Ausgabe 02/2011
April - Juni 2011

 

Das Jahr der Züchter

In Europa zählen wir die Jahreszahl, in China bekommen Jahre Namen, das Jahr des Tigers, oder das Jahr des Hasen, um nur zwei zu nennen.

Im Kaukasen – Blättle zählen wir wie anders auch heuer das Jahr 2011, aber auch das Jahr der Züchter und der Züchterinnen.

So in etwa habe ich Ende 2010 einem Freund erzählt, soll unser Blättle im neuen Jahr aussehen, oder einen Schwerpunkt haben.

Das war natürlich nicht durchdacht und passt eigentlich nicht zu mir, denn ich sehe je nach Blickwinkel solche Themen mal enger und mal großzügiger.

Großzügiger wäre bei einem solchen Thema der falsche Ausdruck, denn Züchter/innen kann man nicht großzügig sehen, daher schreibe ich, es nicht zu eng zu sehen, denn Züchter/innen leben nicht im luftleeren Raum, sie haben einen Hintergrund und Unterstützung in jeder Beziehung, positiv, wie negativ.

Und diese Unterstützung sind die Zuchtvereine und in Deutschland der Verband für des deutsche Hundewesen (VdH).

Seit 1994 halte ich Hirtenhunde und seit diesem Jahr habe ich auch mit den Vereinen zu tun. Oft genug habe ich über wenige positiv und über die meisten negativ geschrieben. Als Erinnerung sei nur der ehemalige jugoslawische Hirtenhunde Club genannt.

Oder als zweites Beispiel sei der Slovensky Cuvac Club genannt, damit es ausgewogen ist. Beispiel eins negativ und Gott sein Dank von der Bildfläche verschwunden, Beispiel zwei positiv, seit sich in diesem Verein einiges in der Zusammensetzung verändert hat. Das möchte ich in einem anderen Artikel vorstellen, denn es lohnt.

Im Jahre 2004 ging die Hirtenhundewelt ins Internet und seither hat sich natürlich eine ganze Menge in dieser Welt verändert, nachzulesen in allen Seiten, die zu dieser Hirtenhundewelt gehören.

Eine Veränderung war, dass sich seit Jahren immer mehr Interessenten dieser faszinierenden Rassen nicht einfach einen Hund zulegen, sondern vorher Informationen sammeln. Eine Möglichkeit dazu ist eben auch unsere Seite.

Ohne Eigenlob, einiges haben Erich Hoffmann und ich durch unsere Informationen verhindert und einiges haben wir auf einen guten Weg gebracht. Aber wir haben auch festgestellt, das Niveau in dieser Szene ist gewaltig gesunken. Und damit meine ich in erster Linie das Niveau der Züchter und Züchterinnen. Und für die und über die halten wir 2011 einiges „in petto“.

Wer aber sind Züchter/innen? Laut dem Verständnis und völlig zu recht meinen die Zuchtclubs und der nationale deutsche Verband, Züchter/innen sind nicht nur die Besitzer/innen von Hündinnen, sondern natürlich auch die Halter/innen von zuchtzugelassenen Rüden.

Wie eine Zuchtzulassung aussieht, ist sehr unterschiedlich definiert, dem einen Club genügt – spöttisch ausgedrückt   - dass eine Hündin immer die Hausschuhe ihres Herrn und Gebieters so schön holt und andere Clubs verlangen Gesundheitszeugnisse, Ausstellungen und Körungen, im Volksmund „Wesenstest“ genannt.

Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre besser, denn wie und was gezüchtet wird, hat sich in den letzten Jahren gewaltig verändert. So behaupten z.B. Züchter, alleine durch das Herkunftsland ihrer Zuchthunde sei eine besondere Qualität gesichert. Bestes Beispiel, die ach so gerühmten „Zentralasiaten“ aus Afghanistan. Nur die Realität sieht anders aus und derartige Beispiel gibt es viele.

Immer wieder bekommen wir die sattsam bekannten Mails mit der Bitte um einen guten Ratschlag, wenn es darum geht, welcher Hirtenhund kommt in Frage oder sollte es überhaupt ein Hirtenhund sein. Unterdessen meine Standardantwort, lieber die Finger davon lassen und den Gaul von der anderen Seite aufzäumen. Was letztendlich nichts anderes bedeutet, als erst mal die Züchter anzuschauen und das, was sie so treiben.

Beispiele:

In Deutschland kommen Kaukasen auf die Welt, mit Ahnentafeln, die durch die FCI anerkannt sind, aber in Russland aufwachsen. Unmöglich? Ganz im Gegenteil.

Basara wurde in Georgien geboren

Das geht nämlich so:

Eine Hündin wird gedeckt und bekommt einen Wurf. Geburtsort in Deutschland. z. B. im Keller des Züchters.

Die Ahnetafeln aber kommen aus Russland und so sind auf diesen zu lesen die Namen der Eltern, die Namen der Welpen, ihre Zuchtbuchnummern, sowie die Täto – Nummern und die Farbe des Hundes.

