.

Aber fragt man Hundebesitzer, ob es einen Unterschied ausmacht, woran ihr Hund gestorben ist, relativiert sich das ganze. Und so bekam ich aus Österreich eine Mail, in der mir geschildert wurde, wie eine Züchterin mit HD Hunden züchtete, wissentlich und die Fälle von Linien, die fast komplett mit Epilepsie behaftet sind, kennt man nicht nur in Deutschland.

Hört man die Stimmen der Züchter und zum Teil auch der Clubs oder der so genannten Verbände, handelt es sich um Einzelfälle und das ist spätestens für die Besitzer/innen solcher Hunde reichlich makaber.

Daher noch mal zur Erinnerung meine Auseinadersetzungen mit der Vorsitzenden der österreichischen Clubs AHH, Andrea Kührer und dem Sarplaninac Halter Martin Jemelka aus Tschechien auf der einen Seite und mir auf der anderen.

Martin Jemelka und die Drohungen aus Tschechien kann man schnell abtun. Er richtete mir aus, die „Sarplaninac – Leute“ würden mir anraten, die Landesgrenze nicht zu überschreiten, denn niemand könne für meine Gesundheit garantieren. So was bin ich gewohnt und es schockt nicht sonderlich. Lediglich das Niveau irritiert etwas.

Und auch aus Österreich kamen nur leere Drohungen und hohle Versprechungen. So schrieb mir Andrea Kührer

:„ ... Betreffs Ihres letzten Schreibens meine ich dass Sie damit meine Schmerzgrenze bei weitem überschritten haben, und fordere Sie auf, diese, und die anderen mich betreffenden, rufschädigenden und verleumderischen Schreiben umgehend binnen Wochenfrist von Ihrer Seite zu nehmen. Andernfalls wird sich mein Rechtsanwalt aus Deutschland mit dieser Angelegenheit befassen.“

Der Rechtsanwalt hat sich nicht befasst, denn nach meinem Wissen wollte die ach so kluge Vorsitzende des AHHC die Kosten auf den Club abwälzen, bzw. auf die Kasse des Vereines und da haben die Mitglieder nicht mitgespielt. Sie wären auch schön blöd gewesen, denn es ging einzig und alleine um die Zucht dieser „Expertin“.

In einem Artikel habe ich einmal geschrieben, in Bezug auf Hirtenhunde in Tschechien hätte ich noch nie etwas gutes gehört und das gelte nicht nur für die Zucht von Sarplaninac, sondern durchaus auch für andere Hirtenhunderassen.

Gelegentlich räumt man auf und findet interessante Schreiben. Eines davon von Martin Jemelka. Er hatte einmal einen Kaukasen aus einer tschechischen Zucht und dabei hat er sehr schlechte Erfahrungen gemacht, nicht nur mit einer Züchterin, sondern auch mit den zuständigen Funktionären im Club.

Mich hat das nicht gewundert, aber verwundert war ich schon, dass er im Grunde mit dem Einsatz seines Sarplaninac – Rüden auch nichts anderes treibt, nämlich dafür zu sorgen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit ein paar kranke Hirtenhunde mehr in Europa rumlaufen und früher oder später ein lohnender Fall für die Kasse von Tierärzten werden.

Foto: Martin Jemelka

Nachdem sein Kaukase nicht mehr lebte, schickte er mir die folgende Mail am Dienstag, den 13. September 2005:

„ ... es fällt mir nicht leicht mich bei Dir zu melden doch die Umstände die mich dazu bringen sind für mich zu gravierend als eine persönliche Unstimmigkeit zwischen uns.

Es geht um die Kaukasen in Tschechien und um die verantwortungslose Züchterei hier. Wie ich Dir schon mal erzahlt habe ist mein Kaukase an Epilepsie verstorben. Nun ist bekannt geworden, dass die Schwester meines ehem. Kaukasen bei der Geburt ihrer Welpen einen Epilepsie - Anfall hatte und mitsamt den Welpen verstarb. Dies sind nur die Fälle die ich so nebenbei erfahre und da gibt es noch eine ganze Menge mehr.

Deswegen meine Frage an Dich ob Du bereit wärst in Deinem Kaukasen - Blättle einen Bericht darüber zu verfassen und so manchem Gauner hier in die Suppe zu spucken.

Natürlich bin ich bereit, mit meinem Namen dafür einzustehen. Ich würde Dir auch ein paar Bilder von meinem Kaukasen zukommen lassen und natürlich seine Papiere damit man vor dieser Linie speziell warnen kann. Damit wäre dann der frühe Tod meines Hundes vielleicht doch nicht so sinnlos gewesen auch wenn es ihn mir nicht zurück bringt.“

Und dann schilderte er die Geschichte einer Epilepsie, die ich in fast derselben Form schon oft gehört habe und die weder mich noch andere kalt lässt. Immer dieselbe, heißt es dann in der Regel, Züchter streiten die Erblichkeit ab und in ihren Linien gibt es natürlich keine derartige Erkrankung.

Diese Schilderung im Original:

„ ... so, ich werde nun versuchen den Fall meines Cesar Deseret alias Janek nach gut fast 4 Jahren mir nochmals ins Gedächtnis zu rufen. Ihr habt auch meine Erlaubnis mein Zuchtbuch zu verwenden um Blutlinien nachvollziehen zu können.

Dennoch hätte ich eine Bitte falls möglich und nicht zu aufwendig, ob man den verstorben Hunden nicht eine Gedenkseite einrichten  könnte um das ihr Leidensweg nicht vergessen werden sollte und sich vielleicht doch ein Züchter dann an der Nase fast.

Also vor ca. 4 Jahren ich denke es war Januar 2004,  kamen wir gerade samt Kaukase vom Bergwanderurlaub im Schnee zurück, wir waren gerade mal 1Stunde zuhause, da sahen wir wie unser Janek am Boden lag und zu krampfen begann.

Ein epileptischer Anfall, war uns sofort klar. Dieser dauerte ca. 30 Sec. Danach stand er langsam auf und 10min. später kam der nächste. Bis der Tierarzt kam, das dauerte ca. 1 ½ Stunden. bekam er fünf weitere Anfälle und jedes mal dauerte der Anfall länger an.

Trotz Tierarzt und trotz schwerer Medikamente bekam der Hund noch weitere 3 Anfälle an diesem Tag. Was man an einem solchen Tag durchmacht und in der Nacht brauche ich wohl niemanden zu erzählen. Danach begannen Untersuchungen und Tests.

Wochenlanges Bangen wie es denn nun weitergehen wird. Besuche von Uni-Kliniken, Heilpraktikern u.s.w. . Jede Diagnose war aber die gleiche mit 99% Sicherheit erbliche Epilepsie. Aber um 100% Gewissheit zu haben ob es sich um die erbliche Form handelt hätte ich Blut von den  Elterntieren gebraucht was mir aber von den beiden Züchterinnen verweigert wurde.

In Janeks letztem halben Jahr war der Bube permanent auf starken Medikamenten ( welche es waren, weiß ich nicht mehr) und lag total benommen rum und war nur noch ein Schatten seiner selbst.

Zwei Monate nach seinem  ersten uns bekannten Anfall kam der Bube langsam wieder auf die Beine, denn sein Körper gewöhnte sich an die tägliche Dosis Drogen. Aber trotz alledem bekam er alle 2-3Wochen einen Anfall, mal war dieser stärker mal schwächer.

Mein Vater hat aber ca. ein 3/4Jahr vorher schon ab und wann mal komisches Poltern in der Hundehütte gehört, doch dachte er der Bube würde nur mal wieder rumtoben was wir auch ab und an mal beobachtet haben. Also schwer zu sagen wann er seinen ersten Anfall bekommen hat.

Im Mai 2004 dann, der Buben ging er in seinen Weiher um sich reinzusetzen und abzukühlen, doch aus diesem kam er  aber nicht wieder heraus. Im Weiher bekam er einen Anfall und ertrank. Ein glückliches oder tragisches Ende ich weiß es nicht doch ich hoffe für ihn, dass er jetzt an einem bessern Ort ist.

Noch zu dem, was mir von den Tierärzten hierzu gesagt wurde.

Die Form der Epilepsie, die mein Hund hat, ist zu 99% die erbliche Form, alle anderen Ursachen wurden ausgeschlossen.

Die erbliche Form der Epilepsie ist Rezessiv was heißt, dass diese immer eine Generation überspringt.

Die Trägertiere tragen dieses defekte Gen in sich,  müssen aber nicht daran erkranken.

Wenn ein Wurf daran erkrankt dann trifft es ca. 25% der Welpen.

Das zu 90% nur Rüden die Trägertiere sind.

Ich habe auch eine ganze Zeitlang noch Kontakt zu meinem damaligen Klub und zu den beiden Züchterinnen gehalten und mit diesen gesprochen und gefragt ob ich denn nicht eine Blutprobe von den Elterntieren haben könnte, doch die Antwort war sehr ernüchternd, NEIN.

Die beiden Züchterinnen, Frau Cervena, die Besitzerin vom Rüden und Frau Kynclova, die Besitzerin von der Hündin, waren nicht bereit einzusehen, mit ihren Hunden nicht mehr zu züchten.

So deckte der Rüde noch eine ganze Reihe von Hündinnen und Janeks Mutter wurde sogar nochmals mit dem gleichen Rüden verpaart, wo auch Epilepsie auftrat. Also ihr seht, richtige tolle Leutchen. Ja und Frau Cervena ist, so glaube ich heute, der Vorstand vom Kaukasen - Club. Ja und von den damaligen so genannten Freunden redet heute keiner mehr mit mir. Sogar die Leute, die noch anfangs zu mir gehalten haben, wurden gebogen und mussten ihre Meinung ändern.

So Leute mehr fällt mir hierzu wirklich nicht mehr ein, ich hätte seine Leidensgeschichte weiter ausbauen können doch dies braucht ihr, so glaube ich, nicht. Sollte mir noch was einfallen melde ich mich bei euch. Ach ja viel Spaß dabei, einen anständigen Text zu bauen.

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Liebe Grüße Martin“

Den Text wollte ich nicht verändern. Er hätte sich in dieser Form überall abspielen können, er passierte eben in Tschechien und er hat meine Meinung über die Zucht von Hirtenhunden im Lande wieder mal bestätigt. Es könnte aber auch sein, ich habe ein Vorurteil gegenüber den dortigen Züchtern. Das würde ich sofort ändern, wenn mir endlich mal ein richtig guter Züchter vorgestellt würde.

Kein Vorurteil ist aber, diese Geschichte hat Martin Jemelka selbst erlebt und das ist sicher traurig. Und eigentlich lernt man aus solchen etwas. Martin hat gelernt, einen Kaukasen kauft er nicht mehr, wegen Epilepsiegefahr.

Aber einen Sarplaninac, der keine Epilepsie – Gene trägt, dafür aber mit HD – Genen vom feinsten ausgestattet ist, den kann man in der Zucht einsetzen. Denn einen Vorteil gibt es dabei für ihn, er ist nicht für die Welpen zuständig und er bezahlt nicht die Kosten einer Erkrankung und vor allem hat er nichts mit dem Elend zu tun, dass diese Erkrankung für die Hunde und ihre Besitzer bereit hält.

So groß ist der Unterschied also gar nicht!

Hartmut Deckert

P.S.:  Eine Mail bekam ich noch, ohne Kommentar ein Auszug:

„ ... Irgendwie möchte ich mal was klarstellen, ich halte dich nicht für naiv. Sondern für einen verbohrten, teilweise boshaften Menschen, der wenn er mal seine Meinung gebildet hat, von dieser nicht mehr abzubringen ist und teilweise sich in was reinspinnt mit NEID und so. Dies soll jetzt wiederum keine Beleidigung sein und ich möchte auch keinen neuen Streit vom Zaun brechen.

Mir ist sehr wohl klar, daß wir keine Freunde nicht mehr werden doch finde ich Deine Arbeit in der Hirtenhundewelt einfach nur gut. Du leistest hier hervorragende Arbeit auch wenn ich finde, daß Du Dich ab und wann im Ton vergreifst. Doch dies ist alles ganz allein Deine Sache.“

Foto: Martin Jemelka