Ausgabe 05/2006
Mai 2006


Das 1. Arge(n) Märchen ...

... oder Affenzirkus

Ohne Dach, nach allen Seiten offen.
Zieht's, umdrehen, dann schiebt es wenigstens nur.
Foto: Heike + Thomas Steeb

Eines der "schönsten" Märchen in der Sammlung der Arge(n) Märchen ist das von der Berberäffin. Daher gibt es von diesem auch mehrere Versionen, die ich einfach alle der Reihe nach niederschreibe, bzw. übernehme.

Die erste Version vom "traurigen Los" der Berberäffin liest sich so und wurde im Forum der Seite "pro Gnadenhof Rohn" vom Vorstandsmitglied Heike Steeb veröffentlicht:

"Hallo Stephan,

zum Thema Affe, der" traurig ", in seinem Baumgehege sitzt, und übrigens Chimba heißt, darf ich Dir folgendes erzählen:

Es handelt sich um eine Berberäffin, in deren Herkunftsgebieten kalte Winter durchaus normal sind. Außerdem hat sie in ihrem Baumgehege eine super warme, isolierte Schlafhütte, die mit Decken und allem möglichen vollgestopft ist. Im übrigen handelt es sich nicht um ein Prestigeobjekt, denn Christiane hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dieses Tier woanders unterzubringen. Aber keiner wollte es haben ( lässt sich nicht mehr in andere Gruppen eingliedern, Berberaffen gibt es sowieso viel zu viele, so dass die älteren Tiere im Winter abgeschossen werden, damit im Frühjahr die publikumswirksamen Babies wieder Platz haben etc., etc, etc. ).

Zufällig waren wir zwei Tage, nachdem Chimba auf den Gnadenhof kam, dort und kennen ihre Geschichte. Sie hat in einem Zirkus" gelebt ", wo sie völlig verwahrlos und ohne jegliche Ansprache einige Jahre in einer fensterlosen, kleinen Holzkiste gesessen ist. Sie war über und über mit Ekzemen bedeckt, verdreckt und verängstigt. Aus Mitleid haben einige Frauen sie freigekauft in der Annahme, einen guten Pflegeplatz für sie zu finden zu können. Aber Pustekuchen! In ihrer Not haben sich die Frauen an Christiane gewandt und ihr das Messer auf die Brust gesetzt. Chimba sollte nun eingeschläfert werden, wenn der Gnadenhof sie nicht aufnimmt.

Christiane hat Chimba aufgenommen. Sie musste unzählige Male gewaschen werden bis ihre Dreckkruste weg war, und natürlich medizinisch behandelt werden ( und wer hat's gezahlt??? ) Trotz ihres anfänglich sehr unangenehmen Geruches war Chimba in Christianes Privatwohnung, wo sie sich schnell eingewöhnt und wieder Zutrauen zu Menschen gefunden hat.

Freiwillige Helfer haben für Chimba das Gehege gebaut, in dem sie jetzt wohnt und von ihrem Baum aus das Treiben auf dem Gnadenhof beobachten kann. Es kommt immer mal jemand vorbei, spricht mit ihr oder gibt ihr einen Butterkeks oder Popkorn, das sie heiß und innig liebt. Ihre Ernährung ist hervorragend. An der vitaminreichen und ausgewogenen Zusammenstellung könnte ich mir ein Beispiel nehmen.

Ich habe dieses Tier gesehen, als es auf den Gnadenhof kam und habe Christiane zugeraten, es mit Chimba zu versuchen. Wer diese traurigen, unruhigen und verängstigten Augen gesehen hat, konnte einfach nicht anders. Heute ist Chimba frech wie Oskar, ärgert ihre Gehegenachbarn und genießt den Platz, die freie Sicht und die frische Luft in ihrem neuen Leben. Ich habe sie schon oft besucht ( im Sommer habe ich sie drei Wochen lang gesehen) und weiß, das ihr Leben jetzt das reinste Zuckerschlecken ist im Vergleich zu vorher.

So, lieber Stephan, jetzt erzähle Du mir bitte nicht, dass es Chimba schlecht geht. Alles, was ihr bei Christiane und ihren hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern bisher widerfahren ist, ist der absolute Himmel im Vergleich zu der Hölle, aus der sie gekommen ist."

Und auch ihr Schlusssatz ist sehr schön, denn sie schreibt:

"Also krempel die Ärmel hoch und hilf uns, anstatt Behauptungen über Affen aufzustellen, die die Tatsachen ins falsche Licht rücken.

Es gibt nichts Gutes, es sei denn man tut es! Mit freundlichen Grüßen Heike (Herzdame)"

Woher hat Heike Steeb. diese Geschichte? Die Antwort: Von Christiane Rohn persönlich. Auch das mit den wenigen Tagen, nachdem der Affe auf den Hof kam, ist mir anders in Erinnerung, denn dieser kam zu einer Zeit, als das Ehepaar W. noch auf dem Hof waren und bevor sie rausgeworfen und mit einem Hausverbot seitens Klaus Sch. belegt wurden und das war einige Monate früher.

Version Nummer zwei liest sich schon ganz anders. Auf die wurde ich aufmerksam gemacht, als Version Nummer eins erschienen war und die geht so:

In einem Rottweiler Forum erschien eine Anfrage wegen einem Affen:

http://www.rotti.de/Forum/thread.php?threadid=12108&threadview=0&hilight=&hilightuser
=0&sid=ee602f06e181274f7ce729e20ca3a765

"Heute mal ein etwas anderer aber doch ziemlich dringender Notfall.

Chita ist eine Berberaffendame und 11 Jahre alt. Ursprünglich lebte sie mit einem Partner in einem Freizeitpark bei uns. Ihr Partner starb und der Mensch verpasste es sie gleich mit einem neuen Partner zu vergesellschaften. Mittlerweile ist es so, dass sie einen Artgenossen an ihrer Seite nicht mehr akzeptieren würde. Das ist auch der Grund weshalb sie ein Wildpark oder der Affenberg hier bei uns nicht aufnehmen würde (so hat man mir das zumindest gesagt).

Sie kam von dem Wildpark in einen Streichelzoo zu einer Bekannten. Jetzt wurde der Hof verkauft bzw. im Juli (2005, die Redaktion) ist es soweit. Es ist aber so, dass dort keiner mehr wohnt sondern nur tagsüber jemand da ist um die restlichen Tiere zu versorgen die dort noch leben. D.h. Chita sitzt 24 Stunden alleine in einer Pferdebox... Ich habe mich mit dem Pfleger unterhalten und Chita auch schon öfter gesehen. Er meinte wenn sich keiner findet der sie will, wird sie wohl eingeschläfert werden müssen.

Sie ist wenn sie Vertrauen gefasst hat eigentlich ziemlich zahm. Ihre Besitzerin kann sie ohne Probleme auf den Arm nehmen und herumtragen. Bei fremden Menschen reagiert sie zurückhaltend und wenn man sie in die Enge treibt kann sie mit Sicherheit auch böse werden. Von mir hat sie sich zumindest füttern lassen.

An wen kann man sich denn in so einem Fall wenden gibt es eine Affennotfallstation?? Oder vielleicht eine Privatperson die ein großes Gehege hat und Chita aufnehmen würde?? Wie gesagt wenn man ihr Zeit gibt Vertrauen zu gewinnen dann ist sie auch gar nicht problematisch. Nur Einsamkeit ist ja auf Dauer nichts wenn man sie nicht mehr mit einem Affen zusammentun kann. Irgendwelche Vorschläge.. ??"

Wenige Tage später die überraschte Feststellung, es gibt Interessenten:

"Ging schneller als gedacht. Sowohl "Affen - in - Not" als auch der Gnadenhof von Christiane Rohn meinten, sie könnten Chita aufnehmen.

Morgen telefoniere ich mit beiden und dann wird sich auf jeden Fall einer ihrer annehmen. Danke euch..."

Es ist zu erahnen, wohin die Äffin ging und so schreibt die Vermittlerin mit dem "Nicknamen" Snowtiger:

"So, Chita ist jetzt Christiane Rohns persönlicher Begleiter... Noch nie habe ich eine derartige Herzlichkeit erfahren wie heute auf dem Argenhof. Ich strand mit der Verwalterin (gemeint ist M. W., die Redaktion) unten am Auto die mir mitteilte, dass Frau Rohn sich ganz herzlich bei mir bedankt und Chita als verspätetes Geburtstagsgeschenk ansieht.

In dem Moment kam sie auch schon zur Tür raus gerannt. Gab mir die Hand und meinte ich hätte ihr soooo eine große Freude gemacht... Aber sie hat sich so über Chita gefreut. Dann haben zwei Helfer erstmal die Hundebox aus dem Auto gewuchtet, da wir nicht wollten, dass das Äffchen draußen entwischt.

Chita durfte sich dann erstmal in der Galerie austoben. Zwischenzeitlich war ein Hund der erst vor zwei Tagen aufgenommen wurde entwischt. Das war vielleicht ein Tumult, zumal die Hündin hyperängstlich war. Christiane und die anderen haben es aber geschafft sie wieder ins Büro zu treiben ...Sie hat direkt drauf bestanden, dass ich nochmal komme und mir Chitas Entwicklung anschaue."

Den Rest ihrer Lobeshymen auf Christiane, ihren Hof und auch auf ihr Buch will ich mir ersparen und auch die Hinweise, wie man sie unterstützen kann. Einen Satz finde ich aber typisch, denn er gilt für alle Besucher:

"Das Areal konnte ich mir auch anschauen, es ist einfach toll."

Warum sollte nicht auch dieses Besucherin des Argenhofes vom "System Rohn" geblendet sein, wenn sie schreibt:

"Die Frau hat es wirklich drauf, man spürt das sofort wenn man sie mit den Tieren sieht... Ich für meinen Teil werde das Projekt mit unterstützen denn wenn mal wirklich Hilfe gebraucht wird bin ich mir sicher ist auch sie da."

Ob die Überbringerin die Geschichte mit dem tobenden Affen in der Galerie tatsächlich so erlebt hat, oder ob ihr das nur erzählt wurde, ist bis heute von ihr nicht öffentlich geklärt worden. denn sie wollte sich dazu nicht mehr äußern, obwohl sie es zugesagt hatte. Mir kommen Zweifel daran.

Immerhin aber schrieb sie, nachdem sie die Beiträge im Forum der "pro Gnadenhof Rohn" Seite gelesen hatte:

" ...ich hab mir jetzt mal die Mühe gemacht und zig Beiträge ausgekramt die in dem pro - Gnadenhof Forum geschrieben wurden, um sie durchzulesen. Auch den Bericht über die Berberaffendame habe ich gefunden und war erstaunt, was dazu gesagt wurde. Die Geschichte an sich ist ja ziemlich mitleideregend, entspricht so nur leider gar nicht den Tatsachen."

Aber es gibt noch eine dritte Version dieses "Schicksals" und so bekam ich eine weitere E-Mail:

" ...hier ist die Affengeschichte. Ich habe sie persönlich miterlebt.

Affe Chimba (vormals Chita)

"Es kam ein Internetaufruf wegen der Platzierung eines Berberaffen, der wegen der Schließung eines Privatzoos abzugeben sei. Alle Tiere seien platziert, nur für den Affen habe man niemanden gefunden.

Christiane Rohn wollte den Affen sofort und unbedingt haben... "snowtiger" die den Internetaufruf gemacht hatte, war sehr erstaunt, so schnell nicht nur einen, sondern gleich zwei potentielle Abnehmer gefunden zu haben: die Institution "Affen in Not" habe sich nämlich auch bei ihr gemeldet...

Weil "Affen in Not" wohl darauf aufmerksam gemacht hatte, dass man für Berberaffen eine spezielle Haltungsgenehmigung brauche und besondere Vorschriften bestünden, fragte "snowtiger" nach, und Christiane Rohn behauptete, die habe sie schon oder werde sie nötigenfalls noch einholen. Sie wollte den Affen keinesfalls der anderen Institution überlassen, sondern sie wollte ihn unbedingt als "Publikumsliebling" für den Gnadenhof haben.

Klaus Sch., Christianes Eltern und auch Sylvia A. waren absolut gegen eine Aufnahme des Affen. Aber Christiane Rohn wollte ihn unbedingt haben und beharrte darauf, ihn als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk ganz für sich privat zu erhalten. Der Affe dürfe, sobald er sich eingewöhnt habe, frei im Haus umherlaufen. Sie setzte sich mit ihrem Wunsch durch bzw. hatte die Aufnahme des Affen ja bereits zusagt.

Diese Übergabe fand wenige Tage später am hellen Nachmittag in Anwesenheit von Zeugen statt.

Bei der Übergabe machte "snowtiger" darauf aufmerksam, dass der Affe ein etwas gerötetes und verschmutztes After habe, und entschuldigte sich dafür, dass sie das erst jetzt, beim Transport bemerkt habe. Der Affe sah ansonsten wohlgenährt aus, sein Fell war keineswegs dreckverkrustet, und er hatte auch kein einziges Ekzem. Er schien handzahm zu sein, war aber aufgrund des Transports und der ungewohnten Umgebung wohl etwas verängstigt und machte Drohgebärden.

Er kam aus der Transportbox im Auto in einen Vogelkäfig, in dem er rund 3 Monate leben musste. Er erhielt keine tierärztliche Behandlung. Der Käfig stand im großen offenen Flur des OG. Ca. Mitte Juni 2005 wurde plötzlich innerhalb nur eines einzigen Tages das heutige Affengehege errichtet. Warum nicht früher, denn das Material war auf dem Gnadenhof bereits vorhanden gewesen, wie damals betont wurde. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

Aber warum wurde das Tier nicht der auf solche Exoten spezialisierten Institution überlassen, die aufgrund ihrer Fachkenntnisse wissen, wie man ihn wieder an Artgenossen gewöhnen kann?"

Das die Äffin eben nicht in der Halle herumtoben konnte, wird auch in dieser E-Mail geklärt, denn es heißt weiter:

" ...damals mit dem Affen in der Auto - Transportbox direkt zum Vogelkäfig gegangen sind, dass Christiane bei "snowtiger" geblieben ist und dass Christiane ihr nur gesagt hat, der Affe könne sich nun erst einmal in der Galerie austoben. Ich habe den Affen zum damaligen Zeitpunkt jedenfalls nur in seiner Box bzw. im Käfig und nicht außerhalb gesehen."

Und auch der Schreiber dieser mail stellte die berechtigte Frage:

"Haben Sie eigentlich mit eigenen Augen gesehen, dass sich die Äffin in der Halle "austoben" durfte, wie Sie im Rotti - Forum berichten? Oder hat man Ihnen dies nur erzählt? Es würde mich deshalb interessieren, weil ich auch hier eine bestimmte Reihenfolge der Abläufe im Kopf habe."

Darauf erhielt er die Antwort:

"Natürlich habe ich nicht gesehen, wie sich die Äffin ausgetobt hat ..."

Da ich ja unterdessen weiß, wer die Äffin auf den Hof gebracht hat, könnte "snowtiger" ja die restlichen Fragen beantworten. Und eine kommt noch dazu, nämlich ob sie noch mal nach dem Affen geschaut hat, denn er lebt ja nur eine Stunde Entfernung weg.

Wer aber glaubt, die Aussage der "Finanzministerin" des Vereines Lebenswürde für Tiere e.V. sei vielleicht doch richtig, nämlich dass Berberaffen durchaus in einem derartig zugigen und viel zu kleinen "Gehege" – besser vielleicht Gefängnis – hausen können, da in ihrer Heimat an winterliche Verhältnisse gewohnt, dem möchte ich die Mindestbedingungen für diese Tiere anhängen. Die wurden aufgestellt vom zuständigen Bundesfachverband.

Zur Haltung von Berberaffen :

Raumbedarf

Gehegehöhe außen 2,5 m, innen 2,0 m

Gehegefläche außen 25 qm, innen 10 qm bei bis zu fünf Tieren;

Für jedes weitere Tier zusätzlich 2 qm außen, 1,5 qm innen.

Klimatische Bedingungen

Berberaffen (Magots) können ganzjährig im Freigehege mit ungeheizten regen und windgeschützten Unterständen gehalten werden.

Gehegeeinrichtung

Klettergelegenheiten, Sichtblenden, Nischen und andere Rückzugsmöglichkeiten bei Haltung von mehr als zwei Tieren. Spiel und Beschäftigungsmöglichkeiten wie Zweige, Stroh, bewegliche Strukturen wie Seile, Ketten etc. in angemessener Höhe.

Sozialgefüge

Haltung paarweise, familienweise, als Harem oder in Horden. Haltung von Junggesellengruppen möglich.

Einzelhaltung verboten !!!

Ernährung

Mindestens zweimal täglich. Futter: vielseitige Obst und Gemüsenahrung, Getreide, ausreichend tierisches Eiweiß, Laubzweige, Maisstrünke etc. als "Spielfutter".

Bei der Bewertung eines Haltungssystems kommt neben dem Raumbedarf seiner Einrichtung eine selbständige Bedeutung zu. Bei ihr sind auch nicht einfach qualifizierbare Faktoren wie die biologisch sinnvolle Anordnung des Inventars und seiner Strukturelemente sowie die Reizspektren von Bedeutung. Sie müssen den gehaltenen Tieren sowohl artgemäße Aktivitäten / Beschäftigungsmöglichkeiten wie Ruheverhalten garantieren.

Die hier gemachten Angaben beziehen sich auf das Gutachten an die Mindestanforderung zur Haltung von Säugetieren !

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, die Erzähler des schönen Märchens von der Berberäffin. Möge sich nun jede/r überlegen, welche die richtige Version ist, denn ich musste mich ja auch für eine entscheiden.

Hartmut Deckert 

Nachtrag am 04.05.2006:
Mal wieder in eigener Sache ... und diesmal geht es um unseren "Affenzirkus"!

Nachtrag am 11.05.2006:
In eigener Sache ... und hier geht es mal wieder um den Argenhof!

Nachtrag am 22.05.2006:
In eigener Sache ... und diesmal geht es um die zahlreicher werdenden Leserbriefe!


Zu diesem Artikel bekamen wir folgende Leserbriefe: