Ausgabe 02/2005
Februar 2005

Der Argenhof

Gesamtansicht des Hofes

www.der-Gnadenhof.de

Mit der Arche Noah kann man ihn zwar noch nicht vergleichen, aber weil Christiane Rohn sich schon selber auf die Bremer Stadtmusikanten bezogen hat - für die reicht es auf dem Argenhof allemal. Immerhin leben auf dem Hof ca. 280 Tiere.

Huhn und Hahn gehören doch auch zu den Bremer Stadtmusikanten?

In der Nähe von Wangen, direkt an der Arge bei Amtzell gelegen, betreibt Christiane Rohn diesen Gnadenhof seit fast 3 Jahren. Freunde von uns, meine Frau und ich waren am 6. Januar dort, um uns den Hof mal in Ruhe anzuschauen. Denn ich kannte ihn zwar schon vom so genannten "Herdenschutzhundetag" Anfang September 2004, aber da war es zu unruhig, zu viele Leute und Frau Rohn hatte kaum Zeit. Das war diesmal anders, denn extra für uns war diese Besichtigung und eine ausführliche Diskussion geplant. Bei dieser Gelegenheit ein herzliches Dankeschön für die freundliche Aufnahme.

Brücke über die Arge

Zur Erinnerung: dort leben neben einer ganzen Reihe von Federvieh, Schafen, Schweinen und Kühen, Pferde und Ponys, ein Kamel, das einen Blick wie die Callas hat, Lamas und Alpakas, sowie die auf einem Hof üblichen Katzen und immer ca. 60 - 80 Hunde. Letztere eigentlich alles Kandidaten zur Einschläferung, da angeblich oder tatsächlich gefährlich.

Callas-Blick im Doppelpack

Der Hof ist ein ehemaliges Gestüt mit rund 15 Hektar Land, etwa 7 Hektar sind genützt, der Rest eine sicher noch benötigte Reserve.

Die Landschaften

Geplant sind auf dem Gelände eine ganze Reihe von Landschaften, z. B. die Erlebniswelt, eine Wasserlandschaft usw. Fertig ist ein Riesengehege, in dem mit Hügeln und eingegrabenen Röhren für Hunde eine richtig tolle "Spielwiese" oder "Erlebniswelt" geschaffen wurde. An diesem Tage war Anubis, ein tauber Kaukase dort und über den später mehr. Landschaften wie diese sind alleine deswegen nötig und für die Hunde toll, weil eine ganze Reihe von ihnen den Argenhof nicht mehr verlassen wird aus sehr unterschiedlichen Gründen. Zum Beispiel eine Gruppe von Wolfshybriden kämen im "richtigen Leben" sicher nicht klar und sie wären für sich selber und ihre Umwelt nicht ungefährlich. Aber auch einige der so genannten "Kampfhunde" sind dort besser aufgehoben, obwohl mit ihnen gearbeitet wird, um "angelernte" und "eingebläute" Aggressionen abzubauen.

in der Höhlenwelt

Harburger Hallen

Es wurde gelegentlich der Vorwurf erhoben, eine der Stall-Hallen sei mit denen in Harburg vergleichbar, nämlich zu viele Hunde eingesperrt in zu engen Verhältnissen. Dieser Vorwurf ist nicht gerechtfertigt, denn es sind zwar eine ganze Reihe von Hunden in dieser Halle und weniger wäre sicher besser, aber dank eines ausgeklügelten Systems von verschiebbaren Gittern und Trennmöglichkeiten werden diese Hunde, soweit möglich, gruppenweise gehalten und können daher dank der Größe, oder besser der Länge der Halle sich sehr frei bewegen.

Die Alternative wäre nur gewesen, weniger aufzunehmen und das hätte den Tod einer ganzen Reihe von Hunden bedeutet. Im Übrigen ist diese Maßnahme kein Alleingang von Christiane Rohn und ihren Mitarbeitern/innen, sondern das ganze wurde mit dem zuständigen Amtstierarzt besprochen, geplant und dann so eingerichtet.

Training, im Hintergrund die große Halle

Selbst als wir die Halle betraten, blieb das übliche Konzert aus, das ich gewohnt bin, wenn man die Zwingeranlage eines Tierheimes betritt. Da diese Ruhe mir auch in allen anderen Gebäuden aufgefallen ist, möchte ich darüber extra etwas schreiben. Allerdings dürfte diese Halle nicht mehr lange in diesem Zustand bleiben, denn für 2005 ist eine Alternative geplant.

Das neue Hundehaus

Bereits von den Behörden und der Gemeinde genehmigt, soll im April 2005 mit dem Bau des neuen Hundehauses begonnen werden, eine Baumaßnahme von ca. 130.000.- Euro, obwohl das Geld noch nicht ganz beisammen ist. Dieses Haus wir deswegen interessant und sehr hundegerecht, weil es je nach Bedarf verschiebbare Wände bekommt, damit auch in einem Gebäude eine Gruppenhaltung von Hunden möglich ist. Darauf bin ich sehr gespannt und werde es mir ansehen, denn etwas vergleichbares kenne ich bisher nicht.

Wer also ein paar Euro übrig hat, sollte sie für diesen Bau spenden, den Hunden zuliebe. Und weil er damit ein neuartiges und besonderes Projekt unterstützt.

Die Mitarbeiter

eine schöne "Schweinerei"

Christiane Rohn beschäftigt derzeit 18 feste Mitarbeiter und eine ganze Reihe von "Ehrenamtlichen". Damit bekommen die Tiere wesentlich mehr Kontakte mit Menschen, als dies in einem Tierheim machbar und üblich ist. Obwohl dadurch natürlich enorme Kosten entstehen, meint Christiane Rohn, das sei deshalb nötig, weil sie ohne so viele Mitarbeiter nicht diese Arbeit leisten kann, die mit Tieren aus derart extrem schlechter Haltung nötig ist. Beginnend mit der Instandhaltung der Gebäude, der täglichen Fütterung und Ausputzen der Ställe und Zwinger bis eben zu der Beschäftigung und "Therapie" der Tiere.

Mit einer der Mitarbeiterinnen habe ich mich unterhalten, nämlich mit Silvia. Tierpflegerinnen dieses Kalibers findet man auch nicht alle Tage, denn sie lebt eigentlich nur für den Argenhof und seine Bewohner, so mein Eindruck. Und dabei hat sie eine ganze Reihe guter Ideen. Eine davon war die schon beschriebene Einteilung der Halle in mehrere Bereiche, damit die Hunde mehr Freiräume bekommen.

Und lustig fand ich ihre Geschichte über den tauben Anubis. Immer wenn sie an ihm vorbei geht, spricht sie mit ihm, obwohl er sie nicht hören kann. Liegt etwas wichtiges an, wird sich eben mit Zeichen verständigt. Silvia meint, hören könne er sie zwar nicht, aber er sei ja nicht blind und so sehe er sicher ihre Mimik und die sich bewegenden Lippen, was ihm sicher auch gefalle.

Eine ganze Menge Hundeverstand hat sie auch, denn was sie mir über ihren sehr schwierigen Kangal erzählt hat, zeugt davon und sie hat die nötige Ruhe, die auf diesem Hof mit so vielen Tieren nötig ist.

Die "Philosophie"

Eigentlich muss man, um diese Philosophie zu begreifen, das Buch von Christiane Rohn lesen. Darüber am Ende mehr. Mir ist aufgefallen, dass hier nach dem Motto "Vertrauen" gearbeitet wird. Das heißt, das all die dümmlichen Ratschläge einer ganzen Reihe von Trainern und so genannten Therapeuten auf dem Argenhof außen vor bleiben. Jedes Tier ist individuell und daher verschieden und es wird mit jedem unterschiedlich gearbeitet. Daher kommt sicher diese Ruhe, die nicht nur mir aufgefallen ist. Als Beispiel will ich schreiben, dass eine ganze Reihe von Pferden und Ponys trotz des schlechten Wetters draußen waren. Lockte man sie, trabten sie gelassen an die Umzäunung und ließen sich ruhig stehend anfassen. Bei vielen Pferden ist das anders, sie kommen zwar neugierig, gehen aber wieder genauso schnell, weil offensichtlich das Vertrauen fehlt.

Zu dieser Philosophie gehören aber auch die vielen Kleinigkeiten, die eine artgerechte Haltung erst möglich machen. Ein Beispiel soll das verdeutlichen. Viele der Ponys und Pferde leben in einer Gruppe oder Herde. Diese Haltung erfolgt in einer Offenstallhaltung. Die Tiere bestimmen also selber, wo sie sich aufhalten. Damit der "Wohlfühlfaktor" aber noch besser wird, ist diese offene Haltung bereichsweise unterteilt, d.h., von einem weichen Naturboden bis zu einem harten Steinboden ist alles vorhanden, was für Beine und Hufe der Tiere nötig ist.

und wo ist unsere Möhre?

Anubis

Er ist ein tauber Kaukase und kam ca. Ostern 2004 auf den Argenhof, zusammen mit 4 anderen Hirtenhunden. Seine Geschichte ist eigentlich bekannt, denn diese Gruppe von Hunden stammt aus einer Beschlagnahmung. Völlig unterernährt, mit Bisswunden übersät wurden sie von Christiane Rohn übernommen. Unterdessen sind sie körperlich wiederhergestellt und ihr Verhalten hat sich sehr verbessert. Christiane Rohn meint, sie könne die Hunde langsam vermitteln. Ein Anfang ist gemacht, Anubis wird den Hof verlassen, denn er hat eine neue Besitzerin.

Baghir, ein Centralasiate, wird bei Christiane Rohn bleiben. Sein Verhalten hat mir an diesem 6. Januar gut gefallen. Denn noch im September wollte er jedem und allen an den Kragen, unterdessen akzeptiert er einige Mitarbeiter/innen des Hofes und geht mit diesen auch spazieren.

Zusammenfassung

Hofgebäude

Auch wenn Christiane Rohn meinte, der Nachmittag sei nicht so toll gewesen, alles grau in grau, schmuddelig und kalt das Wetter und alles ungemütlich, uns hat dieser Nachmittag sehr gut gefallen. Denn der Hof und seine Lage sind ein Glücksfall für die Tiere. Ausreichend Gelände ist vorhanden und die bisherigen Baumaßnahmen sind sehr artgerecht.

Außerdem geben sich alle Mitarbeiter/innen große Mühe, daher möchte ich alle loben für die Sauberkeit und Ordnung auf dem gesamten Gelände und für ihre "Arbeit" mit den unterschiedlichen Tieren.

Wie zahlreiche andere private Tierschutzprojekte bekommt auch der Gnadenhof keine öffentlichen Mittel. Begründet wird dies immer damit, das ja in der Region oder Gemeinde bereits ein Tierheim vorhanden ist. Das auch diese Tierheime äußerst spärliche Mittel bekommen, verschweigt die Politik. Und noch etwas bedenken diese Lokalpolitiker nicht, wenn ein Tierheim diese angeblichen und tatsächlichen gefährlichen Hunde nicht aufnimmt, oder nicht aufnehmen darf, bleiben nur Einrichtungen wie der Gnadenhof, oder die Tierärzte bekommen einen Haufen Mehrarbeit, die dann in sinnlosem Töten besteht.

galoppierende Fohlenherde

Außerdem sind die wenigsten Tierheime auf die Aufnahme von z. B. Kamelen oder derart vieler Pferde vorbereitet. Daher sollte, wer A sagt, auch B sagen und das heißt dann, Tierschutz in der Lokalzeitung ist ja schön und gut und ein Amtstierarzt, der Tiere beschlagnahmt, sicher auch. Aber anschließend muss man sich um die Einrichtungen auch kümmern, die diese Tiere aufnehmen.

Daher ist der Gnadenhof auf Spenden, Patenschaften und Mitgliedschaften im Verein angewiesen. Man soll ja immer mit gutem Beispiel voran gehen, daher wollen wir ab dem Jahr 2005 Mitglied werden. Denn wir denken, den Finanzplanern in einem Verein ist am meisten geholfen, wenn sie am Jahresanfang wissen, wieviel Geld sie ganz sicher in der Kasse haben.

Wenn dann das neue Hundehaus fertig ist, werden meine Frau und ich uns einen ganz kleinen Anteil davon aussuchen, der dann uns gehört.

Unterstand

Aber es gibt noch eine Möglichkeit, den Gnadenhof zu fördern und zu unterstützen. Seit Mitte November ist das Buch von Christiane Rohn erhältlich. Wir werden eine Buchbesprechung schreiben. Eines sei aber schon verraten, es lohnt sich, dieses Buch zu lesen und zwar nicht nur für Hundehalter, sondern auch solche, die es werden wollen. Bisher habe ich wenige Bücher über Hunde oder Tiere gelesen, die mich so gefesselt haben. Und das liegt an der Qualität und den genau zum Text passenden Fotos.

Mit diesem Buch ist dann allen geholfen, den Tieren des Gnadenhofes und den Lesern/innen.

P.S.: Am besten wäre es natürlich, das Buch direkt bei Christiane Rohn zu bestellen, denn dann bekommt der Großhandel weniger und der Argenhof mehr vom Gewinn.

Die Telefon-Nummer, um zu bestellen, lautet: 07522 - 7079670 oder man geht ins Internet auf die HP des Vereines.

Hartmut Deckert

Christiane Rohn mit ihren Schützlingen

Wer weitere Informationen haben, oder eine Spende an den Gnadenhof überweisen möchte, hier noch mal die Adresse:

Gnadenhof "Lebenswürde für Tiere e. V."

Argenhof, D-88279 Amtzell

Tel. 07522/7079670, Fax 07522/7079677,

www.der-gnadenhof.de

Spendenkonto: Kreissparkasse Ravensburg, BLZ 650 501 10, Konto 137 241

Das kleine "Untier" vor dem Kamel ist Sien, Christiane Rohns Hündin


Nachtrag:

Aus gegebenem Anlaß möchte ich darauf hinweisen, dass die in dem vorliegenden Artikel geschilderten Gegebenheiten auf dem Gnadenhof "Lebenswürde für Tiere e. V." (Argenhof) nach meinem damaligem Erlebnis- und Wissensstand im Februar 2005 von mir veröffentlicht wurden. Aufgrund aktueller Ereignisse, nachzulesen u. a. unter "In eigener Sache" vom 19.01.2006, 10.02.2006 und Blättle-Ausgaben Februar 2006, März 2006 und Mai 2006 distanziere ich mich von meinen Äußerungen aus dem Februar 2005, die aufgrund von Vortäuschung falscher Tatsachen seitens des Gnadenhofes entstanden sind. Wir werden diesen Artikel trotzdem nicht löschen, sondern zu gegebener Zeit einen objektiven Bericht über den Ausgang der laufenden Verfahren in Bezug auf Spendengeldbetrug und tierschutzwidriger Unterbringung von anvertrauten Tieren schreiben.

Hartmut Deckert

eingetragen: 06.03.2006
ergänzt: 03.06.2006


Zu diesem Artikel bekamen wir folgende Leserbriefe: