Ausgabe 11/2005 |
November 2005
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Oder die Hamburger Hundelobby, die eigentlich gar keine Hamburger Hundelobby sein will. Warum, das erfährt der/die Leser/in in diesem Artikel. Denn wir wollen einen Verein vorstellen, den wir im Zusammenhang mit unserer Berichterstattung über Sugar kennen gelernt haben. Die Geschichte dieses Vereines ist eine eigentlich reichlich traurige. Anders ausgedrückt, dieser Verein wäre absolut überflüssig, gäbe es in Hamburg eine andere Politik gegenüber Hundebesitzern und Politiker, die nicht derart beratungsresistent gegenüber Hunden und ihren Menschen wären. Gerechterweise muss man allerdings auch dazuschreiben, gäbe es den Hamburger Tierschutzbeirat unter Führung von Wolfgang Poggendorf nicht. Den braucht man nicht mehr groß vorstellen, denn er hat es zu trauriger Berühmtheit gebracht in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer des Hamburger Tierschutzvereines in der Süderstrasse und als Vorsitzender der Landesgruppe Hamburg im deutschen Tierschutzbund. Die Geschichte Seit dem tödlichen Unfall im Jahre 2000 gab es in Hamburg und anderen Städten oder Bundesländern eine ganze Reihe von Initiativen, die versuchten, "Kampfhundeverordnungen" und den ganzen Unsinn, der aus diesen hervorging, zu bekämpfen. Viele dieser Gruppen gibt es nicht mehr, unter anderem deswegen, weil Politik und Behörden reagiert haben, oder zu Reaktionen per Gerichtsbeschluss gezwungen wurden. Auch in Hamburg bildeten sich eine ganze Reihe von Gruppen und Interessensgemeinschaften, die meistens stadtteilbezogen arbeiteten. Aus diesen Stadtteilgruppen heraus wurde im Juli 2004 die Hundelobby Hamburg gegründet, also ein Zusammenschluss lauter kleiner zu einer wirksamen Gruppe, die in der ganzen Stadt arbeiten will. Das war allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange. Aber natürlich wird auch demonstriert Entgegen der Arbeit vieler anderer Gruppen oder Einzelpersonen hat sich die Hundelobby nie als reine "Protestbewegung" oder "Demonstrierer" gesehen, sondern ihr Ziel war und ist, die Politik in der Stadt zugunsten der lt. Schätzungen 36.000 Hunde und der dazugehörenden Menschen zu beeinflussen. Das heißt aber auch, das Verhältnis zwischen Hunde- und Nichthundebesitzern zu "entkrampfen". Zu dieser Arbeit gehört unter anderem eine eigene Seite im Internet, die man/frau unter www.hundelobby.de findet. Nicht weil die Mitglieder Vereinsmeier sind, sondern weil ein Verein das Leben "erleichtern" kann, bildete sich aus diesem eher losen Zusammenschluss Hundelobby Hamburg am 29.06.2005 der Verein "Hunde-Lobby e.V." Als Begründung für diese Vereinsgründung schrieb mir Ursula Lindemann - Gründungsmitglied der Hundelobby - folgendes:
Derartige Ziele finden wir als "Hundezeitung" natürlich gut und werden daher unterstützen, wenn wir können. Klappt es z. B. nach den Vorgesprächen, wollen wir in der nächsten Ausgabe eine Initiative vorstellen, die in NRW ihr "Unwesen" treibt und deren Aktivitäten wir auch gut finden. Mit denen wäre dann vielleicht eine "länderübergreifende" Zusammenarbeit möglich. Warum eine Hunde-Lobby? Dieses Kapitel habe ich zum größten Teil aus dem Infomaterial der Hundelobby übernommen, also abgeschrieben, denn man muss ja das Rad nicht jeden Tag neu erfinden. So ist zu der Arbeit des Vereines zu lesen:
Gegen Chip und Haftpflicht ist ja generell nichts zu sagen, aber gerade in Großstädten ist es für Hunde wichtig, genug Freilaufflächen zu haben. Dies bestätigt im übrigen der Hamburger Tierschutzverein auf seiner Internetseite, ist dann aber trotzdem für einen generellen Leinezwang. Vertreten wird die Meinung von Poggendorf und Co., übrigens auch von "Dr." Dorit-Urd Feddersen-Petersen. Mit "Kind und Kegel", groß und klein Über die Auswirkungen dieser verschärften Hundeverordnung schreibt die Hundelobby:
Über den so genannten Städtischen Ordnungsdienst (SOD) muss man wissen ,dass er ein Erbe der unseligen Schill-Zeit ist. Gehässigerweise bezeichnen ihn daher viele in der Stadt als "braunes Erbe". Dass man die Arbeit dieser "Behörde" durchaus auch als "Denunziantentum" sehen kann, bestätigt indirekt deren ehemaliger Leiter Uwe Brettschneider, der verlauten ließ, man werde in Zukunft auch in Zivil Mitarbeiter in die Grünanlagen schicken, die Hundehalter kontrollieren, spöttisch ausgedrückt, diese stehen dann hinter alten und dicken Eichen versteckt und lauern auf die Hundehalter. Mit seinen Worten klingt das so:
Eine solche Einrichtung lassen sich die Hamburger Politiker übrigens pro Jahr runde 2,4 Millionen Euro kosten. Die Hundelobby fragte hier schon zu recht, ob man dieses Geld nicht sinnvoller einsetzen kann. Und das Abendblatt schreibt am 12. April 2005: "Hinweise aus der Bevölkerung werden vom SOD zwischen 7 und 21 Uhr unter Tel. 428 39 40 00 entgegengenommen." Bliebe anzumerken für Auswärtige, 040 für Hamburg vorwählen und dann denunzieren. Bei anderen Interessengruppen geht es allerdings auch anders, denn die Hundelobby weiter:
"Wir sind auch ne 'Hundelobby'" Wer ist die Hunde-Lobby? Dazu ein Zitat:
Wie diese Arbeit aussieht, kann man den zahlreichen Aktionen entnehmen, die seit der Gründung veranstaltet wurden, nicht immer zur Freude der etablierten so genannten "Tierschützer". So veranstaltete der Verein am Samstag, den 14. August 2004 vor dem Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins (HTV), in der Süderstraße ein Treffen, dessen Zweck eine symbolische Hunde-Übergabe gegen das von Senat und Bürgerschaft geplante Hundegesetz und den damit einhergehenden generellen Leinenzwang war. Bei dieser Veranstaltung lehnte es Wolfgang Poggendorf, Geschäftsführer HTV, ab, sich zu den Auswirkungen des geplanten Hunde-Gesetzes auf die Hundehaltung und die Vermittlung von Fundtieren zu äußern. Aus völlig unbegründeter Furcht vor Übergriffen durch die friedlichen Demonstranten ließ er sogar das Tierheim für den Publikumsverkehr schließen. Vermutet darf im übrigen werden, dass eine derartige Veranstaltung dem "obersten Tierschützer" in der Stadt nicht in seinen Kram passte. In zahlreichen Beiträgen versuchten die Redner/innen, klar zu machen, wie wichtig das Zusammenleben von Mensch und Hund und insbesondere auch mit Kindern ist. Brigitte Stöber-Harries sagte:
Und weiter:
196 Hunde (aus Stoff) wurden während der Veranstaltung symbolisch abgegeben. Als Resümee dieser Veranstaltung schreibt die Hundelobby:
Eine weitere Veranstaltung war das II. Hamburger Hundesymposium. Darüber schreibt die Hundelobby:
Wieder einmal hatte es der "oberste Tierschützer der Stadt" Poggendorf nicht nötig, mit Hundebesitzern zu diskutieren und nach vernünftigen Lösungen zu suchen. Im übrigen ist trotz aller Mühen und lockeren Versprechungen der anwesenden Politiker nicht viel dabei herausgekommen, daher kann man natürlich schon davon sprechen, dass Senat und Bürgerschaft "beratungsresistent" sind. Die vielen guten Vorschläge der Hundelobby kann man im übrigen auf der HP des Vereines nachlesen. Einen Satz möchte ich aber noch zitieren, er lautet:
Noch 'ne Demo Dazu die Hundelobby:
Engagierte Redner wie der Vorsitzende der Hundelobby Michael Rockel, Angela Wierig, Sprecherin der Initative doggy-x, Henrik Bagdassarian, Pressesprecher Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub, Jürgen Gerlach, Bundesvorsitzender der Tierschutzpartei, sowie der Tierarzt Dr. Dirk Schrader müssen sich im Nachhinein sagen, es war vergebliche Liebesmüh, denn weder bei Politikern noch Behörden ist in dieser Stadt etwa zu erreichen und das ist traurig. Lichterkette um die Binnenalster Dazu die Hundelobby:
Ansonsten sind die Themen dieser Demonstration wie immer die gleichen. Einen anderen "Braten" aber hat die Hundelobby längst gerochen und auch gegen den wird protestiert. Man schreibt dazu:
Die Redner weisen - zum wievielten Male eigentlich - darauf hin, dass das vom Hamburger Senat geplante Hundegesetz unsinnig, bürokratisch, teuer und kontraproduktiv ist. So sprechen auf dieser Veranstaltung der Hundehalter und Vertreter der FDP, Michael Weippert, Oliver Schwarz, Vorsitzender des Tierheims Westerwohld, Dr. Wolf-D. Schmidt, vom Bund praktizierender Tierärzte, aus Wolfsburg und Gert Haucke, bekennender Hundefreund, Schauspieler und Autor. Mit einer abschließenden Lichterkette und einer symbolischen Kranzniederlegung endete diese Demonstration. Bei dieser Kranzniederlegung sagte Angela Wierig, Sprecherin der Initiative doggy-x, folgende Worte:
Über den Abschluss der Veranstaltung schreibt die Hundelobby:
Übrigens ist der Vorsitzende der Hundelobby Rechtsanwalt und derjenige, dem es in einem langwierigen Rechtsstreit gelang, den ebenfalls "hochgefährlichen Kampfhund" Chico aus den Klauen des Tierheimes in der Süderstrasse zu befreien. Poggendorf schilderte zur Begründung dieser Gefährlichkeit einen Angriff auf seine Person: "nur ein Zufall hatte ihn davor bewahrt, dass Chico ihm die Kehle durchbiss." (Zitat Poggendorf) Ob das wohl stimmen kann? Der "Hundeführerschein" Auch bei diesem von vielen gepriesenen Allheilmittel bürstet die Hundelobby gegen den Strich. Auf gut Deutsch, sie ist dagegen und sieht ihn als das, was er in Wirklichkeit ist, eine völlig überflüssige "Geldvernichtung" für Hundehalter und ohne jeden Vorteil. Niemand wird sich wundern, wenn auch in der Beziehung der Geschäftsführer des Hamburger Tierschutzvereines Poggendorf eine andere Position vertritt. Der allerdings würde mit seinesgleichen einen "Batzen Geld" an Wesentests und Hundeführerschein verdienen. Des weiteren erwartet die Hundelobby vom Senat eine Änderung der Grünanlagenverordnung, denn die ist veraltet und zum anderen benachteiligt sie in dieser uralten Fassung schon heute Hundehalter gewaltig. Darin enthalten z. B. ist eingeschränkt die Erlaubnis, sein Tier auf Gehwegen frei laufen zu lassen, nicht aber abseits der befestigten Wege. Das muss man einem Hund auch erst mal klar machen. Und die als Eratz ausgewiesenen "Freilaufflächen" muten wie ein Witz an. Dort dürfen dann aber nur Hunde frei laufen, die nicht zu den so genannten "gefährlichen Hunden" gehören. Wo aber diese angeblich gefährlich und gelisteten Hunde laufen dürfen, steht nirgends geschrieben. Im Zusammenhang mit dem Hundeführerschein lehnt die Hundelobby natürlich auch den wiederum von Poggendorf (Aus "logistischen Gründen" sei ein genereller Leinenzwang sinnvoll) unterstützten Leinezwang ab. Dazu erschien in der Zeitung "Der Hund" eine sehr gute Stellungnahme der Hundelobby. Und natürlich ist auch der Wesenstest den Mitgliedern der Hundelobby ein Dorn im Auge. Wobei es in dieser Stadt auf einen Dorn mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt. Mindestens mich verwundert als Nichthamburger und Außenstehender, dass Politiker und angebliche Fachbehörden derartig dilettantisch an ein solches Thema herangehen können, wenn ihnen auf der anderen Seite ein Verein wie die Hundelobby auf eine leicht verständliche Art Wege und Lösungen aufzeigt, die simpel, einfach, wirksam und auch noch billiger sind, als deren Ideen. Es ist oft genug angeklungen, anscheinend muss man einen langen Atem haben, um gegen derartige Ignoranz "anzustinken". Die Hundelobby hat diesen langen Atem immer noch. Eine ganze Menge Atemzüge verwendet sie dazu, ihren Beitrag zur Ablösung des Geschäftsführers des Hamburger Tierschutzvereines W. Poggendorf zu leisten. So erschienen Mitglieder der Hundelobby zum Tag der offenen Tür vor dem Tierheim in der Süderstrasse, oder waren als deutlich wahrnehmbare Zuschauer beim Prozess Schrader/Poggendorf anwesend. Wenn man mit "Tierschützern" wie Poggendorf keine vernünftigen Lösungen finden kann, ist dies schon traurig. Dabei sind die Forderungen der Hundelobby nicht nur berechtigt, sondern auch umsetzbar. Einfach ausgedrückt fordert die Hundelobby:
Eine Freilauffläche von 1.700 qm ist eigentlich kein Witz, sondern ein deutlicher Beweis, dass die Verantwortlichen (mitsamt Poggendorf) nicht die geringste Ahnung haben, was zu den Bedürfnissen eines Hundes gehört. Würde ich unsere beiden Hunde in unserem Garten sozusagen einsperren, ohne Spaziergänge, wären jede Menge Konflikte vorhersehbar. Unser Garten hat aber nur 20 qm weniger, als diese Freilauffläche. Und in unserem Garten wären es dann zwei Hunde. In Hamburg tummeln sich aber auf dieser Fläche eine nie kalkulierbare Anzahl von Hunden und ihrer Menschen. Daher kann man den folgenden Satz der Hundelobby nur unterstreichen:
Blinder Aktionismus ist sicher untertrieben, denn mit welchen Gedanken die Verantwortlichen an die so hoch gepriesenen Freilaufflächen heran gehen, zeigen andere Beispiele der Hundelobby:
Im Zusammenhang mit einer mal wieder durch Poggendorf veranlassten Einschläferung fiel der Satz: "Der Hund ist psychisch gestört und ungehorsam, ... wir geben ihn auf, denn er ist eine große Gefahr für Mensch und Tier." Bleibt zu hoffen, dass Gerichte diese Art der "Entsorgung" endlich stoppen und sich die vernünftigen Argumente der Hundelobby und anderer Hundehalter endlich durchsetzen. Warum ich die Hundelobby und ihre Arbeit so positiv sehe und ausführlich beschreibe? Dafür gibt es nur einen einzigen Grund: Denn leider glaube ich, dass Hamburg ansteckend ist. Das heißt, es könnte Schule machen, was in der ehemals "freien" und Hansestadt vorgemacht wird. Dann brauchen wir in Deutschland viele "Hundelobbys". Mit der aus Hamburg kann man schon mal üben, wie Widerstand möglich ist, auch wenn er bisher noch nicht sooo erfolgreich war. Das aber liegt nicht an der Hundelobby, sondern an Senatoren, Staatsräten, Bürgerschaftsabgeordneten und einem "Tierschützer" namens Poggendorf. Alle miteinander unterstützt von einer ganzen Reihe von Medien. Deswegen hoffe ich, dass die Hundelobby in Hamburg aktiv bleibt und ihr Beispiel auch woanders Schule macht. Den braucht man nicht vorstellen: Gert Haucke Hartmut Deckert P.S.: Wer in und um Hamburg die Hundelobby auch das restliche Jahr unterstützen will, es gibt noch Termine. Dazu Ursula Lindemann:
Alle Bilder aus www.hundelobby.de Zu diesem Artikel bekamen wir folgende Leserbriefe:
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