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Kraski Ovcar,

der "Krasevec" aus Slowenien

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Vor dem Vorwort ein paar "Episoden aus dem Leben der yugoslawischen Hirtenhunde"

Wenn es um das "tatsächliche Leben" der Hirtenhunde Yugoslawiens geht - wer könnte eine "schönere" Beschreibung "abliefern", als die ehemalige Vorsitzende des JHK (Jugoslawischer Hirtenhunde-Klub), Ilona Hambitzer.

So schreibt sie über diese Hirtenhunde in Auszügen:

"In grauer Vorzeit gab es nur die Hirtenhunde, deren Aufgabe es war, die Herden vor Dieben und Beutegreifern zu schützen. Diese Hunde, die über Jahrhunderte gezüchtet wurden, mussten einen angriffslustigen Charakter haben. Noch heute gehört diese Eigenschaft zu den Grundzügen dieser Tiere.

Die Hirten kümmerten sich nie um ihre Hunde. In den kalten Wintermonaten ließen sie sogar oftmals ihre Herden nur in deren Obhut. Für ihre Nahrung mussten sie selber sorgen, wobei sie sich niemals an der Herde vergreifen durften.

Während Hütehunde sich notfalls mit den Zähnen Respekt bei dem zu schützenden Tier verschaffen mussten, mussten Hirtenhunde voller Liebe und Aufopferung ihre Schützlinge behandeln.

Anders als beim Hütehund, dessen Aufgabe das umkreisen und einholen der Tiere war, lebte der Hirtenhund mitten unter ihnen und betrachtete sich als Teil dieser Herde. Seine Herde durfte er auch im Gegensatz zu den Hütehunden, die in den Wintermonaten mit ihren Hirten in die Stallungen zogen, nie verlassen. Er lebte 365 Tage 24 Stunden am Tag mit ihnen.

Das innere Band zur Herde war Voraussetzung, damit diese Beziehung und intensive Verschmelzung mit seiner Herde funktionierte. Allerdings war diese Verschmelzung manchmal derart intensiv, dass die Hündinnen oft kein Interesse am anderen Geschlecht und somit an der Nachzucht zeigten. Bekamen sie aber einmal Junge, waren sie hingebungsvolle Mütter.

Überleben konnten allerdings nur die Stärksten und zwar die, die den Kampf mit Natur und Beutegreifern überlebten. Abgesehen davon, dass alle Tiere unter den Entbehrungen bei minus 25 Grad zu leiden hatten, hieß es obendrein für jedes Tier "fressen oder gefressen" werden. Manch kleiner Hund überlebte diese harten Bedingungen nicht, aber die, die diesen Kampf mit der Natur und deren Mächten überstanden, waren gesunde, robuste, kluge, starke und intelligente Hunde.

Veränderte Lebensbedingungen

Durch die zunehmende Zivilisation und die wirtschaftliche Entwicklung der Länder, als die Grenzen zwischen Dörfern und Städten immer mehr ineinander übergingen, zogen die Dorfbewohner in die Städte auf der Suche nach Arbeit. Ihre Hunde nahmen sie dabei mit und so wechselten die Hirtenhunde ihren Lebensraum und ihre Lebensbedingungen. An Stelle des gesunden Bergklimas trat die dreckige Stadtluft, an Stelle der Ruhe und der Freiheit lebten die Hunde nun in der geräuschvollen Akustik der Großstädte, oft angebunden und eingesperrt.

Für die Menschen brachten die Hunde einen guten Zusatzverdienst, denn die Städter mochten diese Rassen und die Nachfrage wurde relativ groß. Da die Dorfbewohner nun als neue Städter nicht so schnell für Nachwuchs sorgen konnten, entstanden die Zwinger in den Städten, in denen man die planmäßige Zucht dieser Hunde betrieb.

Während die erste Generation, die in den Städten geboren wurde, noch ihre Widerstandskraft verlor und krankheitsanfällig war, wurde die zweite Generation zwar schon anpassungsfähiger, man konnte sie auch mittlerweile problemloser halten, aber die Stadtwohnung eignete sich nicht für sie. Sie wurden traurig, melancholisch und still.

Der ursprünglichen Aufgabe beraubt, versuchte man dem Sarplaninac deshalb eine neue Aufgabe zuzuweisen. Man versuchte ihn als Amtshund bei der Polizei oder Armee einzusetzen. Es gab aber sehr viele Probleme mit den Hunden, so dass man glaubte sie seien dickköpfig und dumm. Man übersah einfach, dass die Probleme im Wechsel seiner Befehlsgeber lag, denn die Hunde waren nur an einen Herrn gebunden.

So veränderten sich mit den Lebensbedingungen auch die Eigenschaften bzw. Aufgaben der Hunde. Noch heute sind Hirtenhunde gute Wächter, die abweisend gegen Fremde sind und ihre Aufgabe mit Hingabe erfüllen wollen. Um ihnen aber hier in unseren Breitengraden ein erfülltes Leben bieten zu können, sollten bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Ein Haus mit Garten ist sicherlich eine gute Möglichkeit den Hirtenhunden einen minimalen Teil ihrer ursprünglichen Freiheit zu ermöglichen. Ebenso ist der enge Kontakt zu seinem Menschen von bedeutender Wichtigkeit, ersetzen sie doch die Gemeinsamkeit innerhalb eines gewachsenen Rudels."

Soweit ein Vorwort, über das man lachen oder weinen kann. Lachen, weil Hirtenhunde so gewiss nicht sind und weinen, weil mal wieder eine ganze Menge von Unwahrheiten angeführt werden, die zum Schaden der Hunde ausgelegt werden. Darauf werde ich natürlich eingehen, wenn es um die Beschreibung des Charakters geht.

Über den Rest ihrer Aussagen will ich mir einen Kommentar verkneifen, vielleicht merkt ja der Eine oder die Andere, welcher "Blödsinn" hier "verzapft" wurde vom rührseligen und aufopferungsvollen Hirtenhund, der in den Städten verkümmerte und jetzt in Bonn in einem Haus mit Garten lebt. Wie das abläuft, sah ich mal in einem Video. Also, ich möchte mit denen nicht tauschen.

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Mein Vorwort

Bisher hatte ich mich mit dem Kraski nicht sehr intensiv beschäftigt. Er war der kleine Vetter des Sarplaninac, sehr selten anzutreffen und daher in Deutschland eher unbedeutend.

Nicht schlecht gestaunt habe ich, als der slowenische Club mir Unterlagen schickte über die Rasse. Darin enthalten einen Abriss über den Club und die Geschichte dieser Hunde. So wird nun auch der "Krasevec" in unserer Hirtenhundewelt beschrieben. Denn in seiner Heimat Slowenien gibt es engagierte Züchter und eine relativ große Zuchtbasis. Und erfreulich ist, dass es einen "putzmunteren" Club gibt, der sich um den Erhalt und die Verbesserung der Rasse bemüht. Daher soll dieser Club natürlich auch vorgestellt werden.

Eine der typischen Karsthöhlen
Foto: www.slovenia-tourism.si

Der Name

"Als Kraski Ovcar wurde die Rasse endgültig und offiziell anerkannt und erhielt seinen ursprünglichen Standard am 11.03.1989",

schreibt der ehemalige Vorsitzende des Jugoslawischen Hirtenhunde-Klubs, Dr. Ludwig Matlas.

Dieser Name gibt kein großes Rätselraten auf, denn er besagt nichts anderes, als dass diese Rasse aus dem Karst-Gebirge in Slovenien stammt und ein "Hund des Schäfers" ist, also ein Hirtenhund.

Vor dieser Namensgebung hießen diese Hunde "Illyrischer Schäferhund". Auch zu dieser Namensgebung fand ich bei Dr. Matlas einen Hinweis, er schreibt:

"Unsere Kynologen hatten den Hund zuerst Karstschäferhund genannt, weil man die ersten Exemplare dieses wunderschönen Hundes gerade in Karstgebieten (St. Peter auf Kras) gefunden hat, während in der deutschen Kynologie Strebel diesen Hund "Illyrischer Schäferhund" genannt hat. Am 2. Juni 1939 wurde er unter diesem Namen international registriert."

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1903 bezeichnet der Wiener Charles Kammerer in seiner Beschreibung des Kraski ihn noch als "Istrianer". Dass er völlig korrekt damit den Kraski meint, erkennt man an seiner Beschreibung. Daraus einen Auszug:

" ...das sind Hunde mit sehr starken Knochen, in der Größe eines mittelgroßen Wolfes, etwa 60 cm groß und 38 kg schwer. Er ist vom deutschen Schäferhund mächtig stärker, im Körper aber ähnlich. Sein Schädel ist keilförmig, Hinterhauptbein stark entwickelt, der Fang ist weniger spitz als der beim Wolf; Ohren sind hängend, nur beim Horchen etwas aufgehoben. Der Rücken ist lang und gerade. Die Beine mit starken Knochen sind sehr muskulös, die Krallen stark. Wolfskrallen sind obligatorisch.

Er hat ein sehr gutes Wesen. Dem eigenen Herrn ist er grenzenlos ergeben, an den ersten Menschen, der ihn pflegte, erinnert er sich sogar nach mehreren Jahren. Er ist ernsthaft, jedoch gutmütig, kein Raufer und scheint manchmal scheu zu sein. Fremden Hunden oder Menschen geht er aus dem Weg, jedoch wehe, wenn der fremde Hund oder Mensch ihn angreift. In solchem Fall kennt er kein Pardon. Der Besitzer selbst kann ihn misshandeln, wie er will, der Hund gibt keinen Mucker von sich, aber desgleichen vergisst er nie und verzeiht er auch nicht. Genauso wie der Spitz lustig, ausgelassen und eindringlich ist, ist der Istrianer ernsthaft, schwermütig und schwer zugänglich. Wer sich aber sein Vertrauen gewinnen kann, dem ist er bis zum Grabe treu. "

Und in einer anderen Quelle ist zu lesen:

"Sein Standard wurde 1948 anlässlich der FO-Konferenz in Bled (Jugoslawien) vervollständigt und dabei auch der Schargebirgshund als eine Variante des Illyrischen Schäferhundes anerkannt."

Also wurde schon lange vor den Konflikten im ehemaligen Yugoslawien der Name aus politischen Gründen verändert. Dieser "Istrianer" hat sich übrigens nie durchgesetzt.

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Abstammung

In der Beschreibung des Sarplaninac schrieb ich, der Erfinder des Namens "Illyrischer Schäferhund" sei ein schlauer Fuchs gewesen, denn dieser Name war im "Vielvölkerstaat" Yugoslawien ein gangbarer Kompromiss. Durch ihn brauchte man sich auch keine großen Gedanken über die Abstammung des Kraski machen und genauso wenig natürlich auch hier Konflikte austragen. Noch heute ist immer wieder über die Abstammung zu finden, dass man entweder nichts genaues weiß, oder man verweist auf die alten Yllirier.

So schreibt Dr. Ludwig Matlas:

"Über die Herkunft kann man nur Vermutungen anstellen. Genaue Nachweise, woher die heutigen Hirtenhunde und doggenartigen Hunde stammen, kann man nicht führen. Eine der meist zitierten Thesen ist, alle Hunderassen der oben genannten Arten stammen ursprünglich vom schwarzen Tibet Mastiff ab, der durch die Völkerwanderung in den Nahen Osten und nach Europa gebracht wurde. Andere, jedoch sehr unwahrscheinliche Theorien behaupten, Hirtenhunde und Doggenartige stammen von bodenständigen Hunden durch Paarung mit großen Wölfen oder sogar direkt von den Wölfen selbst ab.

Um die Zeit der Völkerwanderungen jedoch konnte keine Rede von einer Hunderasse sein. Auch ist bei den erwähnten Hunden die Farbe Schwarz kaum vertreten. Die meisten Hirtenhunde sind weiß, gelb, grau oder mehrfarbig."

In der Zwischenzeit ist die Abstammung der Hirtenhunde vom tibetanischen Do-khyi widerlegt. Aber auch die Vermutung, der Kraski stamme von den alten so genannten Molossern ab, fand ich bei Dr. Matlas. Auch hier bin ich einer anderen Meinung. Interessant ist dann aber die übernommene Meinung, die er so beschreibt:

"Einige Forscher sind auch der Meinung, dass der Haushund, Canis familiaris, von einer kleineren Unterart des Wolfes aus dem Nahmen Osten abstammt. Die ersten Haushunde waren danach wilde Populationen, ohne menschlichen Einfluss auf Zucht und Vererbung."

Daraus schließt er, dass Hirtenhunde nicht direkt vom Wolf abstammen, sondern es eine Zwischenstufe gab. Also eine Abstammung von den bereits bei Menschen lebenden Hunden wahrscheinlich ist. Er schreibt:

"Heute weiß man, dass Wolfsmischlinge sehr scheu sind. Da die Hirtenhunde - wie die meisten Doggenartigen -sehr mutig sind, ist auch letztgenannte Theorie ins Reich der Fabeln zu verweisen. Nach alten Abbildungen und Schriften kann man doch einiges rekonstruieren. So fand man ein babylonisches Relief aus dem Jahr 2200 v. Chr., das einen Krieger in Begleitung eines Mastiffs zeigt. Der Mensch hat also bereits zu dieser Zeit gezielt Hunde nach Größe und Wesensart selektiert und gezüchtet. Es handelte sich um große, mächtige Hunde, die ausschließlich als Wach-, Schutz- und Kriegshunde gehalten wurden. Diese Hunde waren damals weit verbreitet; es gab sie in mehreren Arten, die sich jedoch alle mehr oder weniger ähnlich waren. Auch Alexander der Große (356 - 323 v. Chr.) berichtet von solchen Hunden, die ihm auf seinen Kriegszügen bis nach Indien begegneten."

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Wie schon in anderen Rasseportraits und der "Geschichte der Hirtenhunde" beschrieben, an die Abstammung von den Molossern glaube ich nicht. Und uralte Reliefs haben mit Hirtenhunden ganz sicher nichts zu tun. Zwar gab es sicher schon zu den angegebenen Zeiten Hirtenhunde, aber niemand wäre auf die Idee gekommen, sie auf Reliefs, oder Münzen abzubilden.

Die Abstammung der Hirtenhunde, bzw. ihre "Nichtabstammung" von den Molossern bestätigt Erich Ziemen, er schreibt:

"Mastiffs angebliche Abstammung von tibetanischen Hunden, von dingoähnlichen Vorfahren, von Einkreuzungen von Wölfen oder gar direkt von großen nordischen Wölfen aus Skandinavien, um hier nur einige Hypothesen aufzuführen, ist ebenso haltlos wie die vielen Vorstellungen über heutige Rassen, die von ihnen direkt abstammen sollen: Der Bernhardiner natürlich, wie auch die großen Schutzhunde und Schäferhundschläge aus den Gebirgsregionen Europas und Asiens, der Molosser, der Boxer und viele mehr. Alle diese Hunde sind zwar groß und kräftig, doch die sehr weite und frühe Verbreitung des Mastiffs mit vielen regionalen Sonderformen spricht eher dafür, dass dieser Typus mehrfach und unabhängig in verschiedenen Gebieten der Welt entstanden ist. Auf der großen Palette der verschiedenen Grundtypen der ersten Hunde, die sich vorerst ohne direkte Einflussnahme des Menschen entwickelten, waren fast immer auch einige besonders kräftige und große Hunde vertreten. Und von diesem heterogenen Ausgangsmaterial sind dann später durch gezielte Zucht immer wieder regionale Sonderformen entstanden. Der Mastiff war lediglich die erste gezielt auf Größe und Kampfbereitschaft gezüchtete Rasse dieser sonst sehr vielfältigen Gruppe von Hunden."

Mit dieser Feststellung lässt sich wesentlich mehr anfangen, als mit der "Molosser-Theorie.

Daher meine ich, dass die folgenden Sätze von Dr. Matlas eben nicht ganz richtig sind, wenn er meint:

"Somit können wir annehmen, dass der Illyrische Schäferhund von bodenständigen Hunden aus Epirus (westlich vom heutigen Mazedonien) abstammt. In diesem Gebiet war damals eine bestimmte Art von Mastiffs stark vertreten. Die Illyrer fielen von Norden her über den ganzen Balkan, Griechenland und fast bis Kleinasien (heutige Türkei) ein und besiedelten auch Epirus. Da die Illyrer schon damals für gute Viehzucht bekannt waren, kamen ihnen natürlich die Mastiffs sehr entgegen. Der Volksstamm der Illyrer, der Epirus besiedelte, wurde "Molosser" genannt, ihre bald berühmten Hunde bekamen den gleichen Namen."

Allerdings möchte ich ihm nur darin widersprechen, dass eben die Hirtenhunde dieser Region von Molossern oder Mastiffs abstammen, der Rest seiner Beschreibung stimmt natürlich.

Auch der griechische Philosoph Aristoteles (384 - 322 v. Chr. ) beschreibt die Hirtenhunde des Balkan und auch leider falsch:

"Im Land der Molosser steht eine Art der Hunde, der Größe und dem Mut nach sind sie den Hunden anderer Länder weit überlegen. Sie dienen dem Schutz vor Raubtieren."

Falsch deswegen, weil auch er mit den Molossern eine falsche Fährte" legt.

Das der Kraski aber doch von den Hunden der Sar-Planina abstammt, wird dann von Dr. Matlas wenigstens indirekt bestätigt. Er schreibt:

"Die Skipetaren, direkte Nachkommen der illyrischen Volksgruppe der Molosser, besiedelten fast alle Gebirgsmassive nördlich von Epirus, also das Pindosgebirge und die Sarplanina, wo ihre Nachfahren noch heute als Minderheit leben. Sie prägten den Illyrischen Schäferhund bis heute. Dieser Hund hat sich von der Sarplanina über den ganzen Sandjak, die Suva planina und die Stara planina östlich und nordwestlich über das Kopaonik- und das Dinara-Gebirge bis zum Karstgebirge, der Kras in Slowenien verbreitet."

Erinnern wir uns, Dr. Matlas schrieb:

"Auch ist bei den erwähnten Hunden die Farbe Schwarz kaum vertreten. Die meisten Hirtenhunde sind weiß, gelb, grau oder mehrfarbig."

Das stimmt natürlich für die Hunde aus dem nördlichen Griechenland oder aus Mazedonien. Zwar findet man auch in der Sar-Planina heute noch helle oder fast weiße Hunde, aber die häufigste Färbung des Sarplaninac ist grau in verschiedenen Stärken. Also ist der Kraski ein Nachkomme der grauen Hunde der Sar-Planina, denn in seinem Standard ist "eisengrau" vorgeschrieben.

Foto: www.slovenia-tourism.si

Geschichte

Obwohl im Kapitel "Abstammung" angeklungen ist, dass auch der Kraski eine sehr alte "Rasse" darstellt und obwohl man auch bei ihm von einer Rasse in der Vergangenheit nicht sprechen kann, ist seine Geschichte eine sehr junge. Das ist so gemeint, dass man eben bedenken muss, das es eine Rassezucht in den letzten Jahrhunderten nicht gab. Entscheidend für die Menschen, die mit Hunden arbeiteten, war ihre Leistungsfähigkeit, nie aber die Optik. So gibt es diese Rasse eben erst seit dem Anfang des letzten Jahrhunderts.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Rassen Sarplaninac und Kraski ist die im Standard festgelegte Größe. Letzterer ist um einige Zentimeter kleiner und auch dafür gibt es eine Begründung, die in der Geschichte der Hunde liegt. Dr. Ludwig Matlas schreibt:

"Im alten Jugoslawien hatten die Skipetaren große Schafherden von nicht selten drei- bis fünftausend Tieren. Bei jeder Herde waren als Wächter drei bis fünf dieser Hirtenhunde beschäftigt. Sie bewachten die Schafe in den großen Gebirgsöden vor Wölfen und nicht selten auch vor Bären.

Nach Nordwesten hin wurden die Bauern immer ärmer und die Herden immer kleiner. Mit ihnen hat sich auch der eingesetzte Hirtenhund verändert - frei nach dem Motto: Großer Bauer, großer Hund, kleiner Bauer, kleiner Hund. Auch gab es in Slowenien nicht so viele Wölfe und Bären wie im Süden Jugoslawiens, so dass die verwendeten Hunde nicht so riesengroß sein mussten.

Die ursprünglichen Hirtenhunde im Karst, Brkini, Snezik und bis ins Gebirge um Kocevje waren somit kleiner und hatten auch ein etwas anderes Aufgabengebiet als die Artgenossen im Süden. Die Karstschäferhunde haben die Schafe nicht nur bewacht, sondern halfen auch beim Hüten, ihre Arbeit war also vielseitiger."

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Daher kann man eben schreiben, das sich diese Rasse aus den Bedürfnissen gebildet hat. Wären die "Umwelteinflüsse" andere gewesen, oder die gleichen geblieben, wie im Süden des Landes, gäbe es den Kraski nicht. Denn alle Hirten, Schäfer, Nomaden oder Bauern dieser Welt, die auf Hirtenhunde angewiesen sind, oder waren, haben immer auch einen Hund gehalten, den sie ernähren konnten, bzw. der kein überflüssiger Fresser war. Das heißt dann eben, für jeden Bedarf gab es den in der richtigen Größe und dem richtigen Gewicht stehenden Hund.

Einige Quellen über den Kraski gibt es natürlich auch, die seine Abstammung oder Geschichte belegen. Nur wird darin nicht der Rassenamen verwendet. Trotzdem wissen wir heute, welche Hunde gemeint sind. Allerdings muss man einschränken, dass bei den beiden yugoslawischen Rassen Kraski Ovcar und Sarplaninac eine Trennung damals nicht stattgefunden hat und sich die Hunde erst im Verlauf vieler Jahre auf ihr heutiges Aussehen verändert haben.

Der Historiker Jkanez Vajkart Baron Valvasor (1641 - 1693) schrieb in seiner Veröffentlichung von 1689:

"Die Ehre des Herzogtums Krain: Unter den Hunden hat Krain auch nicht die schlechtesten, zumal am Karst und an der Poigck (Ruß Pivka), da man große und starke Hunde hat, die dem Wolf seinen Pelz wacker schütteln, deswegen die Hirten solche Hunde allzeit bei sich haben. "

Charles Kammerer aus Wien beschreibt 1903 den "Istiraner" sehr genau. Aber Dr. Matlas meint dazu, Kammerer wurde zwar oft zitiert, aber keiner beschreibt den Hund näher und daher sei zu vermuten, dass ihn anscheinend niemand wirklich gut kannte.

1924 wurde der erste Kraski zur Eintragung in ein Zuchtbuch vorgeführt. Es handelte sich um einen Rüden namens Levi. Ivan Lovrencic beurteilt ihn wie folgt:

"Karstschäferhund Levi, im Besitz von H. Skulj, ist 63 cm groß, drei Jahre alt, ein starker Hund mit starker und tiefer Brust, eisengrau mit schwarzen Streifen an den Beinen, sehr gut im Haar mit etwas aufgerundeter Rute. Er ist ein typischer Vertreter seiner Rasse. Nur die kupierten Ohren entstellen ihn etwas. Er macht einen guten allgemeinen Eindruck und kann in das Zuchtbuch aufgenommen werden."

Über die Eintragungen in das Zuchtbuch schreibt Dr. Matlas:

"In den ersten 65 Jahren von 1924 bis 1989 wurden in Slowenien 298 Würfe mit insgesamt 1.417 Welpen registriert (Zidar). Jedoch war die Rasse starken Schwankungen ausgesetzt. So gab es zum Beispiel im Jahr 1956, also nach dem zweiten Weltkrieg, nur 44 Welpen."

Erst einige Jahre nach seiner Vorstellung als eigenständige Rasse erfolgte die offizielle Anerkennung. Auch dazu fand ich bei Dr. Matlas folgenden Hinweis:

"Wie schon erwähnt, wurde der Illyrische Schäferhund erst am 2.6.1939 offiziell anerkannt. Sein Standard wurde 1948 anlässlich der FO-Konferenz in Bled (Jugoslawien) vervollständigt und dabei auch der Schargebirgshund als eine Variante des Illyrischen Schäferhundes anerkannt. Der Name "Illyrischer Schäferhund" stammt übrigens von Dr .Lovrencic, da der Hund als "Karst-" oder "Istrianer Schäferhund" möglicherweise von der italienischen Vormacht als italienische Rasse vereinnahmt worden wäre."

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Das die Rivalitäten im ehemaligen Yugoslawien nicht nur um "Vielvölkerei" und Politik ging, kann man daran erkennen, dass auch um die Hirtenhunde heftig gerungen wurde. So waren zwar die Slowenen mit "ihrem" Illyrier zufrieden, aber im Süden des Landes regte sich Widerstand. Der war allerdings berechtigt, denn die Hunde der Sar-Planina waren eben andere Hunde. Es dauerte zwar noch einige Jahre, aber 1954 war es soweit, man trennte die beiden Hirtenhunde. Dr. Matlas schreibt:

"1954 hat der kynologische Dachverband Jugoslawiens (JKZ) den Illyrischen Schäferhund in Sarplaninac umbenannt und von der FCI 1957 anerkennen lassen. Dies geschah aus reiner Republiken-Rivalität. Die Slowenen protestierten lautstark und beharrten auf der eigenständigen Rasse. So gab es im Jahre 1967 in Zagreb eine Kommission des JKZ, die den Kraski Ovcar nach etlichen Körungen in Maribor, Slovenska Bistrica und Ljubljana standardisierte. Als Kraski Ovcar wurde die Rasse endgültig offiziell anerkannt und erhielt den ursprünglichen Standard am 11.03.1989. Der Sarplaninac bekam einen neuen Standard."

In Deutschland tauchten die ersten Hunde im Jahre 1978 auf, bzw., es wurde ab diesem Jahr auch mit ihnen in Deutschland gezüchtet. Dr. Matlas schreibt:

"1978 kommen mit Igor Sentjurc die ersten Krasevec nach Deutschland und mit seinem Zwinger "von der Grubmühle" beginnt auch hier die Zucht, die sich in einem sehr kleinen Liebhaberkreis bis heute fortsetzt.

Bis heute ist der Kraski Ovcar eine der seltensten Hunderassen in Deutschland. Gezüchtet wird der Kraski Ovcar in Deutschland zwar auch bereits seit 1978, doch sind seither erst wenige Würfe gefallen. Auch in Österreich ist die Rasse noch so gut wie unbekannt, ebenso in der Schweiz. In Italien gibt es einige Rassevertreter, in den Niederlanden gibt es zwei Züchter."

Zur Geschichte des Kraski gehört dann allerdings als Abschluss auch noch der Hinweis des slowenischen Clubs, dort schreibt man nämlich:

"Haben Sie gewusst, dass der Karstschäferhund schon in Filmen mitgespielt hat? Er hat in dem Kurzfilm Pogine naj pes (VIBA Film), in dem Abendfilm Dediscina (VIBA Film) und in der TV-Serie Jelenko (RTV Zagreb) mitgespielt.

Noch etwas interessantes: im Jahr 1992 gab die Post Sloweniens eine Postmarke mit dem Bild eines Karstschäferhundes aus."

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Hirtenhund - "Herdenschutzhund"

Auch der Kraski ist ein gutes Beispiel dafür, dass die "neudeutsche" Bezeichnung "Herdenschutzhund" eben falsch ist. Zum besseren Verständnis möchte ich daher noch mal einen Satz von Dr. Matlas zitieren:

" ... Die ursprünglichen Hirtenhunde im Karst, Brkini, Snezik und bis ins Gebirge um Kocevje waren somit kleiner und hatten auch ein etwas anderes Aufgabengebiet als die Artgenossen im Süden. Die Karstschäferhunde haben die Schafe nicht nur bewacht, sondern halfen auch beim Hüten, ihre Arbeit war also vielseitiger."

Ähnlich den Hunden aus der Tatra und Ungarn hatte eben auch der Kraski aus der Not heraus geboren andere Aufgaben, nämlich, die Herden zu hüten und zu schützen. Diese zusätzliche Aufgabe haben alle möglichen Hirtenhunderassen ausgefüllt, einmal stärker, ein andermal eben weniger. Darum ist es falsch, von reinen "Herdenschutzhunden" zu sprechen.

Etwas anderes kommt hinzu, nämlich die Tatsache, dass eben auch der Kraski sehr bald nicht mehr ausschließlich in seinem angestammten "Beruf" arbeitete, sondern auch als Wach- und Hofhund eingesetzt wurde. Und Militär und Polizei erkannten wie beim Sarplaninac auch, die Fähigkeiten dieser Hirtenhunde.

So arbeiten heute nur noch sehr wenige Rassevertreter an den Herden, die meisten von ihnen aber wie schon beschrieben als Wachhunde. Es schreibt der slowenische Club:

"Momentan sind lediglich etwa 20 Hunde wieder in ihrer ursprünglichen Funktion, als Hirtenhunde in Slowenien tätig."

Der slowenische Club

Irgendwann Anfang 2005 bekam ich eine Mail, Absender ein Mitglied des Vereines des Kraski Ovcar aus Slowenien. Darin fragte man bei uns an, warum wir eigentlich nicht den Kraski in unserer Hirtenhundewelt hätten, sei er doch auch ein Hirtenhund und ein ziemlich alter dazu.

So erfuhr ich, dass es in Slowenien einen recht regen Club gibt, der diese Rasse betreut und erhält. Die Internetseite des Vereines finde ich sehr interessant, zumal sie eine deutsche Version hat. Daher möchte ich auch diesen Club mal vorstellen, wenigstens in Auszügen.

"Willkommen auf den Internetseiten von DVLKOS!",

lautet die Begrüßung und dann fand ich den folgenden Satz:

"Slowenen sind stolz auf die Idrija Spitzen, die Bloke Schier, das Lipizzaner Pferd, Kynologen aber prahlen mit der slowenischen autochtonen Hunderasse - dem Karst Schäferhund.

Insbesondere sind wir, in dem Verein von Züchtern und Liebhabern des Karstschäferhundes - DVLKOS, mit dem Sitz in Maribor (Marburg), stolz, dass wir als Schützer der Hunderasse ab jetzt auch im Internet vertreten sind."

Zum Karst gehören auch die Lipizzaner Pferde
Foto: www.slovenia-tourism.si

Lernen konnte ich von den DVLKOS-Leuten, dass es auch anders geht. Sie halten nämlich nicht unberechenbare und gefährliche "Herdenschutzhunde", sondern Hirtenhunde, die sie ganz anders präsentieren. Denn sie schreiben:

"... ich bin ein kräftiger, mittelgroßer, harmonisch gebauter und muskulöser Hirtenhund. Mein Kopf ist mein ausgeprägtestes Schmuckstück. Edel ist er wegen meiner Augen in Form von Mandeln und pigmentierten Augenlider. Ich habe einen freundlichen Gesichtsausdruck und schaue offen, fast wehmütig mit meinen kleinen Augen. Mit meinen langen, reichen eisen-grauen Haaren prahle ich schon vom Weitem."

Laut dem Club gab es im Jahre 2001 ca. 2.300 Karstschäferhunde und somit kann man diese Rasse als sehr gesichert ansehen. Besitzer dieser Hunde leben in Italien, Deutschland, Österreich, Holland, Kroatien, Belgien, in der Schweiz und natürlich auch in Slowenien selbst.

Auch über geeignete Halter macht sich der Club Gedanken und so lese ich dort:

"Wir leben bei Menschen, die gerne in die Natur gehen, die einen echten Hund und einen Wächter brauchen, vor allem aber haben unsere Herrchen genug Zeit und Liebe, um sich uns zu widmen, um für uns zu sorgen und uns entsprechend zu erziehen."

Eines aber müssen die Besitzer nicht mitbringen, nämlich die "berühmte Herdenschutzhunde-Erfahrung" und das finde ich natürlich gut und richtig.

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Der Verein hat auch schon einige Jahre auf dem Buckel, denn auf deren Internetseite fand ich die folgende Erklärung:

"Der Verein DVLKOS wurde am 14. September 1991 gegründet. Er entstand mit harter Arbeit von Liebhabern des Karstschäferhundes, die ihre Freizeit und ihr Wissen in die Förderung und Entwicklung der Hunderasse zu Hause und im Ausland widmen. Weil Slowenen und besonders Ausländer die Hunderasse nicht gut genug kennen, wollen wir sie über zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen den Menschen näher bringen.

Ein großes Ereignis und eine wertvolle Erwerbung für die Entwicklung des Karstschäferhundes war im Jahr 2000 die feierliche Eröffnung des Übungsgeländes und des Montagebaues in Maribor, in welchem die schönen Vereinsräume sind.

Mit dieser Erwerbung haben sich die langjährigen Wünsche der Liebhaber für einen Platz aus dem der Karstschäferhund nicht mehr vertrieben werden kann, erfüllt. Den Sponsoren und allen die bei dem Bau geholfen haben danken wir!

Vereinsheim
Foto:
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Hier haben wir im Jahr 2001 auch unseres 10-jähriges Bestehen, mit einer Karst Schäferhund Ausstellung, gefeiert. Nebenbei haben wir in ganz Slowenien viele Veranstaltungen organisiert.

Für die Werbung haben wir viel Informationsmaterial. So verteilen wir Broschüren, Bücher und Videokassetten, aber es stehen auch Sticker, Kappen, T-Shirts und noch viele andere Artikel zur Verfügung. Alles können Sie sich unter Informationsmaterial ansehen.

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Im Verein organisieren wir reguläre Treffen unserer Mitglieder und helfen mit Ratschlägen und Hinweisen den Besitzern und Züchtern. Wir geben auch den Karstschäferhund Informator heraus. Der Verein zählt umgerechnet 300 Mitglieder, von denen 50 auch Züchter sind"

Wenn der Verein unter seinem Vorsitzenden Alojz Cilensek diese ganzen Informationen auch noch in Deutsch anbietet, wäre das toll für die Liebhaber der Rasse in Deutschland.

Gestaunt habe ich auch über die Öffnungszeiten des Vereines, die sind von April bis September: von 18.00 bis 20.00 Uhr und von Oktober bis Ende März: von 17.00 bis 19.00 Uhr jeden Tag von Montag bis Freitag im Vereinsheim.

Neben Büchern, Broschüren und Zeitungen bietet der Verein auch Videofilme über den Kraski an. Dieses Material ist im Vereinsheim und auf Bestellung erhältlich. Wer sich die Seite des Vereines DLVKOS ansehen möchte - hier ist die Internetseite: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Vorsitzender Alojz Cilensek
Foto:
www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Welpenkauf

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Wer in Deutschland einen Welpen dieser Rasse kaufen möchte, ist reichlich angeschmiert. Zwar wird jedem Interessenten immer eingeredet, den richtigen Welpen bekommt man bei einem Züchter, der dem VdH angeschlossen und Mitglied in einem Rassehundeclub ist. Aber im Falle der Rassen aus dem ehemaligen Yugoslawien ist dies nicht der Fall.

In einer Broschüre des APH (Allgemeiner Klub für Polnische Hunderassen e. V) fand ich folgende Hinweise:

"Für alle Fragen "Rund um den Rassehund" stehen Ihnen Rassehundezuchtvereine zur Verfügung. Leider muss man aber hier etwas reduzieren. Die Vereine, die es wirklich ernst meinen mit der Rassehundezucht und die sich im Bezug auf die Zuchtordnung strengsten Bestimmungen unterworfen haben, haben sich im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) zusammengeschlossen. Dieser Verband ist Mitglied der FCI (Federation Cynologique International), einer Welt-Dachorganisation für das Hundewesen.

Die strengen Bestimmungen passen einigen nicht ins Konzept, was liegt also näher als die Gründung eigener Vereine. Man sollte sehr vorsichtig sein. Achten Sie beim Hundekauf immer darauf, dass der Züchter Ihres Hundes einem Club oder Verein angehört, der seinerseits Mitglied im VDH und somit auch Mitglied der FCI ist."

Derartiges liest man natürlich bei jeder Rasse. Aber im Falle des Kraski und auch des Sarplaninac stimmt es leider überhaupt nicht. Beim Sarplaninac habe ich schon mehrfach gewarnt, beim Kraski ist es nicht anders. Daher noch mal von mir die Empfehlung, keinen Welpen oder ausgewachsenen Hund dieser Rasse über den JHK (Jugoslawischer Hirtenhunde-Klub) zu kaufen.

Dieser Verein ist in den letzten Jahren von zwei Vorsitzenden derart in den "Keller gewirtschaftet worden", dass weder ich noch andere verstehen, warum der VdH sich ein derartiges Gebaren immer noch ansieht. Davon mal ganz abgesehen, gibt es in diesem Verein keine aktiven Züchter mehr der beiden Rassen Sarplaninac und Kraski Ovcar. Die wurden nämlich allesamt und sonders vergrault, oder gingen freiwillig.

Sigi, 7 Jahre alt
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Also wird nicht viel anderes übrig bleiben, als einen Welpenkauf im Ursprungsland Slowenien zu planen. Auch wenn das Land für deutsche Verhältnisse etwas weiter weg ist, lohnen wird es sich bestimmt. Inwieweit man in anderen Ländern einen Hund kaufen kann, in denen der Kraski gezüchtet wird, kann ich nicht beurteilen. Meiner Meinung nach ist eher davon abzuraten. Begründen werde ich dies in den Kapiteln über den Charakter und über Ausstellungen.

Für weitere Auskünfte steht der Verein in Slowenien zur Verfügung oder wir helfen gerne weiter.

Ausstellungen

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Über Ausstellungen fand ich für interessierte Hundebesitzer folgenden Hinweis des APH:

"Rassehundezuchtvereine organisieren eigene Spezialausstellungen oder schließen sich mit einer eigenen Zuchtschau den vom VDH und seinen Landesverbänden organisierten Nationalen und Internationalen Ausstellungen an.

Rassehundeausstellungen gelten allgemein als "Gütekontrolle" der Zucht, als Treffen für den internationalen Erfahrungsaustausch und als öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen. Sie erfreuen sich ständig wachsender Beliebtheit, was sich in den Melde- und Besucherzahlen widerspiegelt.

Schauen Sie sich eine derartige Veranstaltung an. Neben einem umfangreichen Rahmenprogramm werden in den einzelnen Ringen die Hunde von Zuchtrichtern bewertet in verschiedenen Klassen nach Rüden und Hündinnen getrennt."

In der Theorie klingt das ganz interessant und einleuchtend. Die Praxis bei so "exotischen Rassen" wie dem Kraski ist aber eine andere. Es wird sicher jedem einleuchten, dass ein Richter nur das beurteilen und bewerten kann, was er sieht und was er aufgrund seiner Ausbildung kennengelernt hat. Da mangelt es in Deutschland gewaltig. Die Beurteilungen der yugoslawischen Rassen sind in Deutschland und von deutschen Richtern sehr oft nicht nachvollziehbar. Allerdings kann man zur Entschuldigung dieser Richter schreiben, dass sie ja nichts anderes kennen.

Dazu kommt, dass bei einer Ausstellung nur die Optik des Hundes und sein mehr oder weniger gepflegter Zustand beurteilt werden kann. Über seine "Alltagstauglichkeit" und seinen Charakter sagt ein noch so gutes Resultat überhaupt nichts aus.

Daher bin ich kein großer Freund derartiger Veranstaltungen. In meinen Augen ist das sehr hoch gewordenen Meldegeld rausgeschmissen. Ein relativ primitiver Pokal und irgendein Titel hilft mir im Zusammenleben mit meinen Hunden nicht viel weiter.

Trachtengruppe aus Slowenien
Foto:
www.slovenia-tourism.si

Wie schwierig es ist, diese Rassen richtig zu beurteilen, beschreibt der große yugoslawische Kynologe Obrad Scipic. Bei ihm fand ich folgende Zeilen, die sich zwar auf den Sarplaninac beziehen, aber ohne weiteres genauso auf den Kraski zutreffen:

"Das generelle Problem bei der Bewertung der Hunde liegt im Kennen und Begreifen der grundsätzlichen Elemente der Exterieureinschätzung und der Methode, wie man damit umgeht. Nicht weniger bedeutend ist es, wie es auf die phänotypische Eigenart einer Rasse angewandt werden kann. Es ist ein Verfahren, das der Erkenntnis und dem Urteil über den Typ der Rasse dient. Das Kennen der rassetypischen Eigenheiten und der Unterschiede zu anderen Rassen in Einzelheiten und im Gesamten nach dem äußeren Aussehen und dem Charakter, führt zu Problemen, die man nur am lebendigen Rassemodell klären kann. Es gibt kein Kennen desTyps der Rasse, wenn das lebendige Rassemodell nicht umfangreich wahrgenommen, und im Bewusstsein definiert wird. Diese Unterschiede zeigen einen Rassetyp, den man nur im Sehen und Erleben begreift, nicht aber wenn man nur den Standard liest. Daher muss der Richter, wenn er den Sarplaninac bewertet, eine erlebte Erkenntnis besitzen, sogar eine ausgeprägte Vorstellung des lebendigen Modells."

Und im Weiteren:

"... Auf der anderen Seite stellt er bei uneingeweihten Züchtern und einer Zahl von Richtern ein Hindernis dar, mit einem großen Risiko für die Rasse, die so in einen überbetonte, unsachliche Grundauswertung führt und so im laufe einer langen Anwendung in die Sphäre des Dogmas übergeht, d. h. zur unumstößlichen Wahrheit erkoren wird, was in der heutigen Zeit eine Gefahr sein kann."

Und Novak Radulovic aus Montenegro schreibt, ebenfalls in diesem Zusammenhang:

"Über den Charakter des Sarplaninac wurde selten und wenig berichtet, und noch weniger geschrieben. Am wenigsten wurde dem Charakter während der Bewertung Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei sind der sichtbare Ausdruck und die Charakterzüge die bedeutendsten Komponenten jeder Einheit dieser Rasse.

Von diesen oberflächlichen Behauptungen kam man nicht weg, weil die Aufmerksamkeit der Experten, der Richter, Züchter und Liebhaber dieser Rasse meistens auf das Äußere gerichtet war. Man vernachlässigte den Charakter des Sarplaninac und damit auch die Aufgabe der Kynologie, einen Hund in seiner Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen zu betrachten."

Der Standard

FCI-Standard Nr. 278 / 22.02.2002

Ursprung: Slowenien.

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

VERWENDUNG

Der Kraski Ovcar ist ein vorzüglicher Hirtenhund und ein guter Wächter. Heute wird er mehr und mehr als Wach- und Schutzhund eingesetzt. Obwohl er in letzter Zeit vor allem als Familienhund dient, bleibt er nichtsdestoweniger ein vollkommener Hirtenhund.

Klassifikation FCI: Gruppe 2

Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde und andere Rassen.

Sektion 2.2 Molossoide, Berghunde.

Ohne Arbeitsprüfung.

Allgemeines Erscheinungsbild

Der Kraski Ovcar ist ein mittelgroßer, harmonischer, robuster Hund mit gut entwickelter Muskulatur und kräftiger Konstitution. Rute und Ohren hängen herab. Das lange, reichliche Haar ist von eisengrauer Farbe.

Wichtige Proportionen

Das Verhältnis Rumpflänge zu Widerristhöhe beträgt mindestens 9 zu 8, ein bisschen länger bei den Hündinnen.

Der Schädel (13-14 cm) ist ein wenig länger als der Fang (11 - 12 cm).

Die Schädelbreite (13-14 cm) entspricht der Schädellänge.

Verhalten/ Charakter (Wesen)

Von gutmütigem Wesen, mutig und wachsam, ohne bissig zu sein; seinem Herrn sehr ergeben; von mäßig lebhaftem Temperament. Als unbestechlicher Wächter ist er Fremden gegenüber misstrauisch. Er ist ein angenehmer und gehorsamer Begleithund, bewahrt aber bei allem eine starke Eigenständigkeit.

Kopf

Von angenehmer Erscheinung, obwohl im Vergleich zum Körper verhältnismäßig groß. Er darf weder fein noch grob erscheinen. Die oberen Begrenzungslinien von Schädel und Nasenrücken sind leicht konvergent. Von oben betrachtet ist der Kopf im Bereich der Ohren breit und verjüngt sich unmerklich zur Nase hin. In der Seitenansicht ist er hoch und abgerundet. Vom Hinterhaupthöcker bis zum Nasenschwammende misst die Kopflänge 24 bis 26 cm. Der Schädel ist ein wenig länger als der Fang.

Oberkopf

Schädel

Recht entwickelt, trocken, mit feinen Muskeln; sein Profil ist leicht konvex; er ist von allen Seiten betrachtet abgerundet. Im Bereich der Ohren entspricht seine Breite der Schädellänge. Die Augenbrauenbogen sind mäßig betont; mäßige Stirnfurche; die Scheitelleiste verläuft leicht konvex, ohne das Hinterhauptkamm zu betonen.

Stop Wenig betont, ohne harten Übergang.

Gesichtsschädel

Nasenschwamm Schwarz, breit, gut entwickelt, etwas hervortretend.

Fang Von mittlerer Länge, breit und am Ansatz hoch; er verjüngt sich allmählich zur Nase hin. Nasenrücken breit und gerade.

Lefzen Dick, straff, gut anliegend, ohne Taschenbildung; schwarz pigmentiert.

Kiefer / Zähne Vollständiges Gebiss; Zähne kräftig, insbesondere die Schneidezähne; Scherengebiss.

Backen Seitlich ein wenig hervortretend; kräftig aber nicht stark entwickelt.

Augen Mäßig auseinander stehend; weder tiefliegend noch hervortretend; mandelförmig; kastanien- bis dunkelbraun; frei, ruhig und sicher im Ausdruck, wegen der schwarz pigmentierten Lider beinahe melancholisch.

Ohren Mäßig hoch angesetzt; sie sind von mittlerer Länge, ihre Spitze reicht bis zum Augenwinkel; sie fallen flach, v-förmig gegen die Wangen; die Vorderränder sind nach außen gefaltet.

Hals Breit, dick, muskulös; im Querschnitt oval; oberes Profil gerade oder leicht gebogen; das untere Profil gerade; mäßig lang (ca. 25 cm); er ist tief zwischen den Schultern verankert und mit kräftiger Muskulatur an Kopf und Körper angesetzt; dicke, anliegende Haut, ohne Wamme; dichtes Fell aus langen Haaren, die dicken Kragen und Mähne bilden, so dass der Hals kürzer und kräftiger aussieht als er es ist; stolz, leicht aufrecht getragen.

Körper

Vizepräsident Marjan Pirih
Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Gesamtansicht Gut entwickelt, von mittlerer Länge, lange Thoraxregion.

Obere Profillinie Gerade, waagrecht oder leicht schräg.

Widerrist Lang; mittelhoch; von angemessener Breite und gut an den Hals gefügt.

Rücken Gerade; von mittlerer Länge; muskulös und breit.

Lenden Lendenregion etwas kurz; sehr muskulös und breit.

Kruppe Von mittlerer Länge; breit; sehr muskulös; zum Rutenansatz hin leicht abfallend.

Brust Gut entwickelt und gut herabreichend; in Länge und Breite geräumig; breite, flache, mäßig gewölbte Rippen; gut entwickelte Vorbrust mit ziemlich abgerundeter Brustbeinspitze; Länge 25 bis 28 cm; Umfang 70 bis 78 cm.

Untere Profillinie und Bauch

Leicht ansteigender und aufgezogener Bauch; straff; kurze, mäßig aufgezogene Flanken.

Rute Solide mit dem Körper verbunden; am Ansatz breit; in Normalstellung ist sie säbelförmig, ihre Spitze bildet oft einen leichten Haken; sie ist von mittlerer Länge und muss mindestens bis zum Sprunggelenk reichen; buschig mit langen Haaren besetzt, jedoch ohne Fahne; beim aufmerksamen Hund oder in der Bewegung steigt die Rute bis auf Rückenniveau oder leicht darüber; in Ruhestellung wird sie tief getragen.

Gliedmaßen

Vorderhand Von vorn und im Profil gerade; die verschiedenen Teile des Gangwerks sind sehr harmonisch miteinander verbunden.

Schultern Schulterblatt von mittlerer Länge; breit; schräg; gut bemuskelt und eng am Körper anliegend; der Winkel Schulterblatt/Oberarmbein ist beinahe rechtwinklig.

Oberarm Relativ lang; schräger als das Schulterblatt; kräftige Muskulatur; gut am Körper anliegend.

Ellenbogen Nicht zu offene Winkelung zwischen Oberarmbein und Speiche; der gut am Körper liegende Ellbogen muss sich mindestens auf Brustbeinhöhe befinden.

Unterarm Ausreichend lang; gerade; kräftig in Knochenbau und Muskulatur.

Vorderfusswurzelgelenk Kräftig; gut mit dem Unterarm wie auch mit dem Vordermittelfuß verbunden.

Vordermittelfuß Breit, mäßig lang; schräg.

Vorderpfoten Gut auf den Rumpf abgestimmte Größe; ihre Form ist oval bis rund; geschlossene und gewölbte Zehen; Nägel dunkel pigmentiert; Ballen sind ausreichend dick, schwarz oder dunkel pigmentiert.

Hinterhand

Allgemeines

Gut proportioniert; von hinten betrachtet gerade; harmonisch zu den anderen Körperregionen passend. Aus der Seitenansicht sind die Winkelungen ausreichend geschlossen.

Oberschenkel Ausreichend geschlossener Winkel zwischen Hüft- und Oberschenkelbein; lange, breite, gut bemuskelte und gut aufgefüllte Oberschenkel.

Knie Leicht offener Winkel zwischen Oberschenkel- und Schienbein; kräftiges Knie mit fester Kniescheibe.

Unterschenkel Mäßig lang; schräg gestellt; kräftig.

Sprunggelenk Fest und mäßig offen.

Hintermittelfuß Kräftig, kurz und gerade; etwaige Afterkrallen müssen entfernt sein.

Hinterpfoten Wie die Vorderen.

Gangwerk Harmonisch, elastisch mit gut koordinierten Bewegungen; die bevorzugte und eleganteste Gangart ist der Trab; der Galopp mit weiten Sprüngen ist weniger elegant.

Haut Dick, fest, elastisch, anliegend, ohne Falten; dunkle Pigmentierung; innere und äußere Schleimhäute schwarz pigmentiert.

Haarkleid

Haar Sehr dicht, lang, glatt mit reichlich Unterwolle. Der Kopf, der Vorderrand der Ohren und die Vorderseite der Gliedmassen tragen kurzes Haar. Der hintere Rand der Ohren besitzt längeres und weicheres Haar. In seinem oberen Teil zeigt der Hals langes, steifes und sehr buschiges Haar, welches eine Mähne ausbildet; in seinem unteren Teil ist das Haar länger und weicher und bildet einen Kragen, der am Halsansatz erweitert ist. Rumpf und Bauch tragen langes Haar, welches am Bauch weniger hart ist. Die gleichmässig buschige Rute bildet keine Fahne aus. Auf der Rückseite der vorderen Gliedmassen bildet das lange und sehr weiche Haar Federn. Auf der Rückseite der hinteren Gliedmassen ist das Haar noch länger und buschiger und bildet Hosen. Das Deckhaar ist mindestens 10 cm lang.

Farbe Eisengrau; vor allem auf dem Widerrist bevorzugt man eine dunkle Tönung; zu den Läufen und dem Bauch hin geht die Farbe ohne sichtbare Abstufung in ein helles Grau oder Sandfarben mit dunkelgrauer Stromung an der Vorderseite der Gliedmassen über.

Die dunkle Maske von der Nase erweitert sich zum Kopf. Hinter dem Kopf ist sie umrandet von grauem Fell, sandfarben bis Sandfarbe mit Russ.

Größe und Gewicht

Widerristhöhe

Rüden : 57 bis 63 cm (Idealgröße 60 cm).

Hündinnen : 54 bis 60 cm (Idealgröße 57 cm).

Nach oben wird eine Abweichung von 2 cm toleriert, hat aber negativen Einfluss auf die Gesamtbeurteilung des Hundes.

Gewicht:

Rüden : 30 bis 42 kg.

Hündinnen: 25 bis 37 kg.

Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Leichte Fehler

Kleine Mängel der allgemeinen Konstruktion - Etwas kleiner, schmaler, langer oder ungenügend hoher Kopf - Kaum sichtbarer Stop - Betonte Augenbrauenbogen - Zu wenig oder zu stark aufgefüllte Wangen - Ungenügend entwickelte Kiefer - Schlaffe Lefzen - Zu hoch oder zu tief angesetztes oder ungenügend an den Wangen anliegendes Ohr - Zu stark geöffnete, zu helle oder nicht genügend weit voneinander eingesetzte Augen - Wamme - Leicht eingesenkter Rücken, leicht überhöhte oder abgeschlagene Kruppe- Enge, nicht genügend hinabreichende oder tonnenförmige Brust, enge Vorbrust - Zu kurze Rute - Leicht fehlerhafte Gliedmassen, offene Zehen, Hasenpfoten - Faltige oder hell pigmentierte Haut. Fehlen von Stirnfalte - Unzureichende Pigmentierung der sichtbaren Schleimhäute, der Augenlidhaut und des Nasenschwamms - Ungenügend langes Haar - Kleines weißes Brustabzeichen - fehlende Maske

Schwere Fehler

Schwere Mängel der allgemeinen Konstruktion - Quadratischer Körperumriss - Schmaler, zu leichter oder zu grober Kopf - Zu ausgeprägter Stop - Zu spitzer oder zu langer Fang - Zähne : Zangengebiss, unregelmäßiger Stand der Schneidezähne, untere Fangzähne vor den oberen stehend - Helles Auge - Stehohren - Eingesenkter Rücken, deutlich überhöhte Kruppe - Korkenzieherrute oder eingerollte Rute - Deutliches Trampeln der hinteren Gliedmassen - Steifes Gangwerk der hinteren Gliedmassen - Weiches und gewelltes Haar - Helle Pigmentierung der Schleimhäute, des Nasenschwamms und der Augenlider - Mehr als 2 cm breiter und mehr als 10 cm langer weißer Brustfleck.

Ausschließende Fehler

Ängstliche oder aggressive Hunde - Übermäßige Disproportionen zwischen den verschiedenen Körperregionen - Unterschreitung der im Standard genannten Minimalgröße - Im Verhältnis zum Körper zu großer Kopf - Unvollständiges Gebiss; Vor- oder Rückbiss - Deutlich enger oder weiter (fassbeiniger) Stand - Sehr kurze Rute oder Stummelrute - Schleimhäute, Nasenschwamm oder Lider depigmentiert - Jede andere Farbe als Grau, welches zumindest hell sein muss; zwei- oder mehrfarbige Tiefe; sehr deutliche Abgrenzung zwischen den Grautönen; weiße Flecken auf Brust oder Hals von mehr als 2 cm Breite und 10 cm Länge.

Nachbemerkung

Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

Was nicht im Standard steht

Der Charakter des Kraski

Auch diese Rasse zeigt das schon beschriebene und typische Verhalten eines Hirtenhundes. Nämlich zunächst einmal ruhig und gelassen zu reagieren, aber sofort zur Stelle sein, wenn es gilt, Präsenz zu zeigen. So drückt sich in etwa die Züchterin Marion Breither aus. Weiter meint sie:

"Um sein Territorium zu schützen, gibt er seine Anwesenheit auch lautstark zu erkennen! Richtig gehalten und erzogen, wird er seinen Menschen und anderen Mitbewohnern des Territoriums liebevoll zugetan sein.

Fremden gegenüber ist er zunächst misstrauisch und ablehnend. Bei einem gut in die Familie integrierten Kraski wird sich dieses Misstrauen aber bei einer freundlichen Aufnahme des Gastes legen."

Nach der Lektüre dieser Zeilen, die im übrigen sehr zutreffend sind, frage ich mich schon, wie eine absolut im Umgang und der Zucht unerfahrene Autorin (Roswita Hirsch-Reiter) zu den folgenden Behauptungen über den Kraski kommt:

"Charakter: Lebhaft, draufgängerisch, instinktsicher und nervenfest. Neigt zu unvermuteten Reaktionen und Bissigkeit. Liebt alles und jeden aus seinem Rudel, duldet jedoch keine Vertraulichkeiten durch Fremde."

Sehr groß ist meine Lust nicht mehr, mich mit dieser "Expertin" und ihren "dümmlichen" Charakterbeschreibungen auseinander zu setzen, zumal das kein Einzelfall ist, aber das diese Behauptungen einfach falsch sind und nicht stimmen, muss ich einfach loswerden.

Eine sehr früh belegte Erwähnung des Kraski und seines Charakters stammt vom österreichischen Kynologen F. Laska. Er zitiert 1893 den Artikel eines unbekannten Autors:

"Die Heimat dieses durch seine ausgezeichneten Eigenschaften, seine Intelligenz und besonders durch seine große Wachsamkeit bemerkenswerten Hundes ist das gesamte Karstgebiet Istriens, ostwärts von Triest, allwo er hauptsächlich zur Bewachung der durch Wölfe oder Schafdiebe bedrohten großen Schafherden verwendet wird. (...) ,anhänglich seinem Herrn, sehr treu dem Hause, gegen alle bekannten Personen gut und freundlich und nur Fremden gegenüber misstrauisch und zurückhaltend, (...), mit gutem Gedächtnis begabt, gar nicht rauflustig, jedoch wenn gereizt, mutig. (...), sind sie für denjenigen, der sie zu behandeln versteht, treue und verlässliche Hausgenossen."

Und R. Strebel schreib 1905 über den "Istrianer Schäferhund":

" ... er ist schwer zugänglich, wenn man aber einmal sein Vertrauen besitzt, bleibt er bis in den Tod ergeben, daher ist er auch (...) für Besitzwechsel untauglich."

Obwohl ich nicht der große Freund von sprechenden Hunden bin, fand ich die folgenden Sätze doch sehr zutreffend und zitierenswert, denn auch der slowenische Club versucht, in einer kurzen Beschreibung den Charakter eines Kraski zu verdeutlichen:

"Mein Herrchen habe ich ungeheuer lieb. In seiner Nähe bin ich ruhig und gutmütig. Am liebsten würde ich ihm beim jeden Schritt folgen, weil ich Fremden, die sich ihm nähern, nicht traue. Ich kenne alle seine Freunde, die ich schätze, aber auch die können mich nicht bestechen. Ich passe immer treu auf mein Herrchen auf und schütze ihn tapfer. Früher war ich am meisten auf dem Karst verbreitet - Hirten benutzten mich als den Wächter für ihre Schafherden und wahrscheinlich auch für das Schützen von ihren Häusern und ihrem Land und Gut, weil ich ein ausgezeichneter Wachhund bin.

Ich liebe Kinder, ausgenommen wenn ich in der Jugend schlechte Erfahrungen mit ihnen hatte.

Ich bin ein sehr lernbereiter und intelligenter Hund, weil ich viel nachdenke und jede Situation analysiere. Es wird gesagt, dass ich souverän bin - das ist wahr, aber ich kann auch gehorsam sein. Wenn es nötig ist, reagiere ich blitzschnell und energisch."“

Foto: Emil Pižmoht

Beachtet man seine Verwendung im Ursprungsland, verwundert es nicht, wenn auch der Kraski immer als sehr selbstständig beschrieben wird. Richtig ist das schon, nur ziehen eine ganze Menge Leute die falschen Schlüsse aus dieser Feststellung. Denn selbstständig heißt ja nicht automatisch im Grunde ungehorsam. Sondern die Hunde gehorchen sehr gut, ABER sie nehmen sich die Freiheit, in bestimmten Situationen erst das bereits begonnene zu erledigen und dann den Anweisungen ihres Besitzers zu folgen. Das kann ich fast täglich bei meinen eigenen Hunden beobachten. Beispiele: Gane geht an einer bestimmten Stelle nach links, um einen Holzstapel zu untersuchen. Rufe ich ihn dabei ab, kommt er erst, wenn er fertig ist, dann aber in sehr hohem Tempo. Weiter unten am Weg biegen wir ab. Kommen meine beiden Hunde an diese Stelle, sage ich nur: "hier lang" und die Anweisung wird sofort ausgeführt. Im übrigen werden nicht nur der Sarplaninac, sondern auch der Kraski bei Militär und Polizei eingesetzt. Sind die Hunde sozusagen im Dienst, gehorchen sie sehr gut, durchaus vergleichbar einer so genannten Schutzhunderasse. Man kann daher diesen Eigensinn oder "schlechteren Gehorsam" nicht pauschal so feststellen, sondern es kommt immer auf die Situation an.

Die Selbstständigkeit haben Hirtenhunde erlernt, weil sie fast immer beim Bewachen einer Herde, eines Hauses oder eines Grundstückes selbst entscheiden müssen oder sollen. Trotzdem kann man nicht pauschal sagen, dass sie sich genau darin unterscheiden z. B. zum deutschen Schäferhund, den man dann als devoter bezeichnet. Siehe seinen Einsatz als Diensthund, kann auch ein Hirtenhund den gleichen Gehorsam zeigen.

Auch dem Kraski wird die berühmte Wachsamkeit der Hirtenhunde nachgesagt. Die ist natürlich vorhanden, aber auch da wird reichlich übertrieben. Zum Beispiel soll er, wie andere Rassen auch, besonders in der Zeit der Dämmerung und während der Nachtstunden einen besonders ausgeprägten "Schutztrieb" haben. Wenn ich dann auch noch lese, das sei genetisch bestimmt, wundere ich mich über derartige Aussagen sehr. Sollte ein Hund tatsächlich dämmerungs- oder nachtaktiv sein, ist das erfahrungsbedingt, aber nicht genetisch. Meine Hunde haben gelernt, dass sich während dieser Zeit nichts besonderes abspielt und daher sind sie eben nicht "aktiv".

Genetisch bestimmt ist allerdings die hohe Reizschwelle des Kraski. Darin unterscheidet er sich nicht von den anderen Hirtenhunderassen. Mit dieser hohen Reizschwelle ist er als Familienhund erst besonders gut geeignet. Denn unter anderem macht sie das Zusammenleben mit den Mitgliedern einer Familie so erst möglich. Denn sie bedeutet nichts anderes, als das Fremdes nicht angegriffen, sondern verbellt und verwarnt wird. So kann man auch beim Kraski immer wieder beobachten, dass er mit viel Getöse und Theaterdonner eine riesige Show abzieht, die in der Regel genügt, "Eindringlinge" anzuhalten.

Blödsinn ist die Behauptung, der Kraski und die anderen Hirtenhunde seien Territoriumswächter. Wer sich die Arbeitsweise der Hirtenhunde in den Ursprungsländern anschaut, wird schnell merken, dass kein Territorium, sondern ein Objekt bewacht wird. Dies kann dann von einer "Schafherde" bis zu einem Haus oder einzelnen Tieren und Menschen alles sein. Wäre ein Kraski nur Territoriumswächter, könnte man ihn für die Arbeit an der Herde nicht gebrauchen. Günther Bloch schreibt dazu völlig falsch:

"... Wir unterstreichen diese Notwendigkeiten, weil wir wissen, daß ein eventueller territorial motivierter Angriff auch nicht vor der zuvor dem Herdenschutzhund unbekannten Schwiegermutter halt macht. Überhaupt ist der Schutz des Territoriums zentraler Bestandteil eines Herdenschutzhundelebens. Sie begegnen allem außerhalb der Routine stehendem mit großem Misstrauen, so dass an dieser Stelle von Schutzdienstarbeit dringend abgeraten werden muss."

Auf den letzten Teil seines Satzes will ich im Kapitel Erziehung eingehen.

Ebenfalls genetisch ist das Verhalten des Kraski in Bezug auf seine Verteidigungsbereitschaft, denn dieses hat ihn über einen langen Zeitraum sein Überleben gesichert. So fand ich den sehr schlauen Satz:

"Weder heute noch damals war es im Interesse eines Hirten, dass sein Hirtenhund jedem vermeintlichen Feind hinterher jagt und seine Energie nicht sinnvoll einteilt. Viel mehr beobachtet der gut geführte Hirtenhund den 'Feind' aus sicherer Distanz, präsentiert sich diesem und macht sich deutlich bemerkbar. In der Regel platziert er sich zwischen seiner Herde und dem Feind."

Diese richtige Beschreibung widerspricht dann allerdings dem "Experten" Günther Bloch, der die "Herdenschutzhunde" in maßloser Übertreibung so darstellt:

"Misstrauen gegenüber allem Fremden, eigenständiges Handeln, blitzschnelles Umschalten aus ruhigem, phlegmatischem Verhalten in eine höchste Alarmbereitschaft, eine Verteidigungsbereitschaft und massives Bellverhalten bei Gefahr, territorial motivierte Angriffsbereitschaft besonders mit Einbruch der Dämmerung."

Und als Höhepunkt der Charakterbeschreibung schreibt er:

"'Sein Gesicht zu verlieren' mag dieser eigenständige Typ gar nicht."

Mit einem Satz von Günther Bloch kann man das Kapitel vom Charakter der Hirtenhunde sicher abschließen und der lautet:

"Herdenschutzhunde sind pauschal eben keine idealen Haus- und Familienhunde, es sind Caniden der besonderen Art."

Die Bayern sagen zu solchen total verunglückten Aussagen: "Dimmer geht's nimmer!", und mehr will auch ich nicht dazu schreiben. Immerhin aber erkennt der "Experte" an, dass auch die so genannten "Herdenschutzhunde" zu den Caniden gehören. Mein lieber Gott, bin ich froh, dass ich Hirtenhunde habe, die ganz anders sind. Nämlich ideale Haus- und Familienhunde.

Erziehung

Auch ein Kraski ist sehr gut erziehbar. Selbst wenn eine ganze Menge von selbsternannten Experten das Gegenteil behaupten um ihre eigene Kompetenz herauszuheben. Mit einer gesunden Mischung aus Logik, Geduld und Phantasie gelingt diese auch Menschen, die nicht über die immer wieder geforderte Erfahrung mit "Herdenschutzhunden" verfügen.

Allerdings ist gerade bei der Erziehung von Hirtenhunden nicht nur ein Haufen "Blödsinn" im Umlauf, sondern vieles davon trägt dazu bei, dass diese Hunde zu "Problemhunden" werden.

Daher will ich mal anfangen mit den Ratschlägen und Tipps, die in meinen Augen sinnvoll sind. So schreibt Christiane Rohn in ihrem Buch "Man nennt mich Hundeflüsterin", dass Hunde mit viel Liebe und Geduld erzogen werden sollen. Dazu gehört allerdings nicht ein "Verhätscheln" und "Vertätscheln", sondern Logik und Konsequenz. Ihrer Meinung nach "vermenschlichen" viele Hundebesitzer ihre Tiere zu stark und das hat dann fatale Folgen.

Allerdings kann auch dann noch eine Erziehung in die Hose gehen, wenn Menschen nicht bereit sind, ihren Hunden nach Lernprozessen auch das nötige Vertrauen darin zu geben, dass dieses Gelernte ausführen.

Was steckt hinter diesen Tipps? Liebe bedeutet in den Augen der Autorin nichts anderes, als das man Hunde und andere Lebewesen mit Achtung und Respekt behandeln soll. Denn auch sie sind (wieder im Gegensatz zu anderen "Experten") Lebewesen mit Gefühlen und Stimmungen. Betrachten wir aber Hunde als nützliche Tiere oder Sportgeräte, machen wir sicher schon deswegen Fehler, weil wir die Stimmungslage der Hunde nicht beachten. Die ist bei allen Rassen natürlich ähnlich der der menschlichen immer unterschiedlich. Beispiel: Gehen wir Abends zum Spaziergang, ziehen meine Hunde sehr stark. Sie tun dies, weil sie raus dürfen, nicht aber, um mich zu ärgern. Würde ich hier Gehorsam oder gar "Fuß" laufen verlangen, wäre das völlig falsch.

Geduld heißt gerade bei Hirtenhunden in der Hauptsache Zeit. Zwar lernen sie sehr schnell, aber sie wollen nicht mit immer wiederkehrenden Wiederholungen einen kompletten Samstagnachmittag auf einem "idiotischen" Hundeplatz verbringen. Die Halterin und Züchterin Marion Breiter hat dies in einem Artikel sehr gut dargestellt, in dem sie beschreibt, was ihre beiden Hunde, ein Kraski und ein Sarplaninac, von Hundesport und Ausbildung so halten. Diesen Artikel kann man nachlesen im Kaukasen-Blättle, Ausgabe 06/2005 und ich will daher hier nicht alles wiederholen.

Daher sollte man das gewünschte Verhalten eben in Intervallen üben und in mehrere Stufen zerlegen. Dann macht es nämlich auch Hirtenhunden Spaß. Und man hat den Vorteil, sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem man nämlich die Forderung von Christiane Rohn nach der nötigen Konsequenz besser in diese kleineren Schritte einbauen kann. Zu Recht meint sie nämlich, heute so und morgen so, geht nicht. Und auch das kann ich nur aus eigener Erfahrung bestätigen. Unserem Herrn Gane habe ich mal ganz am Anfang, als er zu uns kam, erlaubt, einen Holzstapel am Waldrand zu begutachten. So richtig gefällt mir das heute nicht mehr, aber einmal erlaubt heißt immer erlaubt und so "besucht" er diesen auch heute noch jeden Abend. Wenn ich ihn dann abrufe, kommt er relativ schnell zurück, aber ihm diesen Schlenker zu verbieten, geht nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr ohne großen Druck und den will ich nicht ausüben.

Hat man dann aber bestimmte Schritte mit dem Hund geübt, fordert Christiane Rohn, dann Vertrauen zu haben, dass ein Hund nicht doch wieder in alte Strickmuster zurückfällt, sondern das Erlernte auch macht. Dahinter steckt meiner Meinung nach die Erkenntnis, dass viele Hundebesitzer bereits in Panik verfallen, wenn nicht alles wie gelernt abläuft. Beispiel: Wenn wir vom Spaziergang zurück kommen, werden die Hunde erst angeleint an unserem Grundstück. Vorher kommen wir aber an einem Spielplatz vorbei an dessen Ende die Strasse ist. Spielplatz und Strasse sind tabu, versuchen unsere beiden doch mal mit Unschuldsblick einen kleine Abstecher, "juckt" uns das nicht besonders, denn in der Regel genügt ein "Raus da!", oder "Hier lang!". Fatal wäre es, bei den wenigen Versuchen im Jahr als Konsequenz dann die Hunde anzuleinen, fehlendes Vertrauen eben.

Daher finde ich dann auch den folgenden Hinweis nicht sehr produktiv, in dem es heißt:

"Der Besuch einer Welpengruppe sollte selbstverständlich sein, damit der Hund ein anständiges Sozialverhalten lernt und kein Misstrauen gegenüber Alltagssituationen aufbaut.

Die Grundausbildung sollte konsequent, mit Fingerspitzengefühl und auf die Eigenarten der Rasse abgestimmt durchgeführt werden. In der heutigen Zeit, die oft ablehnend gegenüber Hunden mit viel Individualität und Selbstbewusstsein ist, sollte der Hundeführerschein oder die Begleithundeprüfung als Ausbildungsziel gesetzt werden, was durchaus in den lerntechnischen Möglichkeiten des Kraskis steht. Man darf sich nur nicht von den Leistungen anderer Rassen entmutigen lassen oder in eine Zwangsausbildung verfallen."

Genau mit solchen Ratschlägen untergräbt man nämlich den Versuch, Hirtenhundebesitzern, die noch nicht soviel Erfahrung haben, erst mal zu vermitteln, dass sie selber mit ihrem Hund klar kommen müssen. Das wiederum klappt aber in meinen Augen nur, wenn man im täglichen Alltag übt, nicht auf Hundeplätzen und auch nicht in diesen Welpengruppen, in denen von wichtigtuerischen Trainern/innen Vorgaben gemacht werden, die ich als kontraproduktiv ansehe.

In diese Richtung geht dann auch z. B. Günther Bloch. Seine Ratschläge gehen davon aus, dass der Hund lernen und gehorchen muss und das dann gefälligst auch in jeder Lebenslage zu tun hat. Diese Lernprozesse sind nach seinen Veröffentlichungen eben nicht auf der Basis des bisher Geschriebenen erlernt, sondern immer mit dem Gedanken, dass ein Hund zu gehorchen hat, weil der Mensch und Gesetze und Verordnungen es so wollen. Gefühle und Stimmungen spielen dabei keine Rolle.

Befolgt man die Ratschläge derartiger "Experten" ist man selber und auch der Hund den ganzen Tag auf Achse. Und man macht sich bei einer ganzen Reihe von Tipps reichlich lächerlich. Diese wollen wir mal in einer Buchbesprechung seines "Werkes" der Hund im Wolfspelz beschreiben, aber ein paar Schmankerl will ich vorstellen:

Objektverknüpfung im Außengelände

"Manche Hunde verhalten sich im wahrsten Sinn des Wortes gnadenlos, sehen Autos als "Sparrings-Partner" an oder Mofas als "technische Beutetiere", die es zu zerpflücken gilt. Auch meine von einem Tierschutzverein übernommene Kaukasenhündin "Taiga" baute sich früher wie ein Bodybuilder vor einem entgegenkommenden Traktor auf und schien ihn zu fragen: "Ich bin ein muskelbepacktes, strammes Mädchen - und wer bist du?" Dumm nur, dass auch ein Traktor über ausreichend "Kampfkraft" verfügt. Taiga habe ich damals nach einer alten Regel der Mönche von New Skete (1987) erzogen: Verfolgt ein Hund Mofas, Fahrräder oder Autos im gestreckten Galopp, führt das Objekt selbst die Bestrafung aus, indem der jeweilige Fahrer dem wütenden Hund Blechdosen oder mit Wasser gefüllte Luftballons oder Kondome entgegenwirft. Ja, Kondome, schließlich müssen wir das Wirtschaftswachstum ankurbeln, oder?

Wirkungsvoll ist auch, einen Helfer in der Ladeklappe eines Autos zu verstecken, der über den heraneilenden Hund einen Eimer Wasser, gießt, wobei eine solch kleine Menge dem ortsansässigen Wasserwerk keinen Umsatzschub bringt und mancher Neufundländer sagen wird: "Prima, mehr davon!" Scherz beiseite: Sobald die Missetat des Hundes unterbleibt, verstärkt man sofort den gewünschten Verhaltensansatz des Herankommens durch Händeklatschen, einen verbal freundlichen Ruf oder einen Pfiff.

Kleine Anmerkung: Meine Taiga schaute damals überhaupt nicht verdattert, sondern einfach nur stinksauer. Der Owtscharka an sich straft bisweilen "durchgeknallte" Objekte mit einem verachtenden Blick. Taiga lässt Traktoren heute unbeachtet passieren."

Davon mal ganz abgesehen, dass derartige "Wurfgeschosse" durchaus gefährlich sind, fühle ich mich bei derartigen Ratschlägen reichlich verarscht. Wundern tut mich allerdings schon, dass ich da der Einzige bin, denn seine Fangemeinde gerade aus dem Lager der "Herdis" (Lieblingsabkürzung hauptsächlich von Frauen für "Herdenschutzhunde") scheint sich daran nicht zu stören, oder befolgt gar solch "dooofen" Tipps.

In einem Artikel habe ich mich mal lustig gemacht über die Blochschen Vorschläge, wie man einen Hund davon abhält, aus einem Auto heraus alles zu verbellen. Da meint der "große Meister", man sollen verdunkeln, wenn es sein muss, auch mit Vorhängen. So was hatten in den sechziger Jahren die Holländer an ihren Autos, seitdem ist das "out".

Ein ganz wichtiger Punkt in der Erziehung eines Kraski ist die Gewöhnung an seine neue Umwelt. So wenigstens ist es in allen Publikationen zu finden. Und es stimmt natürlich. Aber zur Beruhigung aller Halter, die nicht die berühmte "Herdenschutzhunderfahrung" haben, schreibe ich, dass wir unsere Schäferhundwelpen auch nicht anders erzogen haben. Denn für sie und jede andere Hunderasse ist es wichtig, eine Prägung auf ihre Umwelt zu bekommen. Warum das ausgerechnet bei Hirtenhunden immer so stark hervorgehoben wird, ist mir unverständlich. Oder möchte jemand eine schlecht sozialisierten Dackel ständig an den Beinen haben? Mir würde das keinen Spaß machen, denn auch Dackel haben Zähne und auch die tun weh.

Und wenn wir schon bei den unbedingt erforderlichen Kenntnissen sind die man angeblich braucht, auch das ist in meinen Augen Quatsch, denn jede Rasse hat Eigenarten und die muss man kennen oder sie erlernen, dann kann man auch einen Hirtenhund, oder einen anderen Hundeschlag halten. Daher ist es falsch, wenn Dorit Feddersen-Pettersen schreibt:

"Die Erziehung aller Herdenschutzhunde erfordert neben Kenntnissen, die über 'normales Hundewissen' hinausgehen, Durchsetzungsvermögen und eine starke Persönlichkeit. ... seine Unterordnungsbereitschaft (gemeint sind Hirtenhunde) kann ... keineswegs mit derjenigen eines Deutschen Schäferhundes verglichen werden (RÄBER 1993)."

Das mit der etwas anderen Unterordnung hatten wir ja schon, Durchsetzungsvermögen braucht man z. B. auch bei den sehr eigenwilligen Windhunden oder Schlittenhunden und eine gewisse Persönlichkeit benötigt man bei allen Rassen. Leider hapert es da bei vielen Haltern und deswegen gibt es Probleme in der Hundehaltung.

Auch sie unterliegt dem Irrtum vom Territorialverhaltern, indem sie über den Estrela und andere "Herdenschutzhunde" schreibt:

" ... wird heute auch zum Schutz von Häusern vor Einbrechern gehalten. Die Hunde sind sehr territorial und diesbezüglich hoch verteidigungsbereit. Dies muss bekannt sein. Dies gilt gleichsam für die anderen Herdenschutzhunde, so etwa den türkischen Akbash, der aus Anatolien stammt."

Zwar stammt der Akbash aus der Westtürkei, aber auf eine falsche Behauptung mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an.

Auch Feddersen-Petersen unterliegt dem großen Irrtum, Hirtenhunde seien etwas besonderes in ihrer Haltung und Ausbildung, denn sie schreibt:

"Für alle Herdenschutzhunde gilt sicher, dass sie besondere Haltungsansprüche haben, was sich auch und gerade auf den Umgang mit ihnen bezieht. Sie sind nicht ohne weiteres zu dominieren und in aller Regel außerordentlich territorial."

Gerade solche Sätze von einer angeblich derart anerkannten Wissenschaftlerin sind ein Grund dafür, dass wir immer noch die Diskussion über Gefährlichkeit oder Nichtgefährlichkeit von Hirtenhunden haben. Im übrigen sollte man bedenken, dass jede Hunderasse dieser Welt zu dominieren ist, sonst gäbe es diese gar nicht. Und wer bitte hätte sich in den vergangenen Jahrhunderten alleine aus ökonomischen Gründen heraus von einem "Herdenschutzhund" auf der Nase herumtanzen lassen. Nomaden und Hirten jedenfalls konnten sich so was nicht leisten. Denn sie zogen nicht durch eine völlig unbewohnte Mond- oder Marslandschaft, sondern auf ihrer Wanderung von den Sommer- zu den Winterweiden durch bewohntes Gebiet. Mir ist daraus wenigstens nicht bekannt, dass am Wegesrand der Herden dann verletzte oder getötete Dorfbewohner lagen.

Und auch bei ihr ist mal wieder die Geschichte vom Territorialverhalten zu lesen, sie schreibt:

"Nun kann so ein ausgesprochenes Territorialverhalten gefährlich werden, wenn Kenntnisse über diese Verhaltensbesonderheit beim Menschen fehlen, vielmehr ein Herdenschutzhund, der schlimmstenfalls nicht an Menschen sozialisiert wird, als Begleithund in der Wohnung gehalten wird. Die aus Unwissen und Verantwortungslosigkeit resultierende Gefährdung besteht übrigens bei allen Arbeitshunden, deren Verhaltensbesonderheiten weder erkannt noch berücksichtigt werden. Auch Schutzhunderassen oder Jagdhunderassen können nicht wie Schoßhunde ohne physische Auslastung wie ohne ganz eindeutige Zuweisung des Sozialstatus gehalten werden, ohne ein erhöhtes Gefährdungspotential für ihre Familie wie für andere Menschen bilden. Tierschutz, der die Achtung und Beachtung von Verhaltensbesonderheiten und die daraus resultierenden Motivationen eines Hundes beinhaltet und Menschenschutz gehen Hand in Hand (FEDDERSEN-PETERSEN 1994)."

Immerhin erkennt sie an, dass diese Eigenschaften, die allerdings beim Hirtenhund nur teilweise vorhanden sind, nicht zu den Rassen gehören, sondern auch bei anderen vorkommen oder anerzogen werden.

Traurig ist auch bei Frau Pettersen-Federsen ihre Unwissenheit über die Verwendung von Hirtenhunden, oder ihre Bereitschaft, von anderen zu übernehmen und abzuschreiben. Denn auch bei ihr fand ich die Hinweise, dass diese Hunde eben nicht, oder sehr schwer zu erziehen sind, sie schreibt:

"Die ursprünglichen Herdenschutzhunde, die aus weitflächigen, unbewohnten und kaum bewirtschafteten Gegenden stammen, sind dort überwiegend auf sich gestellt. Sie sind es gewohnt, aus eigenem Antrieb zu 'handeln' und lassen sich nicht ohne weiteres trainieren und ordnen sich auch nicht ohne weiteres unter. Sie schützen ihre Herde. Leben sie in einer Familie, so wird diese gegenüber Fremden konsequent abgegrenzt, verteidigt, beschützt - ein Umstand, der bei unerfahrenen Hundehaltern zu hochgefährlichen Situationen führen kann. Eigenständig arbeitend und sehr territorial sind jedoch auch etliche Jagdhunderassen. Bei den Herdenschutzhunden ist zu unterscheiden zwischen Linien der ursprünglichen Arbeitshunde und solchen, die zunehmend zu Familien- und Begleithunden wurden."

Wenn sie dann wenigstens erkennt, dass derartiges Verhalten auch bei anderen Rassen auftreten kann, dann müsste doch auch ihr klar sein, dass alles an einer Erziehung und im ganz frühen Stadium an einer entsprechenden Sozialisierung hängt. Die aber benötigt jede Rasse. Vielleicht sollte die Wissenschaftlerin mal den nicht ganz ernst gemeinten Rat befolgen und Gudrun Beckmann und ihre Ansichten und Erkenntnisse über Hirtenhunde lesen, denn die meint immerhin, die grauen Rassen oder besonders vielen grauen Vertreter innerhalb einiger Rassen kommen daher, weil Armeen dieser Welt Hirtenhunde eingesetzt haben und da dann "Feldgrau" besonders bevorzugt wurde. Ernsthafter Hintergrund dieses "Blödsinns" von mir ist, dass es natürlich eine ganze Reihe von Hirtenhunden gegeben hat und immer noch gibt, die als Militär- oder Polizeihunde eingesetzt werden und das aus der Sicht der Diensthundehalter durchaus mit großem Erfolg. Also sind sie auch erziehbar. Selbst wenn sie aus angeblichen Arbeitslinien stammen. Denn auch bei denen kommt es immer auf die Einstellung der Hirten, Schäfer und Nomaden an und die bevorzugen keinesfalls einen "gefährlichen" Hund. Hilfreich in diesem Punkt könnte unser Interview mit der Präsidentin des portugiesischen Estrela Clubs sein. Dort wird sehr ausführlich beschrieben, wie ein Hirtenhund am besten "gestrickt" sein sollte.

Foto: Emil Pižmoht

Also kann man in Bezug auf die Erziehung eines Hirtenhundes sagen, man/frau braucht gewiss keine spezifischen Rassekenntnisse, aber von einigen Maßnahmen sollte man die Finger lassen. Dazu gehören Gewalt und Zwangsmaßnahmen und auch der immer wieder angesprochene "Schutzdienst". Letzterer sollte allerdings bei allen Rassen verpönt sein. Alle Rassen, die gelernt haben, Menschen beißen zu dürfen, werden dies innerhalb ihres gelernten Musters immer wieder tun. Daher würde ich sogar soweit gehen, dass auch bei Diensthunden eine solche Ausbildung zum einen sehr sorgfältig gemacht werden sollte und zu anderen derartig ausgebildete Hunde nur von sehr gewissenhaften Diensthundeführern geführt werden. Warum ich derartige Gedanken habe, will ich lieber nicht beschreiben, denn das würde zu weit führen.

Erziehung ist kein einfach zu vermittelndes Patentrezept, sondern jeder Halter/in sollte sich überlegen, seinem Hund soviel wie möglich Freiheit zu gewähren und soviel, wie unbedingt nötig, bestimmtes Verhalten mit ihm zu üben. Derartiges kann sehr unterschiedlich sein und hängt von Faktoren ab, wie Land- oder Stadtleben, dicht besiedelt, oder Nachbar wohnt 1 km entfernt und andere Situationen. Daher lehne ich pauschal den selbst von zahlreichen Hirtenhundebesitzern unterstützten "Hundeführerschein" ab. Er ist eine "Hilfskrücke", die teuer bezahlt werden muss und ganz sicher für meine Hunde bei ihrem Leben wenig nützlich wäre. Dafür können die eben Dinge, die andere nicht brauchen, z. B. nicht hinter Wild herjagen. Völlig daneben ist der Ratschlag des Richters Heinrich Schmidt, der im Zusammenhang mit der Erziehung des Junghundes schreibt:

"Als erstes wäre die Gewöhnung an Leine, Halsband und Maulkorb. Je eher das erlernt wird, je eher kann der Hund auf Spaziergänge mitgenommen werden."

Maulkorb oder Halti sind asozial und somit Tierquälerei, genauso übrigens, wie ein Stachelhalsband.

Wenigstens mir ist auch nicht zu vermitteln, warum ein Hirtenhund und eine andere Rasse unbedingt Kommandos wie "Fuß-Gehen" beherrschen muss. Unsere Hunde laufen, wenn sie an der Leine sind, entweder vor uns, oder neben uns, wobei uns die Seite auch egal ist. Völlig absurd finden wir dann, dass viele Besitzer sich einreden lassen, dass diese ganzen Kommandos auch noch genau und präzise ausgeführt werden müssen, z. B. präzises Vorsitzen, laufen am Knie des Besitzers und ähnliches, wie man es in den verschiedenen Prüfungsordnungen findet. Aus diesen Gedanken heraus halten wir auch Hundesport für im Grunde überflüssig. Sollte es aber Hund und Besitzer wirklich Spaß machen, ist auch dagegen nichts zu sagen. Nur wegen der Ansichten und auch oft Eitelkeiten der Besitzer aber auf einen Platz zu gehen, ist abzulehnen.

Etwas anderes ist sicher die Möglichkeit des "Fährten" suchen. Aufgrund ihrer oft unterschätzten Nase und der sprichwörtlichen Neugier der Hirtenhunde wäre das etwas, was ganz nach dem Geschmack der meisten Hirtenhunde wäre. Ein Do-khyi hat es sogar schon zum Rettungshund gebracht. Und tut somit etwas sehr nützliches, wenn er in einen Einsatz geht.

Ebenfalls vorstellen könnte ich mir Hirtenhunde als Therapiehunde. Auch das wird gelegentlich mit Erfolg praktiziert, aber nicht in Deutschland. In Polen hat man wohl "Tatras" als solche eingesetzt.

Haltung

"Ein Kraski gehört keinesfalls in einen Zwinger gesperrt, er braucht den Kontakt zu seinem Rudel um sich wohl zu fühlen."

Diesen Satz fand ich in einer Rassebeschreibung. Da stellt sich dann die Frage, wo gehört er dann hin und was ist ein Zwinger? Untauglich wäre z. B. der Zwinger, den man heute im Handel für verdammt viel Geld kaufen kann, also die berühmten 2 mal 3 Meter, mit Dach und Hütte und wenig Sicht nach den Seiten und der Rückwand. Aber man könnte ja auch einen Zwinger selber bauen in einer Größe, die den Hunden gerecht wird. Mit Sonne und Schatten drin, etwas Bepflanzung und einer richtig guten Sicht nach allen Seiten. Steht der dann noch an einer "strategisch" günstigen Stelle, wird es dem Hund nie langweilig und er kann seinem Bedürfnis, das Grundstück zu bewachen, nachkommen.

Vom Fell und der Wetterfestigkeit jedenfalls sind Kraskis für eine Haltung im Freien bestens geeignet. Hinzukommt, dass dieser ständige Aufenthalt im Freien dafür sorgt, dass die Hunde ein richtiges Fell und keine Haare bekommen.

Bliebe die Überlegung, ob ein Hund, der vielleicht relativ lange und häufig alleine ist, im Zwinger am besten aufgehoben ist. Wir sind der Meinung, das ist nicht das wahre und halten daher zwei Hunde in unserem Gehege. In verschiedenen Veröffentlichungen ist zu lesen, 2 Hunde, die in einen Garten oder Zwinger relativ alleine leben, betrachten diesen sozusagen als ihr "Eigentum" und es könnte dann vorkommen, dass sie ihre Besitzer nicht mehr in Garten oder Zwinger lassen. Hier kann ich Entwarnung geben, die Geschichte ist erstens Quatsch und zweitens gedankenlos abgeschrieben.

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si 

Natürlich gehört zur Haltung im Freien, dass der oder die Hunde genügend Auslauf haben. Das gilt aber auch für die Hunde, die zwar in Haus und Garten leben, aber deren Besitzer glauben, anhand der Grundstücksgröße müsse man nicht mehr mit den Hunden laufen. So etwas führt zu "Staus" bei jedem Hund, denn er muss alleine wegen seiner Veranlagung etwas "aus der Welt" oder dem realen Leben mitbekommen.

Zur Haltung gehört natürlich auch die berühmte Frage, was für ein Grundstück in welcher Lage ist notwendig, um einen Hirtenhund zu halten. Auch hier Entwarnung, denn getreu dem alten Sprichwort: "Raum ist in der kleinsten Hütte" kann man einen Hirtenhund auch auf kleineren Grundstücken halten. Nur eine reine Wohnungshaltung ist sicher nicht das Wahre für diese Hunde, unter anderem auch deswegen, weil diese einfach zu reizarm ist.

Natürlich kann man Hirtenhunde und damit auch den Kraski dort halten, wo er etwas arbeiten soll. Beispiele:

  • Bewachung von Haus und Garten
  • Einsatz und Bewachung bei der Tierhaltung
  • Bewachung von Stallanlagen

So etwas wäre zum Nutzen von Menschen und Tieren. Aber notwendig zum Wohle eine Kraskis ist es nicht. Denn der kommt auch ohne Nutztiere und ein großes Grundstück aus und Bewachen irgend eines Objektes ist nicht seine alleinige Bestimmung. Aussagen will ich damit lediglich, man kann sich natürlich die Veranlagungen aller Hirtenhunderassen zunutze machen, aber diese kommen auch ohne Aufgabe aus, bzw. suchen sich selbst etwas geeignetes. Dann allerdings müssen sie von ihren Menschen entsprechend beschäftigt werden. Aber ich frage mich schon seit Jahren, warum z. B. die Pferdehalter noch nicht auf die Idee gekommen sind, ihre Tiere vor diesen idiotischen Pferderippern mit Hirtenhunden zu schützen. Mit etwas Phantasie und einer entsprechenden "Einarbeitung" sind nämlich die Hunde durchaus in der Lage, auch Außenkoppeln zu bewachen und Koppeln im Hofbereich oder Stallungen beschützen sie mit Links.

Foto: www.slovenia-tourism.si

Zur Haltung gehört aber auch, dass ein Hirtenhund nicht unbedingt geeignet ist für Menschen, die durch Sport oder andere Hobbys am laufenden Band unterwegs sind und dann ihren Hund immer mitschleppen. Damit meine ich nicht, dass z. B. "Pferdeleute" zu Turnieren gehen und ihre Hunde mitnehmen. Sondern ich meine die Menschen, die von Termin zu Termin jagen und Dinge tun, die für einen Hirtenhund langweilig sind oder nicht seiner Veranlagung entsprechen. Nämlich langweilig ist für einen Hund, mit seinen "Leuten" zum joggen, Rad fahren und ähnliches zu gehen. Denn der Mensch wird ohne seine Kilometer anscheinend nicht glücklich, der Hund aber braucht seine Zeit, um auf einem Ausgang sorgfältig "Zeitung zu lesen". Daher ist ein Kraski eben nicht der ideale Begleiter für solche sportlich eingestellten Besitzer.

Foto: www.slovenia-tourism.si

Artgerechte Haltung heißt natürlich in meinen Augen auch, man muss die Veranlagungen dieser Rassen beachten und daher bin ich gegen solche "Späße" wie einen Hundeführerschein. Dieser beinhaltet Fertigkeiten und Beherrschung von Kommandos, die den Hunden nicht gerecht werden.

Vor allem aber scheint in der Regel der "Prüfer" wie die zahlreichen Trainer/innen auf Hundeplätzen auch mit der Mentalität eines Hirtenhundes nicht klar zu kommen. Wo dieser nämlich gewohnt ist, dass ein Kommando bereits ausgeführt ist, fängt ein Hirtenhund gerade mit der Überlegung an, ob er, oder ob er nicht ausführt. Bedenkt man daher, dass man für die Rassen der Hirtenhunde geeignete Prüfer bräuchte, müssten alle Besitzer dieser Rassen dagegen sein.

Foto: www.slovenia-tourism.si

Dagegenhalten kann man natürlich, dass ja auch die entsprechenden Rassehundeclubs berechtigt sind, Wesenstests abzunehmen. Wenigstens mir würden sich alle Haare zu Berge stellen, wenn ich daran denke, dass der JHK (Jugoslawischer Hirtenhunde-Klub) meinen Hund in die Finger bekäme und ihn begutachten müsste. Und einen "Hundeführerschein in einem der Clubs vom Format des JHK machen zu müssen ,wäre für mich nicht vorstellbar, um es vorsichtig auszudrücken. Denn in diesem und anderen Clubs "regiert" der Unverstand, die Ahnungslosigkeit und die pure Dummheit.

Zu dieser positiven Meinung über den Hundeführerschein kommt hinzu, dass selbst Hirtenhundebesitzer der Meinung sind, ihre Hunde sollten außerhalb des eigenen Grundstückes immer an der Leine gehalten werden, dagegen bin ich natürlich auch. So habe ich geschrieben: "Alle Hunde, Rassehunde oder Mischlinge, brauchen Freiräume und damit natürlich auch ein Hirtenhund. Wer also keine Möglichkeit hat, seinem Hund diesen Freilauf zu gewähren, sollte es mal mit einem dieser wunderschönen Stoffhunde von Steiff probieren, oder etwas exklusiver, einen Keramik- oder Porzellanhund halten. Von lebendigen und eigene Bedürfnisse habenden "richtigen Hunden" sollte man dann lieber die Finger lassen. Dies schreibe ich nicht nur im Interesse der Hunde, sondern auch in dem der Menschen, denn ein derartig eingeschränkter Hirtenhund wird kein gutes Familienmitglied werden.

Und der ebenfalls von mir geschriebene Satz über Haltung und Erziehung passt auf den Krasevec sehr gut. Er lautet:

"Zusammengefasst kann man dann sagen, bei allen zusätzlichen Ausbildungen sollte man eines immer berücksichtigen, die Würde und die Eigenheiten der Hirtenhunde. Wer diese außer Acht lässt, sollte allerdings auch die Finger von allen Hunden lassen, denn sie sind keine Maschinen, Olympiasieger und auch keine Sportgeräte."

Pflege

Eigentlich ist ja der Kraski von der Farbe her ein ausgesprochen pflegeleichter Hund, denn in dessen Fell sieht man bei der Farbe nichts oder sehr wenig an Dreck. Aber er sollte genauso wie die anderen Hirtenhunde gelegentlich ein bisschen Pflege bekommen. Die muss nicht ausarten in Baden und ständigem Bürsten. Das kann sogar schädlich, weil nämlich zuviel, sein. Aber ab und an tut eine geeignete Bürste "wahre Wunder".

Besonders während dem Haarwechsel ist öfters bürsten angesagt, ist dieser vorbei, kann wieder "geschlampt" werden. Allerdings fördert derartige Körperpflege den sozialen Kontakt zwischen Hund und Besitzer und darum kann es ruhig etwas mehr sein, als nötig.

Wie schon öfter geschrieben, baden ist überflüssig, ja sogar schädlich, denn auch der Kraski hat ein Fell mit einem sehr hohen Fettgehalt und der soll nicht zerstört werden. Dieser hohe Fettgehalt macht ihn sehr pflegeleicht, denn ein total nasser und verdreckter Hund sieht, wenn er wieder getrocknet ist, wie "runderneuert" aus.

Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Ohren, Krallen, Augen und das Fell sollte man gelegentlich "untersuchen". Ohren auf Zecken und Verschmutzung, Krallen auf ihre Länge, Augen auf Verschmutzungen und das Fell auf Ungezieferbefall. Auch das Gebiss sollte immer mal wieder angeschaut werden, denn Zahnstein bildet sich schnell und muss dann vom Tierarzt in der Regel per Vollnarkose entfernt werden. Unsere Hunde bekommen als Zahnpflege steinharte Hundekuchen und Gurgeln.

Zur Pflege gehört natürlich auch der regelmäßige Besuch beim Tierarzt, denn Impfungen müssen in vorgeschriebenen Zeiträumen wiederholt werden. Gerade bei der Tollwut verstehen Ordnungsbehörden und Förster bei freilaufenden Hunden in der Regel keinen Spaß.

Um den Besuch beim Tierarzt nicht zu einem "Horrortrip" werden zu lassen, ist es empfehlenswert, diesen möglichst früh aufzusuchen, wenn man einen Hund bekommt. Dies ist deshalb wichtig, damit er seinen Tierarzt nicht nur als Spritzen gebendes "Monster" kennen lernt, das ihm immer weh tut, sondern als normalen Menschen, der streichelt, untersucht und immer ein Leckerli parat hat. Unsere Hunde mögen unsere beiden Tierärzte sehr, denn die Begegnung mit denen ist immer positiv. Im übrigen sollte der Tierarzt den Hund so gut kennen, dass er z. B. die Besitzer an Impftermine erinnert und die Besitzer über gesetzliche Neuigkeiten rechtzeitig informiert.

Besitzerwechsel

Immer wieder ist zu lesen, ausgewachsene Kraski im besonderen und Hirtenhunde im allgemeinen sind nicht geeignet, im "fortgeschrittenen" Alter den Besitzer zu wechseln. Dass mindestens die Tierheime und Tierschutzvereine gegen dieses Argument nichts sagen, wundert mich, denn dann dürfte man sich von denen nur noch Welpen und Junghunde holen.

Ebenso falsch ist in meinen Augen auch der Hinweis, wenn man es trotzdem tut, sollte man unbedingt die nötige Erfahrung mit Hirtenhunden haben. Wäre das richtig, hätten wir heute immer noch keinen Hirtenhund, denn unser erster war ein Kaukase im stolzen Alter von rund 5 Jahren. Zwar denken wir heute, es war schon sträflicher Leichtsinn, dass wir diesen Hund im Ludwigsburger Tierheim bekamen, aber das lag an anderen Gründen und die kann man nachlesen in der Beschreibung unseres Nannuk. 

Sekretärin Cirila Vipotnik
Foto:
www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Nach meiner Meinung ist so ein Besitzerwechsel durchaus möglich. Beachten sollten man nur, dass der Hund in seiner neuen Umgebung eine mehr oder längere Zeit der Eingewöhnung braucht. Das bedeutet für mich, man sollte ihn nicht überfordern, nicht überallhin mitnehmen und ihn nicht ständig mit neuen Menschen konfrontieren. Er muss sozusagen wie nach seiner Geburt wieder die neue Welt erobern, langsam Schritt für Schritt und immer mit einem verständigen Menschen im Hintergrund. Dann geht es recht gut. Wir haben diese Erfahrung bereits dreimal selber gemacht und bei einigen "Neubesitzern" beobachtet.

Dieses Kapitel ist mir deshalb wichtig, weil sonst Hirtenhunde in Tierheimen überhaupt keine Chance mehr hätten. Richtig sauer werden kann ich dann allerdings, wenn eine nun wirklich "sackdoofe" Trainerin einer Interessentin abrät, einen behinderten Hund zu übernehmen. In diesem Falle war es ein tauber Hirtenhund. Solche Trainer möchte ich mal gerne durchs Dorf trieben, mit Reitpeitsche und ein paar Hunden. Der taube würde sicher gerne mitmachen, denn sehen könnte er diese "wandelnde Dummheit" ja prima.

Schlussbemerkung

Ein altes Sprichwort auf dem Balkan sagt: " Was du gesät hast, das wirst du auch ernten." Wer also im Sinne von säen sich sorgfältig über die Rasse informiert, Züchter und Vereine genau unter die Lupe nimmt und mit Besitzern dieser Hunde spricht, kann mit dem Kraski Ovcar einen noch sehr natürlichen Hirtenhund bekommen.

Respekt vor dem Alter
Foto: www.drustvo-kraskih-ovcarjev.si

Zu dieser Natürlichkeit gehört unter anderem ein Alter, das deutlich über 10 Jahre liegt. Das ist im Vergleich zu vielen anderen großen Rassen dann eine gute Ernte. Wie die anderen Hirtenhunderassen auch, hat der Kraski eine sehr hohe Reizschwelle und ist damit sehr "familientauglich" und für Kinder ein prima Kumpel. Vorausgesetzt er und die "lieben Kleinen" werden immer von Erwachsenen angeleitet.

Hartmut Deckert

Danksagung

Unser Dank geht nach Slowenien an den dortigen Krasevec-Club. Und natürlich auch an Eva Vipotnik, die Webmasterin der Clubseite. Sie wohnt ganz in unserer Nähe und hat sich sehr viel Mühe gemacht, alle unsere Wünsche zu erfüllen.

Wir bedanken uns auch bei dem Züchter Emil Pižmoht, der im slowenischen Kraski Club züchtet, für die Bilder seiner Hunde.

Wir danken aber natürlich auch dem slowenischen Fremdenverkehrsamt in München, denn von dort bekamen wir eine sehr schöne CD mit Bildern aus dem Land.

Slowenien ist ein schönes und interessantes Land, haben wir bei der Recherche zu dieser Rassebeschreibung gelernt, wer also mal Lust hat, nicht nur am Strand liegen, sondern auch mal das Landesinnere zu "erforschen", dem sei Slowenien empfohlen.

Informationen unter: www.slovenia-tourism.si

Foto: www.slovenia-tourism.si

Viel Glück und auf Wiedersehen

In Slowenien!

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