Wer aber hat das kontrolliert? Und wer ist der Züchter, bzw. die Züchterin?

Einfache Antwort, Züchterin ist eine Anna V., wohnhaft in UL. Frunze 23-16, 634029 Tomsk, Russland.

In mindestens einem Fall aber lässt sich aber nachweisen, diese Welpen haben Deutschland nie verlassen.

Und wer bitte ist Anna V.? Auch einfach, die „Ehegattin“ des Züchters und ihr Mädchenname fängt eben mit „V“ an. Die aber war, als der Wurf das Licht der Welt erblickte, ganz sicher nicht in Tomsk.

Egal, meint man bei der Zuchtbuchstelle des russischen Vereines und so unterschreibt eine Frau Svetlana Nazarikhina, Sekretärin des RKF die Ahnentafeln.

Damit bestätigt sie alle Angaben über das Geschlecht der Welpen, Angaben über die Eltern, die sie nie gesehen hat und die Täto – Nummern, die sie nie kontrolliert hat, mit Stempel und Unterschrift.

Was ist das Ganze dann wert? Auch die Antwort ist einfach, GAR NICHTS! Zumal die neuen Besitzer in diesem Export – Pedigree noch nicht mal eingetragen sind. Eigentümerin ist nämlich Anna V.

Manchmal fallen solche „Geschichten“ auf und so informieren Kaukasenhalter den zuständigen Zuchtclub KOC (kaukasischer Owtscharka Club). Verkürzt wiedergegeben, das zuständige Vorstandsmitglied schreibt, in dieser Angelegenheit werde man von Seiten des Clubs nichts unternehme und ein Vertreter des VdH verweist flugs an den zuständigen Club. Und so geht das Spiel eine ganze Zeit weiter und Hunde werden ausgestellt und mit ihnen wird gezüchtet, obwohl nichts, aber auch gar nichts in ihrer Vergangenheit stimmt.

Übrigens, der besagte Züchter war mal Mitglied in diesem Verein, ein Schalk, der Böses dabei denkt.

In Österreich wird ein aus der Tschechei stammender Sarplaninac - Rüde zur Zucht eingesetzt, dessen Ahnentafel schon einer Dokumentation „wie züchte ich HD – Hunde“ gleicht. Der zuständige Club meint, das sei in Ordnung, der kynologische Verband bestätigt diese Auffassung und die FCI erklärt sich für nicht zuständig. Auch im deutschen VdH hält man sich vornehm zurück, denn das sei Sache der Österreicher.

Statt dessen droht mir die Züchterin mit ihrem Anwalt und auf den warte ich bis heute und aus der Tschechei lässt man mir mitteilen, es sei für meine Gesundheit förderlicher, wenn ich die tschechische Grenze nicht überschreite.

Beispiel dieser Art ließen sich fast unendlich aufzählen und natürlich werde ich das auch tun. Schließlich dauert das Jahr 2011 noch ein ganzes Weilchen.

Was aber will dieser Artikel der Leserschaft sagen?

Das Gebaren dieser zum Teil sehr „ehrenwerten Gesellschaft“ will ich nicht mehr mit ansehen oder gar indirekt dulden. Daher kommt von unserer Seite das Angebot, ab diesem Jahr noch viel mehr und viel deutlicher zu beraten, wo und wie man einen Hirtenhund bekommt, mit dem es „sich gut leben lässt“.

Eine ganze Menge als Grundlage für eine neutrale und objektive Beratung haben wir. Aber wir brauchen mehr und hier wäre unsere Leserschaft gefragt. Wir bitten nämlich um Informationen. Und wie immer sage ich zu, auf Wunsch behandeln wir diese vertraulich. Nur eines müssen sie sein, wasserdicht und nicht aus der Märchensammlung von Tausend und einer Nacht. Solche Geschichten bekommen wir nämlich genügend, von den in diesem Artikel beschriebenen „Züchtern“.

Es kann nicht sein, dass eine jahrhundertealte Kultur von gierigen und verantwortungslosen Menschen kaputt gemacht wird und die Umwelt schaut zu.

Trauen Sie alle sich. Alleine wegen der einmaligen Hirtenhunde lohnt es sich und wir bekommen so eine Dokumentation, die sicher einer ganzen Reihe anderer Menschen helfen kann..

Und damit auch zu sehen ist, was wenigstens ich unter der Einmaligkeit von Hirtenhunden verstehe, zeigen wir Bilder des Kaukasen – Rüden Basara aus Georgien. Sozusagen Kontrast zwischen Traum und der bitteren Wirklichkeit in Deutschland.

Eines ist noch wichtig: Natürlich gibt es auch die Züchter ohne Anführungszeichen, die tolle Hunde züchten und die damit nicht die große Kohle verdienen und über die schreibe ich auch im Jahr 2011, dem Jahr der Züchter.

Hartmut Deckert