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Haltung

Kaukase mit selbstgebautem Eigenheim ohne Eigenheimzulage
Foto: Volker Hochsommer

Bei diesem Kapitel kann man sagen: 10 "Experten", 20 Meinungen. Dabei könnte ich es mir eigentlich ganz einfach machen, indem ich schreibe, man möge sich die Seite von Dorette Knobbe anschauen und dort lesen, wie sie ihre beiden Sarplaninac und den Mischling hält. Dann weiß man, wie eine unproblematische Haltung funktioniert.

Leider gibt es aber eine ganze Reihe von Haltern mit ihren extremen Ansichten, die immer wieder ein Garant sind für Probleme im Zusammenleben Mensch/Hund.

Anfangen möchte ich mal damit, wie man einen Hirtenhund nicht halten sollte, oder besser wo.

In der Beschreibung des Charakters der Hunde habe ich geschrieben, dass Hirtenhunde aufgrund der langen und entbehrungsreichen Zucht sehr freiheitsliebende und selbstständige Hunde sind. Daher sollten sie nicht in der Stadt gehalten werden. Eine reine Wohnungshaltung sehe ich auch sehr kritisch.

Kangal + Kuvasz, hier gibt es immer was zu tun
Foto: Wolfgang +Karin Brüsecke

Auch die alleinige Haltung im Haus ist nach meiner Meinung nicht geeignet, denn ich glaube, dass so eine Haltung unter anderem auch zu gesundheitlichen Schäden führen kann, die schon durch das Fell entstehen können. Damit ist gemeint, dass ja eigentlich das Fell dieser Rassen im Gegensatz zu anderen erst dafür sorgt, dass die Hunde als Arbeitstiere immer im Freien leben konnten. Bei vielen Hirtenhunden aus Haushaltung aber kann man feststellen, dass diese zwar Haare, aber kein richtiges Fell haben.

Zu den gesundheitlichen Problemen, die bei einer Haltung im Haus oder in einer Wohnung auftreten können, gehört auch die HD. So weisen eine ganze Reihe von Züchtern/innen darauf hin, dass HD durch glatte und rutschige Böden gefördert wird, oder gar entstehen kann. Obwohl diese Erfahrungen noch nicht mit letzter Sicherheit wissenschaftlich bewiesen sind, glaube ich ebenfalls, dass hier Artrosen und HD tatsächlich beeinflusst werden.

Wenn dann auch noch die Welpen im Haus gehalten werden, sehe ich auch das sehr kritisch. Denn wer sie mit Wärmelampen verhätschelt, braucht sich nicht wundern, wenn diese in der Regel öfter zu Gast bei einem Tierarzt sind, als robuste und viel im Freien lebende Hunde.

Komondor-Welpen im Freien
Foto: Yvonne Wolf

Es kommt hinzu, dass einige Rassen, z. B. der Komondor aufgrund ihres dichten und langen Felles bei einer Haltung in Haus oder Wohnung dafür sorgen, dass der Maler und Tapezierer einmal im Monat erscheinen müsste.

Wer also ein Haus mit Grundstück hat, könnte ja mal den Hund entscheiden lassen, wo er sich aufhält. Natürlich wird es die berühmten Ausnahmen geben und dann findet sich der seelig schlafende Hirtenhund auf dem Sofa wieder. Nur die Regel wird das nicht sein.

Unsere beiden Hunde haben ein derart dichtes Fell, dass sie während der Heizperiode mit Begeisterung spätestens nach einer halben Stunde wieder raus wollen.

Hirtenhunde sind bestens geeignet als Beschützer und Wächter von Haus und Hof. Aber ich möchte nicht schreiben, sie sind ein Wachhund, denn nur als solcher eingesetzt, ohne Integration in der Familie, gäbe es sicher Haltungsprobleme. Denn sie müssen diese Aufgabe freiwillig übernehmen.

Die Bezeichnung "Wachhund" gefällt mir auch deswegen nicht besonders, weil eine ganze Menge davon immer noch an der Kette gehalten werden. Dafür sind aber alle Hunde ungeeignet und diese Art der Haltung sollte endlich verboten werden.

Sehr oft haben wir und auch andere sich darüber lustig gemacht, dass Hirtenhunde angeblich ein "verhaltensökologisches Umfeld" (Bloch) brauchen, zu dem auch andere Tiere gehören. Hier kann Entwarnung gegeben werden, was ein Hund nicht kennt, braucht er auch nicht. Es macht allerdings Spaß, wenn man Hunde und andere Haustiere hält. 

"Mit anderen Tieren und Artgenossen ist schon schön ...
Foto: Wolfgang +Karin Brüsecke

Die Haltung unserer eigenen Hirtenhunde richtet sich nach unseren Lebensgewohnheiten. Wir sind beide immer noch berufstätig und daher kommt ein Einsperren der Hunde im Haus nicht in Frage. Das wäre absolut "reizarm".

So leben unsere Hunde nicht in einem Zwinger herkömmlicher Art, aber wir haben ein größeres Gehege. Unsere Hunde sind also immer draußen. Da sie nichts anderes gewöhnt sind, macht ihnen nach unserer Meinung diese Haltung nichts aus.

Wenn wir abends unseren Spaziergang gemacht haben, geht es zum Füttern ins Haus, dort wird anschließend noch ein bisschen gespielt und dann "traben" unsere Hunde mit durchhängender Leine wieder raus, bzw. Leika geht ganz ohne Leine.

Wer seine Hunde ebenfalls draußen hält, sollte nach meiner Meinung nicht einen Hund alleine halten, das wäre zu langweilig für diesen. Es müssen allerdings nicht immer 2 Hirtenhunde sein, denn es gibt auch genug kleinere Rassen, die es gewohnt sind, draußen zu bleiben. Dazu gehören z. B. viele der Hütehunde.

"... auch im Stall ist es schön!"
Foto: Wolfgang +Karin Brüsecke

Wenn auch tagsüber jemand zu Hause ist, kann man seinen Hund ja sowohl draußen wie auch drinnen halten. Das sollte man aber dem Hund selber überlassen. Unter anderem z. B. deswegen, weil so mancher Hirtenhund froh ist, wenn er irgendwo einen Rückzugsraum hat. Hirtenhunde sind wie schon beschrieben, tolle "Kumpel" für Kinder, aber irgendwann wird es auch dem tollsten Babysitter zuviel, denn muss er sich irgendwo zurückziehen können. Als verantwortungsvoller Halter/in sollte man dann aber auch noch den Kindern klar machen, dass sie dieses akzeptieren.

Zur Haltung gehört auch der tägliche Spaziergang. Und auch mit dem sind so manche Konflikte verbunden. Denn viele Halter denken, der muss so ablaufen, wie sie das für richtig halten. Unsere Spaziergänge laufen so ab, wie die Hunde das für richtig halten. Wir geben also in etwa die Länge vor, die Hunde bestimmen die dafür benötigte Zeit. Denn je nachdem, was es an Neuigkeiten gibt, laufen wir unterschiedlich lang.

Selbstständig erkunden,
Kaukasen Aischa + Laszi
Foto: Volker Hochsommer

Daher sind derart neugierige Hunde wie ein Hirtenhund nicht geeignet für "Kilometerfresser" oder Jogger. Denn sie sollen und müssen sozusagen unterwegs "die Zeitung lesen" können.

Zwar ist gelegentliches Radfahren sicher für die Kondition nicht schlecht, aber es sollte nicht zur täglichen Routine gehören.

Zwar hat kein Hirtenhund etwas dagegen, wenn man täglich den gleichen Spaziergang macht, aber es muss nicht immer die ganz große Runde einmal am Tag sein, mehrere kleinere Runden sind interessanter.

Zurück zu der Frage, wie und wo halte ich einen Hirtenhund. Denn ich habe im Laufe der letzten Jahre gelernt, die Meinungen der "Herdenschutzhundehalter/innen" sehr differenziert zu betrachten und das fängt damit an, was mit den Hunden bei ausgesprochen schlechtem Wetter gemacht wird. So mancher Spaziergang fällt da nämlich aus, oder es geht eben nur auf befestigten Wegen zu einer kleinen Runde.

Kaukasen-Schlammbad
Foto: Hartmut Deckert

Unsere Hunde dürfen bei jedem Wetter raus und sie können machen, was sie wollen. Wenn dazu gehört, in einer Pfütze oder im Bach zu toben, ist das ihre Sache. Und wenn sie meinen, bei Regenwetter gehört auch noch Schlammbad dazu, wir hindern sie nicht daran. Denn anschließend können sie mitsamt dem dreckigen oder nassen Fell in ihrer wetterfesten Hütte in Ruhe trocknen. So manch anderer Hund aber verbringt seine "Trocknung" im Bad, oder sonst einem verschlossenen Raum im Haus, oder er darf erst gar nicht raus.

Auch ein angeblich wichtiges Kriterium bei der Haltung eines Hirtenhundes ist die Grundstücksgröße. Da werden dann Zahlen genannt von 2.000 qm an aufwärts. Auch so ein Quatsch, der gedankenlos übernommen und dann weiter verbreitet wurde. Dazu habe ich bereits mal geschrieben:

"... kann sich jeder selbst seine Gedanken machen, der mal seinen eigenen Hund beobachtet hat, auch wenn es kein Hirtenhund ist. Liegen nämlich hinter dem Haus Tausende von Quadratmetern und alle Besucher und Spaziergänger bewegen sich nur vor dem Haus, könnte man aus Sicht des Hundes diesen Teil dahinter verkaufen, denn er hat für ihn überhaupt nichts Interessantes."

Darum sollte man auch diese "Forderung" der so genannten "Experten" getrost vergessen.

Centralasiate
Foto: Alexander Jonas

Eine Gefahr sehe ich auch noch bei derartigen Forderungen. Viele Leute glauben dann nämlich, sie bräuchten mit ihrem Hund nicht mehr spazieren gehen, denn er konnte sich ja den ganzen lieben langen Tag draußen austoben. Siehe letztes Kapitel, das tut er aber nicht und auch wenn auf dem eigenen Grundstück eine ganze Menge geboten ist, der tägliche Auslauf ist notwendig, auch dann, wenn das Wetter schlecht ist.

Würde man nämlich seinen Hund nur noch auf dem Grundstück halten, glaubt Gudrun Beckmann, dann betrachtet er dieses als "seins" und lässt unter Umständen die eigenen Leute nicht mehr auf dieses. Auch Blödsinn, denn so was tut kein normaler Hund, außer ihm fehlt jedweder Familienanschluss und den muss ein Hirtenhund natürlich haben.

Eines der vielen Märchen ist die viel beschworene Nachtaktivität der Hirtenhunde. Auch die gibt es nicht. Denn jeder Hund bellt, wenn er wachsam ist und am Tage oder während der Nacht etwas hört. Daher muss man sich bei Nachbarn, die Nachts ihre Ruhe haben wollen, überlegen, ob man Hunde nicht ins Haus holt. Nötig ist das dann aber nur wegen der Nachbarn. Unsere Hunde sind immer draußen, denn unseren Nachbarn ist die Wachsamkeit der beiden sehr lieb, nachdem auch bei uns in der Gemeinde immer mal wieder eingebrochen wird. Gane und Leika bewachen nämlich deren Häuser gleich mit.

Kaukase Nannuk
Foto: Hartmut Deckert

Die Geschichte mit dem Territorium und dem daraus erfolgenden Verhalten hatten wir schon. Aber bei der Haltung eines Hirtenhundes spielt es schon eine Rolle, nämlich die, dass man seinem Hund angewöhnen muss, er solle sich gefälligst überall benehmen, denn weder seine noch der Rest der Welt gehört ihm. Auch wenn ein Hirtenhund objekt-, aber nicht territoriumsbezogen ist.

Falsch ist dann allerdings, wenn die so genannte Wissenschaftlerin Dorit Feddersen-Petersen schreibt:

"Nun kann so ein ausgesprochenes Territorialverhalten gefährlich werden, wenn Kenntnisse über diese Verhaltensbesonderheit beim Menschen fehlen, vielmehr ein Herdenschutzhund, der schlimmstenfalls nicht an Menschen sozialisiert wird, als Begleithund in der Wohnung gehalten wird. Die aus Unwissen und Verantwortungslosigkeit resultierende Gefährdung besteht übrigens bei allen Arbeitshunden, deren Verhaltensbesonderheiten weder erkannt noch berücksichtigt werden."

Sollte jemand aus der Leserschaft so einen richtigen kleinen Terrier zu Hause haben, der niemanden reinlässt, könnte er der Autorin der obigen Zeilen ja mitteilen, dass das für alle Hunde gilt. Und vielleicht auch, dass jeder Hund sorgfältig sozialisiert werden muss.

Ein immer größeres Problem innerhalb der Haltung ist die Gewöhnung daran, dass alle Hundebesitzer ihre Hunde nur noch an der Leine halten sollen. Bereits im Kapitel Erziehung habe ich mich dagegen ausgesprochen. Werden eine ganze Reihe von Hundeverordnungen so durchgesetzt, wie geplant, wird ein Leinenzwang alltäglich werden. Dies ist in meinen Augen ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und dem Sozialverhalten der Hunde absolut widersprüchlich.

Verwundert bin ich dann allerdings darüber, dass selbst auf Mailinglisten für "Herdenschutzhunde" ein Leinenzwang befürwortet wird. Viele Hundebesitzer sind sich anscheinend nicht darüber im Klaren, dass allein durch einen solchen Zwang Konflikte entstehen werden. Daher muss es eigentlich für alle Hundebesitzer selbstverständlich sein, gegen diesen Hundeführerschein und dem daraus folgenden Leinenzwang zu sein.

Wie idiotisch und unausgegoren diese Idee ist, kann man auf der Seite der Hundelobby nachlesen. Dort wurde dieser "Schwachsinn" und seine Folgen ausführlich dargestellt (www.hundelobby.de).

Noch ein Argument - nämlich ein finanzielles - ist sicher, dass nach den Vorstellungen der Politiker die entsprechenden Rassehundeclubs berechtigt sein sollen, Wesenstests oder Prüfungen abzunehmen. Rechnet man dann noch "Gutachter" wie Poggendorf vom Hamburger Tierschutzverein oder die angebliche Wissenschaftlerin "Dr." Dorit Feddersen-Petersen dazu, ist wenigstens für mich der Horror komplett.

Kaukasentreff
Foto: Hartmut Deckert

Um noch mal auf die Haltung im Freien zurückzukommen, auch da geistern so manche Vorstellungen herum, die überflüssig sind. Zwar sollte ein Grundstück eingezäunt sein, aber es müssen nicht die z. B. von Feddersen-Petersen geforderten Maßnahmen sein. Sie schreibt nämlich:

"Schutzvorrichtungen müssen dennoch in jedem Falle, gerade bei der Haltung eines Herdenschutzhundes in dicht besiedeltem Gebiet bedacht werden. Warnschilder, eine hohe (und das bedeutet eine sehr hohe, etwa 2,50 m mit Schrägabweisern nach innen, da die Tiere sehr hoch springen können) Umzäunung des Grundstückes. Bei der Haltung im Freien sind gleichfalls Schutzvorrichtungen notwendig: verhindert werden muß stets, daß die Hunde uneingeschränkt frei herumlaufen können."

Stellt man zu dieser Forderung noch die von Bloch vorgeschlagenen "Lautsprecher im Außenbereich" auf, ist die Haltung für diese Experten mehr oder weniger komplett. Man kann derartiges aber auch bleiben lassen und einen normalen Zaun benützen, der dann nicht wie ein Gefangenenlager aussieht. Um etwas Sichtschutz zu haben, wäre die Anpflanzung einer Hecke empfehlenswert. In einem Artikel haben wir dazu mal Vorschläge gemacht. Denn Hecken sind auch ökologisch sinnvoll, von ihrer Schönheit mal ganz abgesehen.

Streicht man also alle sinnlos übertriebenen Forderungen zur Haltung eines Hirtenhundes auf ein Normalmaß zusammen, bleibt im Grunde genommen nicht viel anderes übrig, als für die restlichen Rassen auch. Würden das auch die Halter von "Herdenschutzhunden" begreifen, wäre auch die Haltung eines Hirtenhundes relativ einfach. Wir wenigstens halten unsere Beiden auch nicht anders, als vor Jahren unsere Deutschen Schäferhunde. Und würde uns jemand fragen, welche Hunde die einfacheren waren, könnte es sein, dass unsere Antwort lautete, die Hirtenhunde.

Biker-Centralasiate
Foto: Ella Kirner

Hartmut Deckert


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